Zunächst werden die Ursprünge jamaikanischer Musik und die Entwicklung bis hin zum Roots Reggae wie aber auch die Einflüsse der Rastafari-Religion beschrieben.
Im zweiten Teil gibt es Informationen über den König des Reggae - Bob Marley - und seinen internationalen Durchbruch im Musikgeschäft.
Inhaltsverzeichnis
1) Musikgeschichtliche Entwicklung von Ska, Rocksteady, Early Reggae, Dub und Roots Reggae
1.1) Die Ursprünge jamaikanischer Musik (16. Jahrhundert bis Ende 18. Jahrhundert):
1.2) Vom Burru und Mento zum Rhythm and Blues (19. Jahrhundert bis 1960):
1.3) Der Ska (1960 – 1966):
1.4) Get Ready, Do Rocksteady oder die Rocksteady Jahre (1966 – 1968):
1.5) Der frühe Reggae (1969 – 1974):
1.6) Roots Reggae (ab 1975):
2) Die Rastafari-Religion
2.1) Die Anfänge der Rastafari-Religion:
2.2) Haile Selassie I.:
2.3) Die Rastafaris:
3) Der König des Reggae
3.1) Robert Nesta Marley:
3.2) Die Musik der Rastafari:
3.3) Die Musik Bob Marleys:
3.4) Anhang:
Slave Driver
- Bob Marley -
4) Bob Marleys internationaler Durchbruch: Eine Übersicht seiner Alben
4.1) Der internationale Durchbruch mit Iland Records:
4.2) Widerspruch zwischen Musik und den Songtexten:
4.3) Imagewechsel: Abwendung vom Rude Boy Image:
4.3) Marley der Reggae Rocker:
5) Literatur
1) Musikgeschichtliche Entwicklung von Ska, Rocksteady, Early Reggae, Dub und Roots Reggae
1.1) Die Ursprünge jamaikanischer Musik (16. Jahrhundert bis Ende 18. Jahrhundert):
Die Ursprünge und der Beginn der jamaikanischen Musikkultur lassen sich bis nach Afrika ins 16. Jahrhundert zurückverfolgen. Spanische und britische Kolonialisten verbannten auf Jamaika afrikanische Sklaven, zum einen für die Arbeit auf den Zuckerrohrplantagen und zum anderen für den Verkauf nach Amerika. Durch die geografisch günstige Lage wurde Jamaika dadurch zum größten Sklavenumschlagplatz in dieser Zeit.
Mit den Sklaven kamen die Kultur und Musik aus Afrika in die Karibik. Besonders in der Musik lebte die Erinnerung an Afrika weiter. „Diese Selbstvergewisserung ihrer kulturellen Identität ermöglichte den deportierten Afrikanern das existentielle Minimum an Selbstbewusstsein. Insbesondere durch die später entstandene Rastafari-Religion ist dies mittlerweile zu einem Grundpfeiler schwarzer karibischer Kultur erwachsen.“[1]
Typisch für afrikanische Musik ist die enge Verbundenheit mit dem Alltag und sie ist ebenso ein Ausdrucksmittel von Zeremonien und ihrer Religion. Mit dem „drum-law“ wurde es den Sklaven verboten, sich zum Trommeln zu versammeln. Lediglich zu Weihnachten und zu Beerdigungen wurden solche Riten erlaubt. Deswegen konnten sie so nur wenige Elemente ihrer Kultur erhalten. Die wichtigsten waren „Tanz, Musik, Spiritualismus, Intonation und Rhythmik der Sprache.“[2] Die zu Weihnachten erlaubte Jonkunno-Zeremonie lief sehr friedlich ab und feierte die Erinnerung an den afrikanischen Führer „John Konny“ oder „John Canoe“. „Im Wesentlichen ist Jonkonnu eine euphorische, überschwängliche und ausgelassene Prozession maskierter Tänzer, deren Hauptcharaktere Teufel, Kuhkopf, Pferdekopf, Königin und eine Figur namens „Pitchy Patchy“ darstellen.“[3] Hier hatten die Sklaven die Gelegenheit, sich der Brutalität der Sklaverei zu entziehen. Weitere Volks- und Ritualmusik ab dem 16. Jahrhundert sind die working-songs gesungen bei der Feldarbeit oder beim Straßenbau, die digging-songs und die ring-games bzw. ring-plays, welche Musikspiele von Kindern und Erwachsenen sind.
