...Vor allem die Bildgewaltigkeit des makellos leichten Sprachstils, die Verbindung von Realität, Vision und Fiktion, von Träumen, Gefühlen und die Einbettung des minutiös beschriebenen Verhältnisses der Eltern- und Kindergeneration heben die Bedeutung des Erstlingsromans von Zoe Jenny für das Verständnis des Generationenkonfliktes im biographischen als auch im universalen Bereich deutlich hervor und führen ein Weltbild vor, das durch Tiefe und Reflexionserzeugung glänzt. Diese Meinung teilte 1997 u.a. auch die ZDF-aspekte-Jury, die „Das Blütenstaubzimmer“ für den ersten Platz des aspekte-Literaturpreises bestimmte: Jennys „Debüt besticht durch die Poesie des kalten Blicks. Die Sprache ist von sezierender Schärfe, ihr Buch das Zeugnis einer skeptischen Generation“.
Jenny erhielt in demselben Jahr auch noch zwei weitere hochdekorierte Preise. Zum einen gewann sie das 3sat-Stipendium beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb in Klagenfurt, sowie den Literaturpreis der Jürgen-Ponto-Stiftung. Ein Auszug aus der Begründung bekräftigt den Preisgewinn und die Vergabe an das junge Talent: „Jenny erzählt in einer unsentimentalen, direkten Sprache, die ihre Poesie aus einer verborgenen Melancholie bezieht“ Die Kritiken kürten die junge Schweizerin zu einer Ikone des neuen deutschsprachigen Romans. Die Neue Züricher Zeitung erhob Jenny sogar auf die gleiche Stufe wie zwei große schweizerische Urgesteine der Literatur: Max Frisch und Friedrich Dürrenmatt.
Wie hat es Jenny nun geschafft diese obig beschriebenen Lorbeeren zu ernten?
Um was geht es eigentlich genau in diesem Jugendroman „Das Blütenstaubzimmer“, das als „eine der ersten und radikalsten Romane der Technogeneration [gesehen wird], adressiert mit aller Härte an die 68er Generation“ ?...
Inhaltsverzeichnis:
Vorwort
1. Einleitung
1.1 Biographie
1.2 Werke
1.3 Auszeichnungen
2. Inhalt
3. Behandlung des Romans im Unterricht
3.1 Inhaltliche und pädagogische Legitimation
3.2 Didaktische Legitimation
4. Grobgliederung einer gesamten Unterrichtseinheit zum Roman
4.1 Vor der Textrezeption
4.2 Während der Textrezeption
4.3 Nach der Textrezeption
5. Textausschnitte für die Praxis
6. Fragen- und Aufgabenkatalog zur Familienthematik
7. Literaturverzeichnis
Vorwort
Den Grundstein dieser Hausarbeit bildet der Roman „Das Blütenstaubzimmer“ der jungen Schweizerin Zoe Jenny. Einer Einleitung zu Entstehung des Buches und zur Biographie der Autorin wird der Inhalt angeführt. Im weiteren Verlauf ist der Fokus auf die unterrichtsmethodische Bearbeitung des Romans gelegt, um zu klären, ob dieser Sachverhalt geeignet für den Unterrichtsgebrauch ist.
1. Einleitung
1.1 Biographie:
Zoe Jenny wurde am 16. März 1974 in Basel geboren und wuchs dort sowie nach der Scheidung ihrer Eltern im Tessin und in Griechenland auf.
1994 legte sie ihr Abitur ab und studierte Literatur an den Universitäten in Tübingen und Mainz. Vor allem die Poetikvorlesungen beeinflussten die Sprache in ihren Romanen und formten den klaren und umfangreichen Sprachduktus der jungen Schriftstellerin zu höchster Effizienz heraus.
1993 begann Jenny mit dem Schreiben und veröffentlichte zunächst kleinere Essays und Erzählungen, bevor sie mit ihrem Debütroman „Das Blütenstaubzimmer“ 1997 einen großen nationalen wie auch internationalen Erfolg erreichen konnte. Der stark biographisch eingefärbte Roman wurde bisweilen in mehr als 21 Sprachen übersetzt und erscheint bereits in 8. Auflage.
1.2 Werke:
Nach einer etwa dreijährigen Pause, in der Jenny viele Reisen unternahm, um realitäts- und erfahrungsnah weitere biographisch eingefärbte Romanstrukturen zu entwickeln und zu schreiben, veröffentlichte sie im Jahr 2000 „Der Ruf des Muschelhorns“, „Mittelpünktchens Reise um die Welt“ (2001) und im Jahr 2002 ihr bisher letztes Buch „ Ein schnelles Leben“.
