Der Migrationsdiskurs ist in Deutschland von mehreren Etappen geprägt, die nicht
getrennt gesehen werden können von jeweiligen historischen und aktuellen
politischen Entwicklungen.
Wandlungen dieses Diskurses und deren mögliche Ursachen, sowie Folgen einer
neuen Ausdrucksweise, möchte ich in dieser Hausarbeit untersuchen.
Dabei steht immer die Schwierigkeit der Eingrenzung von Ursachen im
Vordergrund. Daher wird sich dieser erste Teil auf theoretische Formen des
Sprachwandels und die ‚Etappen’ des deutschen Migrationsdiskurses selbst,
beschränken.
Im zweiten, praktischen Abschnitt beziehe ich Jungs Untersuchung der eingangs
nur theoretisch reflektierten politischen und medial präsenten Öffentlichkeit auf die im Seminar durchgeführte Inhaltsanalyse der ‚Thüringer Allgemeinen’ und der
‚Thüringischen Landeszeitung’.
Wie beeinflusst der alltagssprachliche und der öffentlich vorhandene Diskurs über
Migranten deren Leben und das der ‚Einheimischen’? Kann der Wandel im
öffentlichen Diskurs den Alltagssprachgebrauch verändern?
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Bedeutung der Sprache im Alltag
2.1 Einfluss der Sprache auf die Öffentlichkeit
2.2 Bedeutung von Sprache für die Integration
3 Sprachwandel
3.1 Formen der Veränderung unseres Wortschatzes
3.2 Entwicklung des Diskurses über Zuwanderer in Deutschland
4 Öffentlicher und alltäglicher Sprachgebrauch am Beispiel
4.1 Bundestagsdebattenanalyse 1973-1989 nach Jung 1997
4.2 Thüringische Zeitungen zum Thema ‚Fremde’
5 Resümee
6 Bibliographie und URL-Verzeichnis
1 Einleitung
Der Migrationsdiskurs ist in Deutschland von mehreren Etappen geprägt, die nicht getrennt gesehen werden können von jeweiligen historischen und aktuellen politischen Entwicklungen.
Wandlungen dieses Diskurses und deren mögliche Ursachen, sowie Folgen einer neuen Ausdrucksweise, möchte ich in dieser Hausarbeit untersuchen.
Dabei steht immer die Schwierigkeit der Eingrenzung von Ursachen im Vordergrund. Daher wird sich dieser erste Teil auf theoretische Formen des Sprachwandels und die ‚Etappen’ des deutschen Migrationsdiskurses selbst, beschränken.
Im zweiten, praktischen Abschnitt beziehe ich Jungs Untersuchung der eingangs nur theoretisch reflektierten politischen und medial präsenten Öffentlichkeit auf die im Seminar durchgeführte Inhaltsanalyse der ‚Thüringer Allgemeinen’ und der ‚Thüringischen Landeszeitung’.
Wie beeinflusst der alltagssprachliche und der öffentlich vorhandene Diskurs über Migranten deren Leben und das der ‚Einheimischen’? Kann der Wandel im öffentlichen Diskurs den Alltagssprachgebrauch verändern?
2 Bedeutung der Sprache im Alltag
2.1 Einfluss der Sprache auf die Öffentlichkeit – oder umgekehrt?
Zunächst möchte ich mit dieser Fragestellung abwägen, ob die Medien generell, also weniger die Sprache und der zugrunde liegende Wortschatz, Quellen unserer Meinungsbildung sind.
Öffentliche Kommunikation ist mit der Entwicklung der Verbreitung von Botschaften an sehr große Publika zur Massenkommunikation geworden. Die zuvor noch an die direkte Anwesenheit der Interessierten gebundene Kommunikation findet heute vor dem Fernseher, über die Tageszeitung, das Radio oder das Internet statt.
Folglich würden nach Gerhards „fast alle Bürger tagtäglich über die mediale Öffentlichkeit an der politischen Kommunikation partizipieren“, wobei diese „keine unmittelbare, sondern (...) medial vermittelte Kommunikation (Hervorhebg. d. Autors)“ sei. Beeinflusst von „eigenen Interessen die Kommunikationen [zu] selektieren“, wäre die Teilnahme am politischen, gesellschaftlichen, kulturellen Diskurs Partizipation an „massenmediale[r] Öffentlichkeit (Hervorhebg. d. Autors)“. (Gerhards 1998:272.)
