Um sich an den Themenkomplex von Fototexten anzunähern, wurden zunächst fototheoretische Schriften von u.a. Roland Barthes, Susan Sontag und John Berger herangezogen. Diese sollten klären, inwiefern die Behauptung zutrifft, Fotografie sei in diverser Weise mit Erinnerung und Gedächtnis verwoben. Dabei wurden auch medientheoretische Überlegungen von u.a. Sigmund Freud zum Verständnis der gedächtnisaffinen Struktur dieses Mediums zum Einsatz gebracht.
Alle Autoren, sagt Sartre, stimmen in der Feststellung überein, daß die Bilder, die die Lektüre eines Romans begleiten, armselig sind: bin ich von einem Roman in Bann geschlagen, entsteht kein Bild in mir. Dem BILD-MINIMUM der Lektüre entspricht das BILD-MAXIMUM des PHOTOS [...] Das photographische Bild ist voll, randvoll: es gibt keinen Platz mehr, nichts läßt sich hinzufügen. (Roland Barthes: Die helle Kammer. Bemerkung zur Photographie, 1985).
Die Aussage Roland Barthes’ in seinem Essay Die helle Kammer scheint Bildern in Romanen wie W.G. Sebalds Die Ringe des Saturn oder Extremely Loud and Incredibly Close von Jonathan Safran Foer nichts Gutes zuzusprechen. Nichtsdestotrotz lässt sich von Barthes Aussage ableiten, dass bei der Integration von fotografischen Aufnahmen, Grafiken und anderen visuellen Medien in literarische Texte ein Spannungsverhältnis entsteht. Das soll in dieser Arbeit untersucht werden, indem die Frage nach der Rolle von Fotografie für die Repräsentation von Erinnerungen in literarischen Texten gestellt wird. In der vorliegenden Arbeit wird die Frage analysiert, „[w]elches Bedeutungsspektrum [...] aus der Spannung zwischen fotografischen Abbildungen und schriftsprachlicher Erzählung innerhalb eines [...] Fototextes [erwächst]“ (Silke Horstkotte: Nachilder. Fotografie und Gedächtnis in der deutschen Gegenwartsliteratur, 2009).
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Fotografie als gedächtnisförmiges Bildmedium
- Integration von Fotografie in Literatur
- Fotografie und Text in Every Day is for the Thief
- Kapitel 8
- Kapitel 12
- Kapitel 14
- Kapitel 23
- Fotografie und Text in Every Day is for the Thief
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Rolle der Fotografie für die Repräsentation von Erinnerungen in literarischen Texten. Sie untersucht, wie die Integration von fotografischen Aufnahmen in Texten wie Teju Coles "Every Day is for the Thief" ein Spannungsverhältnis zwischen visueller und schriftlicher Darstellung erzeugt und welche Bedeutungsspektren sich daraus ergeben. Die Arbeit beleuchtet auch die Frage, wie Fotografie sowohl individuelle als auch kollektive Erinnerungen vermittelt und imaginäre Annäherungen an bestimmte Themen ermöglicht.
- Die gedächtnisaffine Struktur der Fotografie als Medium.
- Die Verbindung von Fotografie und Erinnerung in literarischen Texten.
- Die Interaktion von Fotografie und Schriftsprache in der Gestaltung von Erinnerungen.
- Die Frage nach dem ontologischen Status von Fotografien in Texten.
- Die Rolle der Fotografie in der Darstellung von kollektiven Erinnerungen.
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Diese Einleitung stellt die Ausgangsthese der Arbeit vor, die die Integration von Fotografie in Literatur untersucht. Sie beleuchtet das Spannungsverhältnis zwischen fotografischen Aufnahmen und schriftlicher Darstellung und führt in das zentrale Thema der Arbeit ein - die Rolle der Fotografie für die Repräsentation von Erinnerungen in literarischen Texten.
- Fotografie als gedächtnisförmiges Bildmedium: Dieser Abschnitt erörtert die medientheoretischen und fotografietheoretischen Aspekte von Fotografie im Kontext von Erinnerung und Gedächtnis. Er analysiert die gedächtnisaffine Struktur der Fotografie und untersucht, wie das Medium an der Gestaltung von Erinnerungen beteiligt ist.
- Integration von Fotografie in Literatur: Dieser Abschnitt fokussiert sich auf die Interaktion von Fotografie und Text in "Every Day is for the Thief" von Teju Cole. Er analysiert die spezifischen Kapitel 8, 12, 14 und 23 und untersucht, wie die fotografischen Elemente in diesen Kapiteln die erzählte Erinnerung beeinflussen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit behandelt Themen wie Fotografie, Erinnerung, Gedächtnis, Intermedialität, Fototext, literarische Reportage, Erinnerungskultur, kollektive Erinnerung, "Every Day is for the Thief", Teju Cole, Roland Barthes, Susan Sontag, John Berger, Silke Horstkotte, Maurice Halbwachs und Jan Assmann.
- Arbeit zitieren
- Silvia John (Autor:in), 2018, Fotografie und Erinnerung in "Every Day is for the Thief" von Teju Cole, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1240170