Koordinative Fähigkeiten haben für die neueren Lehr- und Lernprozesse im Sportsegeln eine große Bedeutung. Deshalb sind die koordinativen Fähigkeiten ab dem frühen Kindesalter und in den darauf folgenden Lernphasen systematisch und zielstrebig auszubilden.
Im weiteren Verlauf dieser Arbeit wird zunächst versucht, den Begriff ‚Koordinative Fähigkeit(en)’ allgemein zu definieren und koordinative Fähigkeiten vorzustellen. In diesem Zusammenhang soll der Frage nach den koordinativen Fähigkeiten, die für den Regattaerfolg entscheidend sind, nachgegangen werden. Des Weiteren wird ihre Zuordnung zu Bewegungsabläufen beim Segeln dargestellt und die verschiedenen Trainingsetappen im Lehr- und Lernprozess aufgezeigt.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Koordinative Fähigkeit(en)
3 Bewegungsstruktur
3.1 Beschreibung typischer Bewegungsabläufe im Boot
3.2 Beschreibung der für das Sportsegeln wichtigen koordi- nativen Fähigkeiten und ihre Zuordnung zu den Bewe- gungsabläufen
4 Entwicklung koordinativer Fähigkeiten
5 Zusammenfassung
6 Literaturverzeichnis
1 Einleitung
Denken wir ans Segeln fallen uns in erster Linie Bilder von schnittigen Yachten ein, die mit ihren weißen Segeln elegant durchs blaue Wasser gleiten. Doch der Weg des Menschen vom Einbaum zum ersten Plankenboot über majestätische Großsegler bis in die Gegenwart zu rasend schnellen Hightech-Yachten dauerte einige Jahrtausende. Wurden bis ins 19. Jahrhundert Segelschiffe ausschließlich für den Handel genutzt, entwickelte sich durch die allmähliche Verbesserung des Materials der Segelsport. Mit immer leichteren, schnelleren und wendigeren Designs wurden Segelschiffe schließlich in verschiedene Typen eingeteilt. Und durch die Mischung von besserem Material und immer komplizierter werdender Technik wurde der Segelsport perfektioniert, wie vor allem große Regatten, wie der America’s Cup, das Volvo Ocean Race und viele andere Regatten deutlich machen.
Die segelsportliche Leistung (Regattaleistung) wird vor allem durch die Faktoren Bootsmaterialqualität, Konstitution, Kondition, Koordination und Taktik bestimmt (vgl. Meyer, 1980, S. 262). Die vorliegende Arbeit befasst sich hauptsächlich mit dem Bereich der Koordination im Segelsport, wobei die Thematik ‚Schulung’ bzw. ‚Verbesserung’ der koordinativen Fähigkeiten im Vordergrund stehen soll.
Das moderne Sportsegeln zeichnet sich durch eine perfekte Boots- und Körperbeherrschung bei unterschiedlichsten Wetterlagen aus, wodurch das Erlernen der Bewegungsgeschicklichkeit und der Bootsbeherrschung im Training immer mehr an Bedeutung gewinnt.
Die vorgenommene Literaturanalyse verdeutlicht, dass die Forschung im Segelsport vor allem von der naturwissenschaftlich-technischen Seite begleitet wurde. Das Interesse am Sportler stand lange Zeit im Schatten der Material-entwicklung (vgl. Philipp, 1998, S. 13). Nur in wenigen Fällen befassen sich wissenschaftliche Arbeiten mit dem Rennsegeln aus sportmedizinischer Sicht; das schwierige Problem der koordinativen Fähigkeiten hingegen wurde ansatz-weise nur von wenigen Autoren bearbeitet und diskutiert.
Durch den Erfolg der Materialforschung, die heute mit ihrem hohen Niveau an Entwicklungsgrenzen, zumindest innerhalb der technischen Vorschriften der jeweiligen Bootsklasse, gestoßen ist, wird ermöglicht, dass man sich nun dem Segler und dessen körperliche Leistungsfähigkeit zuwendet.
Nur wer sich früh genug entsprechende Grundlagen angeeignet hat und über ein gut ausgebildetes Koordinationsvermögen verfügt, kann auch ent-prechende Höchstleistungen im sportlichen Wettkampf vollbringen. Ziel eines Seglers sollte sein, Körper und Boot so zu beherrschen, dass er in den verschiedenartigen und sich schnell ändernden Wettkampfsituationen, die auf einen Segler während einer Regatta zukommen, entsprechend reagieren kann (vgl. Meyer, 1980, S. 268). So gehören beispielsweise schnelle Manöver, das Beobachten der Wetterlage und Gegner, das Manövrieren des Bootes auf engstem Raum und das Befreien aus der Windabdeckung eines Gegners zu den charakteristischen Wettkampfsituationen im Segelsport.
Koordinative Fähigkeiten haben für die neueren Lehr- und Lernprozesse im Sportsegeln eine große Bedeutung. Deshalb sind die koordinativen Fähigkeiten ab dem frühen Kindesalter und in den darauf folgenden Lernphasen syste-matisch und zielstrebig auszubilden.
Im weiteren Verlauf dieser Arbeit wird zunächst versucht, den Begriff ‚Koordinative Fähigkeit(en)’ allgemein zu definieren und koordinative Fähig-keiten vorzustellen. In diesem Zusammenhang soll der Frage nach den koordi-nativen Fähigkeiten, die für den Regattaerfolg entscheidend sind, nachge-gangen werden. Des Weiteren wird ihre Zuordnung zu Bewegungsabläufen beim Segeln dargestellt und die verschiedenen Trainingsetappen im Lehr- und Lernprozess aufgezeigt.
