Die Spaltung der einen christlichen Kirche in viele Kirchen ist schon immer eines der größten Probleme der Christenheit gewesen. Es steht zweifellos fest, dass es das Ziel der ökumenischen Bewegung sein muss, mit diesen Einzelkirchen wieder eine Einheit zu bilden. Dieser Prozess der Einigung findet vor allem an einem Thema statt: Dem Verständnis der Eucharistie bzw. Abendmahls. Die stellt den Kern des christlichen Lebens dar. In ihr kommt alles zusammen: Das gesamte Leben Jesu Christi mündet in den Moment in dem er mit seinen Jüngern am Abendmahlstisch sitzt.
Gerade diese Tatsache macht es vielen so schwer, von ihrem Standpunkt in der Frage ihres Verständnisses der Eucharistie abzurücken oder auch nur andere Sichtweisen zuzulassen. Daher ist sie einer der größten Streitpunkt in der ökumenischen Diskussion.
Innerhalb der Eucharistiefrage gibt es wiederum verschiedene Punkte, über die gestritten wird: Realpräsenz, Opfer, Wandlung etc. um nur einige zu nennen.
Einer jener Punkte soll in dieser Arbeit näher betrachtet werden: Die Herabrufung des Heiligen Geistes auf die Gaben, oder Epiklese.
In einem katholischen Gottesdienst hat der Moment, in dem der Priester seine Hände über die Gaben hält und um die Geistsendung bittet, etwas durchaus Magisches an sich. Und schnell drängt sich einem der Eindruck auf, dass durch diese Handlung die Gaben in den Leib und das Blut Christi verwandelt würden.
Beschäftigt man sich jedoch eingehender mit der Thematik so fällt als erstes auf, dass das Thema Epiklese oft nur unzureichend, wenn überhaupt, behandelt wird. Dem Kirchenrecht scheint sie sogar recht unwichtig zu sein. Und ein Blick in das Neue Testament offenbart, dass Jesus im letzten Abendmahl den Geist nicht einmal erwähnt. Warum findet also überhaupt eine Epiklese statt? Was bewirkt sie? Und wie lässt sich diese Praxis der katholischen Kirche mit der anderer Kirchen vereinbaren? Diesen Fragen soll in dieser Arbeit nachgegangen werden. Dazu wird zunächst die Position der katholischen Kirche herausgearbeitet werden, um diese dann einer evangelischen Kritik gegenüber zu stellen.
Im Anschluss folgen dann zwei Versuche diese Positionen zu vereinen, gefolgt von einem persönlichen Ausblick.
Inhaltsverzeichnis
0 Einleitung
1 Was ist Epiklese?
1.1 Wortbedeutung
1.2 Der Ursprung der Epiklese
1.3 Geschichtsverlauf
1.4 Der Heilige Geist
1.5 Die Anrufung in der Praxis
2 Epikletische Theologien
2.1 Römisch Katholische Epiklese – Eine Bestandsaufnahme
2.1.1 Der Heilige Geist bei Theodor Schneider
2.1.2 Epiklese bei Franz-Josef Nocke
2.2 Kirchenrecht – Die Epiklese als Zusatz
2.3 Kritik an der Epiklese
2.3.1 Die Epiklese-Kritik von Karl-Hermann Kandler
2.4 Zwischenbilanz
3 Ökumene
3.1 Das Lima-Dokument
3.2 Lothar Lies – Ein Versuch der Einigung
3.2.1 Perichorese
4 Ausblick
5 Literaturverzeichnis
5.1 Liturgische Quellen
5.2 Sonstige Quellen und Quellensammlungen
0 Einleitung
Die Spaltung der einen christlichen Kirche in viele Kirchen ist schon immer eines der größten Probleme der Christenheit gewesen. Es steht zweifellos fest, dass es das Ziel der ökumenischen Bewegung sein muss, mit diesen Einzelkirchen wieder eine Einheit zu bilden. Dieser Prozess der Einigung findet vor allem an einem Thema statt: Dem Verständnis der Eucharistie bzw. Abendmahls. Die stellt den Kern des christlichen Lebens dar. In ihr kommt alles zusammen: Das gesamte Leben Jesu Christi mündet in den Moment in dem er mit seinen Jüngern am Abendmahlstisch sitzt.
