Dass das Thema Türkei – Europa heute ein sehr aktuelles ist, sieht man daran, dass bei der Frage eines EU Beitritts dieses Landes oder nicht die Wogen hochgehen. Wie es scheint, kommt man schon seit nahezu dreißig Jahren auf keinen gemeinsamen Nenner. Die Türkei wird politisch zwar außen vor gelassen, doch verzeichnete der Westen in den letzten Jahrzehnten einen großen Zustrom an türkischen Emigranten, dass - verfolgt man die Thematik in den Tageszeitungen - zu einem wahren Zusammenprall der Kulturen führte. Doch ist die heutige Begegnung nur eine in einer Kette von vielen. Der Türke ist schon lange in den Köpfen der Menschen verankert und hat sich auch schon lange im Sprachgebrauch niedergeschlagen: „einen Türken bauen“, „Türkenblut“ (Rotwein) trinken, etwas „getürkt haben“. In dem beliebten Kinderlied „C-A-F-F-E-E“ wird vor dem Türkensaft, der die Nerven schwächt und einem blass und krank macht, gewarnt.
Die heutige Generation hat das Gefühl, das Zusammenkommen zwischen Türkei und Europa sei jüngeren Datums, genauer gesagt, seit der Gastarbeiterbewegung in den 1960er Jahren. Dass es aber schon in Mittelalter und Früher Neuzeit zu einem wahren Kampf der Kulturen kam, wird oft vergessen.
Diese Begegnungen während der Türkenbedrohung im 15-17. Jahrhunderts haben nachhaltig auf die Menschen gewirkt. Bilder, die dort entstanden sind, werden – großteils unbewusst – von Generation zu Generation weitergegeben und wirken großteils bis heute, weil der Türke auch nie ganz aus dem europäischen Gesichtsfeld verschwunden ist. In dieser Arbeit soll nun ein kurzer Abriss der Geschichte Europas, aber auch des Osmanischen Reiches gegeben werden, wobei das Hauptaugenmerk auf die Vorstellung und Wahrnehmung voneinander liegen wird.
Auf europäischer Seite spielt das religiöse Türkenbild eine ganz besondere Rolle, da die Kirche zur Zeit der Türkenbedrohung massive Propaganda gegen die Türken betrieb. Dabei wurde das Bild des grausamen, meuchelnden Türken in die Köpfe der Menschen regelrecht eingehämmert. Doch auch die früheren Begegnungen zwischen Osten und Westen in der Antike sollen erwähnt werden. Abgerundet wird dieses Bild von drei Reiseberichten von Gesandten, die das Osmanische Reich besucht haben und mit eigenen Augen die andere Kultur erlebten.
Auf islamischer Seite wird gezeigt werden, dass die Vorstellung vom Europäer weitestgehend von Mohammed, dem Koran und den ersten Kontakten im Mittelalter geprägt ist. [...]
Inhaltsverzeichnis
Begegnungen
I. Der Westen blickt nach Osten
1. Frühe Wurzeln
1.1. Klimazonenlehre
1.1.1. Despot und Tyrann
2. Die röm-kath. Kirche und der Türke
2.1. Türkenhoffnung
2.3. Türken-Propaganda
2.3.1. Welches Bild?
2.3.2. Zu Welchem Zweck?
a) Türkenpredigten
b) Türkenglocken
c) Türkengebet
3. Die Reiseberichte
3.1. Ogier Ghiselin de Busbecq (1520/21-1592)
3.2. Hans Dernschwam von Hradiczin
3.3. Salomon Schweigger
4. Nach der Gefahr
II. Der Osten blickt nach Westen
1. Mohammed und das Mittelalter: Erste Kontakte
1.1. Toleranz der Araber
1.2. Die Kreuzzüge
2. Die Lage ändert sich
2.1. Entdeckungsfahrten und Kolonisation
2.2. Kâtib Çelebi (1609-1657)
3. Ein Osmanischer Gesandter in Wien: Evliyâ Çelebi
4. Nach dem 16. Jahrhundert: Der Stern sinkt
4.1. Das Indiz Sprache
Westen kontra Osten?
