Hip Hop ist eine globale Jugendkultur mit Bezug zur Realität, die sich wie kaum eine andere einer großen Popularität erfreut: „Hip Hop ist Pop und Pop ist Leben. Hip Hop ist keine Scheinwelt, in die man abtaucht, um das eintönige Leben zu vergessen, sondern realworld.“ Im Hip Hop geht es, im Gegensatz zum Punk, nicht um die Infragestellung der Gesellschaft, sondern um das Ankommen in der Gesellschaft und um die Partizipation an der Gesellschaft. Hip Hop bewegt sich somit nicht nur auf kultureller, sondern auch auf politischer Ebene. Torch, Mitglied der Gruppe Advanced Chemistry äußerte sich dazu wie folgt: „Die Punks wollten aus dem System raus und die Rapper wollten ins System rein. Das ist ein Riesenunterschied. Die Punks wollten ein System abschaffen, wo die anderen noch nicht mal drin waren.“ Der Ursprung von Hip Hop liegt in der Verarmung und Ghettoisierung von Stadtteilen in den USA. Afroamerikaner, die in der Musik ihren Protest zum Ausdruck brachten, entwickelten rasch ihre eigene Kultur. Anders als in den USA waren es in Deutschland und Frankreich vor allem Migranten, die diese Kultur bekannt und auch erfolgreich gemacht haben.
Obwohl sich Hip Hop in Deutschland und Frankreich in vielerlei Hinsicht unterscheiden, zeigt ein aktuelles Beispiel, dass deutscher Hip Hop, wie im Nachbarland Frankreich, nicht nur von Spaß handelt, sondern auch politische Themen anspricht. Der Rapsong, der von deutschen und französischen Immigranten in Zusammenarbeit mit dem französischen Außenminister Bernard Kouchner und dem deutschen Außenminister Frank-Walter Steinmeier aufgenommen wurde, ist ein Aufruf zu mehr Integration von Minderheiten in die Mehrheitsgesellschaft:
„Vor dem Hintergrund der Integrationsprobleme in beiden Ländern nahmen Frank-Walter Steinmeier und sein Pariser Kollege Bernard Kouchner am Montag mit dem deutsch-türkischen Musiker Muhabbet einen Song auf. Das Stück mit dem Titel «Deutschland» soll unter anderem ausdrücken, dass Migrantenkinder in Deutschland etwas aus sich machen sollen.“ Welche Unterschiede es in der Entstehung und Entwicklung von Hip Hop in Frankreich und Deutschland gibt und warum und in wieweit ein Zusammenhang zwischen Politik und dieser Jugendkultur besteht, möchte ich in dieser Arbeit nun näher untersuchen.
Inhaltsangabe
Einleitung
1. Entstehung des Hip Hop in den USA
2. Allgemeine Merkmale von Hip Hop
3. Hip Hop in Frankreich und Deutschland – Ein Vergleich
3.1 Soziale Situation der Immigranten
3.2 Entstehung und Entwicklung von Hip Hop
3.3 Themen
3.4 Rap und Sprache
3.5 Spezielle Merkmale
4. Hip Hop in der DDR
Zusammenfassung
Literaturverzeichnis
Einleitung
Hip Hop ist eine globale Jugendkultur m it Bezug zur Realität, die si ch wie kaum eine andere einer großen Popularität erfreut: „ Hip Hop ist Pop und Pop ist Leben. Hip Hop ist keine Scheinwelt, in die man abtaucht, um das eintönige Leben zu vergessen, sondern realworld.“1
Im Hip Hop geht es, im Gegensatz zum Punk, nicht um die Infragestellung der Gesellschaft, sondern um das Ankommen in der Gesellschaft und um die Partizipation an der Gesellschaft. Hi p Hop bewegt sich som it nicht nur auf kultureller , sondern auch auf politisc her Ebene. Torch, Mitglied der Gruppe Advanced Chemistry äußerte sich dazu wie folgt:
„Die Punks wollten aus dem System raus und die Rapper wollten ins System rein. Das ist ein Riesenunterschie d. Die Punks wollten ein System abschaffen, wo die anderen noch nicht mal drin waren.“2
Der Ursprung von Hip Hop liegt in der Verarmung und Ghettoisie rung von Stadtteilen in den USA. Afroam erikaner, die in der Musik ihren Protest zum Ausdruck brach ten, entwickelten rasch ihre eigene Kultur.
Anders als in den USA waren es in Deutsc hland und Frankreich vor allem Migranten, die diese Kultur bekannt und auch erfolgreich gemacht haben.
