Spanien hatte schon immer eine sehr große kulturelle und sprachliche Vielfalt - bis ins 18.Jahrhundert ist sogar die Rede von „Les Españas“. Die Begriffsverwendung im Plural macht die Verschiedenheit Spaniens gut deutlich.
Das heutige Spanien mit seinen vier Sprachen (Kastilisch, Katalanisch, Galicisch und Baskisch) und Kulturen ist ein Nationalitätenstaat. Das bedeutet, ein Nationalismus ist vorhanden, dennoch werden mehrere Nationen vereint. Heutzutage leben 41% der Bürger Spaniens in Gebieten mit 2 Amtssprachen und 27,5% in Gebieten, in denen Katalanisch Amtssprache ist.
Das Katalanische leistete Jahrhunderte lang wertvolle Beiträge zur Kultur Europas und der Welt. Heute ist sie die siebte Sprache der EU und die 19. der am häufigsten im Internet verwendeten Sprachen. Obwohl die Katalanen in der Vergangenheit oft ihre Sprache und Kultur gegen das zentralistische Spanien verteidigen mußten, genießt Katalonien heute als autonome Region im demokratischen Spanien weitgehende Eigenständigkeit.
Ich möchte in dieser Hausarbeit auf die Sprachentwicklung und die aktuelle Situation in Katalonien eingehen und beziehe mich dabei vorwiegend auf Barcelona. Der Grund dafür ist, daß es Unterschiede zu anderen Regionen innerhalb Kataloniens gibt. Barcelona weist zum einen eine besondere Sprachkultur auf und außerdem hat die starke Immigration sehr das Verhältnis beider Sprachen geprägt.
Im Mittelpunkt dieser Ausarbeitung steht vor allem der Sprachkonflikt Katalanisch-Spanisch, da in den letzten Jahren das Thema -Kontakte zwischen Angehörigen verschiedener Sprach- und Kulturgemeinschaften- eine neue Dimension bekommen hat. Oberstes Ziel scheint heute schließlich die Vernichtung alles Anderen. Wie viele andere Sprachgemeinschaften auch, pochen die Katalanen auf die Anerkennung als Nation mit eigener Sprache und Kultur.
Inhaltsangabe
Einleitung
1. Verbreitung der katalanischen Sprache
2. Sprachtypologische Einordnung der katalanischen Sprache
3. Katalonien und Spanien-Historischer Überblick und Sprachentwicklung
3.1 Beginn der Besiedlung Kataloniens
3.2 Arabischer Einfluß in Katalonien und Expansion im Mittelmeer
3.3 Vom spanischen Erbfolgekrieg zur Renaixença
3.4 Katalonien unter der Diktatur Francos
3.5 Situation Kataloniens seit Beginn der Demokratie
4. Katalanisch-eine Minderheitensprache?
5. Zweisprachigkeit in Barcelona
6. Identität und Sprache in Katalonien
7. Sprachkompetenz
8. Perspektiven
Zusammenfassung
Literaturverzeichnis
Einleitung
Die Erweiterung der EU nach Osten läßt uns ein deutliches Kenntnisdefizit bezüglich der europäischen Nachbarkulturen feststellen. Aber selbst in bisherigen Mitgliedsstaaten wie Spanien sind wichtige Kulturgemeinschaften relativ unbekannt, so auch Katalonien. Aufgrund dieser Situation möchte ich mich nun näher mit der Sprache dieser Region beschäftigen, schließlich wußte auch ich bis zu diesem Zeitpunkt relativ wenig über das Katalanische.
Spanien hatte schon immer eine sehr große kulturelle und sprachliche Vielfalt, bis ins 18.Jahrhundert ist sogar die Rede von „Les Españas“. Die Begriffsverwendung im Plural macht die Verschiedenheit Spaniens gut deutlich.
