Da es sich bei dem Thema Aborigines um einen äußerst komplexen Gegenstand handelt, muss für den Einsatz im Unterricht inhaltlich eine rigide Reduktion erfolgen. Verzichtet werden muss daher bspw. auf eine vollständigere Darstellung der Siedlungsgeschichte und den genauen aktuellen Regelungen zu heutigen Landrechtsverfahren. Um folgende Unterrichtsinhalte nicht vorwegzunehmen und diese Stunde nicht zusätzlich zu überfrachten wird auch auf eine ausführliche Beschäftigung mit kulturellen Besonderheiten, wie dem Konzept der Traumzeit inhaltlich nicht weiter eingegangen. Zur Textgestaltung wurden lediglich die wichtigsten Daten und Fakten ausgewählt, die den Schülerinnen und Schülern einen Einblick in die Kultur und Geschichte der Aborigines geben und ihnen die mit ihnen verbundene Problematik verständlich werden lassen, ohne sie dabei jedoch mit zu vielen Informationen zu überfordern. Das Text- und Bildmaterial wurde dementsprechend so zusammengestellt, dass es die Schülerinnen und Schüler informiert, anspricht und motiviert.
Aus der Konzeption der Unterrichtseinheit sowie dem Stundeneinstig und einzelnen Textstellen (besonders Text 2) wird deutlich, dass das Thema Aborigines jedoch nicht nur auf der Sachebene an die Schüler herangetragen wird. Entsprechend den Anforderungen an den modernen Fremdsprachenunterricht, an Stelle landeskundlichen Lernens das „interkulturellen Lernens“ zu realisieren, wurde das Thema Aborigines bereits auf affektiver und sozialkundlicher Ebene eingeführt. Auch im ersten Text erfolgte der Hinweis auf die „stolen generation“ sowie die Auswirkungen, die die Besiedlung der Weißen auf die Aborigines hatte, wird die Schülerinnen und Schüler auf der Gefühlsebene ansprechen. Innerhalb dieser Stunde soll es jedoch vor allem darum gehen, die bereits erarbeiteten Kenntnisse zu konkretisieren und inhaltlich zu ergänzen. Die Arbeitsbögen wurden entsprechend der drei für diese Stunde ausgewählten thematisierten Teilbereiche (Aborigines – The First Australians, Culture Clash - The White Settlers, Aborigines - Today) aufgeteilt und gestaltet.
Aufbau der Unterrichtseinheit „Australia“
1. Std: Introducing Australia, an imaginary journey
Listening, speaking. Vocabulary, Landeskunde. SuS sammeln Vorwissen (cluster), hören Informationen aus einem Text, werden auf emotionaler, anschließend kognitiver Ebene in das Thema eingeführt und tauschen ihre Eindrücke untereinander aus.
2./3. Std: I want to be an Au Pair! Making a map
Reading, writing, speaking/arguing (Dialoge). Landeskunde, vocabulary. SuS erarbeiten sich in Gruppen Informationen zu Australien, präsentieren diese und argumentieren auf der Basis ihres erarbeiteten Wissens für einen Auslandsaufenthalt in Australien.
4. Std.: Meet some Aussies (and translate some “Strine”)
Listening reading, speaking. Landeskunde, grammar (indirect speech). Einführend erfolgt eine kurze Hörverständnisübung zu typischen australischen Ausdrucksarten. SuS lesen anschließend über unterschiedliche australische Jugendliche, machen Notizen und stellen sich diese in Partnerarbeit vor.
5./6. Std.: Travelling around Australia with a working holiday visa
(Kurze Leistungsüberprüfung vorab). Listening, reading, speaking. Landeskunde, vocabulary. (1) Gemeinsame Erarbeitung eines authentischen Textes (application form of Australian embassy). (2) anschließend Stationenlernen mit den Möglichkeiten: a) booking a room, b) applying for a holiday job, c) planning a tour through Australia.
7. Std.: Working on an outback farm – meeting some Aborigines
Reading, speaking/discussion (Rollenspiele in Gruppenarbeit). Landeskunde, vocabulary. SuS entnehmen lesend Informationen aus einem Text, tauschen diese aus und werden zu dem Konflikt zwischen Aborigines und den weißen Siedlern hingeführt und sensibilisiert.
8./9. Std.: Song: “Beds are Burning” by Midnight Oil
Listening, speaking/discussing. Landeskunde, vocabulary. SuS erschließen sich den Text eines australischen Songs (Textstreifen und Lückentext), erarbeiten sich Inhalt und Bedeutung in Gruppen und entscheiden über aktive Gestaltungsmöglichkeiten des Songs.
10. Std.: Aborigines – facts about their culture and history
Reading, speaking. Landeskunde. SuS erarbeiten sich in drei Gruppen landeskundliche Fakten zum Thema Aborigines (Kultur und Geschichte), tauschen diese aus und führen am Ende einen Quiz durch.
*[1] 11. Std. “The Stolen Generation”. Ausschnitte aus dem Film „Rabbit Proof Fence“
Reading, listening/watching, speaking (Dialoge). SuS stellen anlässlich eines Bildes Vermutungen zum Inhalt an, lesen einen einführenden Text, sehen eine Filmsequenz teilweise ohne Ton, vertonen diese in PA und führen ihre Dialoge im Plenum vor.
12. Song: “Tribal Voice”, by Yothu Yindi
Listening, writing, reading. Landeskunde, vocabulary, grammar (will- und going-to future). SuS erschließen sich den Text eines australischen Songs (prediction und Lückentext), verfassen darauf basierend in PA Briefe (protest letter to the state secretary) und verlesen und beantworten sich diese gegenseitig.
12./13. Std. Dreamtime stories
Reading, speaking, writing. SuS lesen eine authentische Traumzeitgeschichte, erarbeiten sich Merkmale und Bedeutungsträger und verfassen eigene Geschichten. (Diese werden später entsprechend künstlerisch gestaltet und in einem Buch zusammengefasst).
14. – 16. Std. Come in, Sheila (story reading and summary)
Reading/listening, speaking and writing. Landeskunde, vocabulary, grammar (indirect speech). SuS schulen ihr Lese- und Hörverstehen, wiederholen und festigen Vokabular und landeskundl. Wissen, indem sie sich die Geschichte „Come in, Sheila“ in EA hörend und lesend erarbeiten und mündlich problembezogen (PA, GA) aufarbeiten.
17./18. Std. Reviewing Australia
(Kurze Leistungsüberprüfung vorab) Stationenlernen mit Übungen zu a) Lexik, b) Grammatik (indirect speech, tenses) und c) landeskundl. Inhalten zum Thema Australia.
19./20. Std. Auswertung der Stationen und Übung für die Klassenarbeit
Gemeinsame Wiederholung der erarbeiteten Inhalte, Quiz und Probetest, Fragestunde.
20./21. Std. Klassenarbeit
Durchführung und Auswertung, gemeinsame Korrektur.
im Anschluss (je nach nach Möglichkeit/Absprache mit Kurs und Klassenlehrer/in): Exkursion ins Kino („Rabbit Proof Fence“) bzw. Vortrag in der Urania (Slideshow auf Englisch) oder Museumsbesuch (Völkerkunde).
Landeskundliches Hintergrundwissen
Australien ist geographisch gesehen der kleinste, flachste und gleichzeitig älteste Kontinent der Erde, zugleich ist er der Einzige, der nur ein Land umfasst. Australien gliedert sich in sechs Staaten (Queensland, New South Wales, Victoria, Tasmania, South Australia, Western Australia ) und zwei Territorien (Northern und Capital Territory ). Die Besiedlung erfolgte aufgrund klimatischer Bedingungen zum größten Teil in den Küstengebieten. Staatssprache in Australien ist Englisch. Australien gilt nach wie vor als freundliches Einwanderungsland. Im Jahre 1997 betrug die Gesamtbevölkerung Australiens 18,5 Millionen, wovon siebzig Prozent in den zehn größten Städten nahe der Küste leben. 1996 betrug die Zahl der in Australien lebenden Aborigines 386,000; dies macht 2,1 % der Gesamtbevölkerung aus.
Die Aborigines, vormals auch Schwarzaustralier genannt, erreichten vor geschätzt 60.000 Jahren den damals noch zusammenhängenden Kontinent Sahul (Australien, Neuguinea und Tasmanien). Sie emigrierten aus Asien und bildeten viele verschiedene Stämme, die ungefähr zweihundert unterschiedliche Sprachen entwickelten. Den Namen Aborigines (aus dem lat. abgeleitet, bedeutet in etwa: „von Anfang an“) erhielten diese Völker von den seit 1770 ankommenden weißen Einwanderern. Sie selbst bezeichnen sich als „Koori“. Eine andere Bevölkerungsgruppe, die Torre Strait Isländers erreichten vor geschätzt 10.000 Jahren den Kontinent. Sie waren jedoch im Gegensatz zu den Aborigines sesshaft und handelten mit Fisch und landwirtschaftlichen Erzeugnissen. Aborigines dagegen waren nomadische Jäger und Sammler, die zu den unterschiedliche Jahreszeiten von einem Ort zum nächsten zogen, um sich zu ernähren. Diese Wege werden als „ walkabout “ bezeichnet. Die Behausungen der Aborigines waren stets nur für eine begrenzte Zeit errichtet und bestanden häufig aus Rindenhütten oder Höhlen. Kennzeichnend für die Kultur der Aborigines ist die schicksalshafte, enge Verbindung zwischen Menschen und den einzelnen belebten Objekten der belebten und unbelebten Natur. Eine Reihe von Vorschriften regelt das Verhalten des Einzelnen und der Gruppe gegenüber den Totems, in denen sich die Ahnen präsentieren. Als ein für das Weltbild offensichtlich grundlegender Begriff taucht immer wieder die „Traumzeit“ auf. Nach Supp ist „ Dreaming “[2] die mehr schlechte als rechte Übersetzung für alles, was mit der Mythologoie der Aborigines zu tun hat. Es ist ein „Sammeletikett“[3], das sowohl die Schöpfungszeit und die Zeit der Heroen umfasst, als auch losgelöst von der Zeit Riten, Zeremonien und sakrale Plätze beschreibt. Aborigines haben enge Familienbande und können ihre Vorfahren viele Generationen zurückverfolgen. Noch heute zeichnen sie sich durch ein großes Verantwortungsgefühl gegenüber sehr fernen Verwandten, wie etwa Cousins bzw. Cousinen dritten oder vierten Grades aus. Mit der Traumzeit eng verbunden ist die Beziehung zur belebten und unbelebten Natur. Die Landschaft ist das Werk der Ahnen; bestimmte Plätze und Wege sind heilig („ sacred sites “), wie etwa „Ayers Rock“ bzw. „Uluru“ und dürfen nur von eingeweihten Personen betreten werden. Von ihrem Territorium vertriebene Aborigines können die an den heiligen Plätzen vorgeschriebenen Rituale nicht mehr ausüben. Sie verlieren dadurch neben ihrer Heimat auch die Verbindung zu ihren Ahnen. Konflikte mit den weißen Eindringlingen, deren Rechtsempfinden aus heutiger Sicht nicht akzeptabel erscheint, waren unvermeidbar.
Bis zur britischen Landnahme im späten 18. Jahrhundert lebten die seminomadischen Jäger- und Sammlerkulturen ungestört. Im Jahre 1788 wurde die australische Ostküste nach der Entdeckung durch Captain James Cook im Jahre 1770 für Großbritannien zu einem Ort für den Aufbau von Sträflingskolonien. Im Jahre 1788 landete die erste Flotte mit etwa eintausend Sträflingen. Zwischen der Ankunft der ersten Flotte im Jahre 1788 und dem letzten Transport im Jahre 1868 wurden mehr als 160.000 britische Sträflinge auf den Kontinent gebracht. 1793 erreichten auch die ersten freien Kolonisten Sydney. Es kam zu blutigen Konfrontationen zwischen Siedlern und Ureinwohnern. Massaker, planmäßige Vernichtungszüge und eingeschleppte Krankheiten verursachten eine grausame Ausrottung der Urbevölkerung Australiens, deren Zahl sich im Verlauf des 19. Jahrhunderts von vermutlich 750.000 auf 60.000 reduzierte; in Tasmanien wurden die Ureinwohner bis 1876 völlig ausgerottet. Im neunzehnten Jahrhundert wurde das Innere Australiens erforscht und die Ureinwohner von den Siedlern in unfruchtbare Gebiete abgedrängt, wo sie zum Teil Hunger und Seuchen erlagen. Nach der Zeit der Massaker folgte die Phase der Rassentrennung, in der die Überlebenden in Reservate und Missionsstationen umgesiedelt wurden.
Nach dem zweiten Weltkrieg formulierte die australische Regierung eine neue Politik: die Assimilationspolitik, die die vollständige Anpassung der Aborigines an die Lebensweisen der weißen Bevölkerung zum Ziel hatte; indigene Kulturen und Gesellschaftsformen sollten zerstört werden. Die schwarzen Kinder wurden ihren Familien gewaltsam entrissen und unter die weiße Bevölkerung gemischt. Viele Kinder wuchsen in staatlichen Heimen, Missionsstationen und einige bei Pflege- oder Adoptiveltern auf. Aborigines nennen diese Kinder die Lost oder auch Stolen Generation . Nach der Assimilationspolitik folgte die in den 1970er und 1980er Jahren formulierte Integrationspolitik. Im Gegensatz zur Assimilationspolitik erkannte die Integrationspolitik die Identität und eigenständige Kultur der Aborigines an; die Aborigines hatten die Wahl, in welcher Weise sie sich der weißen Lebensweise anpassen wollten. Im Jahre 1967 gab es eine Verfassungsänderung, die zum einen die Bundesregierung berechtigte, speziell Aborigines betreffende Gesetze zu erlassen und zum anderen die Aborigines zu Staatsbürgern machte. Neben den Fragen der Gleichberechtigung, vor allem der Forderung nach gerechtem Lohn wurde seit den 1960er Jahren die Frage nach dem Landrecht der Aborigines diskutiert. Als erster Bundesstaat garantierte schließlich Südaustralien durch ein 1970 erlassenes Gesetz den Aborigines Landbesitz. Nach und nach wurden auch in anderen Bundesländern entsprechende Gesetze verabschiedet.
Viele Aborigines und Torre Strait Islanders leben heutzutage in modernen Großstädten, während einige nach wie vor ein traditionelles Leben zu führen versuchen. Die ursprüngliche Kultur der australischen Eingeborenen gilt jedoch als „fast verschwunden“[4]. Eine Rückkehr zu traditionellen Lebensweisen kann nur für einen kleinen Teil der Aborigines (eg. Outstation -Bewegung) in Frage kommen. Die Mehrheit lebt in unmittelbaren räumlichen Kontakt mit – oder häufiger am Rande – der Weißen und hat den Bezug zur ursprünglichen Kultur verloren. Die meistern Aborigines gehören innerhalb der modernen Gesellschaft der sozialen Unterschicht an, nur wenige üben Berufe mit höheren Qualifikationen aus. Während der letzten zwanzig Jahre ist das Interesse der weißen Bevölkerung an der Kultur, besonders der Musik und Kunst der Aborigines stark angestiegen. und es entwickelte sich zunehmend das Bewusstsein von Verantwortung für das Schicksal der Minderheit, wie auch die Einführung des „National Sorry Day“, im Jahre 1998 zeigt. Die Aborigines zählen jedoch heute noch zu der am meisten benachteiligten Bevölkerungsgruppe Australiens.
Die zu Beginn und evtl. auch zum Ende der Stunde verwendeten Liedausschnitte stammen aus dem Song „Beds Are Burning“ der erfolgreichen australischen Rockgruppe Midnight Oil. Der Song erinnert an die Mitverantwortung eines jeden Australiers für die gesellschaftlichen Missstände der im Outback (einst und vielfach noch) lebenden Bevölkerung der Aborigines. Der Refrain How can we dance when our world is turning?/ How do we sleep when our beds are burning? stellt die Frage nach der Verantwortlichkeit des Individuums.
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[1] je nach Verfügbarkeit der Videokassette wird die Filmsequenz an dieser Stelle eingesetzt, andernfalls wird diese Std. nach hinten gestellt oder in anderer Form mit einem Ausflug ins Kino verbunden.
[2] Lommel, A. in: Schröder, Peter. Australiens Aborigines – Australiens Vergangenheit?“ in: Der Fremdsprachliche Unterricht, Heft. 3, Juli 1991 (Seelze: Erhard Friedrich), p.15.
[3] ebda
[4] ebda, p. 12.
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