Obwohl sich Hip H op in Deutschland u nd Frankreich in vielerlei Hinsicht unterscheiden, zeigt ein aktuelles Be ispiel, dass deutscher Hip Hop, wie im Nachbarland Frankreich, nicht nur von Spaß handelt, sondern auch politische Themen anspricht. Der Rapsong, de r von deutschen und franzö sischen Immigranten in Zusammenarbeit m it dem französischen Außenminister Bernard Kouchner und de m deutschen Außenminister Frank-Walter Steinmeier aufgenommen wurde, ist ein Aufruf zu mehr Integration von Minderheiten in die Mehrheitsgesellschaft:
„Vor dem Hintergrund der Integrations probleme in beiden Ländern nahm en Frank-Walter Steinm eier und sein Pariser Kollege Bernard Kouchner a m Montag mit dem deutsch-türkischen Musiker Muhabbet einen Song auf. Das Stück m it dem Titel «Deutschland » so ll unter anderem a usdrücken, dass Migrantenkinder in Deutschland etwas aus sich machen sollen.“3
Welche Unterschiede es in der Entstehung und Entwicklung von Hip Hop in Frankreich und Deutschland gibt und warum und in wieweit ein Zusammenhang zwischen Politik und dieser Jugendkultur besteht, möchte ich in dieser Arbeit nun näher untersuchen.
1. Entstehung des Hip Hop in den USA
Hip Hop ist 1970 als S traßenkultur von schw arzen Ghetto-Jugendlichen in der New Yorker Bro nx entstand en.4 Ausgangspunkt waren die so genannten urban dance parties, bei denen sich DJ-Musik zu Rap entwic kelte. Seit 1980 breitete sich Hip Hop weltweit aus. Die erst e, stilistisch abgr enzbare Phase (1979- 1984) heißt Old School.5 Vertreter d ieser Phas e sind vor allem Kool DJ Herc, Grandmaster Flash und Afrika Bambaataa.6 Ab 1984/85 entwickelte sich m it New School, eine neue Phase in der Entwicklung des Hip Hop. Anfang der 80er Ja hre kamen erstmals digitale Sampler auf den Markt. Rap klang echter, natürlicher, wurde m usikalisch ko mplexer und erlangte eine stilistische Breite. Solokünstler und Gruppen wie Def Jam, Public Enemy und die Beastie Boys erlangten internationalen Erfolg.
Im Vergleich zur Ostküste der USA nahm Rap in Los Angeles ab 1980 eine ganz andere Entwicklung. Die Geschichte der West Coast beginnt mit dem Superhit Rapper’s Delight der Sugar Hill Gang. Durch das Aufgreifen von Them en wie Rassism us, Gewalt oder die ausweglose Situation schw arzer Jugendlicher wurde Rap erstm als politisch. Es folgte die Etablierung eines West Coast songs und eines Gangsta-Rap, der den Rapper als Käm pfer darste llt, „ der von Drogenkriegen, rassistischen Übergriffen, dem harten Leben im Ghetto berichtet, Drogenkonsum glorifiziert und Frauen als reine Objekte sexueller Vorlieben ansieht.“7 Ende der 80er Jahre fand der G ewalt-Hip Hop eine Gegenbewegung in den Native Tongues, vertreten durch Musiker wie Jungle Brothers, Queen Latifah, A Tribe Called Quest, Black Sheep und De La Soul, die sich zum Ziel ge macht hatten, das im Hip Hop verm ittelte politische Bewusstsein auch auf den Mittelstand zu verbreiten. Im Gegensatz zu bisher veröffentlichten Liedern ging es hier um intellektuellere Inhalte, die in den Ghet tos, also in der unteren sozialen Schicht, allerdings keinerlei Anklang fanden.
Mit der Globalisierung ab 1990 wird Hip Hop durch Künstler wie Coolio, Fugees oder Nas endgültig zum bestimmenden Genre der Popmusik.