Besonders auf der von Gerhards erwähnten Ebene „kleine[r] Interaktionsöffentlichkeiten“ (Gerhards 1998:270) stellt sich also die Frage, wie präsent oder prägend Inhalte von Massenmedien hier sind und inwiefern die mutmaßlich ‚weiterentwickelte’ Art über Migranten zu diskutieren, zu entscheiden, zu berichten, in den Alltagssprachgebrauch und damit diese Unterebene von Öffentlichkeit hineingereicht.
Hiebel greift McQuails These Medien erweiterten die „menschliche Auffassungs-, Gedächtnis- und Kommunikationskompetenz“ (Hiebel 1998:12) auf. Die positiven Eigenschaften deutet McQuail allerdings auf kontrastierende Art. Einerseits spricht er Medien diese Mitwirkung an der Ausformung sozialer Strukturen zu. Sie verfügten über die Fähigkeit jedem Rezipienten eine Minimalbasis geteilter Realität anzubieten. Erst hierdurch sei die Herausbildung eben dieser sozialen Strukturen möglich (Vgl. McQuail 1994:64).
Andererseits seien genau dieselben vermittelnden Instanzen den Zwängen der von ihnen mit geprägten Gesellschaft unterworfen, wenn nicht sogar von Dritten eine Ausnutzung dieses „power potential“ (McQuail 1994:69) stattfindet, also Wettbewerb um die Gunst, den Zugang zu, oder die Kontrolle über die massenmediale Öffentlichkeit erlangt würde, um eigene Interessen durchzusetzen.
Doch welcher Politiker oder Pressereferent tut dies nicht – mehr oder minder? Wichtig ist nur abzugrenzen, ob die Selektionsinstanz der Medieninstitution von außen unbeeinflusst bzw. konform zu eigens gesetzten journalistischen Ansprüchen des Verlages oder Senders arbeiten kann. McQuail nennt als Folge des Outputs von Medien, als präzisiertem gesellschaftlichem Einfluss, eine „social centralization or dispersal“ (McQuail 1994:73). Erstere ließe sich analogisieren auf die von ihm außerdem vorgenommene Aufteilung, internationale Medien prägten kurzlebige Trends im Verhalten und Auftreten ihrer Rezipienten, wohingegen regionale Medien Eigenheiten einer Kultur bestärkten, Identität stifteten; die damit wesentlich mehr Nuancierungen und Unterschiede in sich – also z.B. von Region zu Region – verdeutlichen könnten (vgl. McQuail 1994:118).
Genau hierin liegt m.E. auch die Absage an die vermeintlich so einflussreichen Medien. Die Beschreibung der „media logic“ durch Snow und Altheide als „way of seeing and interpreting social affairs“ und das in einem den jeweiligen Medien inhärenten Format, also „how material is organized, the style in which it is presented, the focus or emphasis ... [!] and the grammar of media communication“ (Snow/ Altheide 1991:10, zit. n. McQuail 1994:109) besagt, dass jedes Medienformat speziell an die Inhalte herangeht und sie wiederum unterschiedlich präsentiert. Diese aktive Seite der Präsentation durch die Medien verarbeitet das Individuum des passiven Rezipienten – einem streitbaren Begriff – allerdings auf dessen eigene Art und Weise.
Welchen Einfluss hat das auf die möglichst gute Integration eines Zuwanderers? Wodurch wird diese eventuell verhindert? Hierzu möchte ich nun genauer auf die Eigenheiten von Sprache – sowohl in den Medien als auch im Alltag – eingehen, um etwaige direkte Schwierigkeiten, denen sich ein Zuwanderer ausgesetzt sieht aufzudecken. Im dritten Kapitel soll dann eine passive Seite, die des Diskurses über die Zuwanderer, beleuchtet werden.
2.2 Bedeutung von Sprache für die Integration
Mittels einer Betrachtung der Sprache und ihrer Funktionen möchte ich zeigen, dass diese an sich schon ein Hinderungsgrund für die Integration von Zuwanderern in einem sozialen Gefüge ist. Allerdings wirken sich natürlich sehr viel mehr individuelle und auch z.B. politische Faktoren auf diesen Prozess aus.
