Die Disziplin der Sportsoziologie ist entstanden aus der Mutterwissenschaft der Soziologie. Die Abgrenzung von Sport als gesellschaftlichen Teilbereich aus der Perspektive der Soziologie beschreibt seine Besonderheit und Funktion. Sportsoziologie ist integriert in die Forschungskonzepte und Disziplinen der Sportwissenschaft.
Ansätze aus der Systemtheorie differenzieren Subsysteme und Systeme nach ihren Funktionen und Codes. Funktionen der Sportwissenschaft sind Sport unter historischen, vergleichenden und zukunftsbezogenen Perspektiven zu betrachten unter der Berücksichtigung des Status quo, der die Basis fundamentiert. Der Weltrat der Sportwssenschaft (ICSSPE) gibt das Profil vor. Bis zur Errichtung der ersten Hochschule und universitären Intitutionen für Leibesübungen ab 1920 wurden sportwissenschaftliche Themen durch Mutterwisschenschaften (vgl. Court/Meinberg (2006) formuliert.
Sport, seine Institutionen und Organisation sind einmalig. Die Integration unterschiedlicher Dimensionen im Sport verbunden mit zu differenzierenden Handlungsmustern und Erscheinungsformen erfordert Maßstäbe, die eine Zuodnung zu bestimmten Teilbereichen erlauben. Klasssische Ansätze der Systemtheorie können angewendet werden. (Bette 1991) weist auf in diesem Zusammenhang auf die Theorie selbstrefferentieller Systeme hin und damit auf die spezifischen Codierungen von Sport und Wissenschaft und die Kombination ihrer Erkenntnisse.
Inhaltsverzeichnis
1. Einführung
1.1. Beginn und Entwicklung der modernen Wissenschaften; Ein Ausflug
1.2. Der Ausdifferenzierungsprozess innerhalb der Wissenschaft
1.3. Das Problem der Einheit der Wissenschaften
1.4. Zum Zusammenhang von wissenschaftlicher Forschung und Methode
Literaturverzeichnis
1. Einführung
Die Disziplin der Sportsoziologie ist entstanden aus der Mutterwissenschaft der Soziologie. Die Abgrenzung von Sport aus der Perspektive der Soziologie beschreibt seine Besonderheit und Funktionen. Sportsoziologie ist integriert in die Forschungskonzepte und Disziplinen der Sportwissenschaft.
Ansätze der Systemtheorie differenzieren Subsysteme und Systeme nach ihre Funktionen und Codes. Funktionen der Sportwissenschaft sind Sport unter historischen, vergleichenden und zukunftsbezogenen Perspektiven zu betrachten unter der Berücksichtigung des Status quo, der die Basis fundamentiert[1]. Die Debatte um die Begriffe Sportwissenschaft oder Sportwissenschaften soll an dieser Stelle nicht geführt werden. Der Weltrat der Sportwissenschaft (ICSSPE)[2] gibt das Profil vor.[3] Die Fakultäten an den Universitäten führen unterschiedliche Bezeichnungen aufgrund ihrer Traditionen und der Geschichte der Institute.[4] Bis zur Errichtung der ersten Hochschule und universitären Institutionen für Leibesübungen ab 1920 wurden sportwissenschaftliche Themen durch Mutterwissenschaften formuliert.[5] Die Benennung Sportwissenschaft im Singular bündelt assoziativ ihre Disziplinen und ihr Profil. „Das Bundesinstitut für Sportwissenschaft (BISp), zugehörig zum Bundesinnenministerium, hat die Aufgabe, Forschungsbedarf zu ermitteln und Forschungsvorhaben auf dem Gebiet des Sports (Ressortforschung) zu initiieren, zu fördern und zu koordinieren, die Forschungsergebnisse auszuwerten und den Transfer der Forschungsergebnisse in die Praxis in Zusammenarbeit mit dem Sport zielgruppenorientiert vorzunehmen.“ Es initiiert und fördert:
- Arbeiten, die die Chancengleichheit unserer Athletinnen und Athleten bei internationalen Wettkämpfen erhöhen
- Arbeiten, die die ethischen Werte des Sports herausstellen
- Arbeiten zur Verbesserung der Umweltverträglichkeit des Sports
- Arbeiten zur sozialen Bedeutung des Sports
- Arbeiten zur Verbesserung von Effektivität und Effizienz der Organisation von Sport.