2. Allgemeine Merkmale von Hip Hop
Hip Hop, eine Musikrichtung die sich recht langsam von Plattenmusik zu Bühnenmusik entwickelte, ist heute e ine sich per manent aktualis ierende globale Kultur m it loka len Varietäten. Hip Hop beinhalt et nicht nur Musik, sondern stellt eine Synthese aus Sprache (Rap), Bild (Graffiti), Musik (DJ-Techniken) und Tanz (Breakdance) dar.8
Hip Hop ist eine Kultur der Großstadt. Das Ghetto, das einerseits Hoffnungslosigkeit, Angst und Gewalt der jugendlichen Minder heiten, andererseits aber auch die Möglichkeit der Befreiung und des Erfolgs tr ansportiert, ist dabei die wichtigste Bildfigur.9
„ Rap agitiert, fördert Ideen, wirft Fragen auf und denunziert Ungerechtigkeiten, ohne jedoch jemals ein ganzes politisches Programm sein eigen zu nennen.“10 Aufgrund der Tatsache, dass Hip Hop auf gesellsc haftliche Missstände aufmerksam macht, besitzt er wie alle anderen Musikrichtungen eine polit ische Dimension. Hip Hop kann zwar nicht direkt die Gesellschaft beeinf lussen, aber er kann das Verh ältnis eines jeden einzelnen zur Gesellschaft verändern.
Hip Hop ist zudem eine Kultur des Mach ens und Produzierens , eine Kultur von Konkurrenz und Kampf, aber auch eine an ethische Prinzipien orientierte Wertegemeinschaft.
Hip Hop ist trotz einiger Rapsängeri nnen noch imm er m ännlich dom iniert und beinhaltet eine typische Geschlechterhiera rchie. Nicht selten sind Machosprüche und sexistische Ausdrücke, oft erfolgt sogar ei ne Einteilung der Frau en in Ladies und Huren.
Rap unterliegt oft de m Vorurteil, er sei gewalttätig und verursacht nicht selten eine Zensurwut bis in hohe politische Ebenen. In den USA beispielsweise legte das FBI bei einem Kongress eine Studie über „ Rap und seine Auswirkungen auf die nationale Sicherheit “ vor. Zielscheibe waren neben andere n Musikern vor allem Public Enemy. Aber auch in Europa unterlie gt R ap oft Vorurteilen. In Frankreich beispielsweise schrieb die Zeitung France Soir anlässlich des Konzerts von Public Enem y i m Jahre 1990 „Der Skandal der Anti-Weißen-Konzerte, Die Musiker haben eine Rap-Gruppe gegründet, die die Segregation, den Antisemitismus und die Provokation pflegt.“ Wie die Gründung der Solidaritätsbewegung Stop The Violence 1988 zeigt, sind kritische Rap-Texte aber auch von guten Taten begleitet.11 Diese am erikanische Vereinigung , heute unter der Leitung von KRS-One, verfolgt das Ziel, gegen Gangs, Drogen und Zerstörung in den Arm envierteln zu kä mpfen und den Jugendlichen dadurch eine bessere Zukunftsperspektive zu ermöglichen:12
“Nearly 20 years after its in itial launch via the " Self Destruction" single, the Stop the Violence Movem ent has retu rned. KRS-One has re-launched his non-profit, grassroots organization with a new cast of supporters including 50 Cent , Ludacris , Lil' W ayne , Busta Rhym es , Rick Ross , Martin Luther King III , and other s. W hile the o riginal Stop the Violence Movem ent was focused m ore on violence within the Black community, the newer version finds KRS-One and his supporters broadening their scope.”
3. Hip Hop in Frankreich und Deutschland – Ein Vergleich
3.1 Soziale Situation der Immigranten
In Frankreich führt die große Konzentration von sozialen Randgruppen in den banlieues zu vielen Brennpunkten. Die Ausschre itungen von 2005 zeigten, wie groß das Konfliktpotential innerhalb dieser Vorstadtsiedlungen ist.
[...]
1 Zitiert nach Alexander Zollondz, Hip Hop – durch Ausgrenzung zum Erfolg?, S. 30
2 Zitiert nach Jannis Androutsopoulos, Hip Hop. Globale Kultur – lokale Praktiken, S. 223
3 Zitiert nach Netzeitung People
4 Vgl. Gabriele Klein, Malte Friedrich, Is this real?, S. 57
5 Vgl. David Dufresne, Rap Revolution, S. 39
6 Vgl. Heike Blümner, Hip Hop und Rap, in “Alles so schön bunt hier”, S. 294
7 Zitiert nach Alexander Zollondz, Hip Hop – durch Ausgrenzung zum Erfolg?, S. 30
8 Vgl. Gabriele Klein, Malte Friedrich, Is this real?, S. 30
9 Vgl. ebd. S. 23
10 Zitiert nach David Dufresne, Rap Revolution, S. 65
11 Vgl. ebd. S. 128
12 Zitiert nach www.hiphopdx.com
- Arbeit zitieren
- Ulrike Weiher (Autor:in), 2008, Hip Hop und seine politische Dimension, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/124008
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