Literaturverzeichnis
Begegnungen
Dass das Thema Türkei – Europa heute ein sehr aktuelles ist, sieht man daran, dass bei der Frage eines EU Beitritts dieses Landes oder nicht die Wogen hochgehen. Wie es scheint, kommt man schon seit nahezu dreißig Jahren auf keinen gemeinsamen Nenner. Die Türkei wird politisch zwar außen vor gelassen, doch verzeichnete der Westen in den letzten Jahrzehnten einen großen Zustrom an türkischen Emigranten, dass - verfolgt man die Thematik in den Tageszeitungen - zu einem wahren Zusammenprall der Kulturen führte. Doch ist die heutige Begegnung nur eine in einer Kette von vielen. Der Türke ist schon lange in den Köpfen der Menschen verankert und hat sich auch schon lange im Sprachgebrauch niedergeschlagen: „einen Türken bauen“, „Türkenblut“ (Rotwein) trinken, etwas „getürkt haben“. In dem beliebten Kinderlied „C-A-F-F-E-E“[1] wird vor dem Türkensaft, der die Nerven schwächt und einem blass und krank macht, gewarnt.
Die heutige Generation hat das Gefühl, das Zusammenkommen zwischen Türkei und Europa sei jüngeren Datums, genauer gesagt, seit der Gastarbeiterbewegung in den 1960er Jahren. Dass es aber schon in Mittelalter und Früher Neuzeit zu einem wahren Kampf der Kulturen [2] kam, wird oft vergessen.
Diese Begegnungen während der Türkenbedrohung im 15-17. Jahrhunderts haben nachhaltig auf die Menschen gewirkt. Bilder, die dort entstanden sind, werden – großteils unbewusst – von Generation zu Generation weitergegeben und wirken großteils bis heute, weil der Türke auch nie ganz aus dem europäischen Gesichtsfeld verschwunden ist.
In dieser Arbeit soll nun ein kurzer Abriss der Geschichte Europas, aber auch des Osmanischen Reiches gegeben werden, wobei das Hauptaugenmerk auf die Vorstellung und Wahrnehmung voneinander liegen wird.
Auf europäischer Seite spielt das religiöse Türkenbild eine ganz besondere Rolle, da die Kirche zur Zeit der Türkenbedrohung massive Propaganda gegen die Türken betrieb. Dabei wurde das Bild des grausamen, meuchelnden Türken in die Köpfe der Menschen regelrecht eingehämmert. Doch auch die früheren Begegnungen zwischen Osten und Westen[3] in der Antike sollen erwähnt werden. Abgerundet wird dieses Bild von drei Reiseberichten von Gesandten, die das Osmanische Reich besucht haben und mit eigenen Augen die andere Kultur erlebten.
Auf islamischer Seite wird gezeigt werden, dass die Vorstellung vom Europäer weitestgehend von Mohammed, dem Koran und den ersten Kontakten im Mittelalter geprägt ist. Dieses Bild vom rohen, wilden Barbaren bleibt ohne Unterlass bis in die späte Neuzeit bestehen. Im Unterschied zum Westen fehlte auf Seite des Osmanischen Reiches lange Zeit ein tieferes Interesse am christlichen Nachbarn. Bis ins 18. Jahrhundert hinein wird von europäischen Kuriositäten berichtet, ohne die Leistungen des Nachbarn zu würdigen oder auch nur zu bemerken. Zwei osmanische Autoren sollen das verdeutlichen: Evliyâ Çelebi und Kâtib Çelebi.[4]
Folgende Fragen werden mich dabei begleiten:
Wie ist die Wahrnehmung der jeweils anderen Kultur?
Welche Bedingungen ist sie unterworfen?
Wie wandelt sich ein Bild?
