Seit 1999 erarbeitet das Deutsche Netzwerk für Qualitätssicherung in der Pflege (DNQP) regelmäßig Expertenstandards zur Qualitätssicherung in der Pflege. Bisher kann auf Expertenstandards zu den Problematiken Dekubitusprophylaxe, Förderung der Harnkontinenz, Entlassungsmanagement, Schmerzmanagement, Sturzprophylaxe und chronische Wunden verwiesen werden. Die Standards sind aus der Häufigkeit und Notwendigkeit des Auftretens von Pflegeproblemen in den Pflegeeinrichtungen entstanden.
Hauptaufgabe der Standards ist es, ein pflegewissenschaftlich anerkanntes Qualitätsniveau herzustellen und zu sichern. Die Expertenstandards finden bereits Anwendung bei verschiedenen Qualitätsprüfungen und bei juristischen Urteilsfindungen.
Mit der Verabschiedung des Pflege-Weiterentwicklungsgesetzes im Juli 2008 haben die Expertenstandards auch in der Gesetzgebung eine feste Rolle gefunden. Demnach sind die Pflegeeinrichtungen verpflichtet an Qualitätsmaßnahmen mitzuwirken. Dies schließt die Anwendung der Expertenstandards ein.
Im Zuge dieser Entwicklungen wurde zu Beginn des Jahres 2008 im Altenpflegeheim am Diakonissenhaus in Leipzig das Projekt zur Implementierung des Expertenstandard Sturzprophylaxe in der Pflege gestartet. Das Projekt beabsichtigte den Expertenstandard Sturzprophylaxe in der Pflege auf alle Wohnbereiche praxisnah einzuführen und den Pflegekräften Unsicherheiten und Ängste bei der Anwendung des Standards zu nehmen.
Längst vor der Einführung des Standards wurden alle Stürze im heiminternen PC-gestützten Dokumentationssystem protokolliert. Dazu bedienten sich die Pflegekräfte einem bereits vorinstallierten Sturzereignisprotokoll. Im Rahmen des Projektes wurde zur Feststellung des IST-Zustandes eine Dokumentenanalyse der bisher geführten Sturzprotokolle durchgeführt. Neben der Bestimmung des IST-Zustandes hatte die Dokumentenanalyse das Ziel, Probleme bei der Führung der Sturzprotokolle seitens der Pflegekräfte herauszufiltern. Angestrebt wurde außerdem ein typisches Sturzmuster aufzuzeigen, um künftige Risiken zu erkennen oder vorab schon auszuschalten. Mit der Visualisierung eines Sturzmusters sollten des Weiteren Präventionsmaßnahmen eingeleitet werden können.
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
1 Einführung in die Thematik
2 Theoretischer Rahmen zur Sturzproblematik
3 Fragestellungen
4 Methodische Vorgehensweise
4.1 Einrichtung und Projektgruppe
4.2 Untersuchungsgegenstand und Datenerhebung
5 Ergebnisse
5.1 Pflegestufenverteilung
5.2 Sturzzeitpunkt
5.3 Angaben zur Sturzsituation
5.4 Zustand vor dem Sturz
5.5 Sturzfolgen
6 Diskussion
6.1 Methodenkritik
6.2 Ergebnisdiskussion
6.2.1 Häufigkeitsverteilung, Geschlecht, Pflegestufe, Wohnbereiche
6.2.2 Sturzzeiten und jahreszeitliche Einordnung
6.2.3 Sturzort, Auffindesituation des Bewohners, Kleidung und räumliche
Umgebungsfaktoren
6.2.4 Kognitive Beeinträchtigungen, Medikation
6.2.5 Sturzfolgen und eingeleitete Maßnahmen
7 Schlussgedanken
7.1 Folgerung
7.2 Fazit
8 Zusammenfassung
Quellenverzeichnis
Anlagenverzeichnis
Anlage 1: Muster eines Sturzprotokolls
Anlage 2: Informationsblatt Sturzmanagement
Anlage 3: Checkliste/ Formular zur Durchführung von Beratungsgesprächen
Anlage 4: Power Point Präsentation der Sturzprotokollauswertung
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Anzahl der Pflegestufen
Abbildung 2: Dokumentierte Uhrzeit der Stürze
Abbildung 3: Sturzverteilung bezogen auf den Monat
Abbildung 4: Dokumentierte Auffindesituation des Bewohners
Abbildung 5: Dokumentiertes Schuhwerk der gestürzten
Bewohner
Abbildung 6: Dokumentierte Lichtverhältnisse während
des Sturzes
Abbildung 7: Dokumentierter Sturzort
Abbildung 8: Dokumentierte Orientierung der gestürzten
Bewohner vor dem Sturz
Abbildung 9: Dokumentierte Mobilität der gestürzten
Bewohner vor dem Sturz
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Pflegestufenverteilung 2007
Tabelle 2: Pflegestufenverteilung der Wohnbereiche
2007
Tabelle 3: Verteilung der Mehrfachstürze
Tabelle 4: Anzahl der Stürze bezogen auf die Bewohner
je Wohnbereich
Tabelle 5: Sturzverteilung nach Schichtlage
Tabelle 6: Kleidung
Tabelle 7: Fußbodenverhältnisse
Tabelle 8: Dokumentierte Bewusstseinslage der gestürzten
Bewohner
Tabelle 9: Dokumentierte angeordnete Medikamente
Tabelle 10: Dokumentierte Schmerzen und Verletzungen
1 Einführung in die Thematik
Die Themen Qualitätsmanagement und Qualitätssicherung in der Pflege haben in den letzten Jahren einen erheblichen Diskussionszuwachs erfahren. Durch die Gesetzgebung ist zu erkennen, das Qualitätsmanagement und die Qualitätssicherung für die Pflegeeinrichtungen keine flüchtigen Worte sind, sondern zwingende Voraussetzungen für die Existenz und das Fortbestehen der jeweiligen Einrichtung (vgl. Meyer 2006: 34).
Das Qualitätsmanagement soll dazu beitragen, dass trotz knapper Ressourcen in den Pflegeeinrichtungen die Leistungen qualitativ hochwertig erbracht werden. Seit 1999 erarbeitet das Deutsche Netzwerk für Qualitätssicherung in der Pflege (DNQP) regelmäßig Expertenstandards zur Qualitätssicherung in der Pflege. Bisher kann auf Expertenstandards zu den Problematiken Dekubitusprophylaxe, Förderung der Harnkontinenz, Entlassungsmanagement, Schmerzmanagement, Sturzprophylaxe und chronische Wunden verwiesen werden. Die Standards sind aus der Häufigkeit und Notwendigkeit des Auftretens von Pflegeproblemen in den Pflegeeinrichtungen entstanden (vgl. Meyer 2006: 34).
Hauptaufgabe der Standards ist es, ein pflegewissenschaftlich anerkanntes Qualitätsniveau herzustellen und zu sichern. Die Expertenstandards finden bereits Anwendung bei verschiedenen Qualitätsprüfungen und bei juristischen Urteilsfindungen (vgl. Meyer 2006: 34). Mit der Verabschiedung des Pflege-Weiterentwicklungsgesetzes im Juli 2008 haben die Expertenstandards auch in der Gesetzgebung eine feste Rolle gefunden. Demnach sind die Pflegeeinrichtungen verpflichtet an Qualitätsmaßnahmen mitzuwirken. Dies schließt die Anwendung der Expertenstandards ein (vgl. Zemke 2008).
Im Zuge dieser Entwicklungen wurde zu Beginn des Jahres 2008 im Altenpflegeheim am Diakonissenhaus in Leipzig das Projekt zur Implementierung des Expertenstandard Sturzprophylaxe in der Pflege gestartet. Das Projekt beabsichtigte den Expertenstandard Sturzprophylaxe in der Pflege auf alle Wohnbereiche praxisnah einzuführen und den Pflegekräften Unsicherheiten und Ängste bei der Anwendung des Standards zu nehmen.