Im späten 18. Jahrhundert kamen im Zuge des „Great Revival“[4] christliche Missionare auf die Insel und verbreiteten das Christentum. Bis heute ist dies die dominierende Religion Jamaikas. Musikalisch „kennzeichnend für die Rituale (…) sind melodische Gesänge sowie Trommeln, die sich auf einen Höhepunkt zu entwickeln, auf dem sich der Gesang in ein heftiges, stoßweises Atmen verwandelt, das die Tänzer in einen ekstatischen Rausch fallen lässt und die Leiden Christi am Kreuz beschwören soll.“[5]
1.2) Vom Burru und Mento zum Rhythm and Blues (19. Jahrhundert bis 1960):
Die Burru Musik wurde noch zu Zeiten der Sklaverei erlaubt, da das Arbeitstempo der Sklaven im Takt der Musik deutlich höher war. Im Jahre 1838 war dann die Befreiung der Sklaven. Sie zogen vor allem in die Slums von Kingston und ihre Burru Musik wurde hier zum zentralen Mittelpunkt des sozialen Lebens. Es wurden beispielsweise aktuelle Themen bzw. Ereignisse und Fehlverhalten von Personen in Liedern kommentiert und dazu getrommelt. Ende der 30er Jahre wurde die Zahl der Burru Anhänger immer geringer, da die Rastafari Bewegung auf dem Vormarsch war. Diese hatte noch keine eigene Musik und die Burrus hatten keine eigene Religion. So kam es zum Zusammenschluss von Burru Musikern und Rastas. Aus der Burru Musik wurde dann das Rasta-Drumming. Der bekannteste Musiker ist Count Ossie, der seine eigenen Riddims auf der Grundlage von Burru - Rhythmik herausgearbeitet hat. Dabei gibt die Fundeh-Trommel (in mittlerer Lage gestimmt) den Grundrhythmus an, die große Basstrommel unterstützt sie in kleineren Variationen und der hochgestimmte Repeater spielt die Melodie als schnellen synkopierten Rhythmus.
Zeitgleich entwickelte sich die Jamaikanische Volksmusik, der Mento. Dieser zeigt besonders die europäischen Einflüsse und „war eine im ausgehenden 19. Jahrhundert entstandene Mischung aus der Quadrille, einem französischen Rundtanz der Kolonialherren, den Rhythmen des Jonkonnu und der kubanischen Rumba.“[6] Handtrommeln, Maracas und das Banjo sind die typischen Instrumente dieser Musikrichtung. Mento war zunächst „das Metier der Troubadoure, die Nachrichten, Klatsch und soziale Kommentare in lebendige Lieder und Tänze packten, die sie auf ihren selbst gebastelten Trommeln, Bambusflöten und Geigen spielten. Später war es die Musik der Masse, und drückte die Ansichten und Lebensphilosophie der Leute aus.“[7]
Mit dem Beginn der Industrialisierung Jamaikas in den 50er Jahren war der Mento bei der jüngeren Generation nicht mehr so beliebt. Sie konnten stattdessen mit Transistorradios von Radiostationen aus Florida den Rhythm and Blues aus dem „schwarzen“ Amerika empfangen. So wurde R´n´B zur bestimmenden Musik auf der Insel. Verbreitet wurde sie durch mobile Diskotheken, den Soundsystems, „Quelle, Motor und Seele der zukünftigen jamaikanischen Musikentwicklung.“[8] Bis zur heutigen Zeit sind Prinzip und Funktion vom Soundsystem geblieben.
1.3) Der Ska (1960 – 1966):
Ab den 60er Jahren wurde in den USA der R´n´B vom Rock´n Roll abgelöst, so dass zunächst eigene weniger erfolgreiche jamaikanische R´n´B Produktionen aufgenommen wurden. Bei diesen Aufnahmen brachten die jamaikanischen Musiker immer mehr eigene Elemente und Stilmittel in die Musik mit ein. Es entwickelte sich die Stilrichtung Ska. Charakteristisch für den schnellen hüpfenden Rhythmus sind die von Bläsern und Piano gespielten Afterbeats auf den „und“-Zählzeiten. Auf den Zählzeiten wird eine dem Walking Bass des Blues ähnelnde auf- und absteigende melodische Basslinie gespielt. Nur der Gesang und die Bläsersoli weichen zu den rhythmisch eingesetzten Instrumenten ab. „In Jamaika jedoch breitete sich infolge der 1962 erreichten Unabhängigkeit von Großbritannien, ein Enthusiasmus aus, der im euphorischen Beat des Ska sein adäquates Ausdrucksmittel fand.“[9]
1.4) Get Ready, Do Rocksteady oder die Rocksteady Jahre (1966 – 1968):
Die Euphorie verschwand, weil sich die Erwartungen der Unabhängigkeit nicht erfüllt haben und es machte sich Frustration in der Bevölkerung breit. Die Jugendlichen identifizierten sich mit der Ablehnung gegen die Gesellschaft und es bildeten sich die „Rude Boys“ in den Ghettos heraus. Dieser Wandel wurde ebenso in der Musik ausgedrückt. Alton Ellis gab diesem neuen Stil mit seinem Stück „Do the Rocksteady“ einen Namen. „Bei gleich bleibender harmonischer Struktur wurde beim Rocksteady der Takt nicht nach Vierteln, sondern nach Halben gezählt, wobei jetzt die Afterbeats auf den Zählzeiten zwei und vier lagen. Der Bass löste sich aus dem „Walking-Boogie“-Schema und spielte kurze prägnante Melodie-Linien. Die Bläsersektion wurde aus Kostengründen weitgehend durch die Rhythmusgitarre ersetzt, die jetzt die Afterbeats spielte.“[10]
1.5) Der frühe Reggae (1969 – 1974):
Mit zunehmenden technischen Errungenschaften eroberten immer mehr junge Produzenten das Musikgeschäft. Sie fingen an, den Rhythmus von Rocksteady wieder zu verändern. Der Übergang zum Early Reggae verlief in diesem Fall wirklich fließend. Es lässt sich kein Song, der ausschlaggebend war, ausmachen. Orientierung fand die Musik an der Rastafari Bewegung. Der Rhythmus ist wieder deutlich beschleunigt und „zeichnete sich durch eine stärkere Betonung des Bass und mehr Variationsfreiheit für das Schlagzeug aus. Der synkopierte Backbeat, die innere Spannung des Beat, hatte sich erstärkt, und der Rhythmus wurde pulsierender.“[11]
Es gibt Verschiedene Ansichten des Begriffursprungs Reggae. Toots Hibbert von Toots and the Maytals sang erstmals in der Single „Do the Reggay“ im Jahr 1968. Andere wiederum behaupten, Reggae kommt von „Regga“, einem Bantu-sprechenden Stamm vom Tanganyika-See. Bob Marley selbst erklärte sich den Ursprung aus dem spanischen und es bedeutet „the kings music“.
1.6) Roots Reggae (ab 1975):
In den 70er Jahren herrschte in Jamaika Gewalt, Angst und Arbeitslosigkeit. Aus dieser Situation heraus, der wirtschaftlichen und sozialen Lage, bekamen die Rastafaris immer mehr Anhänger. Jamaika dörrte praktisch finanziell aus, da so gut wie alle erwirtschafteten Gewinne ins Ausland flossen. Vor allem in die USA, Kanada und England. „War Ina Babylon“ ist ein Titel von Max Romeo der die Lage zu dieser Zeit treffend beschreibt. „Mit den immer größer werdenden finanziellen Problemen der Regierung – die zudem von einem Boykott jamaikanischer Waren durch die USA geschürt wurden – wuchs auch die politisch motivierten Spannungen innerhalb der Bevölkerung, die Mitte der siebziger Jahre in nahezu bürgerkriegsähnlichen Zuständen eskalierte.“[12]
Die Entwicklung von Roots Reggae lässt sich aus diesem Hintergrund nicht herauslösen. So wird die soziale Depression und Unzufriedenheit der Ghettobevölkerung durch ein noch langsameres Tempo als beim Rocksteady wiedergegeben und die Inhalte der Texte sind sehr stark Rastafari orientiert. Die reine Unterhaltungsfunktion, die zuvor im Reggae vordergründig war, verschwand immer mehr und „er schuf eine neue, auf Afrika ausgerichtete, kulturelle Identität, die ihrerseits wiederum die afroamerikanische Musikszene zu beeinflussen begann.“[13] Dadurch wurde Reggae zum absoluten Hoffnungsträger der jamaikanischen Bevölkerung.
2) Die Rastafari-Religion
2.1) Die Anfänge der Rastafari-Religion:
"Seht nach Afrika, dort wird ein schwarzer König gekrönt werden,
durch ihn wird der Tag der Befreiung kommen!" [14]
Mit diesen Worten setzte Marcus Garvey Anfang des 20. Jahrhunderts den Grundstein für eine Religion und Weltanschauung die noch bis heute Aktualität beweist – der Rastafari-Religion.
Es begann mit den Predigten des schwarzen Jamaikaners Marcus Garvey, der seinen schwarzen Mitmenschen den „schwarzen Nationalismus“[15] nahe brachte.
Für Garvey war die westliche Kultur den Schwarzen aufgezwängt und nahm ihnen ihr Selbstbewusstsein. Er wollte die „Negros“[16] emanzipieren und zurück nach Äthiopien bringen. Dort lag, seiner Meinung nach, das „wahre Land […] Zion[s]“[17], von wo aus die Weißen die Schwarzen verschleppt hatten.
Er gründete 1919 die „Black Star Line“-Schifffahrtsgesellschaft, mit welcher er die Schwarzen nach Afrika zurücktransportieren wollte.[18] Doch er kam wegen Korruption ins Gefängnis und seine Anhänger blieben in Amerika. Was Garvey angefangen hatte führte einer seiner Mitarbeiter Reverend James Morris Webb weiter, indem er u.a. die um 1915 entstandene „Holy Piby“ nach Jamaika brachte.
In dieser „Bibel des schwarzen Mannes“[19] wurde die „Vorherrschaft des schwarzen Menschen als die gottgewollte Ordnung ‚nachgewiesen’ und gerechtfertigt“[20].
2.2) Haile Selassie I.:
Am 2. November.1930 wurde in Addis Abeba der Stammesfürst Ras Tafari Makkonen zum Herrscher von Äthiopien gekrönt.
Sein vollständiger Titel lautet „Haile Selassie I, Negus Negesti, King of Kings, Lord of Lords, Conquering Lion of Juda“.
Mit ihm schien sich, für die Schwarzen, die Prophezeiung Garvey’s, von der Wiederkehr des schwarzen Messias zu erfüllen.
Von da an verkündete Leonard Howell die Göttlichkeit des äthiopischen Kaisers und setzte Glaubensgrundsätze fest, welche u.a. verheißen, dass das ‚Babylon-System’ der Weißen Bevölkerung ein „Unrechtssystem“[21] sei, welches zwangsläufig in naher Zukunft untergehen wird.
[...]
[1] Wynands, S. 22
[2] http://members.aol.com/suwanni/Musik4a.htm, 11.08.07
[3] Wynands, S. 23
[4] Wynands, S. 24
[5] Wynands, S. 24
[6] Wynands, S. 26
[7] Kunz, S. 33
[8] Wynands, S. 27
[9] Wynands, S. 48
[10] Wynands, S. 72
[11] Wynands, S. 84
[12] Wynands, S. 131
[13] Wynands, S. 132
[14] Wynands, René : „Do the Reggae – Reggae von Pocomania bis Ragga und der Mythos Bob Marley“, PDF-Ausgabe März 2000, S.60.
[15] http://www.bobmarley.at/main/modules.php?name=News&file=article&sid=5
[16] Wynands, René : „Do the Reggae – Reggae von Pocomania bis Ragga und der Mythos Bob Marley“, PDF-Ausgabe März 2000, S.61.
[17] http://www.bobmarley.at/main/modules.php?name=News&file=article&sid=5
[18] Wynands, René : „Do the Reggae – Reggae von Pocomania bis Ragga und der Mythos Bob Marley“, PDF-Ausgabe März 2000, S.61.
[19] Ebenda, S.62.
[20] Ebenda, S.62.
[21] Wynands, René : „Do the Reggae – Reggae von Pocomania bis Ragga und der Mythos Bob Marley“, PDF-Ausgabe März 2000, S.63.
- Arbeit zitieren
- Alexander Litfinski (Autor:in), 2006, Bob Marley - Vom "Third World Performer" zum Reggae - Botschafter, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/123300
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