Gerade diese Tatsache macht es vielen so schwer, von ihrem Standpunkt in der Frage ihres Verständnisses der Eucharistie abzurücken oder auch nur andere Sichtweisen zuzulassen. Daher ist sie einer der größten Streitpunkt in der ökumenischen Diskussion.
Innerhalb der Eucharistiefrage gibt es wiederum verschiedene Punkte, über die gestritten wird: Realpräsenz, Opfer, Wandlung etc. um nur einige zu nennen.
Einer jener Punkte soll in dieser Arbeit näher betrachtet werden: Die Herabrufung des Heiligen Geistes auf die Gaben, oder Epiklese.
In einem katholischen Gottesdienst hat der Moment, in dem der Priester seine Hände über die Gaben hält und um die Geistsendung bittet, etwas durchaus Magisches an sich. Und schnell drängt sich einem der Eindruck auf, dass durch diese Handlung die Gaben in den Leib und das Blut Christi verwandelt würden.
Beschäftigt man sich jedoch eingehender mit der Thematik so fällt als erstes auf, dass das Thema Epiklese oft nur unzureichend, wenn überhaupt, behandelt wird. Dem Kirchenrecht scheint sie sogar recht unwichtig zu sein. Und ein Blick in das Neue Testament offenbart, dass Jesus im letzten Abendmahl den Geist nicht einmal erwähnt.
Warum findet also überhaupt eine Epiklese statt? Was bewirkt sie? Und wie lässt sich diese Praxis der katholischen Kirche mit der anderer Kirchen vereinbaren?
Diesen Fragen soll in dieser Arbeit nachgegangen werden.
Dazu wird zunächst die Position der katholischen Kirche herausgearbeitet werden, um diese dann einer evangelischen Kritik gegenüber zu stellen.
Im Anschluss folgen dann zwei Versuche diese Positionen zu vereinen, gefolgt von einem persönlichen Ausblick.
1 Was ist Epiklese?
1.1 Wortbedeutung
Die Epiklese (griech. epiklesis = Herabrufung) ist der Teil der Eucharistie (griech. = Danksagung), in dem um das Herabkommen des heiligen Geistes gebeten wird. Odo Casel definiert Epiklese als „(…) Nennung des Gottesnamens über eine Person oder Sache, wodurch die Gotteskraft herabgerufen wird“.[1]
1.2 Der Ursprung der Epiklese
Die Grundform der heutigen Epiklese in der Eucharistie geht auf das Judentum zurück. Dort wurde und wird die Gnade Gottes für die Zukunft erfleht. Dies kann der Israelit bzw. Jude tun, weil er in der Erfahrung steht, dass Gott seine Gnade schon in der Vergangenheit hat walten lassen. Der Israelit kann also berechtigt hoffen.[2]
Die Epiklese findet im Judentum während des Passah-Mahles statt. Diese Mahlform ist die Grundform unserer heutigen Eucharistie. Insofern müssen wir die Epiklese in unserer, christlichen Mahlfeier im Rahmen dieses Ritus verstehen und betrachten.