2 Koordinative Fähigkeit(en) – eine Begriffsbestimmung
„Koordinative Fähigkeiten sind relativ verfestigte und generalisierte Verlaufs-qualitäten der Steuer- und Regelprozesse der Arbeits-, Lern-, Spiel- oder Bewegungstätigkeit. Sie stellen Leistungsvoraussetzungen für die Bewältigung dominant koordinativer Anforderungen dar. Koordinative Fähigkeiten äußern sich im Grad der Schnelligkeit und in der Qualität des Erlernens, der Vervoll-kommnung und Stabilisierung von Bewegungsfertigkeiten[1] sowie in ihrer situations- und bedingungsadäquaten Anwendung, aber auch in der Höhe des Ausnutzungsgrades konditioneller Potenzen. Sie sind nicht nur Voraus-setzungen für sportliche Tätigkeiten, sondern auch ihr Ergebnis. Das heißt, sie entwickeln sich nur in der Tätigkeit“ (Meinel/ Schnabel, 2004, S. 229).
Die Bewegungssteuerung sportlicher Tätigkeiten ist durch folgende Merkmale charakterisierbar, die ihren Ausdruck in bestimmten koordinativen Fähigkeiten finden:
Differenzierungsfähigkeit – Ausführung der Gesamt- und der Teilbewegungen mit hoher Präzision und Abstimmung,
Kopplungsfähigkeit – zweckmäßige Koordination von Teilkörperbewegungen oder von Einzelbewegungen,
Reaktionsfähigkeit – zweckmäßige motorische Reaktion auf ein bestimmtes äußeres Signal,
Orientierungsfähigkeit – Positionsveränderung des gesamten Körpers (von Körperteilen) zu der ihn umgebenden Umwelt,
Gleichgewichtsfähigkeit – Erhaltung des Gleichgewichts des sich bewegenden Körpers nach großräumigen bzw. schnellen Lageveränderungen sowie Wiedergewinnung des Gleichgewichts,
Umstellungsfähigkeit – Anpassen oder Umstellen auf plötzlich auftretende Situationsveränderungen,
Rhythmisierungsfähigkeit – Abstimmung der Bewegung auf einen bestimmten Rhythmus, der akustisch oder auch visuell vorgegeben ist (vgl. Meinel/ Schnabel, 2004, S. 210-219).
Diese koordinativen Fähigkeiten bestimmen die Qualität der Bewegung und Technik eines jeden Sportlers. Ihr Ausprägungsgrad charakterisiert inwieweit ein Sportler geschickt, flüssig, sicher, präzise und dynamisch in seiner Sportart versiert ist. Gleichzeitig bilden sie die Basis für das Erlernen, Verfeinern, Stabilisieren, Automatisieren und die variable Verfügbarkeit der sportartspezi-fischen Techniken und Taktiken, so dass im Nachhinein auch die konditionellen Fähigkeiten ökonomisch ausgenutzt werden können. Für die erfolgreiche Ausübung bestimmter Klassen der Bewegungstätigkeit, wie z.B. einzelner Sportarten oder -gruppen, bedarf es der Ausbildung spezifischer Aspekte dieser Fähigkeiten.
3 Bewegungsstruktur
Um die Qualität einer Bewegung beschreiben zu können, bedarf es bestimmter Beobachtungsinstrumentarien. Bei der Betrachtung sportlicher Bewegungen hinsichtlich ihres Aufbaus, wird man feststellen, dass sie sich in einzelne Ab-schnitte untergliedern lassen.
Sportliche Handlungsvollzüge weisen eine dreiphasige Grundstruktur auf. Die Grundelemente werden als Vorbereitungs-, Haupt- und Endphase bezeichnet (vgl. Meinel/ Schnabel, 2004, S. 77-83).
Die genaue Kenntnis der Bewegungsstruktur ist für die Herausbildung richtiger Bewegungsvorstellungen mit dem Ziel sporttechnischer Vervollkommnung und sportlicher Höchstleistung von Bedeutung (vgl. Philipp, 1998, S. 28). Nahezu alle Formen der Bewegungen im Boot können als azyklische Bewegungen[2] charakterisiert werden. Im weiteren Verlauf soll am Beispiel eines Manövers (Wende) und einer Bewegungskombination aus mehreren fahrttechnischen Handlungen (Auf einem Bug segeln) die Struktur dieser Bewegungshandlungen in einer Segeljolle beschrieben werden.
[...]
[1] „Spezifische, relativ gefestigte koordinative Leistungsvoraussetzung zur motorischen Reali-sierung einer Handlung oder Teilhandlung ohne bewusste Steuerung und Regelung, d.h. scheinbar automatisch. Sie muss in der Regel in einem längeren Lern- bzw. Übungsprozess erworben werden“ (Meinel/ Schnabel, 2004, S. 149).
[2] Bewegungen, die in einer einmaligen Aktion, auf der Grundlage eines einmaligen dreiphasigen Aktes, zur Lösung der Bewegungsaufgabe führen (vgl. Meinel/ Schnabel, 2004, S. 83)
- Citation du texte
- André Lach (Auteur), 2006, Schulung koordinativer Fähigkeiten unter den Bedingungen des Sportsegelns, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/124349
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