Längst vor der Einführung des Standards wurden alle Stürze im heiminternen PC-gestützten Dokumentationssystem protokolliert. Dazu bedienten sich die Pflegekräfte einem bereits vorinstallierten Sturzereignisprotokoll. Im Rahmen des Projektes wurde zur Feststellung des IST-Zustandes eine Dokumentenanalyse der bisher geführten Sturzprotokolle durchgeführt. Neben der Bestimmung des IST-Zustandes hatte die Dokumentenanalyse das Ziel, Probleme bei der Führung der Sturzprotokolle seitens der Pflegekräfte herauszufiltern. Angestrebt wurde außerdem ein typisches Sturzmuster aufzuzeigen, um künftige Risiken zu erkennen oder vorab schon auszuschalten. Mit der Visualisierung eines Sturzmusters sollten des Weiteren Präventionsmaßnahmen eingeleitet werden können.
Zur einfachen Lesbarkeit werden die Personen nicht nach der weiblichen und männlichen Schreibweise getrennt. Es wird die männliche Schreibweise benutzt.
2 Theoretischer Rahmen zur Sturzproblematik
Der Sturz wird in verschiedenen Literaturquellen unterschiedlich ausgelegt, d. h. es gibt keine einheitliche Definition. In ausgewählten Definitionsansätzen geht man bei Stürzen von Unfällen aus (vgl. Downton 1995: 15 f.). Trotz unterschiedlicher Definitionsansätze weisen viele Begriffserklärungen übereinstimmende Merkmale auf. Demzufolge spricht man von einem Sturz, wenn eine Person aus einer bestimmte Ausgangslage auf eine tieferliegende Ebene gelangt und sich dieser Lagewechsel durch eine Fallbewegung oder ein Herabgleiten des Körpers vollzieht. Von einem Sturz spricht man des Weiteren auch, wenn der Körper der Person nach dem Herabfallen oder Herabgleiten eine liegende oder sitzende Position einnimmt. Allgemein ist den überwiegenden Definitionen gleich, dass ein Sturz in Folge einer Kollision mit einem Fahrzeug als Sturz in diesem Sinne ausgeschlossen wird. Nicht ausgeschlossen werden Stürze auf Grund von Herzinfarkt, Schlaganfall oder jeder Form von Bewusstseinsverlust (vgl. Pierobon 2007: 6).
Die vorwiegend anerkannteste Sturzdefinition, die auch von der Expertengruppe des Deutschen Netzwerk für Qualitätssicherung in der Pflege verwendet wird, ist die der Kellog International Work Group of the Prevention of Falls by the Elderly. Demnach ist ein Sturz jedes Ereignis, in dessen Folge eine Person unbeabsichtigt auf dem Boden oder auf einer tieferen Ebene zum liegen kommt (vgl. DNQP 2006: 23).
Aussagen zur Sturzhäufigkeit gestalten sich im Allgemeinen schwierig. Dies liegt darin begründet, dass Stürze in Deutschland nicht systematisch erfasst werden. Es kann von einer Dunkelziffer ausgegangen werden. Dabei werden geschehene Stürze von der gestürzten Person verschwiegen. Ein weiterer Grund der schwierigen Sturzhäufigkeitserfassung liegt im mannigfachen Verständnis der Sturzdefinition. Pierobon unternahm jedoch den Versuch, die Sturzhäufigkeit zu beschreiben und gab an, dass jeder 3. über 65jähriger mindestens einmal im Jahr stürzt. Des Weiteren gab er an, dass mit zunehmenden Alter die Sturzhäufigkeit zunimmt, bei 10 % der ab 65jährigen gestürzten Personen Verletzungen vorhanden sind und einer ärztlichen Behandlung bedürfen. Nach ihm sei eine Schenkelhalsfraktur die häufigste Frakturart in Folge eines Sturzes (vgl. Pierobon 2007: 7- 9).