Jedoch konnte keines dieser Bücher auch nur annähernd den Erfolg und die Bekanntheit des Debütromans erreichen.
1.3 Auszeichnungen:
Vor allem die Bildgewaltigkeit des makellos leichten Sprachstils, die Verbindung von Realität, Vision und Fiktion, von Träumen, Gefühlen und die Einbettung des minutiös beschriebenen Verhältnisses der Eltern- und Kindergeneration heben die Bedeutung des Erstlingsromans von Zoe Jenny für das Verständnis des Generationenkonfliktes im biographischen als auch im universalen Bereich deutlich hervor und führen ein Weltbild vor, das durch Tiefe und Reflexionserzeugung glänzt. Diese Meinung teilte 1997 u.a. auch die ZDF-aspekte-Jury, die „Das Blütenstaubzimmer“ für den ersten Platz des aspekte-Literaturpreises bestimmte: Jennys „Debüt besticht durch die Poesie des kalten Blicks. Die Sprache ist von sezierender Schärfe, ihr Buch das Zeugnis einer skeptischen Generation“.[1]
Jenny erhielt in demselben Jahr auch noch zwei weitere hochdekorierte Preise. Zum einen gewann sie das 3sat-Stipendium beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb in Klagenfurt, sowie den Literaturpreis der Jürgen-Ponto-Stiftung. Ein Auszug aus der Begründung bekräftigt den Preisgewinn und die Vergabe an das junge Talent: „Jenny erzählt in einer unsentimentalen, direkten Sprache, die ihre Poesie aus einer verborgenen Melancholie bezieht“ Die Kritiken kürten die junge Schweizerin zu einer Ikone des neuen deutschsprachigen Romans. Die Neue Züricher Zeitung erhob Jenny sogar auf die gleiche Stufe wie zwei große schweizerische Urgesteine der Literatur: Max Frisch und Friedrich Dürrenmatt.
2. Inhalt:
Wie hat es Jenny nun geschafft diese obig beschriebenen Lorbeeren zu ernten?
Um was geht es eigentlich genau in diesem Jugendroman „Das Blütenstaubzimmer“, das als „eine der ersten und radikalsten Romane der Technogeneration [gesehen wird], adressiert mit aller Härte an die 68er Generation“[2] ?
Dazu nun im Folgenden eine kurze Inhaltszusammenfassung:
Jo, die Protagonistin des Romans, entschließt sich nach ihrem Abitur dazu den Vater zu verlassen, um die geschiedene Mutter in Italien zu besuchen. Die Mutter verließ die Familie, Jo und Deutschland als Jo noch ein kleines Mädchen war. Jetzt, etwa 12 Jahre nach der „Verlassung“, möchte Jo ihre Mutter wieder sehen und kennenlernen. Schon bald aber muss Jo erkennen, dass sich die lange Trennungszeit nicht so einfach überwinden lässt. Als der Freund der Mutter bei einem Autounfall in der Toskana ums Leben kommt, verschließt sich diese völlig aufgelöst, apathisch und verzweifelt im Blütenstaubzimmer. Jo gelingt es ihre Mutter nach einigen Wochen dazu zu bringen, das Blütenstaubzimmer wieder zu verlassen und der Realität auf ein Neues zu begegnen. Doch zu mehr Nähe kommt es zwischen Mutter und Tochter dennoch nicht.
Desillusioniert und abgestoßen von den Lebenslügen der Erwachsenen vollzieht Jo Schritt für Schritt die Trennung von der Mutter. Sie trifft auf die etwa gleichaltrige Rea, die ebenso wie Jo massive Probleme mit ihren Eltern hat und beide schmieden Pläne, wie sie gemeinsam der tristen, kalten und ungeliebten, von der Elterngeneration geprägten Welt entfliehen können. Als diese „Flucht“ nicht in die Tat umgesetzt werden kann, entschließt sich Jo wieder nach Deutschland zu ihrem Vater zurückzukehren. Doch auch dort findet das junge Mädchen nicht die Geborgenheit und Nähe, die sie sich sehnlichst wünscht und tritt dem Leben alleine entgegen.
3. Behandlung des Romans im Deutschunterricht
3.1 Inhaltliche und pädagogische Legitimation
Der Roman „Das Blütenstaubzimmer“ hat einige wichtige Aspekte inne, die ihn prädestinieren im Deutschunterricht behandelt zu werden. Zum einen zählt die gesamte Thematik des Romans zur Literatur der Kinder- und Jugendromanen bzw. der Adoleszenzromanen. Zoe Jenny beschreibt detailliert und nachvollziehbar die Situationen vieler Jugendlicher, die sich in der Gegenwart mit vielfältigen Problemen, unter anderem der oftmals als negativ empfundenen Familiensituation, auseinandersetzen müssen.
Hierzu verdeutlicht ein kurzer Auszug aus FISCHERS Literaturlexikon die Familiensituation der Gegenwart und die kritische Auseinandersetzung mit dieser im Bereich der KJL/ Adoleszenzliteratur:
„Der „neue“ moderne Jugendroman nimmt Teil an der Exploration der Schwierigkeiten einer Identitätsfindung unter den Bedingungen der Moderne, statt seinen Lesern Ablenkung und Evasion anzubieten, wie es die traditionelle Jugendliteratur bislang getan hatte.“[3]
Die Kinder und Jugendlichen sind in der gegenwärtigen KJL Bewohner der Wirklichkeit, die nicht mehr Idylle aufweist. Die Jugendlichen leben zusammen mit den Erwachsenen in einer Welt voller Konflikte, Disharmonien und zerrissenen Strukturen. Eine völlig neue Problemlandschaft entsteht zwischen den Erwachsenen und Kindern und in der Familie:
Beziehungsprobleme der Eltern, Scheidung, Aggressivität, Einsamkeit, Krankheit, Tod, Verlorenheit etc. Die KJ- und Adoleszenzliteratur der Gegenwart mutet den heranwachsenden Rezipienten zu, die vorliegenden Probleme der mit ihnen lebenden Erwachsenen wahrzunehmen und zu verstehen.
Zoe Jenny führt in den Konflikt zwischen der „Technogeneration“ oder der „Generation Golf“ und der Väter- bzw. 68er-Generation ein, der sie Kaltherzigkeit, Selbstsucht, Verantwortungslosigkeit und Selbsttäuschung vorwirft und rechnet somit mit der entblößten und verfremdeten Familienstruktur dieser Generation ab.
Kennzeichnend für die gegenwärtige Familienstruktur sind Probleme in der Eltern-Kind-Beziehung, die zu Ablehnung, Unverständnis, Kälte, Einsamkeit und schließlich zum Bruch der traditionellen Form und Suche nach Ersatzfamilien führt, die nun zur eigenen Identitätsfindung ausgewählt werden (z.B. peer- oder patch-work-groups).
Jenny verarbeitet somit ihre eigenen subjektiven Empfindungen und Erfahrungen in ihrem Roman und zeigt offenkundig die Problemlandschaft der heutigen Familiensituation auf, in der sie die Idylle aufhebt und die mannigfaltigen Gedanken, Erlebnisse und Einstellungrn der Jugendlichen in dieser für sie ungewollten und schwer zu ertragenden Welt ausspricht und versucht etwas von ihren persönlich erlebten Lösungsmöglichkeiten als Hilfe für andere in ähnlicher Situation zu entwickeln, um Verständnis, Empathie und vor allem Reflexion bei der Jugend- und der Elterngeneration zu erwirken, so dass ein Anstoß zu einer besseren Verständigung und ein Weg zur Veränderung der Konflikte angeregt wird. Die Jugendlichen und die Eltern sollen sich ihrer Fehler aber auch ihrer Wünsche und Träume bewusst werden und sich gegenseitig wieder annähern, indem sie sich gegenseitig verstehen, respektieren, akzeptieren und gemeinsam das Leben wieder als Familie meistern, die sich wechselseitig erfüllt und belebt. Der Roman soll also einerseits die Probleme zwischen den Generationen aufzeigen und zum anderen beide Parteien in eine ansprechendere und positivere persönliche Einstellungen erziehen.
3.2 Didaktischen Legitimation
a) Lehrplan:
Zur didaktischen Begründung der Verwendung von Jennys Roman im Deutschunterricht muss zum einen der Lehrplan vorgeben, ob dieses Buch zur Behandlung geeignet ist.
Diese didaktische Legitimation ist u.a. in der 10. Jahrgangsstufe der Realschule gegeben: „Zugang zu poetischen Texten finden“ (D 10.3).
Die Aspekte dieser Unterrichtseinheit liegt darin den Inhalt von Romanen und Texten erschliessen und zusammenfassen zu können, was einer aufzubauenden Inhaltsanalyse entspreche. Zum anderen sollen die Schüler lernen die ästhetische Wirkung von Texten zu erfassen, also befähigt werden eine Sprach- und Formenanalyse zu entwickeln.
[...]
[1] Aus der Rezension von Friedrich Schimmel. In: www.berliner-lesezeichen.de
[2] FACTS. In: www.berliner-lesezeichen.de
[3] Fischer Literatur Lexikon, S. 873
- Arbeit zitieren
- Achim Zeidler (Autor:in), 2004, Unterrichtsmethodische Bearbeitung des Romans „Das Blütenstaubzimmer“ von Zoe Jenny, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/123150
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