Welche Modelle sind für den Übergang von elterlicher Betreuung in die Krippe oder Kita im Alter von einem Jahr aus Bindungstheoretischer Sicht sinnvoll? Hierzu wird zunächst mithilfe einschlägiger Primär- und Sekundärliteratur die Bindungstheorie, die Entstehung von Bindung, die Bindungstypen und die Qualität von Bindung näher beleuchtet um anschließend die Bindung zwischen der Fachkraft und dem Kind herauszuarbeiten. Auf diesen Erkenntnissen aufbauend, wird dann das Münchener- und Berliner Eingewöhnungsmodell vorgestellt und miteinander verglichen um abschließend eine Empfehlung für das geeignetere Modell aus bindungstheoretischer Sicht geben zu können.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Die Bindungstheorie
2.1 Die Entwicklung der Bindung
2.1.1 Die Bindungsvorphase
2.1.2 Bindungsanbahnungsphase
2.1.3 Bindungsphase
2.1.4 Zielkorrigierte Partnerschaft
2.2 Bindungstypen
2.2.1 Typ A: Die Unsicher-vermeidende Bindung
2.2.2 Typ B: Der sichere Bindungstyp
2.2.3 Typ C: Der unsicher-ambivalente Typ
2.2.4 Typ D: Desorganisiertes Bindungsverhalten
2.3 Die Bindungsqualitat
3. Die Bindung zwischen der Fachkraft und dem Kind
3.1 Die Entstehung der Fachkraft-Kind Bindung
3.2 Unterschiede zur primaren Bindung
3.3 Vorteile einer sicheren Fachkraft-Kind Bindung
4. Eingewohnungsmodelle
4.1 Munchener Eingewohnungsmodell
4.2 Berliner Eingewohnungsmodell
4.3 Vergleich der Eingewohnungsmodelle
5. Fazit
6. Literaturerzeichnis:
1. Einleitung
Seit Jahren steigt der Bedarf an Krippen- und Kindergartenplatzen, besonders deutlich wird dies bei den Kindem unter 3 Jahren, da immer mehr Eltern immer fruher auf die Betreuung ihres Nachwuch- ses angewiesen sind. Nur im Jahr 2021 ist diese Zahl erstmals zuruckgegangen. Eine Erklarung hierfur ist die weltweite Coronapandemie, die damit verbundenen Lockdowns und geschlossenen Kindertageseinrichtungen, die eine Eingewohnung erschwerten (vgl. Textor 2021). Gleichzeitig wer- den nach uber 2 Jahren der Pandemie und den haufig geschlossenen Kindertageseinrichtungen und Zeiten der Quarantane die Entwicklungsverzogerungen der Kinder im Krippen- und Kitaalter deut- lich, denn die Kita ist ein wichtiger Ort der Bildung und Entwicklung auBerhalb des Elternhauses (vgl. Sadigh 2021). Diese Erkenntnisse zeigen die zentrale Rolle dieser Einrichtungen, bei der Entwicklung der Kleinsten in dieser Gesellschaft. Bei der Anmeldung in eine Einrichtung werden Eltern schnell mit der Frage konfrontiert, wie das Kind an den Besuch in die Krippe oder die Kita gewohnt werden soll und ob die entstandene Bindung, die zwischen den Eltern und dem Kind wahrend der Elternzeit entstanden ist, durch die Betreuung in einer betreuten Einrichtung Schaden nehmen konnte. Da diese Thematik aufgrund der stetig wachsenden Anzahl an zu betreuenden Kindern nicht an Aktualitat verliert, soll in der vorliegenden Arbeit die Forschungsfrage beantwortet werden, wel- che Modelle fur den Ubergang von elterlicher Betreuung in die Krippe oder Kita im Alter von einem Jahr aus Bindungstheoretischer Sicht sinnvoll sind. Hierzu wird zunachst mithilfe einschlagiger Pri- mar- und Sekundarliteratur die Bindungstheorie, die Entstehung von Bindung, die Bindungstypen und die Qualitat von Bindung naher beleuchtet um anschlieBend die Bindung zwischen der Fachkraft und dem Kind herauszuarbeiten. Auf diesen Erkenntnissen aufbauend, wird dann das Munchener- und Berliner Eingewohnungsmodell vorgestellt und miteinander verglichen um abschlieBend eine Empfehlung fur das geeignetere Modell aus bindungstheoretischer Sicht geben zu konnen.