Ein Sturz kann in den meisten Fällen nicht einer einzigen Krankheit oder einem Krankheitssymptom zugeordnet werden. Trotz unzureichend gesicherter epidemiologischer Daten zu Stürzen, ist davon auszugehen, dass die meisten Stürze durch mehrere zusammenwirkende Faktoren verursacht werden. So beschreibt Pierobon, dass Stürze auf ein Zusammenspiel zwischen verschiedenen körperlichen Einzeldefiziten, Defiziten des lokomotorischen Systems mit äußeren Einflussfaktoren zurück zu führen sind. Nach ihm tritt ein Sturz ein, wenn in einer Situation mehrere Defizite nicht mehr miteinander ausgeglichen werden können. Der Sturzauslöser kann in primärer Hinsicht zunächst ein eher nebensächlicher Faktor sein, wie beispielsweise unebener Bodenbelag oder offenes Schuhwerk (vgl. Pierobon 2007: 25).
Sturzursachen können in intrinsische und extrinsische Faktoren unterteilt werden. Die intrinsischen Faktoren liegen innerhalb der betroffenen Personen begründet. Extrinsische Faktoren umfassen Sturzauslöser, die im Umfeld der betroffenen Personen liegen. Es führt nicht ein Einzelfaktor zum Sturz, sondern es wirken mehrere Faktoren zusammen (vgl. Huhn 2002: 729). Der Expertenstandard Sturzprophylaxe in der Pflege greift ebenso auf diese Risikofaktoren bei der Einschätzung eines vorhanden Sturzrisikos zurück (vgl. DNQP 2006: 30).
Aus einem Sturzhergang ergeben sich unterschiedliche Sturzfolgen und können aus der Perspektive alter Menschen verschieden betrachtet werden. So wird von Folgen im physischen, psychischen und ökonomischen Bereich ausgegangen. Auch der Tod der betroffenen Person zählt zu den Folgen eines Sturzes (vgl. Tideiksaar 2000: 21). Physische Auswirkungen eines Sturzes umfassen schmerzhafte Prellungen, Verstauchungen, Frakturen und Wunden. Die epidemiologisch meisterfasste Sturzfolge ist die Hüftfraktur (vgl. DNQP 2006: 47). Zu den psychischen Konsequenzen eines Sturzes kann der Verlust in die eigene Mobilität bis hin zur sozialen Isolation gezählt werden (vgl. DNQP 2006: 47). Grob beschreibt in diesem Zusammenhang als psychische Reaktion auf einen Sturz das Post-Fall-Syndrom. Besonders ältere Personen, die schon einmal gestürzt sind, entwickeln eine große Angst vor einem erneuten Sturz. Aus Angst, erneut zu stürzen, vermeiden es die betroffenen Personen, sich im großen Ausmaß zu bewegen. Dies führt wiederrum zur Verschlechterung ihrer Bewegungsmöglichkeiten und somit zum sozialen Rückzug (vgl. Grob 2005: 502).
Bei der Beschreibung der psychischen Sturzfolgen wird darauf hingewiesen, dass diese epidemiologisch schwer benennbar und daher unzureichend erfasst sind. Genannt werden auch Auswirkungen, wie Schuldgefühle, Selbstvorwürfe und Schuldzuweisungen in Pflegepersonen, die mit der Betreuung der gestürzten Person betraut waren (vgl. DNQP 2006: 47).
In Folge von Stürzen entstehen für die Institutionen des Gesundheitswesen nicht zu unterschätzende haftungsrechtliche und finanzielle Konsequenzen. Die Träger der Institutionen und ihre Angestellten, die für die Sicherheit der Patienten/ Bewohner verantwortlich sind, können für Sturzverletzungen haftbar gemacht werden. In Streitfällen sind Anwaltskosten und Schadensausgleichszahlungen nicht ausgeschlossen. Zu den finanziellen Auswirkungen zählen erhöhte Personalkosten, die durch die zusätzliche Dokumentation der Sturzereignisse, Versorgung nach dem Sturz und Nachbeobachtungen sturzgefährdeter Personen entstehen. Ferner werden erhöhte Kosten für Hilfsmittel genannt und Belegungskosten in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen in Form einer Dauerunterbringung (vgl. Tideiksaar 2000: 29).
Mit den Maßnahmen zur Sturzprävention wird das Ziel verfolgt, ein bestehendes Sturzrisiko durch eine Beseitigung von Sturzrisikofaktoren zu minimieren. Zugleich wird der Erhalt der Mobilität der sturzgefährdeten, insbesondere der älteren Menschen angestrebt. Nach Tideiksaar ist die Effektivität der möglichen Sturzpräventionsmaßnahmen nicht empirisch nachgewiesen, jedoch wird davon ausgegangen, dass sie die Reduktion von Stürzen und deren Folgen positiv beeinflussen (vgl. Tideiksaar 2000: 81- 105).
Das deutsche Netzwerk für Qualitätssicherung in der Pflege geht im Rahmen der Standardentwicklung Sturzprophylaxe auf unterschiedliche Einzelinterventionen ein. Die Zusammentragung dieser Interventionsmaßnahmen geschah in einer umfassenden Literaturanalyse aus verschiedenen Quellen der letzten 20 Jahre. Nachfolgend werden die vom DNQP beschriebenen Einzelinterventionen genannt.
- Modifikation von umgebungsbedingten Sturzgefahren
- Balance- und Kraftübungen
- Anpassung der Medikation
- Modifikation von Sehbeeinträchtigungen
- Einsatz von Hilfsmitteln wie z.B. Gehhilfen, Hüftprotektoren, Identifikationsarmbänder
- freiheitsbeschränkende Maßnahmen
- Schuhauswahl
- Anpassung der Ernährung
(vgl. DNQP 2006: 79).
Trotz vielseitiger Präventionsbemühungen kann ein Sturz nicht ausgeschlossen werden. Nach dem Sturzereignis folgt in der Regel, besonders in stationären Einrichtungen, das Ausfüllen eines Sturzprotokolls (oft auch Ereignisprotokoll genannt). In diesem Protokoll werden die Umstände, aber auch die Verletzungen durch einen Sturz dokumentiert. Dieses Dokument kann in unterschiedlicher Sichtweise für die Einrichtung von Bedeutung sein. So kann sie zur haftungsrechtlichen Absicherung im Falle eines Rechtstreites dienen. Die Sturzprotokolle können ebenso als Messkriterium der Qualität in der Einrichtung von Nutzen sein. Dazu können in Form einer Evaluation die häufigsten Sturzursachen bzw. ein Sturzmuster ermittelt werden. Daraus vermögen wiederum Maßnahmen zur Reduktion von Risikofaktoren folgen (vgl. Downton 1995: 168).
Im Expertenstandard Sturzprophylaxe in der Pflege wird bei der Dokumentation auf Elemente eingegangen, welche das Protokoll beinhalten sollte. Dazu zählen unter anderem Zeitpunkt des Sturzes, Situationsbeschreibung, Aktivitäten vor dem Sturz, Ort des Sturzes, Zustand vor einem Sturz, Folgen des Sturzes und eingeleitete Folgemaßnahmen (vgl. DNQP 2006: 92).
3 Fragestellungen
Stürze sind eine der häufigsten Ursachen für die Einschränkung der Lebensqualität älterer Menschen. Die Folgen eines Sturzes beziehen sich nicht nur auf den gestürzten Menschen, sondern stellen auch eine Belastung für Familienangehörige und betreuende Pflegekräfte dar. Sturzgefährdete Personen können einen nicht unerheblichen Anteil finanzieller Ressourcen der Institutionen in Anspruch nehmen. Auf Grund dieser Gegebenheiten ist es wichtig, Stürze zu vermeiden. Der Risikopersonenkreis sollte daher frühzeitig erkannt werden (vgl. Tideiksaar 2000: 23).
Die durchgeführte Analyse der bisher hinterlegten Sturzprotokolle ergab sich aus der Problematik, dass durch die Pflegekräfte Unsicherheiten bezüglich der Führung dieser Protokolle beklagt wurden. Mit Hilfe dieser Auswertung sollten u. a. Schwierigkeiten bei der Führung dieser Protokolle sichtbar gemacht werden.
Ein grundsätzliches Ziel dieser Studie ist es, anhand der Sturzereignisprotokolle ein typisches Sturzereignismuster und dessen Risikofaktoren zu ermitteln. Damit sollte die Möglichkeit gegeben werden Sturzpräventionsmaßnahmen einzuleiten. Letztlich sollte die Auswertung dazu dienen, den IST-Zustand vor der Implementierung des Expertenstandards zu ermitteln. Mit der Ermittlung dieses IST-Zustandes können nach der Expertenstandardeinführung Aussagen getroffen werden, inwieweit beispielsweise die Sturzrate gesunken ist und ob der Einsatz von Präventionsmaßnahmen das Ziel einer Sturzprophylaxe erreicht hat.
Die Analyse der Sturzprotokolle orientiert sich an nachfolgenden Fragestellungen.
- Wie viel Bewohner kamen im Untersuchungszeitraum zu Fall und wie verhält sich die geschlechtsspezifische Verteilung der Sturzhäufigkeit?
- Welche Verteilung der Sturzhäufigkeit ergibt sich hinsichtlich der Wohnbereiche?
- Welche Zusammenhänge bestehen mit dem Grad der Pflegebedürftigkeit bzw. der Pflegestufe?
Im Expertenstandard Sturzprophylaxe in der Pflege wird darauf hingewiesen, dass nachts die Sturzhäufigkeit am höchsten sein kann, da bspw. die Beleuchtung unzureichend ist (vgl. DNQP 2006: 92).
- Daher stellt sich die Frage, zu welchem Zeitpunkt stürzen die meisten Bewohner?
Laut Expertenstandard Sturzprophylaxe in der Pflege geben die Umstände, wie eine gestürzte Person aufgefunden wurde, einen Einblick in das komplexe Wesen des Sturzes (vgl. DNQP 2006: 92). Aus diesem Grund soll herausgefunden werden:
- Wie wurden die Bewohner nach einem Sturz aufgefunden? Auch soll untersucht werden, welche Kleidung die Bewohner trugen und wie die räumliche Umgebung vorgefunden wurde (Lichtquellen, Stolpergefahren).
Im Expertenstandard Sturzprophylaxe in der Pflege wird darauf hingewiesen, dass der Ort des Sturzes ein Anhaltspunkt auf Risiken in der Umgebung sein kann. Mobile Bewohner verbringen viel Zeit in ihrem Zimmer. Es wird davon ausgegangen, dass sich ein Großteil der Stürze in den Bewohnerzimmern ereignet (vgl. DNQP 2006: 92). Es soll die Frage untersucht werden:
- Wo ereignen sich die meisten Stürze?
Gemäß des Expertenstandards Sturzprophylaxe in der Pflege, sollte geklärt werden, ob der gestürzte Bewohner bereits vor dem Sturz als gefährdet galt (vgl. DNQP 2006: 92). Hier fließen Fragen der Bewusstseinslage, Orientierung und der Mobilität ein. Daher sollte untersucht werden:
- Welche Aussagen können zum Zustand der Bewohner vor dem Sturz gemacht werden?
Der Expertenstandard Sturzprophylaxe in der Pflege weist darauf hin, dass die Einnahme von Medikamenten wie Psychopharmaka, Neuroleptika, Sedativa/ Hypnotika die Sturzgefahr erhöhen kann (vgl. DNQP 2006: 83). Deshalb sollte untersucht werden:
- In welchem Zusammenhang stehen von den Bewohnern eingenommene Medikamente mit dem Sturzereignis?
Schmerzen, Prellungen, Verstauchungen, aber auch Frakturen können Folgen eines Sturzes sein (vgl. DNQP 2006: 92). Daher sollte untersucht werden:
- Welche Folgen wurden für die jeweiligen Sturzereignisse dokumentiert?
- Welche Maßnahmen leiteten die Pflegekräfte ein (vgl. DNQP 2006: 92)?
4 Methodische Vorgehensweise
4.1 Einrichtung und Projektgruppe
Der Ev.- Luth. Diakonissenhaus Leipzig e.V. und die Bethanien Krankenhaus Chemnitz gGmbH haben im September 1998 die Diakoniekliniken Leipzig gGmbH gegründet. 2004 wurde das Altenpflegeheim am Diakonissenhaus erbaut (vgl. Diakoniekliniken Leipzig gGmbH, 2005: Anlage 6: 3).
Das Altenpflegeheim besteht aus 4 Geschossen. Die Wohnbereiche verteilen sich auf drei Etagen. Ein Wohnbereich setzt sich aus 26 Bewohnern, untergebracht in Einzelzimmern, zusammen. Insgesamt leben in der Einrichtung 78 Bewohner.
In der Einrichtung wird in einem Drei-Schicht-System gearbeitet: Frühdienst 06.15- 15.00 Uhr, Spätdienst 14.45- 22.15 Uhr und Nachtdienst 22.00- 06.30 Uhr.
Das Qualitätsmanagementsystem orientiert sich am Diakonie-Siegel Pflege des Diakonischen Werkes der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsen e.V. In einigen Teilen ist es teilweise identisch. Zugrunde liegende Norm des Qualitätsmanagementsystem der Diakoniekliniken Leipzig gGmbH ist die DIN EN ISO 9000:2000 (vgl. Diakoniekliniken Leipzig gGmbH, 2006: 3). Das Qualitätsmanagementsystem wird in Zusammenarbeit mit der Heimleitung, der Pflegedienstleitung und Qualitätsmanagementbeauftragten aufrechterhalten und weiterentwickelt.
Im Januar 2008 wurde im Rahmen der Implementierung des Expertenstandard Sturzprophylaxe in der Pflege eine dazu zuständige Projektgruppe zusammengestellt. In monatlichen Treffen wurden schrittweise die einzelnen Standardebenen besprochen, deren Theorie vertieft und die praktische Umsetzung diskutiert und ausprobiert. Im Rahmen dieser Studie hatten die Projektgruppenmitglieder die Aufgabe, die Mitarbeitenden bei der Führung der Sturzprotokolle zu unterstützen, damit eine fortführende Analyse dieser ermöglicht wird. Die bisher analysierten Sturzereignisprotokolle, welche Bestandteil dieser Studie sind, wurden in einer Sitzung mit der Projektgruppe gemeinsam ausgewertet und ein typisches Sturzmuster beschrieben.
4.2 Untersuchungsgegenstand und Datenerhebung
Die Analyse der Sturzprotokolle basierte auf einer retrospektiven Dokumentenanalyse, d. h. es wurden bereits vorhandene Dokumente anhand zuvor festgelegter Fragen ausgewertet. Zu betrachtende Kriterien waren z. B. Sturzzeitpunkt, Sturzort, Geschlecht, Pflegestufe, Zustand vor dem Sturz, Sturzumstände und Folgen des Sturzes.
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- Arbeit zitieren
- Cathleen Nowak (Autor:in), 2009, Auswertung von Sturzereignisprotokollen in einer stationären Pflegeeinrichtung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/123039
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