Night of the Living Dead (1968), der erste Film der Zombiefilmtrilogie von George A. Romero, gilt als Meilenstein in der Geschichte des Horrorfilms und als wegweisend für das ganze Genre; ein Genre, das – wie Tony Williams meint – heutzutage wieder fast gänzlich frei von sozialer Bedeutung ist und sich an einem unmotivierten und sinnlosen Sensationalismus orientiert.
Williams betont, dass kein Kinofilm wirklich zu verstehen ist, ohne seine kulturellen Einflüsse zu berücksichtigen. Aber Romero gelang es mit Night of the Living Dead förmlich ein Abbild der kulturellen und politischen Stimmungen und Ereignisse der späten 60er Jahre in den Vereinigen Staaten zu konservieren; einer Dekade, die Phillips als die dunkelste in der Geschichte Amerikas bezeichnet.
Die folgenden Kapitel sollen zeigen, wie Night of the Living Dead die vorherrschende „Schlösserromantik“ und den phantastischen Horror des klassischen Horrorfilms der 30er bis 50er Jahre aufbricht, indem er die Bedrohung und Angst in den dem Zuschauer vertrauten Alltag bringt; also aus einer Bedrohung, die ursprünglich außerhalb des gewohnten Alltags zu verorten war, eine unmittelbare und innere Bedrohung schafft.
Um die sozialkritische Dimension des Films zu hinterfragen, wird nach einem Rückblick auf die politischen und gesellschaftlichen Ereignisse des Jahres 1968 dargestellt, in welchem Kontext Night of the Living Dead zu seiner Zeit steht und auf welche Art und Weise der Film Stellung zu realen Begebenheiten bezieht.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Die Geschichte des Zombiefilms – Ein Rückblick
3 Die neue Ära des Zombiefilms
3.1 Der Horror vor der Haustür – Wie die Angst sich in der Alltäglichkeit einnistet
3.2 Der alltägliche Schrecken – Wie menschliche Makel zur Bedrohung werden
4 Night of the Living Dead als Spiegel eines revolutionären Jahrzehnts
4.1 Das Ende der amerikanischen Gegenkultur – Eine Generation verrät ihre Ideale
4.2 Night of the Living Dead als Spiegel seiner Zeit
5 Fazit
6 Bibliografie/Literaturverzeichnis
1 Einleitung
Night of the Living Dead (1968), der erste Film der Zombiefilmtrilogie[1] von George A. Romero, gilt als Meilenstein in der Geschichte des Horrorfilms und als wegweisend für das ganze Genre; ein Genre, das – wie Tony Williams meint – heutzutage wieder fast gänzlich frei von sozialer Bedeutung ist und sich an einem unmotivierten und sinnlosen Sensationalismus orientiert.[2]
Williams betont, dass kein Kinofilm wirklich zu verstehen ist, ohne seine kulturellen Einflüsse zu berücksichtigen. Aber Romero gelang es mit Night of the Living Dead förmlich ein Abbild der kulturellen und politischen Stimmungen und Ereignisse der späten 60er Jahre in den Vereinigen Staaten zu konservieren; einer Dekade, die Phillips als die dunkelste in der Geschichte Amerikas bezeichnet.[3]
Die folgenden Kapitel sollen zeigen, wie Night of the Living Dead die vorherrschende „Schlösserromantik“ und den phantastischen Horror des klassischen Horrorfilms der 30er bis 50er Jahre aufbricht, indem er die Bedrohung und Angst in den dem Zuschauer vertrauten Alltag bringt; also aus einer Bedrohung, die ursprünglich außerhalb des gewohnten Alltags zu verorten war, eine unmittelbare und innere Bedrohung schafft.
Um die sozialkritische Dimension des Films zu hinterfragen, wird nach einem Rückblick auf die politischen und gesellschaftlichen Ereignisse des Jahres 1968 dargestellt, in welchem Kontext Night of the Living Dead zu seiner Zeit steht und auf welche Art und Weise der Film Stellung zu realen Begebenheiten bezieht.[4]
2 Die Geschichte des Zombiefilms – Ein Rückblick
Im Vorwort seines Buches American Horrors- Essays on the Modern American Horror Film schreibt Gregory A. Waller 1987, dass mit der Veröffentlichung von Romeros Film Night of the Living Dead im Jahre 1968 die moderne Ära des amerikanischen Horrorfilms begann.[5] Arno Meteling tut es ihm in seinem 2006 erschienenen Buch Monster- Zu Körperlichkeit und Medialität im modernen Horrorfilm gleich und schreibt:
Mit Night of the Living Dead, so kann man zusammenfassen, beginnt die Entwicklung des modernen Zombiefilms und damit die Gattung des modernen Horrorfilms, des Körper-Horror- oder Splatterfilms.[6]
Um die Bedeutung, die Night of the Living Dead beiden Autoren nach zuteil wird, nachvollziehen zu können, bedarf es eines kurzen Rückblicks in die Geschichte des Zombiefilms vor 1968.
In Victor Halperins Film White Zombie von 1932 begegnet uns zum ersten Mal die Figur des Zombies auf der Kinoleinwand.[7] Darin lässt ein Zuckermühlenbesitzer zombiefizierte und damit „willenlose Arbeitssklaven“[8] für sich arbeiten. Das Bild einer willenlosen und gehorsamen Masse von Zombiesklaven manifestiert sich in den folgenden Jahren in einer Vielzahl von Zombiefilmen und kulminiert schließlich in der Idee einer Zombiearmee, die ein Nazi in der amerikanischen Provinz zur Unterstützung der deutschen Wehrmacht kreiert[9].
Bezeichnend für den klassischen Zombiefilm der 30er und 40er Jahre – so Meteling – ist das exotische Setting, auf das er „im Sinne des Gothic Horrors“[10] verweist. Tony Williams fasst diese Beobachtung zusammen, indem er schreibt: „Originally zombies were creatures based on Haitian folklore who were supposedly corpses brought back to life as a result of supernatural voodoo practices.“[11] Vorherrschend war die stereotype Figur eines schwarzen und männlichen Zombies, der als billige Arbeitskraft auf Zuckerrohrplantagen eingesetzt wurde.[12] Der Zombie war also stets Repräsentant des schwarzen Arbeitssklaven in den USA des 19. Jahrhunderts.
Er konserviert und kommentiert mit der Beherrschung und Mechanisierung seines Körpers die Bilder von der imperialistischen Domestizierung des Fremden. Denn der afrikanischstämmige Sklave als Zombie bleibt zwar weiterhin der Fremde, aber in dem Zombiephantasma ist er zumindest beherrschbar.[13]
Der klassische Zombiefilm thematisiert also vermeintliche rassische Unterschiede, indem er die „kulturelle Konfrontation einer rationalen weißen Zivilisation mit einer mystischen schwarzen Kultur des Todes“[14] in Szene setzt.
3 Die neue Ära des Zombiefilms
3.1 Der Horror vor der Haustür – Wie die Angst sich in der Alltäglichkeit einnistet
Mit Night of the Living Dead bricht Romero schließlich die Tradition des klassischen Zombiefilms.[15] Die bislang thematisierte Dichotomie von schwarz und weiß im Sinne von fremd und vertraut spielt keine Rolle mehr – im Gegenteil: der Prototyp des schwarzen männlichen Zombies geht auf in der Masse ausschließlich weißer Untoter[16] aller Gesellschaftsschichten und beider Geschlechter, und es ist ein Farbiger, der die Rolle des Protagonisten übernimmt. Ein entscheidendes Novum ist außerdem, dass sich das Setting von der meist phantastischen oder gar romantischen Umgebung des klassischen Horrorfilms in die alltägliche und vertraute Welt des durchschnittlichen Zuschauers verlagert. „Keine exotischen und geheimnisvollen Inseln in der Karibik liefern das Setting, sondern die Geschichte spielt inmitten der Banalität des amerikanischen Alltags.“[17]
Für Dillard ist dies sogar das wesentliche Merkmal, das die Qualität des Films ausmacht.[18] Die einfachste Erklärung für den Publikumserfolg von Night of the Living Dead liegt in der ungehemmten Darstellung zügelloser Gewalt, in einem detailgenauen Bruch menschlicher Tabus wie Mord und Kannibalismus. Die wesentliche Qualität des Films liegt jedoch in der Alltäglichkeit und in der Durchschnittlichkeit sowohl seines Settings als auch seiner Figuren. „Its black emptiness suggests the frailty and the hopelessness of the characters´ situations, but is no desert or polar ice-cap – just ordinary, familiar western Pennsylvania countryside.“[19]
[...]
[1] Night of the Dead (1968), Dawn of the Dead (1978) und Day of the Dead (1985)
[2] vgl. Williams 2003, S. 21
[3] vgl. Phillips 2005, S. 81-100
[4] Das Nachvollziehen der vorliegenden Arbeit setzt die Kenntnis des Inhaltes von Night of the Living Dead vorraus, da eine detailierte Inhaltsangabe den Rahmen der Arbeit sprengen würde.
[5] vgl. Waller 1987, S. 2
[6] Meteling 2006, S. 18
[7] vgl. im Folgenden Meteling 2006
[8] ebd. S. 110
[9] Revenge of the Zombies, USA 1943 Regie: Steve Sekely
[10] ebd. S. 114
[11] Williams 2003 S. 12
[12] vgl. ebd. S. 12
[13] Meteling 2006, S. 114
[14] ebd. S. 114
[15] vgl. im Folgenden Meteling 2006, S. 109-138
[16] An dieser Stelle unterläuft Meteling ein Fehler. Er schreibt: „[...] der Film handelt von Untoten aller Rassen [...]“ (S. 119). Tatsächlich findet sich kein einziger Schwarzer unter den Zombies. Vergleiche dazu auch Williams 2003 S. 26
[17] ebd. S. 119
[18] vgl im Folgenden Dillard 1987 S. 14-29
[19] ebd. S. 18
- Citar trabajo
- Viktor Witte (Autor), 2008, "Night of the Living Dead" im Kontext der amerikanischen Politik und Gesellschaft der 1960er Jahre, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/123783
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