I. Der Westen blickt nach Osten
„Der Türke kann Kaffee, Döner, Bauchtanz und mehr nicht. Das ist kein Vorurteil sondern historisch erwiesen. Die alten Griechen, die haben historisch was geleistet, aber der Türke, da wird es eng.“
So zumindest denkt Bernd Stromberg, Versicherungsressortleiter, aus der erfolgreichen Pro7 Sendung Stromberg über seine türkischen Nachbarn und das Auftauchen solcher Sprüche in einer Mainstream-Serie beweist doch, dass Stromberg mit dieser Meinung nicht alleine steht und sich solche Aussage gewissermaßen als „running-gag“ etabliert haben. Wie vorhin bereits erwähnt, wird oft vergessen, dass das Bild der Türken nicht erst heute sondern bereits in früheren Begegnungen seinen Ursprung hatte und wir unbewusst einen ganzen Stereotypenkomplex unserer Vorfahren mit uns herumschleppen. Die Geschichte zwischen Abendland und Morgenland, Orient und Okzident, Osten und Westen und schließlich Christentum und Islam ist schon seit der Antike miteinander verknüpft, wobei sich gewisse Wahrnehmungsmuster und Stereotype seit jenen ersten Kontakten bis heute tradiert haben.
1. Frühe Wurzeln
Mit den Perserkriegen lassen sich gewisse Parallelen zu der späteren Türkenbedrohung ausmachen, besonders diejenige, dass ein äußerer Feind eine innere Einigung forciert. Denn erst durch die Bedrohung von Außen entstand eine innere Konsolidierung, der die bis dato so uneinigen Poleis förmlich zu einem Bündnis miteinander gezwungen hat. Schon damals wurde in manchen Kreisen der Grund für die persische Bedrohung in der inneren Verderbtheit Griechenlands gesucht, auch im Mittelalter erhielt die Türkenbedrohung eine heilsgeschichtliche, eschatologische Bedeutung.
Nach dem Sieg über die Perser wurden theoretische Modelle gesucht, die die eigene, hellenische Überlegenheit untermauern. Manche dieser Modelle haben bis heute Gültigkeit.
1.1. Klimazonenlehre
Eine solche Theorie, die Menschen bis heute beeinflusst, ist die Klimazonenlehre, die auch als Beispiel dafür dienen soll, dass sich Denkmuster aus der Antike über das arabische Reich tradiert haben. In einer Schrift der Hippokratischen Schule „Über Lüfte, Gewässer und Örtlichkeiten“ werden bereits bestimmte Klimazonen unterschieden und die unterschiedlichen Lebensweisen und Mentalitäten der Menschen daraus abgeleitet und damit erklärt.[5] Die Hauptintention dabei ist, die Unterschiede zwischen Griechen und Barbaren zu erklären. Milde, ausgeglichene Klimata, wie sie vor allem in den von Griechen bekannten Regionen Asiens zu finden waren, verlangen vom Menschen nicht so viel Anpassungsfähigkeit, woraufhin der Mensch schwach wird. Starke Klimaschwankungen, wie das in Europa der Fall ist, machen einem Menschen kriegerisch und kämpferisch. Perfekt ist hingegen die Lage Griechenlands als Pol zwischen zwei Extremen.
