Dass Kaufleute oftmals ihre eigenen Regeln haben, diese aus den unterschiedlichsten Gründen befolgen und nach Möglichkeit auch sanktionieren, lässt nicht nur der berühmte Handschlag beim Pferdekauf, der als Besiegelung des Kaufvertrages bis in die heutige Zeit gang und gebe ist, erkennen. Ein anderes, weniger nostalgisches Beispiel ist § 362 Handelsgesetzbuch2, der unter bestimmten Bedingungen das Schweigen des Kaufmanns als Annahme wertet. Dies läuft der allgemeinen Wertung des deutschen Rechts zuwider, die grundsätzlich im Schweigen gerade keine rechtsverbindliche Äußerung sieht3.
Trotz dieser Bräuche hat es bereits sehr früh Versuche gegeben, die geltenden Handelsregelungen zu kodifizieren. So hat Colbert4 in Frankreich bereits 1663 Handelsregeln in Form eines Gesetzes aufgeschrieben. Erste internationale Handelsregelungen in Gesetzesform wurden 1671 auf seerechtlichem Gebiet mit der “codification du maritime” niedergelegt.
Jedoch bereits Jahrhunderte zuvor wurde im Römischen Reich die Notwendigkeit erkannt, für den grenzüberschreitenden Handel besondere Regelungen zu schaffen. Hier führten Unzulänglichkeiten des dem Personalprinzips verhafteten ius civile, dem Recht der römischen Bürger, zur Herausbildung des ius gentium, dem auch für Nichtrömer geltenden römischen Recht5.
Zu Colberts Zeiten fand auch im englischen Rechtskreis die Entwicklung vom Common law zum Merchant law ihr Ende. Das Merchant law als internationales Handelsrecht wurde im Lethulier’s Case von 1692 als “a number of usages, each of which exist among merchants and persons engaged in mercantile transaction, not only in one particular country, but throughout the civilised world, and each which has acquired such notoriety, not only amongst those persons, but also in the mercantile world at large, that courts of this country will take notice of it” beschrieben6.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Historischer Hintergrund
- Probleme des Internationalen Handelsrechts
- Gegenstand der Untersuchung: Lösung dieser Probleme
- Allgemeines
- UNIDROIT
- Entstehungsgeschichte der Prinzipien
- Inhalt und Aufbau
- Leitgedanken
- Vertragsfreiheit
- Handelsbräuche
- Favor contractus
- Guter Glaube im Internationalen Handel
- Unbilligkeit
- Anwendungsbereich und Abgrenzung zu anderen Instituten
- Die Lando-Kommission
- UN-Kaufrecht
- lex mercatoria
- Funktionen
- Aktuell-deskriptive Funktion
- Potentiell-präskriptive Funktion
- Aktuell-präskriptive Funktion
- Die Prinzipien als Kollisionsnorm
- Staatliche Gerichtsbarkeit
- Schiedsgerichtsbarkeit
- Ökonomische Analyse
- Vorüberlegungen
- Übertragung auf den Internationalen Handel
- Stellungnahme
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit befasst sich mit den UNIDROIT-Prinzipien für Internationale Handelsverträge und analysiert deren Entstehung, Inhalt, Funktion und Anwendung im Kontext des Internationalen Handelsrechts.
- Die Entstehung und Entwicklung der UNIDROIT-Prinzipien
- Der Inhalt und Aufbau der Prinzipien, insbesondere die zentralen Leitgedanken wie Vertragsfreiheit, Handelsbräuche, Favor contractus, guter Glaube und Unbilligkeit
- Die verschiedenen Funktionen der Prinzipien, sowohl als deskriptive Darstellung des Internationalen Vertragsrechts als auch als potentielles Modellgesetz
- Die Anwendung der Prinzipien als Kollisionsnorm, insbesondere im Hinblick auf staatliche Gerichtsbarkeit und Schiedsgerichtsbarkeit
- Eine ökonomische Analyse der Prinzipien und deren Auswirkungen auf die Effizienz des Internationalen Handels
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Problematik des Internationalen Handelsrechts dar und führt den Leser in die Thematik der UNIDROIT-Prinzipien ein. Sie beleuchtet den historischen Hintergrund sowie die Herausforderungen, die sich aus der Anwendung unterschiedlicher Rechtsordnungen im internationalen Handel ergeben.
Im Kapitel "Allgemeines" wird das UNIDROIT-Institut vorgestellt und die Entstehungsgeschichte der Prinzipien erläutert. Der Inhalt und Aufbau der Prinzipien werden detailliert beschrieben, wobei ein besonderer Fokus auf die zentralen Leitgedanken gelegt wird, die dem Regelwerk zugrunde liegen.
Das Kapitel "Funktionen" untersucht die verschiedenen Rollen der Prinzipien: Sie dienen einerseits als deskriptive Darstellung des Internationalen Vertragsrechts, andererseits als potentielles Modellgesetz für die Gestaltung von Handelsverträgen.
Das Kapitel "Die Prinzipien als Kollisionsnorm" analysiert die Frage, ob die UNIDROIT-Prinzipien als Kollisionsnormen im Sinne des Internationalen Privatrechts (IPR) angewendet werden können. Hierbei werden die Besonderheiten der staatlichen Gerichtsbarkeit und der Schiedsgerichtsbarkeit im Kontext der Prinzipien beleuchtet.
Das Kapitel "Ökonomische Analyse" betrachtet die UNIDROIT-Prinzipien aus der Perspektive der Ökonomischen Theorie des Rechts. Es wird untersucht, welche Auswirkungen die Prinzipien auf die Effizienz des Internationalen Handels haben können.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen UNIDROIT-Prinzipien, Internationales Handelsrecht, Vertragsrecht, Kollisionsnormen, lex mercatoria, Internationales Privatrecht, Schiedsgerichtsbarkeit, Ökonomische Theorie des Rechts. Die Arbeit beleuchtet die Bedeutung der Prinzipien für die Harmonisierung des Internationalen Vertragsrechts und die effiziente Abwicklung von Handelsgeschäften.
- Quote paper
- Sandra Paeselt (Author), 2002, Die Unidroit-Prinzipien, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/12428
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