Eine Sprache hat für Muhr „sozialsymbolische Funktionen“, wie die Abgrenzung von anderen Nicht-Sprechern, dem „linguistischen Abstand“. Im Gegensatz hierzu stünde „das Kriterium des linguistischen Ausbaus“ der Sprache, nicht des Dialekts – dem die „Überdachung durch eine Schriftsprache“ fehle. ‚Linguistischer Ausbau’ meint die Symbolik einer Sprache, ihre Sprecher zu repräsentieren. (Muhr 2003:193)
Unterstützt würde die „Selbstdefinition“ der Sprecher über die Sprache durch „spezifische sprachliche Merkmale, insbesondere in der gesprochenen Sprache (...), [mit] der [häufigen] Folge einer relativ starke[n] nationale[n] Eigenentwicklung, die bis zur Disglossie führen kann.“ (Muhr 2003:208) Daher rühren z.B. Unterschiede des deutschen Deutschs zum österreichischen und schweizerischen Deutsch, die es mitunter sehr schwierig machen, den Kommunikationspartner zu verstehen, obwohl er oder sie eigentlich Deutsch spricht.
Auch Stickel umreißt Sprache als Mittel zur „Wahrnehmung der eigenen Lebenswelt“, zur „Erfahrung und Einübung von Gemeinschaft“; die außerdem an den „kollektiven Besitz (...) von Sprache (...) durch mehrere oder sogar viele Individuen“ geknüpft sei. (Stickel 2002:18)
Ein Zuwanderer sieht sich natürlich nicht nur dem Problem fehlender oder schlechter Sprachkenntnisse ausgesetzt. Doch es wurde deutlich, dass mit dem Erlernen einer Sprache viele zusätzliche Bausteine des Alltagslebens in einer anderen Kultur verfügbar werden.
Diese Herangehensweise, wie ein Zuwanderer aktiv in Deutschland handeln kann, soll – oder behandelt wird – verdeutlicht sich zuallererst im Umgang eines Staates mit der Ausrichtung von Möglichkeiten zum Erwerb der Sprache der einheimischen Bevölkerung.
Für Schmölzer-Eibinger ist die Fähigkeit in einer Gesellschaft überhaupt sozial zu handeln „immer mit sprachlichen Aktivitäten und damit mit Möglichkeiten verbunden, sprachliche Fähigkeiten und Fertigkeiten zu erwerben bzw. auszubauen“ (Schmölzer-Eibinger 1999:74). Nun sehen die Wege für Einwanderer oder politische Flüchtlinge in Deutschland, den Spracherwerb aktiv in die Hand zu nehmen – auf theoretischer Basis – zwei Modelle vor.
Mehrsprachig aufwachsende Schüler mit Deutsch vertraut zu machen, hätte in Klassen, die zwischen Muttersprachlern und fremdsprachigen Schülern trennen zur Folge, weniger Kontakt zum Deutschen zu haben, wodurch das Lernen der Sprache erschwert würde. Weiters bestünde die Gefahr von nur schwer abbaubaren Vorurteilen und sozialen Klüften zwischen den Schülern. Gemeinsamer Unterricht hingegen, könne zwar den Lernerfolg in der Sprache erhöhen. Es bestehe jedoch ein von den fremdsprachigen Schülern geglaubter Identitätsverlust oder Druck sich zu intensiv an die Eigenheiten der Muttersprachler anpassen zu müssen. Dem möchte Schmölzer-Eibinger aber entgegnen, dass die offen dargelegte „Wertschätzung von Migrantensprachen und -kulturen im Unterricht (...) Ängste vor der Zerstörung der eigenen sprachlichen und kulturellen Identität zu zerstreuen“ vermag. (Vgl. Schmölzer-Eibinger 1999:74f.)
Dieser Ansicht folgt auch die Umsetzung im sogenannten „Language Awareness- Konzept“, worunter die Durchdringung des gesamten Lehrplans mit dem Bewusstsein über die Unterschiede der Sprachen und dahinter liegender Kulturen zu verstehen sei. „ Im gesamten Curriculum zeigt sich ein multikulturelles Herangehen an die Sprache (...), mit dem Ziel in der Sprachwahrnehmung zu sensibilisieren, (...) in der Ausbildung der persönlichen Identität zu fördern und zu stabilisieren[,] (...) das Bewusstwerden von Eigenarten und das Aushalten von Andersartigem [zu reflektieren].“ (Schmölzer-Eibinger 1999:82)
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- Citar trabajo
- Stefanie Eckardt (Autor), 2007, Sprachlicher Wandel gegenüber Migranten, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/123943
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