1.3 Geschichtsverlauf
Bereits das Alte Testament kennt Epiklesen. Ein gutes Beispiel liefert die Geschichte um den Propheten Elias, der eine Art Wettstreit mit Baalspriestern veranstaltete. Beide Parteien sollten ein Opfer vorbereiten, um zu sehen, welcher Gott darauf reagiere. Der Gott Baal rührte sich auch nach stundenlangen Anrufungen seiner Priester nicht. Doch als Elias am Abend Jahwe anrief, „da fiel Feuer des Herrn herab und verzehrte das Brandopfer“
(1 Könige 18).[3]
Die Anrufung des Gottesnamens zeigt hier also Wirkung. Dieses Prinzip fand auch in der frühen/alten Kirche Anwendung in der Eucharistie. Dem Eucharistiegebet als Ganzem wurde die Kraft zugeschrieben, die Gaben zu wandeln, und weil dort auch der Name Gottes angerufen wurde, galt es zugleich als Epiklese.[4] Noch Irenäus von Lyon verwendete die beiden Begriffe synonym. Ursprünglich bezog sich die Epiklese direkt auf Gott, nicht auf seinen Sohn: „Ich rufe dich an, himmlischer Allherscher, vollkommener Beschützer und Gott der Wahrheit.“[5]
Allerdings gibt es schon früh eine Christus-Epiklese, in der nun Jesus das Subjekt ist: „Es komme der Herr und es vergehe diese Welt. Hosanna dem Sohne Davids.“[6]
Eine erste Epiklese des heiligen Geistes findet sich dann bei Hippolyt von Rom: „Sende deinen heiligen Geist auf das Opfer der heiligen Kirche.“[7]
Bei Cyrill von Jerusalem erhält dann im 4. Jahrhundert die Epiklese ihre endgültige Form. Ab jetzt wird ihr auch konsekratorische Bedeutung zugeschrieben: „Darauf bitten wir den menschenliebenden Gott, er möge den Heiligen Geist über die dargebrachten Gaben senden, daß er das Brot zum Leib Christi und den Wein zum Blut Christi mache. Alles nämlich, was der Heilige Geist berührt hat, ist geheiligt und verwandelt.“[8]
Diese Form der Epiklese hat sich in der orthodoxen Christenheit fortgesetzt, wurde aber im lateinischen Ritus getilgt.[9] Der Grund dafür war bereits im 6. Jahrhundert ein theologischer. Es setzte sich nämlich die Überzeugung durch, dass bereits die „Verba Christi“, also die Einsetzungsworte, die Wandlung vollbrächten. „Denn all das Übrige, was in den vorausgegangenen Teilen (des Opfergebets) gesprochen wird, wird vom Priester gesprochen (…). An der Stelle, wo das verehrungswürdige Sakrament bewirkt wird, bedient sich der Priester nicht mehr seiner eigenen Rede, sondern der Rede Christi. Also bewirkt die Rede Christi dieses Sakrament.“[10]
1.4 Der Heilige Geist
Was aber ist nun dieser heilige Geist, um den wir während der Gabenbereitung bitten, und wie wirkt er?
Diese Frage hängt untrennbar mit dem Geschehen am Kreuz zusammen. Durch seinen Tod hat Christus uns befreit. Sein Opfer diente dem Sieg über den Tod.[11] Durch die Feier der Eucharistie werden wir in dieses Opfer mit hineingenommen. Was Jesus für uns tat wirkt fort. Dieses Fortwirken geschieht im heiligen Geist. Sein Wesen ist es, „(…) dass er die Dynamik ist, mit der Christus sich und seine Gnade bleibend in der Welt einstiftet“.[12] Als er am Kreuz starb, hat er seinen Geist in die Welt gehaucht, sie sozusagen „beatmet“.[13] Christus und der Geist können nicht getrennt werden. „Der Herr ist der Geist!“ (2 Kor 3, 17).
Im Johannesevangelium wird diese Position unterstrichen:
[...]
[1] vgl. Gamber, Die Epiklese. 19
[2] Lies, Verantwortung. 85
[3] vgl. Gamber, Die Epiklese. 19
[4] ebd. 19
[5] ebd. 19
[6] ebd. 20
[7] ebd. 20
[8] ebd. 22
[9] ebd. 24
[10] ebd. 24
[11] Brandmüller, Kirche. 133
[12] ebd. 134
[13] ebd. 134
- Quote paper
- Mark Bothe (Author), 2004, Heiliger Geist und Eucharistie, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/123679
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