„Kfz-Versicherung ab 35 Cent am Tag z. B. für einen Audi A4 Avant.“
(Zürich Connect Deutschland)
35 Cent am Tag kostet das Versprechen eines Kraftfahrtversicherers in Deutschland, Schäden bis zu einer Summe von 100 Mio. Euro zu übernehmen. Fast scheint es, als würde das Risiko eines Schadens kaum oder gar nicht bestehen. Ein Blick in die Statistik zeigt jedoch, dass die Kfz-Versicherer in dem Jahr 2007 über 12 Milliarden Euro allein für die Kfz-Haftpflichtschäden leisten mussten. Welche Strategie verfolgen die Anbieter eines derartig risikoreichen Geschäftes?
Ziel dieser Arbeit ist es, die Frage zu beantworten, unter welchen Voraussetzungen es für die Kraftfahrtversicherer möglich ist, eine marktgerechte Prämie zu kalkulieren. Bei dieser Untersuchung liegt das Hauptaugenmerk auf dem Problem der unterschiedlichen Informationsstände von Käufer und Verkäufer, den so genannten asymmetrischen Informationen.
Im ersten Schritt wird die Marktpreisbildung auf vollkommenen Märkten betrachtet. Anhand des wirtschaftstheoretischen Modells von Angebot und Nachfrage werden die Grundlagen der Preisbildung dargestellt. Dabei werden die Gründe drohenden Marktversagens aufgezeigt. Anschließend werden die Wesensmerkmale des Versicherungsprodukts erläutert und mit relevanten Gründen eines drohenden Marktversagens zusammengeführt. Hierbei wird deutlich, welches Risiko an einem Markt mit Informationsdefiziten besteht und warum die Information den wichtigsten Produktionsfaktor für ein Versicherungsunternehmen darstellt. Darauf folgend erhält der Leser Einblick in die vielfältige Methodik der Kraftfahrtversicherer zur Informationsgewinnung. Anschließend wird der Betrug in der Kraftfahrtversicherung als kriminelle Konsequenz einer speziellen Form der Informationsasymmetrie dargestellt und die staatliche Pflichtversicherung als weiterer möglicher Prämieneinflussfaktor analysiert. Im letzten Teil der Arbeit werden die Eigeninitiativen der Kfz-Versicherer behandeln. Hierbei wird deutlich, wie schwierig es für die Kfz-Versicherungswirtschaft ist, trotz einer gewissen Anzahl an Möglichkeiten zur Prämienkalkulation das Preis-Leistungs-Verhältnis dauerhaft rentabel zu gestalten.
[...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Problemstellung
- Zielstellung und Vorgehensweise
- Grundlagen
- vollkommener Markt
- vollkommene Markttransparenz
- Preisbildung
- Marktnachfrage
- Marktangebot
- Marktgleichgewicht
- optimale Ressourcenallokation
- Marktversagen
- Wesensmerkmale der Versicherung
- Definition nach Farny
- Information als wichtiger Produktionsfaktor
- Informationsasymmetrien in der Versicherungswirtschaft
- Zum Problem der asymmetrischen Informationen
- adverse Selektion vor Vertragsschluss (ex ante)
- moral hazard nach Vertragsschluss (ex post)
- Kooperationsverfahren zur Minderung der Informationsasymmetrien
- Screening und Signaling zur Informationsbeschaffung
- Selbstwahlschema
- Prämiendifferenzierung
- Betrug als kriminelle Konsequenz des moral hazard
- Aufwertung des moralischen Risikos
- Formen des manipulierten Schadens
- Schutz des Versicherers
- Kfz-Pflichtversicherung
- Gründe für die staatliche Pflichtversicherung
- Pflichten des Fahrzeughalters und des Versicherers
- Effekte staatlicher Auflagen
- Eigeninitiative der Kfz-Versicherer
- Schadenmanagement
- Risikomanagement
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht, unter welchen Bedingungen Kraftfahrtversicherer eine marktgerechte Prämie kalkulieren können. Der Fokus liegt dabei auf dem Problem asymmetrischer Informationen zwischen Versicherer und Versicherungsnehmer.
- Preisbildung auf vollkommenen und unvollkommenen Märkten
- Informationsasymmetrien in der Versicherungswirtschaft (adverse Selektion und Moral Hazard)
- Methoden zur Minderung von Informationsasymmetrien
- Betrug als Folge von Moral Hazard
- Die Rolle der staatlichen Kfz-Pflichtversicherung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Problemstellung der scheinbar niedrigen Prämien im Kontext hoher Schadensauszahlungen in der Kfz-Haftpflichtversicherung dar und definiert die Zielsetzung der Arbeit. Die Grundlagenkapitel erläutern die Preisbildung auf vollkommenen Märkten und führen das Konzept des Marktversagens ein. Es folgt eine Darstellung der Wesensmerkmale der Versicherung und der Bedeutung von Information als Produktionsfaktor. Die Informationsasymmetrien werden detailliert beschrieben, inklusive adverse Selektion und Moral Hazard. Anschließend werden verschiedene Methoden zur Informationsbeschaffung und -verarbeitung vorgestellt, wie Screening und Signaling. Das Kapitel zum Betrug beleuchtet dessen Zusammenhang mit Moral Hazard. Schließlich wird die staatliche Pflichtversicherung und die Eigeninitiative der Kfz-Versicherer im Bereich Schaden- und Risikomanagement behandelt.
Schlüsselwörter
Asymmetrische Informationen, adverse Selektion, Moral Hazard, Preisbildung, Kfz-Haftpflichtversicherung, Marktversagen, Risikomanagement, Schadenmanagement, Prämienkalkulation, staatliche Regulierung.
- Quote paper
- Melanie Steuerer (Author), 2008, Die risikogerechte Prämie in der Kfz-Haftpflichtversicherung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/122972