Das heutige Spanien mit seinen vier Sprachen (Kastilisch, Katalanisch, Galicisch und Baskisch) und Kulturen ist ein Nationalitätenstaat. Das bedeutet, ein Nationalismus ist vorhanden, dennoch werden mehrere Nationen vereint. Heutzutage leben 41% der Bürger Spaniens in Gebieten mit 2 Amtssprachen und 27,5% in Gebieten, in denen Katalanisch Amtssprache ist.
Das Katalanische leistete Jahrhunderte lang wertvolle Beiträge zur Kultur Europas und der Welt. Heute ist sie die siebte Sprache der EU und die 19. der am häufigsten im Internet verwendeten Sprachen. Obwohl die Katalanen in der Vergangenheit oft ihre Sprache und Kultur gegen das zentralistische Spanien verteidigen mußten, genießt Katalonien heute als autonome Region im demokratischen Spanien weitgehende Eigenständigkeit.
Ich möchte in dieser Hausarbeit auf die Sprachentwicklung und die aktuelle Situation in Katalonien eingehen, beziehe mich dabei vorwiegend auf Barcelona. Der Grund dafür ist, daß es Unterschiede zu anderen Regionen innerhalb Kataloniens gibt. Barcelona weist zum einen eine besondere Sprachkultur auf und außerdem hat die starke Immigration sehr das Verhältnis beider Sprachen geprägt. Im Mittelpunkt dieser Ausarbeitung steht vor allem der Sprachkonflikt Katalanisch-Spanisch, da in den letzten Jahren das Thema -Kontakte zwischen Angehörigen verschiedener Sprach- und Kulturgemeinschaften- eine neue Dimension bekommen hat. Oberstes Ziel scheint heute schließlich die Vernichtung alles Anderen. Wie viele andere Sprachgemeinschaften auch, pochen die Katalanen auf die Anerkennung als Nation mit eigener Sprache und Kultur.
1. Verbreitung der katalanischen Sprache
Die katalanische Sprache wird in sieben Territorien, die sich in vier europäischen Staaten befinden, gesprochen: Frankreich: Nordkatalonien; Italien: Alghero auf Sardinien; Andorra; Spanien: Aragon, Valencia, Balearen, Katalonien. Das katalanische Sprachgebiet hat insgesamt eine Fläche von 68.000 km² und eine Bevölkerung von etwa 11 Millionen. Diese Angabe reflektiert aber nicht die Sprecherzahl der katalanischen Sprache, da lediglich rund 80 Prozent in Katalonien geboren worden sind. Der übrige Teil der Bevölkerung ist zugewandert und spricht nicht automatisch Katalanisch.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
eigene Zusammenfügung aus: Katalanisch, Sprache Europas, S. 7-8 4
2. Sprachtypologische Einordnung der katalanischen Sprache
Das Katalanische ist eine romanische Sprache, die sich aus dem Vulgärlatein unter verschiedenen Einflüssen entwickelt hat. In Bezug auf die sprachtypologische Einordnung der katalanischen Sprache gab es in der Vergangenheit sehr unterschiedliche Standpunkte. Es war nicht eindeutig, ob das Katalanische eine Sprache oder ein Dialekt ist. In der heutigen Zeit kann das Katalanische jedoch als eine eigenständige Sprache angesehen werden. Dennoch fehlt noch immer eine eindeutige Zuordnung zum galloromanischen oder iberoromanischen Sprachraum. In der Vergangenheit wurde oft die stärkere Verwandtschaft des Katalanischen mit dem Okzitanischen betont. Später wurde diese Sprache von spanischen Sprachwissenschaftlern mehr zum Iberoromanischen gerechnet. Bis heute bezeichnet man das Katalanische allerdings als „llengua-pont“, also als Brückensprache, da zwar eine deutliche Grenze, nicht aber ein eigentlicher Bruch zum Okzitanischen vorliegt.1 Weiterhin ist das katalanische Sprachgebiet in eine östliche (Zentrum Barcelona) und in eine westliche (Valencia) Dialektgruppe gegliedert. Grund dafür sind Unterschiede im Vokalsystem, in der Verbalmorphologie und in der Lexik. Diese Differenzen sind dennoch nicht so groß, daß sie die Verständlichkeit untereinander gefährden könnten.
