Diese Arbeit soll eine klare Unterscheidung zwischen "gesundem" und "krankem" Narzissmus herauskristallisieren. Es stellt sich die Frage, welche Möglichkeiten pädagogischen Handelns es im Umgang mit Narzissmus gibt. Hierzu wird zunächst die Bedeutung des Urvertrauens als Grundlage für eine förderliche Entwicklung erklärt, gefolgt von einer verkürzten Darstellung des Phasenmodells der psychischen Geburt nach Margret S. Mahler. Im Anschluss daran wird die mythologische Darstellung von „Narziss und Echo“ auf ihre heutige Bedeutung geprüft, gefolgt von einer Skizzierung des Weges von der Selbstakzeptanz hin zu einer pathologischen Störung sowie der klinisch relevanten Typen narzisstischer Verhaltensweisen und der symptomatischen Darstellung einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung nach dem DSM-V. Nach diversen Erklärungsansätzen aus tiefenpsychologischer - und lerntheoretischer Betrachtung wechselt der Fokus von der generationsübergreifenden Perspektive auf die pädagogische Bedeutung in der stationären Kinder- und Jugendarbeit und in der Schule. Hier wird zunächst der kindliche Narzissmus von der Pathologie abgegrenzt und anschließend auf gruppendynamische Prozesse in den genannten Institutionen hingewiesen. Daraus ergeben sich pädagogische Konsequenzen, deren Anspruch es sein muss, die narzisstischen Größenbilder und idealisierten Vorbilder der Klienten als einen differenzierten und nicht integrierten Teil ihres Selbst anzuerkennen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die frühkindliche Entwicklung
- Das Urvertrauen nach Sigmund Freud
- Die psychische Geburt nach Margret S. Mahler
- Mythos Narziss
- Narziss und Echo
- Deutungen des Mythos
- Von der Selbstakzeptanz zur narzisstischen Persönlichkeitsstörung
- Subtypen narzisstischer Verhaltensweisen
- Hoch funktionaler (exhibitionistischer) Typus
- Grandios-maligner - und vulnerabler Typus
- Grandios-maligner (offener) Typus
- Vulnerabler (verdeckter) Typus
- Zusammenfassung
- Kommunaler Narzissmus
- Merkmale der narzisstischen Persönlichkeitsstörung
- Erklärungsansätze
- Narzissmus als individuell-genetischer Aspekt nach Sigmund Freud
- Alfred Adler - Minderwertigkeitsgefühl und Geltungsstreben
- Karen Horney - Sicherheit und Selbstvertrauen
- Narzissmus nach Otto F. Kernberg
- Narzissmus nach Heinz Kohut
- Beziehungsstörungen nach Michael Winterhoff
- Beziehungsstörung der gleichberechtigten Partnerschaft
- Narzisstische Bedürfnisse der Eltern
- Symbiotische Beziehungsstörung
- Narzisstisches Verhalten durch operante Konditionierung
- Zuviel des Lobes
- Ablehnende Eltern
- Soziale Medien
- Kindlicher Narzissmus vs. pathologisch narzisstische Störung
- Gruppendynamische Bedeutung für die Pädagogik
- Lern- und Leistungsbereich
- Probleme im Sozialverhalten
- Probleme gegenüber pädagogischen Bezugspersonen
- Probleme mit anderen Gruppenmitgliedern
- Auseinandersetzung mit den Generationen „Z“ und „Alpha“
- Pädagogisches Handeln
- Empathie
- Containing und Holding
- Pädagogischer Umgang mit projektiven Identifizierungen
- Pädagogischer Umgang mit Medien
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Bachelorarbeit untersucht den pädagogischen Umgang mit Narzissmus in den Bereichen Schulbetreuung und stationäre Kinder- und Jugendhilfe. Ziel ist es, ein umfassendes Verständnis für die verschiedenen Facetten des Narzissmus zu entwickeln und daraus abgeleitet, konkrete Handlungsempfehlungen für pädagogische Fachkräfte zu formulieren.
- Frühkindliche Entwicklung und die Entstehung narzisstischer Persönlichkeitsstörungen
- Theoretische Erklärungsansätze für Narzissmus aus verschiedenen psychologischen Perspektiven
- Unterschiede zwischen kindlichem Narzissmus und pathologischer narzisstischer Störung
- Herausforderungen im pädagogischen Kontext durch narzisstisches Verhalten
- Konkrete Strategien und Methoden für den pädagogischen Umgang mit narzisstischen Verhaltensweisen
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik des pädagogischen Umgangs mit Narzissmus in der Schulbetreuung und stationären Kinder- und Jugendhilfe ein. Sie beschreibt die Relevanz des Themas und skizziert den Aufbau der Arbeit.