Die Lehre der Klimazonen wurde – wie so viele andere antiken Erben – im arabischen Raum tradiert. Hier ist besonders erwähnenswert, dass sich der bekannte arabische Gelehrte Ibn Khaldun (1332-1405) zu dieser Theorie bekannte. Laut seiner Meinung haben jedoch Syrien, der heutige Irak und die arabische Halbinsel das perfekt ausgewogene Klima, deswegen konnten auch nur hier die wahre Religion – der Islam – entstehen.[6]
Durch intensiven Kontakt und Austausch in Spanien zwischen Christen und Muslime gelangte diese Theorie, wie auch so vieles andere, wieder in das europäische Bewusstsein, wurde aber lange nicht rezipiert. Erst Jean Bodin greift dieses Gedankengut in seiner großen Staatslehre „Les Six Livres de la République“ (1576) wieder auf: In einem Land mit großen landschaftlichen Unterschieden ist eher mit Aufständen zu rechnen, als in einem relativ flachen Land.[7]
In der Aufklärung übernimmt schließlich Montesquieu die antike Theorie ausnahmslos in seiner „De l’Esprit des lois“ (1748). Rauhe karge Landschaft macht Menschen kriegerischer und fleißiger, während hingegen mildes Klima die Menschen verweichlicht.[8]
Es braucht meines Erachtens nicht extra erwähnt werden, dass für beide letztgenannten Theoretiker der Idealzustand in Europa (va in. Westeuropa) zu finden ist.
Diese Klimatheorie ist deswegen so von Bedeutung, weil sie ohne Unterlass bis heute andauert. Menschen, Mentalitäten und Lebensweisen werden durch andere Klimata erklärt: Der Süditaliener ist viel fauler als sein Norditalienischer Kollege, weil das Klima im Süden viel heißer ist. Menschen aus dem Norden sind verschlossener und wortkarger als jene aus dem Süden, etc.
1.1.1. Despot und Tyrann
Die jahrhundertlang tradierten Meinung, dass südliche Bewohner weich und schwach sind, kommt in einem weiteren Topos über den Araber gut zur Geltung: Der Sultan als tyrannischer Despot, dessen Untertanen sich nicht zur Wehr setzen. Kein Adel kontrollierte ihn, er hatte die unumschränkte Macht.
Das rief natürlich unterschiedliche Reaktionen in Europa hervor. Herrschende weltliche Eliten wie Kaiser und Könige fanden dieses Konzept des Despotismus sehr nachahmungswürdig. Unterstützt wurden sie dabei von bekannten Staatstheoretikern wie Jean Bodin und Nicolò Machiavelli, welche die Herrschaftsform der Hohen Pforte als quasi Idealzustand priesen und in ihren Schriften dazu rieten, Verwaltung, Kriegsführung und Eroberungsstil der Türken zu kopieren.[9]
Andererseits war dies natürlich für viele andere Personen ein absolutes bedrohliches Szenario, besonders für den Adel, der seine Rechte damit weitestgehend verloren hätte. Aber auch der Einfluss der Kirch wäre erheblich geschmälert worden.
2. Die röm-kath. Kirche und der Türke
Bis zu den großen Glaubenskonflikten im 16. Jahrhundert war die Religion immer ein sehr großer identitätsstiftender und somit auch einender Faktor der europäischen Bevölkerung gewesen, der darüber hinaus auch das alltägliche Leben, Denken und Handeln eines jeden Einzelnen maßgeblich beeinflusste. Somit ist es nicht verwunderlich, dass der andere Glauben der wichtigste Faktor zum beurteilen und bewerten einer anderen Kultur wurde.
Schon im 11. Jahrhundert fand der Kreuzzugsaufruf von Papst Urban II. einen enormen Nachhall und zeigt die tragende Rolle, die der Glauben in der Bekämpfung der Heiden von Beginn weg spielte. Nach dem enthusiastischen Beginn schwächte der erneute Verlust von Jerusalem 1187 den Ruf nach Vergeltung deutlich ab, auch die Kreuzzügler selbst verloren im 4. Kreuzzug mit der Plünderung Konstantinopels 1204 das Ziel aus den Augen. Erst im Jahr 1453, als Mehmet II. Konstantinopel, die letzte Bastion zwischen den Arabern und Europa, eroberte, kam es zu einem kurzen Wiederauflodern des Kreuzzugsgedanken unter „dem Träumer“[10] Karl VIII. - sehr zum Missfallen mancher Zeitgenossen, unter ihnen niemand anderer als Papst Alexander VI. (1492-1503) höchstpersönlich, der während seines Pontifikats jährliche Zahlungen vom Sultan Bajazet II. erhielt, damit er dessen Bruder Dschem gefangen halte.[11] Als Gegenleistung verriet Alexander die Kreuzzugsgedanken Karls VIII.[12], um den Sultan zu einem Einlenken zu bewegen.
Im 16. Jahrhundert hatte die Kirche andere Probleme, als durch geschickte Taktik ihre machtpolitische Stellung auszubauen: Martin Luther hatte mit seinen 95 Thesen die Reformation eingeleitet. Nun kam der „Erbfeind christlichen Namens“, wie die Türkenplage genannt wurde, gerade recht, um die zerrissene röm-kath. Kirche wieder zu einen.[13] Durch eine starke anti-türkische Propaganda im Volk sollte das Feind- und Schreckensbild in die Köpfe der Menschen eingehämmert werden.
Es gab zwar auch schon davor Versuche, dem Islam objektiv zu ergründen, doch bildeten sie eher eine Randerscheinung, wie etwa die erste Koranübersetzung, ausgehend von Petrus Venerabilis, Abt von Cluny.[14] Für alle Anderen war die Lage offensichtlich: Der Koran war das Lügenmärchen seines Verfassers Mohammed, der mit zahlreichen negativen Vorstellungen beladen wurde, die Maximilian Grothaus wie folgt zusammenfasst:
„’Aus sonderlicher Straf Gottes’ sei er Epileptiker gewesen, seine Anfälle habe er als Eingebungen verkauft, Tauben, die Körner aus seinen Ohren pickten, habe er als den Heiligen Geist vorgestellt. Sein groß angelegter Betrug reichte sogar über seinen Tod hinaus, denn er habe befohlen, seinen Leichnam in einen eisernen Sarkophag und in ein eigens vorbereitetes Mausoleum zu legen, in dessen Kuppeln sich Magnete befänden, weshalb der Sarkophag im Raume schwebte.“[15]
Diese frühneuzeitlichen Vorstellungen haben bis heute überdauert, denkt man an die geschmacklosen Worte der Spitzenkandidatin der FPÖ für die Grazer Gemeinderatswahl Susanne Winter, die Mohammed beim FPÖ-Neujahrstreffen 2008 als „Kinderschänder“ bezeichnet hat, der den Koran unter „epileptischen Anfällen“ geschrieben hat. Diese Aussage schlug hohe Wellen, die bis hin zu Drohvideos reichten.[16]
2.1. Türkenhoffnung
Die Türken waren aber mehr als nur ein Feind, der Europas Grenzen bedrohte. Den herrschenden Eliten bereitete es große Sorge, dass viele von den Türken eroberte Regionen sich kaum gegen die türkische Fremdherrschaft gewehrt hatten, ganz im Gegenteil schienen sie davon nicht abgeneigt gewesen zu sein. Ein Beispiel soll dies dokumentieren:
1456 sandte Papst Kalixt III. eine große Flotte in die Ägäis, um den unter türkische Fremdherrschaft gefallenen Inseln unverlangt Hilfe zu leisten, doch auf den Inseln war diese Flotte nicht willkommen. Auf Lemnos hatte man schon zuvor gegen den christlichen Herrscher rebelliert und sich dem Sultan freiwillig unterworfen. Letztendlich half man diesem sogar noch, die päpstliche Garnison von der Insel zu vertreiben.[17] Natürlich war man mit dieser Entwicklung in Rom keinesfalls einverstanden.
Diese Türkenhoffnung war aber unter der einfacheren Bevölkerung weit verbreitet. Bauern, Handwerker oder Tagelöhner, sie alle ächzten unter der Bürde der feudalen Ordnung. Im Osmanischen Reich hingegen war sozialer Aufstieg möglich, nicht der Geburtsadel herrschte, sondern die fähigsten Männer. Die Herkunft spielte keine Rolle. Für einen einfachen Bauer, der tagaus tagein sein Stück Land bewirtschaftete, dessen Ernte mehr schlecht als recht ausfiel, konnte diese Vorstellung von einer Möglichkeit, etwas mehr aus seinem Leben zu machen, nur eine Art weltliches Paradies sein. Die tollsten Geschichten vom einfachen Mann, der es zum Pascha geschafft hatte, waren in ganz Europa im Umlauf:
„Mein Vater ist ein Bauer, ein Tagelöhner oder Viehhirt, etc., ich aber bin durch mein Fleiß, mein Tapferkeit oder Erfahrung etc. zu diesem Ansehen und Herrlichkeit kommen.“[18]
[...]
[1] Nach Carl Gottlieb Hering (1766-1853).
[2] Der Begriff geht zurück auf das Buch von Samuel P. Huntington „Clash of Civilization“, welches auf Deutsch mit „Kampf der Kulturen“ übersetzt wurde.
[3] Die Begriffe Abendland, Westen, Okzident und Christenheit werden in dieser Arbeit – falls nicht anders erwähnt – synonym verwendet, ebenfalls die Begriffe Morgenland, Orient, Osten und Islam.
[4] Trotz des gleichen Nachnamens Çelebi sind sie nicht miteinander verwandt.
[5] G. Ecker/S. Röhl (Hg.), In Spuren reisen. Vor-Bilder und Vor-Schriften in der Reiseliteratur (Reiseliteratur und Kulturanthropolgie 6), LIT Berlin 2006, S. 54.
[6] Ibn Khaldun, zit. in: Ecker/Röhl, S. 55-61.
[7] Jean Bodin, Les Six Livres de la République, Paris 1986, Buch 5, Kapitel ,1 663-701.
[8] Charles Montesquieu, „De l’Esprit des lois“ („Vom Geist der Gesetze), Tübingen 1971, Bd. 2, 533.
[9] Vgl. Maximilian Grothaus, Vorbildlicher Monarch, Tyrann oder Despot? Europäische Vorstellungen vom Osmanischen Reich zwischen Renaissance und Aufklärung. In: Frühneuzeit-Info 6, Heft 2, Frankfurt 1995,S. 183.
[10] Vgl. Maxime Rodinson, Die Faszination des Islam, München 1985, S. 51.
[11] Diese Abmachung wurde schon zu Zeiten von Alexanders Vorgänger Innozenz VIII. (1484-1492) gemacht.
[12] Zum Thema Zusammenarbeit zwischen den Päpsten und Osmanen empfiehlt sich: Hans Pfeffermann, Die Zusammenarbeit der Renaissancepäpste mit den Türken, Winterthur 1946.
[13] Vgl. Josef Köstlbauer, Europa und die Osmanen. Der identitätsstiftende „Andere“. In: Wolfgang Schmale (Hg.): Studien zur europäischen Identität im 17. Jahrhundert, Bochum 2004, S. 45-72, hier S. 46-49.
[14] Maximilian Grothaus, Vom Erbfeind zum Exoten. Kollektive Mentalitäten über die Türken in der Habsburger Monarchie der frühen Neuzeit. In: Inanc Feigl (Hg.): Auf den Spuren der Osmanen in der österreichischen Geschichte (Wiener-Osteuropa-Studien 14), Frankfurt am Main/Wien 2002, S. 99-113, hier S. 99-101.
[15] Ebd., S. 101.
[16] „Wüste Islam-Attacke bei FPÖ-Neujahrstreffen“, http://steiermark.orf.at/stories/249098/ (13.01.08), 01.04.08.
[17] Vgl. Pfeffermann, Zusammenarbeit, S. 13.
[18] Salomon Schweigger, Zum Hofe des türkischen Sultans, zit. in: Margit Spohn, Alles Getürkt. 500 Jahre (Vor)Urteile der Deutschen über die Türken, München 1993, S. 20.
- Arbeit zitieren
- Elisabeth Mayr (Autor:in), 2008, Stereotype im Osten – Stereotype im Westen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/123975
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