3. Katalonien und Spanien-Historischer Überblick und Sprachentwicklung
3.1 Beginn der Besiedlung Kataloniens
1000 vor Christus suchen die Kelten das heutige Gebiet auf und vermischen sich mit den Einheimischen. Zwei Jahrhunderte später nehmen die Griechen diese Region ein und betreiben Handel. Im zweiten Jahrhundert vor Christus wird Katalonien römische Provinz „Hispania Tarraconensis“, es folgen unzählige Gründungen von Ansiedlungen wie Barcelona zum Beispiel.
Im 5.Jahrhundert nach Christus endet das römische Imperium nach der
Machtübernahme der Barbaren aus Germanien, die Westgothen erobern die iberische Halbinsel. Barcelona wird Hauptstadt und Katalonien wird ins Königreich Toledo integriert.
3.2 Arabischer Einfluß in Katalonien und Expansion im Mittelmeer
711 erobern die Mauren das Land. Ein Teil der Bevölkerung emigriert in die Pyrenäen und ins Frankenreich. Im 8.Jahrhundert werden die Araber zurückgedrängt und Katalonien wird Spanische Mark des Frankenreiches. Im 10.Jahrhundert schwindet die Macht des Imperiums der Franken. Die Grafen von Barcelona übernehmen die Herrschaft. 1035-1076 schränkt der Graf von Barcelona die Macht des spanischen Königs ein. Ab 1235 werden die Balearen und Valencia durch katalanische Heere erobert. Ab 1200 bilden Aragon und Katalonien ein gemeinsames Königreich, jede Region behält aber ihre eigene Verwaltung. Im Jahr 1492 endet die Reconquista, außerdem beginnen Judenvertreibungen. Es kommt zur Herausbildung vieler Sprach- und Kulturräume, was die Grundlage für die sprachliche und kulturelle Heterogenität bildet. Weiterhin erscheint die erste kastilische Grammatik von Nebrija, dennoch ist Kastilisch noch nicht im ganzen Land verbreitet.
3.3 Vom spanischen Erbfolgekrieg zur Renaixença
In den Jahren 1701 bis 1714 kommt es zum spanischen Erbfolgekrieg. England, die Niederlande und das heilige römische Reich verbünden sich gegen Frankreich/Spanien. Kastilien kämpft für die Bourbonen, der dann als Phillip V eine neue spanische Dynastie gründet. Katalonien dagegen steht zusammen mit Portugal auf der Seite von England. Ab dem 18.Jahrhundert beginnt die Bourbonenherrschaft. Es kommt zur sprachlichen Unterdrückung aller neben dem Kastilisch existierenden Sprachen. Dennoch richtet sich die Unterdrückung vornehmlich gegen das Katalanische, da es bereits eine Schriftsprache war, da es von den oberen Gesellschaftsschichten gesprochen wurde und da die Katalanen während des Erbfolgekrieges nicht die Partei von Phillip V unterstützt haben. Diese Sprachpolitik hat die Durchsetzung des Kastilischen zur Folge. Katalonien verliert außerdem ihre politische, kulturelle und sprachliche Eigenständigkeit. 1713 wird die Real Academica Española (RAE) gegründet. Diese Institution hat die Festigung der Normierung des Kastilischen zum Ziel. Somit erfolgt auch die Erstellung eines Wörterbuches und einer Grammatik.
[...]
1 Vgl. Lüdtke, Jens, Katalanisch-Eine einführende Sprachgeschichte. S. 9
- Quote paper
- Ulrike Weiher (Author), 2006, Sprachentwicklung und aktuelle Sprachsituation in Barcelona und Katalonien, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/124005
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