Die frühkindliche Entwicklung: Dieses Kapitel beleuchtet die Bedeutung der frühen Kindheit für die Entwicklung von Selbstwertgefühl und Selbstkonzept. Es analysiert Freuds Konzept des Urvertrauens und Mahlers Theorie der psychischen Geburt und deren Relevanz für die spätere Entwicklung narzisstischer Persönlichkeitsstrukturen. Die frühen Bindungserfahrungen werden als entscheidend für die spätere Fähigkeit zur Empathie und Selbstregulierung dargestellt, wobei deren Fehlen einen Nährboden für narzisstische Entwicklungen schaffen kann.
Mythos Narziss: Das Kapitel untersucht den Mythos von Narziss und Echo und interpretiert ihn im Kontext der narzisstischen Persönlichkeitsstörung. Verschiedene Deutungen des Mythos werden präsentiert und ihre Bedeutung für das Verständnis narzisstischer Dynamiken herausgearbeitet. Die Analyse des Mythos dient als Grundlage für die spätere Auseinandersetzung mit den psychologischen Aspekten des Narzissmus.
Von der Selbstakzeptanz zur narzisstischen Persönlichkeitsstörung: Dieses Kapitel beschreibt den Übergang von normalem Selbstwertgefühl und gesunder Selbstliebe hin zu pathologischem Narzissmus. Es wird ein Kontinuum dargestellt, an dessen Ende die narzisstische Persönlichkeitsstörung steht. Dabei werden die Mechanismen erläutert, die zur Entwicklung der Störung beitragen, und die Grenzen zwischen normalem und pathologischem Narzissmus verdeutlicht.
Subtypen narzisstischer Verhaltensweisen: Hier werden verschiedene Subtypen narzisstischer Persönlichkeitsstörungen vorgestellt und differenziert, darunter der hochfunktionale, der grandios-maligne und der vulnerabler Typus. Die jeweiligen Charakteristika werden im Detail beschrieben und ihre Implikationen für den pädagogischen Umgang diskutiert. Der kommunale Narzissmus wird ebenfalls thematisiert. Die Unterscheidung der Subtypen ist essentiell für eine differenzierte pädagogische Herangehensweise.
Merkmale der narzisstischen Persönlichkeitsstörung: Dieses Kapitel listet und beschreibt die zentralen Merkmale der narzisstischen Persönlichkeitsstörung (NPS) auf Grundlage etablierter Klassifikationssysteme wie DSM und ICD. Es werden die diagnostischen Kriterien erläutert und die Bedeutung der verschiedenen Symptome für die pädagogische Praxis herausgestellt. Die Darstellung dient als Grundlage für die folgenden Kapitel, welche die Ursachen und den Umgang mit der Störung beleuchten.
Erklärungsansätze: Dieser Abschnitt präsentiert verschiedene psychoanalytische und andere psychologische Erklärungsansätze für die Entstehung von Narzissmus. Die Theorien von Freud, Adler, Horney, Kernberg, Kohut und Winterhoff werden vorgestellt und in ihren zentralen Aussagen verglichen. Die Kapitel beleuchten verschiedene Perspektiven auf die Entwicklung und Aufrechterhaltung narzisstischer Persönlichkeitsstrukturen und deren Auswirkungen auf Beziehungen.
Kindlicher Narzissmus vs. pathologisch narzisstische Störung: Dieses Kapitel differenziert zwischen normalem kindlichem Selbstbezug und einer pathologischen narzisstischen Störung. Es werden Kriterien vorgestellt, die helfen, zwischen den beiden Phänomenen zu unterscheiden. Diese Unterscheidung ist entscheidend für eine angemessene pädagogische Intervention, da die Ansätze beim Umgang mit normalem kindlichen Verhalten deutlich von denen beim Umgang mit einer Störung abweichen.
Gruppendynamische Bedeutung für die Pädagogik: Dieser Abschnitt untersucht die Auswirkungen narzisstischer Verhaltensweisen auf die Gruppendynamik in schulischen und stationären Einrichtungen. Er beleuchtet Herausforderungen im Lern- und Leistungsbereich sowie im Sozialverhalten, sowohl im Umgang mit pädagogischen Fachkräften als auch mit Gleichaltrigen. Die Auseinandersetzung mit den Generationen Z und Alpha wird hier ebenfalls berücksichtigt.
Schlüsselwörter
Narzissmus, narzisstische Persönlichkeitsstörung, Pädagogik, Schulbetreuung, stationäre Kinder- und Jugendhilfe, frühkindliche Entwicklung, Selbstwertgefühl, Empathie, Gruppendynamik, psychoanalytische Theorien, pädagogisches Handeln, Intervention, Generation Z, Generation Alpha, DSM, ICD.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Bachelorarbeit: Pädagogischer Umgang mit Narzissmus
Was ist der Gegenstand dieser Bachelorarbeit?