Quelle: http://www.bisp.de Zugriff 19.12.07
Die Eigenheiten von Sport, seine Institutionen und Organisation sind einmalig. Die Integration unterschiedlicher Dimensionen im Sport verbunden mit zu differenzierenden Handlungsmustern und Erscheinungsformen erfordert Maßstäbe, die die Zuordnung zu den Teilbereichen erlauben. Klassische Ansätze der Systemtheorie können angewendet werden.[6]
Sport und insbesondere der Leistungssport ist in seiner Form auf nationaler und internationaler Ebene ein Instrument für die Verständigung auf politischer Ebene. Der Boykott von internationalen Wettkämpfen ist der Entzug von Sport als politisches Mittel. Sport wird politisch vertreten durch die Sportministerkonferenz. Der DOSB integriert politische, wirtschaftliche, juristische und ethische Ansprüche im Sport.[7] Seine Organisationsform lässt offensichtlich die Zusammenarbeit mit diesen Bereichen zu. Die Zielkonzeptionen und Formulierungen grenzen Sport ab. Sport ist in der Bundesrepublik institutionalisiert. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) ist ein eingetragener Verein, der durch das Innenministerium gefördert wird. Sport als Gegenstand sozialwissenschaftlicher Betrachtung ist auch Betrachtung außergewöhnlicher Verhaltensweisen, physischer und psychischer Leistungen und Belastungen von Individuen, opportunem Verhalten, Disbalancen, Risiken, Idealismus und Vertrauen.
Sportliche Organisationen haben Strukturen mit hohem Formalisierungsgrad. Im Sport werden Ressourcen zur Optimierung gebündelt. Der DOSB beschließt den Ausbau und Verbesserung der Infrastruktur für Förderung des Spitzensport in Wissenschaft, Forschung und qualitativer Verbesserung von Ausbildung und Talentförderung. Ressourcen sind:
BISP (Bundesinstitut für Sportwissenschaft)
Universitäten/Fakultäten für Sportwissenschaft [8]
IAT Institut für (Angewandte Trainingswissenschaft)
FES (Forschung und Entwicklung von Sportgeräten
TA (Trainer Akademie)
Die formale Struktur von Sportorganisation durch ihren hohen Formalisierungsgrad überschaubar. Die Organisation des DOSB ist ein einzigartig in ihrer formalen Struktur erfasst. Da in der Formalisierung die Gefahr der Statik steckt, ist es umso interessanter, das Sport und der hoch formalisierte Spitzensport seine Dynamik ausleben kann. „Top athletics has institutionalised interchanges of mutual utility with the economy, the political system, and the mass media. Actors from all three societal subsystems – firms, politicians, the government, television...- profit in various respects from their involvement with top athletes as individuals, teams and sport organisations as corporate actors.“ (U. Schimank 2005, S. 4, vgl. K. Damm-Volk 2002).
Die Sportsoziologie zeichnet sich aus durch ihre unterschiedlichen Dimensionen. U. Schimank (2005) löst sich von der Rigidität einer Perspektive: Er nennt den Begriff von N. Luhmann: „Luhmann calls this the polycontexturality of modern society.“[9] Die Generalisierung von Verhaltensweisen im Kontext Sport ist daher kritisch zu betrachten. Ethische Theoriebildung ist nicht anwendbar auf Wettkampf- oder Spitzensport.[10]
Die Übertragbarkeit sportlicher Handlungsmuster auf andere Handlungsmuster wird innerhalb ethischer Überlegungen angezweifelt. Soziologie und Ethik setzen damit an der handlungsorientierten Trennung von Sport und Gesellschaft an. Sport wird von allgemeingültigen Werten differenziert. Damit wird Sport im positiven Sinne in eine Richtung der Autopoesis geführt. Sport ist der Teilbereich der Gesellschaft, dessen seine Autonomie konstituiert wird ohne Autarkie zu beanspruchen und im Sinne von Toleranz die Einflüsse anderer Bereiche zulässt und damit seine Faszination erhält. Der Anspruch an Funktionen von Sport ist unterschiedlich. Sport darf trotz seines ökonomischen Potenzials nicht zur Fußnote der Weltgeschichte der Bewegung[11] werden. Denn obwohl die Organisation von Sport formalisiert ist, insbesondere der Zugang zum Spitzensport, gelingt es aktuell nicht, Disbalancen im Sportsystem zu vermeiden.
Die Entwicklung des Sportsystems darf die sportliche Funktion und Leistung als Basis nicht verlieren darf.[12] Die ethische Perspektive leistet durch die Trennung von sportlichen Handlungsmustern von anderen sozialen Handlungsmustern einen Beitrag zur Abgrenzung des Sports von universaler Begriffsverwendung.
Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) ist eine Organisation, die national und international agiert. Sport wird in seinen Facetten strukturiert. Die Abteilungen im DOSB decken durch ihre Struktur oder Fragmente Funktionsansprüche, die intern und extern formuliert sind. Die aktuelle Diskussion von der Organisation des Spitzensports und der damit verbunden Problematiken bzw. Ressourcenbündelung ist nur ein Beispiel. Für eine ausführliche Darstellung von sportsoziologischen Untersuchungen und Projekten siehe u. a. Sportwissenschaftliche Forschungsprojekte (Bundesinstitut für Sportwissenschaft) und J. Winkler (1995).[13]
Die Entwicklung in der Sportsoziologie wird begeleitet von dem Phänomen der Ausgliederung des Spitzensports als Teil des Ganzen.[14] Hier sind Parallelen zur Sportsphilosophie zu nennen. Der Begriff „sondermoralischen Handlungsbedingungen im Wettkampfsport“[15] von F. Bockrath deutet auf eine kritische Auseinandersetzung mit der Universalität sozialwissenschaftlicher Ansätze im Sport hin. Sinnmuster des Sports gehören in den Sport.[16] Handlungsmuster im Sport sind nicht ohne weiteres auf andere Bereiche übertragbar.
Die Systemtheorie als Metatheorie findet auch in den Sportwissenschaftlichen Disziplinen ihre Ansätze. Sie definiert ihre Subdisziplinen, die aus den Schnittstellen mit anderen Wissenschaften entstanden. „Die neuere soziologische Systemtheorie ist seit geraumer Zeit eines der wenigen expandierenden Paradigmen in den Sozial- und Geisteswissenschaften….plädiert die Systemtheorie für komplexitätsangemessene Analyse“ (K.-H. Bette, 1999, S. 9)[17] Systemtheoretische Ansätze unter anderem von N. Luhmann werden von U. Schimank und K. H. Bette (2006) weiterentwickelt, um Spitzensport als gesellschaftliches Subsystem zu definieren, seine Mechanismen und ihn beeinflussenden Faktoren und seinen Status Quo zu bestimmen.[18] Sport ist eingebettet in ein Umfeld. Diese soziologische Abstraktion ist ein Faktor, der zu dem Profil von Sport beiträgt.
Theorien der Soziologie können im Umfeld Sport zu Erkenntnissen führen, die nicht generalisierbar auf andere Bereiche sind. Allenfalls Mechanismen innerhalb von gesellschaftlichen Teilsystemen reflektieren Parallelen von Entwicklungen. Die Entwicklung sportökonomischer Strukturen entspricht denen des allgemeinen Marktes nur teilweise. Die Anwendung soziologischer Methoden sollte als Forschung unter prozessualen Gesichtspunkten behandelt werden. Gesellschaftliche Wandlungen sind fließend. Das Teilsystem Spitzensport komprimiert den Wandel zur Dynamik. Das methodische Instrumentarium ist für Sport speziell zu entwickeln oder abzuwandeln.[19]
[...]
[1] vgl. Herbert Haag: „Zum Selbstverständnis der Sportsoziologie“, in M. Friederici (Hrsg.) “Sport Wirtschaft und Gesellschaft“, Hofmann: Schorndorf 2002, S. 131-143, S. 132
[2] Gegründet 1958 in Paris
[3] Der Weltrat ist der Dachverband von über 290 nationalen und internationalen Institutionen und Organisationen aus mehr als 60 Ländern, die mit Sport befasst sind. Er gehört u. a. zu den beratenden Gremien der UNESCO, der WHO und des IOC, unter dessen Patronage er beispielsweise die Olympischen Wissenschaftskongresse ausrichtet. Zu seinen Aufgaben gehören vorrangig die Organisation internationaler Sportkonferenzen und -symposien, die Initiierung von Forschungsvorhaben, Expertenaustausch und Kooperation zwischen Lehr- und Forschungseinrichtungen im Sport sowie die Herausgabe sportwissenschaftlicher Publikationen. http://www.icsspe.org Zugriff 21.12.07
[4] „Leibesübungen selbst sind Gegenstand einer Theorie, die weiterzuentwickeln ist, und schließlich lassen sich die verschiedenen Wissenschaften auf die Leibesübungen anwenden… Neben den Personen, die sich institutionell mit der Theorie und Praxis der Leibesübungen an der Universität Göttingen zu befassen hatten, hat es immer auch Interessierte gegeben, die ihre Wissenschaft auf Sport und Bewegung anwandten. Diese sind vor allem mit den Fächern bzw. Fachbereichen identifiziert, die auch heute die Träger des IfS sind.“ A. Krüger: Geschichte des Göttinger Sportinstituts, http://www.sport.uni-goettingen.de/ifs/ Zugriff: 19.12.07
[5] Vgl. J. Court/ E. Meinberg (2006): Klassiker und Wegbereiter der Sportwissenschaft, 1. Aufl. Kohlhammer, Stuttgart
[6] A. Rütten (1992): „Aus systemtheoretischer Perspektive und mit speziellem Bezug auf die Theorie selbstrefferentieller Systeme weist Bette (1999, S. 69) in diesem Zusammenhang auf die je spezifischen Codierungen von Sport und Wissenschaft sowie den Tatbestand hin, dass sich damit eine differentielle Selektion und Nachfrage wissenschaftlicher Erkenntnisse im Sport verbindet. S. 47
[7] K.-H. Bette/ U. Schimank (2006) formulieren: „Je mehr der einzelne Lernen muss, sich durch das Labyrinth funktional spezifischer Teilsysteme zu bewegen, um selektive Anschlüsse herzustellen und interne Widersprüche auszutarieren, desto schwieriger wird es für ihn, einen souveränen Umgang mit den Möglichkeiten und Grenzen einer biographischen Selbststeuerng zu finden.“ S. 89
[8] Seit 2007 wird ein Qualitätssiegel vergeben von ADH und den Olympiastützpunkten für die Bezeichnung „Elitehochschule des Leistungssport.“
[9] The binary code of each Subsystem establishes a highly selective searchlight on to the social world, illuminating certain corners of it and leaving the rest in the dark. The overall result is an effective multiplication of society with regard to the social meaning of events.” (U. Schimank (2005): The autonomy of Modern Sport: Dangerous and Endangered” in: European Journal for Sport and society 2, S. 13-23, S. 2)
[10] Vgl. F. Bockrath: Ethik und Bildung im Sport? Moralerziehung zwischen pädagogischen Ansprüchen und Möglichkeiten““, in: R. Laging/ R. Prohl (Hrsg.): „Bewegungskompetenz als Bildungsdimension. Reprint ausgewählter Beiträge aus den dvs-Bänden 104 und 120. Hamburg 2005, S. 55-62, vgl. Emrich, E. (1996), S. 33)
[11] Seven, Anselm: Zwischen Funktion und Leistung - zur systemtheoretischen Kritik des Sportbegriffs, Dissertation, Göttingen 2006, im Abstact
[12] Vgl. Anselm Seven: „Zwischen Funktion und Leistung; Zur systemtheoretischen Kritik des Sportbegriffs“, Dissertation Göttingen 2006
[13] Fleischer, H.(Hrsg.): Sportwissenschaftliche Forschungsprojekte, Bundesinstitut für Sportwissenschaft, Köln (jährliche Erhebung); Joachim Winkler: „Zum Stand der Soziologie des Sports in der Bundesrepublik Deutschland“, in: J. Winkler/ Kurt Weis (Hrsg.): „Soziologie des Sports: Theorieansätze und Forschungsperspektiven“, Opladen: Westdeutscher Verlag 1995, S. 9 – 20
[14] Eike Emrich: „Zur Soziologie der Olympiastützpunkte; Eine Untersuchung zur Entstehung, Struktur und Leistungsfähigkeit einer Spitzensportfördereinrichtung“, Schors-Verlag, Niedernhausen/Ts. 1996
[15] F. Bockrath (2005), S. 1
[16] Ideelle Werte des Sports sind Handlungsmuster, die durchaus als Orientierungswerte gelten und auch von Wirtschaft adaptiert werden. Sie sind Teil der Vermarktungsinteressen. Die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) ist hier platziert worden.
[17] Karl-Heinrich Bette: Systemtheorie und Sport, Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1999
[18] Karl-Heinz Bette (1999):“Systemtheorie und Sport“, Suhrkamp taschenbuch wissenschaft: Frankfurt am Main, K.-H. Bette, U. Schimank (2006): “Doping im Hochleistungssport“, edition suhrkamp Neue Folge Band 957, 2. erw. Aufl., Frankfurt am Main
[19] Vgl. F. Bockrath, 2005 S. 16
- Arbeit zitieren
- Magister Artium Kristina Damm-Volk (Autor:in), 2009, Sportwissenschaft - Eine sportsoziologische Betrachtung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/123909
-
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen.