Im Seminar „Pädagogischer Einsatz digitaler Medien in der Grundschule“ beschäftigen wir uns mit Möglichkeiten des Einsatzes digitaler Medien im Grundschulunterricht und dem damit verbundenen Fragestellungen und Problemzusammenhängen. Im Rahmen dieser Hausarbeit möchte ich einen kritischen Blick auf den Einsatz des Fernsehers und des Computers in der Schule werfen.
Zunächst werden die Begriffe Medien, Sozialisation, Mediensozialisation und Bildung näher beleuchtet, um eine Grundlage für die weiteren Fragestellungen der Arbeit zu legen. Im darauf folgenden Kapitel soll der Einfluss digitaler Medien auf Schulen und Schüler, anhand der Medien Fernsehen und Computer, näher untersucht werden. Ich zeige auf, was der zunehmende Einsatz dieser Medien in der Schule bei Heranwachsenden bewirken kann, gehe aber auch gleichzeitig der Frage nach, ob das Fernsehen und der Computer vielleicht mehr zur Bildung beitragen, als Schulen dies tun. Im abschließenden Resümee fasse ich die gewonnenen Erkenntnisse zusammen und beleuchte die daraus resultierenden Konsequenzen für den Einsatz des Fernsehens und des Computers im Unterricht der Grundschule.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Begriffsbestimmungen
2.1 Medien
2.2. Sozialisation und Mediensozialisation
2.2.1 Der Prozess der Sozialisation
2.2.2 Mediale Sozialisation als Teilgebiet der Sozialisation
2.3 Bildung
3. Schöne neue Bildungswelt!? – Bildung in digitalen Lebenswelten
3.1 Das Fernsehen
3.2 Der Computer
4. Resümee
5. Literatur
1. Einleitung
Im Seminar „Pädagogischer Einsatz digitaler Medien in der Grundschule“ beschäftigen wir uns mit Möglichkeiten des Einsatzes digitaler Medien im Grundschulunterricht und dem damit verbundenen Fragestellungen und Problemzusammenhängen. Im Rahmen dieser Hausarbeit möchte ich einen kritischen Blick auf den Einsatz des Fernsehers und des Computers in der Schule werfen.
Zunächst werden die Begriffe Medien, Sozialisation, Mediensozialisation und Bildung näher beleuchtet, um eine Grundlage für die weiteren Fragestellungen der Arbeit zu legen.
Im darauf folgenden Kapitel soll der Einfluss digitaler Medien auf Schulen und Schüler, anhand der Medien Fernsehen und Computer, näher untersucht werden. Ich zeige auf, was der zunehmende Einsatz dieser Medien in der Schule bei Heranwachsenden bewirken kann, gehe aber auch gleichzeitig der Frage nach, ob das Fernsehen und der Computer vielleicht mehr zur Bildung beitragen, als Schulen dies tun.
Im abschließenden Resümee fasse ich die gewonnenen Erkenntnisse zusammen und beleuchte die daraus resultierenden Konsequenzen für den Einsatz des Fernsehens und des Computers im Unterricht der Grundschule.
2. Begriffsbestimmungen
2.1 Medien
Das etymologische Wörterbuch der deutschen Sprache beschreibt Medien als eine »Information vermittelnde Einrichtung«. Die ursprüngliche Bedeutung des lateinischen Wortes »Medium« steht für Mittel oder »Vermittler«. Das Wort wurde zunächst explizit für den Informationsträger (Ton, Schrift) verwendet und schließlich auf die Gesamtheit der Informationseinrichtungen bezogen. Das Wort »Medium« steht demnach als Singular für ein vermittelndes Element.[1]
Vadakkekara zufolge gelten Medien als vermittelnde bzw. technische Übertragungsmittel oder Informationsspeicher. Als solches Medium sieht er auch die menschliche Stimme an, da Gefühle, Gedanken und Botschaften in ihr übertragen werden können.
Die prinzipielle Bedeutung der Medien ist aber die technisierte Form der Kommunikation, so Vadakkekara. Dazu gehören Printmedien, wie zum Beispiel Bücher, Zeitschriften, etc.; visuelle Medien, wie Tonbänder, Radio und Tonträger sowie darüber hinaus audiovisuelle Medien, die Ton und Bild verbinden (Fernsehen, Computer, etc.). Diese Medien werden dann als Massenmedien bezeichnet, wenn es ihnen gelingt, eine große Anzahl von Menschen zu erreichen.[2] Es steht meiner Auffassung nach außer Frage, dass das Fernsehen und der Computer zu den Massenmedien zu zählen sind.
2.2 Sozialisation und Mediensozialisation
2.2.1 Der Prozess der Sozialisation
Dieter Geulen zeigt in seinem Überblick über die Geschichte der Sozialisationstheorie auf, dass der Begriff der Sozialisation bereits im frühen 19. Jahrhundert auftaucht, jedoch in einer wissenschaftlichen Abhandlung erst 1896 vom amerikanischen Sozialphilosophen Edward A. Ross verwendet wurde. Als eigentlicher Begründer ist aber der französische Soziologe Emile Durkheim zu nennen, da dieser den Begriff der Sozialisation erstmals im heutigen Sinn verwandte. Durkheim zufolge muss jede Gesellschaft dafür Sorge tragen, dass ihre Kinder von Erwachsenen auf das gesellschaftliche Leben vorbereitet werden, da diese in Bezug auf ihre späteren Eigenschaften nur über unbestimmte formbare Anlagen verfügen.
Bei Kindern physische, geistige und sittliche Kräfte zu wecken und zu fördern, die von Seiten der Gesellschaft und gleichzeitig auch von den jeweiligen spezifischen Milieus des Kindes gefordert werden, ist deshalb Aufgabe der Erziehung.[3] Bei diesem Vorgang stoßen gesellschaftliche Normen auf eine Individuum, „…das sich triebhaft, egoistisch und asozial verhält und erst durch den Prozess der Sozialisation gesellschaftsfähig wird. Diesen Prozess nennt er Sozialisation.“[4]
Bei dieser Definition wird deutlich, dass Durkheim den Sozialisationsprozess als eine Art Unterordnung des Individuums gegenüber den gesellschaftlichen Ansprüchen versteht. Jedoch hat sich im Laufe der Zeit diese Vorstellung von Sozialisation als eine ausschließliche Anpassung an die Normen der Gesellschaft verändert. Mittlerweile wird sie vielmehr als eine aktive Selbstaneignung von kulturellen und sozialen Umweltangeboten verstanden.[5]
Laut Hurrelmann hat sich folgende Definition des Sozialisationsbegriffs durchgesetzt und etabliert: „Sozialisation bezeichnet nach dieser Definition den Prozess, in dessen Verlauf sich der mit einer biologischen Ausstattung versehene menschliche Organismus zu einer sozial handlungsfähigen Persönlichkeit bildet, die sich über den Lebenslauf hinweg in Auseinandersetzung mit den Lebensbedingungen weiterentwickelt. Sozialisation ist die lebenslange Aneignung von und Auseinandersetzung mit den natürlichen Anlagen, […] die für den Menschen die innere Realität bilden, und der sozialen und physikalischen Umwelt, die für den Menschen die äußere Realität bildet.“[6]
In dieser Determination fällt als Definitionsbestandteil der Begriff der Persönlichkeit auf. Sozialisation wird hier als ein Prozess der Persönlichkeitsentstehung und Persönlichkeitsentwicklung angesehen, der sich in einem wechselseitigen Abhängigkeitsverhältnis zwischen Individuum und Gesellschaft vollzieht. Im Unterschied zu Durkheims Ansatz, bildet sich der Mensch zu einem handlungsfähigen Subjekt heraus, statt sich den gesellschaftlichen Gegebenheiten lediglich zu unterwerfen.
2.2.2 Mediale Sozialisation als Teilgebiet der Sozialisation
Nachdem die Begriffe Medien und Sozialisation erklärt wurden, soll nun deren Zusammenhang näher beleuchtet werden. Ich möchte jedoch darauf hinweisen, dass an dieser Stelle keine klassische Definition von Mediensozialisation angeboten wird.
Vielmehr werde ich versuchen, den Begriff Mediensozialisation aus den bisher erklärten Begriffen Medien und Sozialisation zusammenzusetzen und herzuleiten.
Wie bereits deutlich wurde, bildet sich der Mensch unter dem Ausdruck Sozialisation aktiv zu einem handlungsfähigen Subjekt heraus und der Begriff Medien wird als eine Information vermittelnde Einrichtung beschrieben. Der Zusammenhang dieser beiden Begriffe besteht meiner Auffassung nach in der Vermittlung von Inhalten durch ein Medium, die sich, ob beabsichtigt oder ungewollt, an den Menschen richten und sich demnach auf die Sozialisation auswirken. Wie bereits deutlich wurde, soll sich das Individuum in Auseinandersetzung mit seinen Lebensbedingungen weiterentwickeln. Zu diesen Lebensbereichen gehören die verschiedensten Lebensbereiche. Folglich ist festhalten, dass die Medien sozialisieren, weil sie in diese Lebensbereiche hineinwirken.
Aufgrund der Einwirkung der Medien in die Lebensbereiche der Gesellschaftsmitglieder besteht meiner Auffassung nach zu Recht die Befürchtung, dass Medien den »traditionellen« Sozialisationsverlauf untergraben. Dieser »traditionelle« Sozialisationsverlauf ist gekennzeichnet durch primäre (Familie, Verwandtschaft), sekundäre (Kindergarten, Schule) und tertiäre (Vereine, Kirchen, Parteien, etc.) Sozialisationsinstanzen; und seine Untergrabung findet angesichts der ständigen Präsenz von Medien vor allem in den Familien statt. Dort steuern und ergänzen sie das Alltagsleben, bestätigen und unterlaufen die sozialen Muster und Normen der Erziehung und bringen die gesamte Erwachsenenwelt mit ihren Verlockungen, beispielsweise der Werbung sowie Gewalt- und Pornografieexzessen, beinahe ungefiltert in das Familienleben und damit auch zu den Kindern. Es liegt auf der Hand, dass eine solche Einwirkung in die Lebensbereiche nicht spurlos an uns vorüber geht. Vielmehr beschreibt sie eine »schleichende« Akzeptanz der Medienpräsenz in unserer Gesellschaft, unserem Leben und dem unserer Kinder.
2.3. Bildung
In unserem alltäglichen Leben begegnet uns das Wort Bildung des Öfteren, sei es als Begriff, als Anspruch oder auch als Versprechen. Wer kennt in Deutschland nicht die Sendung „Wer wird Millionär?“, in der uns der Moderator Günther Jauch verspricht, mit Allgemeinbildung sogar zum Millionär zu werden?
Mit Bildung muss man sich also beschäftigen, besser noch, man muss sie haben. Aber was ist Bildung nun eigentlich, bzw. wer darf sich gebildet nennen und wer nicht?
Um diesen Fragen nachzugehen, soll der Bildungsbegriff zunächst nach seiner Etymologie untersucht werden.
Das Wort Bildung ist auf das Wort Bild (mittelhochdeutsch bilde; althochdeutsch bilidi) zurückzuführen. Schon diesen Wortstamm gibt es nur im Kontinental-Germanischen, und er wurde zunächst gebraucht im Sinne von Vorbild, Muster später dann Bild als Abbild. Das aus dem mittelhochdeutsch stammende Verb bilden (althochdeutsch bilidon) bedeutete Form geben, gestalten, später auch nacheifern oder eben abgeleitet von bilidi, dann auch abbilden.
Bildung meinte also damals, die Welt, so wie sie ist - oder zu sein schien -, möglichst genau nachzuzeichnen, abzubilden, ihr eine Form zu geben.[7] Um etwas zu gestalten, um eine Form zu geben bedarf es jedoch eines Prozesses. „Bildung ist kein Zustand.
Das Wort selbst weist sie am Ende als Bewegung aus. In seiner Geschichte kommt nicht nur das Bild, das Vorbild, die Formgebung, sondern auch das [...] Gestaltgeben, Bilden und Einbilden vor.“[8] Dieser Prozess geht vom Menschen aus, Bildung ist ein aktiver, kein passiver Prozess. „Bilden ist sich bilden“.[9]
Nur was bildet den Menschen oder besser, zu was bildet sich der Mensch? Wenn bilden formen bedeutet und wir davon ausgehen, dass der „Mensch ein – wundersam und abscheulich – plastisches Wesen [...]: veränderbar, beeinflussbar, [...] auch gegen seinen Willen, [...] gegen seine Natur“[10] ist, erscheint es als richtig zu behaupten, dass den Menschen „Alles“ bildet. „Alles“ meint nicht nur an jedem Ort, zu jeder Zeit sondern auch „alle Dinge“ welche uns langweilen, uns gleichgültig erscheinen oder uns gar abschrecken, bilden und formen uns. Formen heißt hier aber auch unvermeidlich Lernen, da der Mensch als lernendes Wesen in die Welt gekommen ist.[11] Der Mensch wurde mit einem „«Automatismus des Nicht-nicht-lernen Könnens» ausgestattet, so dass «nicht Lernen, sondern Nichtlernen [...] das erklärungsbedürftige Phänomen» ist.[12] (Anm.: Ebenso wenig ist es ja bekanntermaßen nicht möglich „nicht-nicht zu kommunizieren“. Wie nach Watzlavick grundsätzlich alles Mitteilungscharakter besitzt, besitzt analog auch alles Bildungscharakter.]
Jedoch hat der Mensch auch „die Fähigkeit und die Aufgabe, dem bloßen Wiederfahrnis, der naturhaften Beeindruckbarkeit Sinn und Richtung zu geben, die Mühsal und Beschwernis bewusster Weltbefragung auf sich zu nehmen, das Risiko des Verwandeltwerdens mit ungewissem Ausgang einzugehen, alle Anstrengungen auf die Überwindung der Barbarei zu richten, kurz: sich zu bilden zum Besseren hin.“[13]
Der Mensch soll sich also zum Besseren hin bilden, durch seine Weltbegegnungen, durch bewusstes Dasein. Ein auftauchendes Problem ist jedoch die Tatsache, dass unsere Bildung heute organisiert wird. Wenn wir von Bildung sprechen, meinen wir normalerweise eine pädagogisch veranstaltete Bildung in Bildungsinstitutionen. „Auf einmal kann sich Bildung nicht mehr überall [...] überraschend ereignen, sie wird «veranstaltet»“.[14] Bildung entsteht heute „in einem «Bildungsprozess», [...] in dem die «Bildungsgüter» einer Kultur oder bestimmte Kenntnisse und Fähigkeiten vermittelt und von den Lernenden im «Kanon» angeeignet werden“.[15]
[...]
[1] Vgl. Kluge 2002, 548f.
[2] Vgl. Vadakkekara 1999, 10ff.
[3] Vgl. Geulen 1991, 21ff.
[4] Durkheim zitiert nach Hurrelmann 2002, 12.
[5] Vgl. ebd., 12f.
[6] Ebd., 15f.
[7] Vgl. Kluge 2002, 109f.
[8] Beck 1994, 57.
[9] Hentig 1999, 39.
[10] Ebd., 15.
[11] Vgl. ebenda., 15f.
[12] Habermas zitiert nach Gronemeyer 1996, 34.
[13] Gronemeyer 1996, 34.
[14] Ebd., S. 35.
[15] Beck 1994, 56.
- Quote paper
- Sebastian Schmidt (Author), 2007, Mediale Sozialisation und Bildung in digitalen Lebenswelten, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/123619
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