Arnaldo Momigliano skizziert in seinen Aufsätzen „Ein Vorspiel zu Gibbon im 18. Jahrhundert“ und „Gibbons Beitrag zur Historischen Methode“ die Situation der Geschichtswissenschaft zu Beginn des 18. Jahrhunderts, stellt die Auseinandersetzung zwischen philosophischen Historikern und Antiquaren dar und ordnet Gibbons wissenschaftliche Stellung in diesen Zusammenhang ein. Anhand der Untersuchung von
Gibbons Quellen und den historischen Werken, die Einfluss auf Gibbons Arbeit gehabt haben können, arbeitet Momigliano die Wesensmerkmale von Decline and Fall of the Roman Empire heraus. Besonders Gibbons universalhistorische, transkontinentale Perspektive auf der Basis der dem Werk vorangegangenen renaissance orientale, dem zunehmenden Studium orientalischer Sprachen und Geschichte, sowie die Fähigkeit Gibbons, traditionelle historische
Gelehrsamkeit mit philosophischer Geschichtsschreibung zu vereinen, führen zu Momiglianos Einschätzung, dass Gibbon etwas Neues in seiner Zeit schuf und sein Werk bis heute große wissenschaftsgeschichtliche Bedeutung besitzt.
Im Folgenden wird die argumentative Vorgehensweise Momiglianos in den beiden Aufsätzen erläutert und im Zusammenhang dargestellt, wobei ich die mir am wichtigsten erscheinenden Punkte hervorhebe. Zum Schluss folgt eine Beurteilung der Darstellung des Autors.
Gibbon und die Geschichtswissenschaft im 18. Jahrhundert
Arnaldo Momigliano skizziert in seinen Aufsätzen „Ein Vorspiel zu Gibbon im 18. Jahrhundert“ und „Gibbons Beitrag zur Historischen Methode“ die Situation der Geschichtswissenschaft zu Beginn des 18. Jahrhunderts, stellt die Auseinandersetzung zwischen philosophischen Historikern und Antiquaren dar und ordnet Gibbons wissenschaftliche Stellung in diesen Zusammenhang ein. Anhand der Untersuchung von Gibbons Quellen und den historischen Werken, die Einfluss auf Gibbons Arbeit gehabt haben können, arbeitet Momigliano die Wesensmerkmale von Decline and Fall of the Roman Empire heraus. Besonders Gibbons universalhistorische, transkontinentale Perspektive auf der Basis der dem Werk vorangegangenen renaissance orientale, dem zunehmenden Studium orientalischer Sprachen und Geschichte, sowie die Fähigkeit Gibbons, traditionelle historische Gelehrsamkeit mit philosophischer Geschichtsschreibung zu vereinen, führen zu Momiglianos Einschätzung, dass Gibbon etwas Neues in seiner Zeit schuf und sein Werk bis heute große wissenschaftsgeschichtliche Bedeutung besitzt.
Im Folgenden wird die argumentative Vorgehensweise Momiglianos in den beiden Aufsätzen erläutert und im Zusammenhang dargestellt, wobei ich die mir am wichtigsten erscheinenden Punkte hervorhebe. Zum Schluss folgt eine Beurteilung der Darstellung des Autors.
Momigliano setzt am Ende des 17. Jahrhunderts an, wenn er von der beginnenden Wende in der Geschichtsschreibung spricht. Durch das Interesse an einer strengeren Untersuchung der Quellen und an bis dahin nicht behandelten Problemen, entwickelte sich eine veränderte Methodik, die neue Themen und Ansätze beinhaltete. Während die antiken Historiker einst als Lehrer angesehen wurden, dienten ihre Werke und damit ihr Stil und ihre Vorgehensweise im Laufe dieser Veränderung als Belegmaterial für eine neue Art der Geschichtsschreibung. Deren Wesensmerkmale fasst Momigliano wie folgt zusammen : „Was früher zweitrangig war, wird nun zur Hauptsache. Und was früher Hauptsache war [...] wird nun zweitrangig.“ (S. 224)
Der neue Zugang zu den antiken Texten war gekennzeichnet durch die Suche nach Übersehenem: von den einst behandelten Themen wie Krieg, Politik, Revolutionen und Dynastien hin zu vergleichenden Studien über Bevölkerungen, Institutionen oder Wirtschaft wurden bereits untersuchte Quellen unter neuen Gesichtspunkten behandelt. Neben den Textquellen wurde auch auf dem Gebiet der Archäologie nach bisher Unentdecktem geforscht. Dementsprechend nennt Momigliano als Wendepunkte zur neuen Geschichtsschreibung die Veröffentlichung Vicos Scienza Nuova 1725 und die Ausgrabungen von Herculaneum 1738.
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- Chrstiane Baltes (Autor), 2004, Gibbon und die Geschichtswissenschaft im 18. Jahrhundert, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/123557