Die Bachelorarbeit befasst sich mit dem pädagogischen Umgang mit Narzissmus in der Schulbetreuung und der stationären Kinder- und Jugendhilfe. Sie untersucht die verschiedenen Facetten des Narzissmus und entwickelt daraus konkrete Handlungsempfehlungen für pädagogische Fachkräfte.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt die frühkindliche Entwicklung im Zusammenhang mit der Entstehung narzisstischer Persönlichkeitsstörungen, verschiedene theoretische Erklärungsansätze aus psychologischen Perspektiven (Freud, Adler, Horney, Kernberg, Kohut, Winterhoff), den Unterschied zwischen kindlichem Narzissmus und pathologischer Störung, Herausforderungen im pädagogischen Kontext durch narzisstisches Verhalten und schließlich konkrete Strategien und Methoden für den pädagogischen Umgang mit narzisstischen Verhaltensweisen.
Welche psychologischen Theorien werden betrachtet?
Die Arbeit analysiert verschiedene psychologische Theorien zur Entstehung und Aufrechterhaltung von Narzissmus, darunter die Konzepte von Sigmund Freud (Urvertrauen, Narzissmus als individueller Aspekt), Alfred Adler (Minderwertigkeitsgefühl und Geltungsstreben), Karen Horney (Sicherheit und Selbstvertrauen), Otto F. Kernberg, Heinz Kohut und Michael Winterhoff (Beziehungsstörungen). Die operante Konditionierung (Lob, Ablehnung, soziale Medien) als Einflussfaktor wird ebenfalls beleuchtet.
Wie werden die verschiedenen Subtypen des Narzissmus unterschieden?
Die Arbeit unterscheidet zwischen verschiedenen Subtypen narzisstischer Persönlichkeitsstörungen: dem hochfunktionalen (exhibitionistischen) Typus, dem grandios-malignen und dem vulnerablen Typus (darunter der offene und der verdeckte Typus). Der kommunale Narzissmus wird ebenfalls behandelt. Diese Unterscheidung ist wichtig für eine differenzierte pädagogische Herangehensweise.
Wie wird der Unterschied zwischen kindlichem Narzissmus und pathologischer Störung dargestellt?
Die Arbeit legt Wert auf die Unterscheidung zwischen normalem kindlichem Selbstbezug und einer pathologischen narzisstischen Störung. Es werden Kriterien vorgestellt, die helfen, zwischen beiden Phänomenen zu unterscheiden, was für eine angemessene pädagogische Intervention unerlässlich ist.
Welche Herausforderungen im pädagogischen Kontext werden angesprochen?
Die Arbeit beleuchtet die Herausforderungen im Lern- und Leistungsbereich sowie im Sozialverhalten, die durch narzisstisches Verhalten entstehen können. Dies umfasst Probleme im Umgang mit pädagogischen Fachkräften, mit Gleichaltrigen und die Auseinandersetzung mit den Generationen Z und Alpha.
Welche pädagogischen Handlungsempfehlungen werden gegeben?
Die Arbeit gibt konkrete Handlungsempfehlungen für den pädagogischen Umgang mit narzisstischen Verhaltensweisen. Dazu gehören Aspekte wie Empathie, Containing und Holding, der pädagogische Umgang mit projektiven Identifizierungen und der Umgang mit Medien.
Welche Schlüsselbegriffe sind zentral für die Arbeit?
Zentrale Schlüsselbegriffe sind Narzissmus, narzisstische Persönlichkeitsstörung, Pädagogik, Schulbetreuung, stationäre Kinder- und Jugendhilfe, frühkindliche Entwicklung, Selbstwertgefühl, Empathie, Gruppendynamik, psychoanalytische Theorien, pädagogisches Handeln, Intervention, Generation Z, Generation Alpha, DSM und ICD.
Welche Rolle spielt der Mythos von Narziss und Echo?
Der Mythos von Narziss und Echo wird interpretiert und im Kontext der narzisstischen Persönlichkeitsstörung analysiert. Verschiedene Deutungen des Mythos werden präsentiert und ihre Bedeutung für das Verständnis narzisstischer Dynamiken herausgearbeitet.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit ist strukturiert in eine Einleitung, Kapitel zur frühkindlichen Entwicklung, dem Mythos Narziss, dem Übergang von Selbstakzeptanz zur narzisstischen Persönlichkeitsstörung, Subtypen narzisstischer Verhaltensweisen, Merkmalen der Störung, Erklärungsansätzen, der Unterscheidung zwischen kindlichem und pathologischem Narzissmus und schließlich der gruppendynamischen Bedeutung für die Pädagogik.
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- Michael Wanke (Author), 2021, Pädagogischer Umgang mit Narzissmus in der Schulbetreuung und stationären Kinder- und Jugendhilfe, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1239510