2. Die Bindungstheorie
Die Bindung zwischen zwei Personen, insbesondere zwischen Eltern und ihren Kindern wird als emotionales Band verstanden, welches insbesondere den Schutz und die Sicherheit des von der Bezugsperson abhangigen Kleinkindes betrifft (vgl. Tenorth, Tippelt 2012, S. 118). Der Psychoana- lytiker John Bowlby entwickelte in den 1960er Jahren die bis heute anerkannteste Bindungstheorie. Dabei untersuchte und beschrieb er die Beziehungsmuster zwischen Kindern und ihren Bezugsper- sonen. Seine Untersuchungen bezogen sich zunachst nur auf die Bindung des Kindes zu der pri- maren mutterlichen Bezugsperson, allerdings machte er bereits in seiner ersten Veroffentlichung deutlich, dass sich seine Theorien ebenfalls auf sekundare Bezugspersonen wie den Vater, die GroBeltern, Erzieher und Lehrer anwenden lassen (vgl. Gluer, 2017, S. 15). Anhand dieser Theorie werden im Folgenden die Entwicklung von Bindung und die unterschiedlichen Bindungstypen erlau- tert.
2.1 Die Entwicklung der Bindung
Die von Bowlby untersuchte Bindung zu der primaren Bezugsperson entwickelt sich in den ersten Lebensjahren, entsprechend der Kognitiven Entwicklung des Kindes. Bowlby unterscheidet entspre- chend vier Phasen bei der Entwicklung der Bindung, die sich mit zunehmendem Alter des Kindes verandern (vgl. Stegmaier 2008).
2.1.1 Die Bindungsvorphase
Die Bindungsvorphase ist die erste Phase der Bindungsentwicklung und bezieht sich auf das Alter von 0 bis 3 Monaten. Bei Beginn dieser Phase sind die Fahigkeiten des Sauglings, Personen zu unterscheiden noch begrenzt, entsprechend kann sich der Saugling noch keiner spezifischen Be- zugsperson zuwenden (vgl. Grossmann / Grossmann 2012, S.74ff.). Einige Zeit nach der Geburt kann der Saugling allerdings die primare Bezugsperson erkennen und favorisiert der Hauptbezugs- person ahnelnde Personen. Ab der zehnten bis sechszehnten Woche werden die Wachphasen des Sauglings verlangert, durch differenziertes Schreien und Reaktionen, wie das anlacheln ausgewahl- ter Bezugspersonen beginnt die differenzierte Kommunikation des Sauglings mit den Bezugsperso- nen. Diese beiden Auspragungen stellen das grundlegende Merkmal der entstehenden Bindung dar (vgl. Gluer, 2017, S.20ff.).
2.1.2 Bindungsanbahnungsphase
Die Bindungsanbahnungsphase bezieht sich auf die Zeit zwischen dem dritten und sechsten Le- bensmonat des Sauglings. In dieser Phase verstarkt sich die an bestimmte Bezugspersonen gerich- tete Interaktion. Sauglinge konnen Bezugspersonen mit den Augen folgen, suchen sie jedoch nicht langer, wenn diese den Raum verlassen. Signale werden differenzierter an bestimmte Bezugsper- sonen gesendet, allerdings lasst sich erst von Bindung sprechen, wenn der Saugling durch be- stimmte Verhaltensweisen zeigt, die Nahe zu bestimmten Personen herstellen oder aufrechterhalten zu wollen (vgl. ebd.).
2.1.3 Bindungsphase
Die dritte Phase findet in dem Alter von sechs bis acht Monaten statt. Die kognitiven Fahigkeiten entwickeln sich dahingehend, dass sich die Objekt- und Personenpermanenz ausbildet. Das bedeu- tet, dass der Saugling wahrnimmt, dass auch Personen und Objekte auBerhalb seiner Wahrneh- mung existieren. In dieser Phase beginnt der Saugling entsprechend zu protestieren oder zu klam- mern, wenn die Bezugsperson den Raum verlasst. Gleichzeitig zeigt der Saugling beispielsweise durch das Ausstrecken der Arme, dass Nahe zu der Bezugsperson oder anderen Bezugspersonen erwunscht wird. In dieser Phase beginnt ebenfalls das Fremdeln mit fremden Personen, welches sich unter anderem durch das Klammern an die Bezugsperson zeigt um nach Schutz zu suchen (vgl. ebd. S.21ff.).Durch das Erlernen der Fortbewegung und der Erkundung der Umgebung entsteht raumliche Distanz zwischen der Bezugsperson, diese wird jedoch als sichere Basis wahrgenommen.
[...]
- Arbeit zitieren
- Michel Schmidt (Autor:in), 2022, Übergänge in Einrichtungen der Frühkindlichen Bildung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1230675
-
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen.