Die vorliegende Diplomarbeit beschäftigt sich mit dem Phänomen der freiwilligen Tätigkeit von ehrenamtlichen Mitarbeitern in Nonprofit-Organisationen (NPOs).
In Kapitel zwei erfolgen eine Begriffserläuterung und die Betrachtung der konzeptionellen Grundlagen der Nonprofit-Organisation und des ehrenamtlichen Engagements. Dabei erfolgt die Einteilung der Nonprofit-Organisationen (NPOs) nach den Merkmalen Trägerschaft, Zweck und Aufgaben sowie Arten und Typen, wobei in einem zweiten Schritt der Zweck und die Aufgaben von NPOs detaillierter betrachtet werden. Danach erfolgt ein Vergleich der Strukturmerkmale von Nonprofit- und Profit-Organisationen. Anschließend werden die unterschiedlichen Begriffsdefinitionen zum Ehrenamt näher betrachtet und erläutert und mittels historischen Rückblicks, dessen Entstehung und die heutige Bedeutung in NPOs in Deutschland und den USA beschrieben. Das Kapitel schließt mit der Betrachtung der besonderen Herausforderungen an das Personalmanagement, die im Zusammenhang mit ehrenamtlichen Mitarbeitern in Nonprofit-Organisationen bewältigt werden müssen.
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
1 Einleitung
2 Begriffliche und konzeptionelle Grundlagen: Nonprofit-Organisation und ehrenamtliches Engagement
2.1 Nonprofit-Organisationen
2.1.1 Begriffserläuterung: Nonprofit-Organisation
2.1.2 Typen von Nonprofit-Organisationen
2.1.3 Strukturmerkmale von Nonprofit-Organisationen
2.2 Ehrenamtliches Engagement
2.2.1 Begriffserläuterung: Ehrenamt
2.2.2 Ehrenamt im historischen Kontext
2.2.3 Bedeutung des Ehrenamts in Nonprofit- Organisationen
2.3 Anforderungen an das Personalmanagement in Nonprofit- Organisationen
3 Sekundäranalytischer Vergleich von empirischen Studien zum ehrenamtlichen Engagement in Nonprofit-Organisationen
3.1 Vorgehensweise des sekundäranalytischen Vergleichs
3.2 Durchführung des sekundäranalytischen Vergleichs
3.3 Ergebnisse des sekundäranalytischen Vergleichs
3.3.1 Motive für ein ehrenamtliches Engagement
3.3.1.1 Begriffserläuterung: Motiv
3.3.1.2 Persönliche Motive
3.3.1.3 Altruistische Motive
3.3.2 Kritische Würdigung des sekundäranalytischen Vergleichs
3.4 Forschungsbedarf zum ehrenamtlichen Engagement in Nonprofit-Organisationen
4 Anreize zur Motivation Ehrenamtlicher in Nonprofit-Organisationen
4.1 Begriff und Bedeutung der Anreizgestaltung
4.2 Anreiztypen für ein ehrenamtliches Engagement
4.3 Handlungsempfehlungen zur Anreizgestaltung für ehrenamtliche Mitarbeiter in Nonprofit-Organisationen
Fazit
Literaturverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Vielfalt der Nonprofit-Organisationen
Tabelle 2: Die zehn Dimensionen des Ehrenamts
Tabelle 3: Übersicht Studien für den sekundäranalytischen Vergleich
Tabelle 4: Bewertung der Studien
Tabelle 5: Sekundäranalytischer Vergleich zum ehrenamtlichen Engagement
1 Einleitung
Die vorliegende Diplomarbeit beschäftigt sich mit dem Phänomen der freiwilligen Tätigkeit von ehrenamtlichen Mitarbeitern in Nonprofit- Organisationen (NPOs).
In Kapitel zwei erfolgen eine Begriffserläuterung und die Betrachtung der konzeptionellen Grundlagen der Nonprofit-Organisation und des ehrenamtlichen Engagements. Dabei erfolgt die Einteilung der Nonprofit- Organisationen (NPOs) nach den Merkmalen Trägerschaft, Zweck und Aufgaben sowie Arten und Typen, wobei in einem zweiten Schritt der Zweck und die Aufgaben von NPOs detaillierter betrachtet werden. Danach erfolgt ein Vergleich der Strukturmerkmale von Nonprofit- und Profit- Organisationen. Anschließend werden die unterschiedlichen Begriffsdefinitionen zum Ehrenamt näher betrachtet und erläutert und mittels historischen Rückblicks, dessen Entstehung und die heutige Bedeutung in NPOs in Deutschland und den USA beschrieben. Das Kapitel schließt mit der Betrachtung der besonderen Herausforderungen an das Personalmanagement, die im Zusammenhang mit ehrenamtlichen Mitarbeitern in Nonprofit-Organisationen bewältigt werden müssen.
Mit Kapitel drei beginnt die vertiefende Betrachtung des ehrenamtlichen Engagements in NPOs. Anhand eines sekundäranalytischen Vergleichs von empirischen Studien zur Motivation ehrenamtlicher Arbeit werden die Hintergründe für ein ehrenamtliches Engagement untersucht, analysiert und einer kritischen Würdigung unterzogen. Nach Beschreibung der Vorgehensweise des sekundäranalytischen Vergleichs erfolgt dessen Durchführung. Im Rahmen der Ergebnisanalyse wird auf die Begriffe Motiv und Motivation näher eingegangen und die Ergebnisse des sekundäranalytischen Vergleichs zur Motivation von ehrenamtlichen Tätigkeiten basierend auf den unterschiedlichen Motiven ausführlich beschrieben. Abschließend wird der weitere Forschungsbedarf im Hinblick auf den durchgeführten sekundäranalytischen Vergleich näher erläutert.
Kapitel vier der Diplomarbeit behandelt die Anreizgestaltung und Handlungsempfehlungen zur Personalerhaltung und -gewinnung von ehrenamtlichen Mitarbeitern in NPOs. Basierend auf den Ergebnissen aus Kapitel drei erfolgt eine nähere Bestimmung der verschiedenen Anreiztypen zur Erhaltung und Gewinnung ehrenamtlicher Mitarbeiter unter Berücksichtigung ihrer charakteristischen Merkmale. Die Handlungsempfehlungen zur Anreizgestaltung für bestehende und neue ehrenamtliche Mitarbeiter in Nonprofit-Organisationen schließen das Kapitel vier ab.
Im Fazit in Kapitel fünf findet eine abschließende Betrachtung des ehrenamtlichen Engagements in Nonprofit-Organisationen statt.
2 Begriffliche und konzeptionelle Grundlagen: Nonprofit- Organisation und ehrenamtliches Engagement
2.1 Nonprofit-Organisationen
2.1.1 Begriffserläuterung: Nonprofit-Organisation
Nonprofit-Organisationen sind heute fixer Bestandteil der Gesellschaft, sie begegnen uns im täglichen Leben in den unterschiedlichsten Bereichen wie der Katastrophenhilfe, der Altenpflege, dem Umweltschutz oder auch als Interessenvertretungen.1
Historisch betrachtet blicken Nonprofit-Organisationen auf eine lange Tradition zurück. Ihre Anfänge lassen sich bis ins letzte Jahrhundert, teilweise sogar bis ins Mittelalter, zurückverfolgen. Manche Vereinigungen wie Krankenhausstiftungen oder Kultur- und Turnvereine sind heute noch aktiv.2 Der Verein TSV Friedland 1814 e.V. wurde 1814 gegründet, ist heute noch aktiv, und zählt zu den ältesten Sportvereinen in Deutschland.3 Obwohl NPOs schon lange existieren, entstand der Begriff erst in den 1970iger Jahren, und bis heute wird diese Bezeichnung wegen ihres negativ- abgrenzenden Charakters laufend infrage gestellt. Die Suche nach Substituten führte bisher zu keinem befriedigenden Ergebnis.4 Denn der aus dem Englischen stammende Ausdruck „nonprofit“ bezeichnet eigentlich „non for profit“ und wird oft als „no profit“ missverstanden. Folglich kann mit dem Begriff assoziiert werden, dass diese Organisationen keine Gewinne erzielen bzw. erzielen dürfen. Dieses Verständnis widerspricht sowohl einer praktikablen Definition des NPO-Begriffs als auch der Praxis vieler NPOs.5
Nonprofit-Organisationen können sehr wohl Gewinne erzielen. Diese Gewinne werden jedoch gemäß dem non-distribution-constraint (Gewinnverwendungsbeschränkung) nicht ausgeschüttet, sondern müssen reinvestiert oder als Preisvorteile an die Mitglieder weitergegeben werden.6 Heute findet sich in der Literatur eine Fülle an Definitionen zu Nonprofit- Organisationen, die je nach Betrachtungsweise zu unterschiedlichen Interpretationen führen. So wurde im Rahmen des „John Hopkins Comperativ Nonprofit Sector Projects“ auf Basis der operativen Kriterien folgende Definition für Nonprofit-Organisationen vorgenommen:
„Nonprofit-Organisationen sind formell strukturiert, organisatorisch unabhängig vom Staat, nicht gewinnorientiert, eigenständig verwaltet, keine Zwangsverbände, zu einem gewissen Grad von freiwilligen Leistungen getragen.“7
Dieses internationale Forschungsprojekt untersucht und vergleicht Umfang, Struktur, Finanzierung und die Rolle des Nonprofit-Sektors auf internationaler Ebene. Die hier festgelegten Kriterien zur Bewertung von Nonprofit-Organisationen sind in der “International Classification of Nonprofit Organizations (ICNPO)” verankert.8
Eine andere Definition zur Charakterisierung von Nonprofit-Organisationen mittels fünf Analysekriterien stellte Reichard, 1988, auf: NPOs müssen (1) dem Prinzip der Solidarität und der Bedarfsdeckung entsprechen, (2) hinreichend autonom agieren (ohne Eingriffe des Staates), (3) eine informale, mitgliedschaftliche Struktur und (4) freiwilligen Beitritt aufweisen, sowie (5) direkte, auf Gegenseitigkeit beruhende Austauschbeziehungen.9
Eine weitere Definition stammt von Anheiner/Salamon, 1992. Nach ihrer „strukturellen-operationalen“ Definition sind Organisationen, die dauerhaft formal organisiert sind, sich selbst verwalten, nicht-gewinnorientiert arbeiten, nicht von staatlichen Anstalten verwaltet werden und deren Mitgliedschaft auf einer freiwilligen Basis beruht, als Nonprofit- Organisationen zu bezeichnen und dem Dritten Sektor (vgl. Kapitel 2.1.2) zuzurechnen.10
Trotz der unterschiedlichen Definitionen sind folgende Eigenschaften hervorzuheben, die Nonprofit-Organisationen im Wesentlichen von marktlichen und staatlichen Organisationen unterscheiden: Die Organisationsmitglieder in Nonprofit-Organisationen agieren frei von staatlichen Zwängen und ohne Eigennutz im Sinne der Gewinnmaximierung. Ihr Engagement ist vorwiegend ethisch motiviert und geht auf individuelle Vorstellungen oder Verhaltensnormen zurück. Nachteile wie das Fehlen von Entgeltleistungen und Anerkennung werden dabei bewusst von den Individuen in Kauf genommen.11
Im Rahmen dieser Diplomarbeit wird die Definition gemäß dem John Hopkins Comperativ Nonprofit Sector Projects für Nonprofit- Organisationen verwendet.
2.1.2 Typen von Nonprofit-Organisationen
Nonprofit-Organisationen nehmen eine Sonderstellung zwischen Markt und Staat ein.12
Mit der Existenz einer Alternative zwischen Markt und Staat beschäftigte sich bereits in den 1970iger Jahren der amerikanische Soziologe Amitai Etzioni. Er prägte den Begriff „Dritter Sektor“ und charakterisierte in diesem Zusammenhang Nonprofit-Organisationen oder Dritte-Sektor Organisationen als Organisationen, die die Fähigkeit besitzen, bei der Dienstleistungserstellung die positiven Eigenschaften von Markt und Staat in sich zu vereinen.13 Dementsprechend stellen Nonprofit-Organisationen jene Leistungen der Gesellschaft zur Verfügung, die vom Markt und/oder Staat nicht erbracht werden können.14 Dabei ist eine strikte Zuordnung der Organisationen zu den Segmenten Markt, Staat und Dritter Sektor/Nonprofit-Sektor15 nicht möglich, da einige Organisationen auch im Grenzbereich der Segmente agieren.16
Zur besseren Übersicht wird eine Unterteilung der Nonprofit- Organisationen anhand der Merkmale „Trägerschaft“, „Zweck und Aufgabe“ sowie „Arten und Typen“ getroffen. Das Merkmal „Trägerschaft“ umfasst drei Gruppen: private, halbstaatliche und staatliche Nonprofit- Organisationen.17
Die Gruppe der privaten NPOs wird von Privaten getragen, meist in der Form eines Vereins oder einer Stiftung, und deckt als Selbsthilfe- oder Fremdhilfeorganisation den Bedarf eines abgrenzbaren Personenkreises ab. Die ehrenamtlichen Mitarbeiter sind dabei ein wichtiger Bestandteil in der Ausübung der Tätigkeiten von privaten NPOs.18
Aufgabe und Zweck der privaten NPOs ist die Durchführung von Aktivitäten, um wirtschaftliche, kulturelle, gesellschaftliche oder politische Interessen ihrer Mitglieder zu vertreten oder um Unterstützungsleistungen für bedürftige Bevölkerungsschichten zu erbringen. Je nach Zweck und Aufgabe der Nonprofit-Organisation lassen sich unterschiedlichen Organisationstypen erkennen. Berufsverbände oder Konsumentenverbände vertreten wirtschaftliche Interessen, während private Vereine, Clubs oder Zirkel sich auch kulturellen, gesellschaftlichen Aufgaben widmen. Bürgerinitiativen oder politische Parteien kümmern sich um die politischen Interessen ihrer Mitglieder. Für die Erbringung von Hilfeleistungen vor allem im Gesundheits- und Sozialbereich bilden NPOs Hilfsorganisationen und Selbsthilfegruppen.19
Im Gegensatz zu den privaten erfüllt die zweite Gruppe, die halbstaatlichen NPOs, übertragende Aufgaben der öffentlichen Hand. Sie vertreten die Interessen ihrer Mitglieder gegenüber staatlichen und wirtschaftlichen Institutionen und bieten kostenlose Beratungen für ihre Mitglieder an. Als spezifischer Organisationstyp von halbstaatlichen NPOs gelten Kammern wie die Handelskammern in Deutschland.20
Staatliche NPOs, die dritte Gruppe, erfüllen im Vergleich zu halbstaatlichen NPOS nur festgelegte öffentliche Aufgaben und erbringen Leistungen für die Bürger auf gesetzlicher Basis. Diese Leistungen werden im Regelfall nicht kostenlos angeboten. Öffentliche Verwaltungen und öffentliche Betriebe wie Schulen oder Universitäten sind charakteristische Organisationstypen.21
Zur besseren Übersicht erfolgt eine zusammenfassende Darstellung.
Tabelle 1: Vielfalt der Nonprofit-Organisationen
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Vielfalt der Nonprofit-Organisationen
Quelle: Schwarz, P. u. a.: Freiburger Management-Modell, 2002, S. 21.
Bei der weiteren Betrachtung der Aufgaben und Leistungen der unterschiedlichen Nonprofit-Organisationen sind im Wesentlichen drei Hauptgruppen identifizierbar: Interessenvertretungen, individuelle Dienstleistungen und Koordinierungs- und Normierungsleistungen.
NPOs bilden Interessenvertretungen, um den Staat, Unternehmen oder andere Gruppen durch Lobbying, Verhandlungen oder Streiks in ihren Entscheidungen nachhaltig zu beeinflussen. Umwelt- oder Menschenrechtsorganisationen (Greenpeace, WWF) sind typische Vertreter dieser Gruppe.22
NPOs bieten individuelle Dienstleistungen, sowohl für ihre Mitglieder als auch für Dritte an und decken dabei ein breites Betätigungsfeld ab. Die Beratung von Kindern und Jugendlichen, die Sicherstellung der Betreuung von pflegebedürftigen Mitmenschen oder die Bereitstellung von finanzieller Unterstützung für in Not geratene Menschen sind nur ein Teil ihres umfangreichen Dienstleistungsangebotes. NPOs übernehmen darüber hinaus Koordinierungs- und Normierungsleistungen. Sie legen für ihre Mitglieder verbindliche Verhaltensnormen fest oder koordinieren das Verhalten von Gruppen im Hinblick auf kirchliche oder kirchennahe Organisationen, da ohne festgelegte Normen und Regelungen eine sinnvolle Vereins- oder Gruppenarbeit nur schwer möglich wäre.23
2.1.3 Strukturmerkmale von Nonprofit-Organisationen
Nonprofit-Organisationen weisen in ihrer Struktur erhebliche Unterschiede zu Profit-Organisationen auf. Diese Besonderheiten bringen spezielle Managementprobleme mit sich, die das Management in Nonprofit- Organisationen schwieriger und komplexer gestalten, als in Profit- Organisationen (vgl. Kapitel 2.3).24
So verfolgen Nonprofit-Organisationen, auch Gruppen-Bedarfs- wirtschaften/Kollektivwirtschaften genannt, primär Sachziele (Sachziel- Dominanz),25 wie die Bereitstellung von Leistungen für Mitglieder oder Dritte, die Förderung von benachteiligten Menschen oder die Beeinflussung von Entscheidungen. Je nach Wirkungsbereich (sozialer Bereich, Umweltschutz, Sport etc.) der NPOs werden unterschiedliche Sachziele verfolgt,26 während bei den Profit-Organisationen (Erwerbswirtschaften) eine Formalziel-Dominanz vorherrscht und ein Ertrag (Gewinn oder Rentabilität) auf das eingesetzte Kapital angestrebt wird.27
In der Praxis besteht allerdings eine derart exakte Trennung der Formal- und Sachziele nicht. Häufig finden sich in Profit-Organisationen Organisationsteile mit Nonprofit-Charakter oder Nonprofit-Organisationen mit erheblich kommerziellen Aktivitäten.28
Die Leistungserstellung erfolgt in Profit-Organisationen durch die Produktion von Gütern für den Markt (Fremdbedarfsdeckung). Profit- Organisationen stehen dabei oft in einem harten Konkurrenzkampf und Verdrängungswettbewerb. Sie orientieren sich mit ihren Produkt- und Organisationsentscheidungen an externen Umweltbedingungen, an Kundenbedürfnissen und am Wettbewerbsverhalten. Die erzeugten Individualgüter werden ausschließlich von einzelnen Käufern genutzt.
Im Unterschied dazu stellen Nonprofit-Organisationen ihre Güter und Leistungen sowohl für die Mitglieder (Eigenbedarfsdeckung) als auch für Dritte (Fremdbedarfsdeckung) bereit. NPOs orientieren sich dabei mit ihren Organisationsentscheidungen an den Bedürfnissen der Gesellschaft oder an den Anforderungen der Mitglieder. Die Mitglieder können dabei die Organisationsentscheidungen direkt oder indirekt beeinflussen. Es werden vorwiegend Kollektivgüter produziert, die auch ohne Bezahlung von einer bestimmten Gruppe an Personen genutzt werden können. Im Dienstleistungsbereich werden private Güter erzeugt, die individuell auf die Bedürfnisse der Leistungsempfänger zugeschnitten sind.29
Die Finanzierung von Profit-Organisationen erfolgt durch Kapitaleinlagen und durch Leistungsentgelte aus dem Güterverkauf, während dies in Nonprofit-Organisationen größtenteils über Mitgliedsbeiträge, Spenden, Subventionen oder geringe Gebühren für Leistungen geschieht. Die Erfolgskontrolle in Profit-Organisationen basiert auf betriebswirtschaftlichen Kennzahlen, wie Return on Invest (ROI), Umsatz oder Marktanteil, während bei Nonprofit-Organisationen eine Erfolgskontrolle aufgrund fehlender Kennzahlen nur schwer bis gar nicht möglich ist. Da geeignete Indikatoren für den Gesamterfolg kaum vorhanden und Nutzenmessungen von Einzelaktionen kaum quantifizierbar sind.30
Der bedeutendste Unterschied zwischen Profit- und Non-Profit- Organisationen liegt in der Dualität der Personalstruktur.
Während Profit-Organisationen vorwiegend aus hauptberuflich angestellten Managern und Mitarbeitern bestehen, die für ihre Leistungen Entgelt erhalten, weisen Nonprofit-Organisationen eine gemischte Personalstruktur aus hauptberuflichen, ehrenamtlichen und freiwilligen Mitarbeitern auf.31 Hauptamtliche Mitarbeiter leisten ihren Arbeitseinsatz gegen Entgelt, während ehrenamtliche und freiwillige Mitarbeiter Ihre Arbeitsleistung unentgeltlich oder gegen eine geringe Vergütung erbringen.32
Nonprofit-Organisationen sind auf die regelmäßige Unterstützung von ehrenamtlichen und freiwilligen Mitarbeitern angewiesen, um ihre Leistungen kontinuierlich und ausreichend der Gesellschaft zur Verfügung stellen zu können.33
2.2 Ehrenamtliches Engagement
2.2.1 Begriffserläuterung: Ehrenamt
In der Literatur findet sich eine Vielzahl von Begriffen wie Ehrenamt, Freiwilligenarbeit oder bürgerliches Engagement.34
Die Literatur unterscheidet bspw. zwischen freiwilliger Mitarbeit und ehrenamtlicher Tätigkeit, dabei werden die Begriffe „ehrenamtliche Tätigkeit“ und „freiwillige Arbeit“ analog für die englischen Begriffe „Voluntary work“ und „Volunteer labor“ verwendet.35
Daneben findet sich in englischen Studien häufig der Begriff „Volunteering“, dessen Übersetzung ins Deutsche mit einigen Schwierigkeiten verbunden ist, da Volunteering ein freiwilliges und unbezahltes Engagement von Bürgern bezeichnet. Eine Übersetzung mit dem Begriff „Ehrenamt“ beschreibt dessen Bedeutung demnach nur unzureichend.36 Auf den Begriff „Freiwilligen Arbeit“ wird im Rahmen dieser Diplomarbeit nicht näher eingegangen.
Ehrenamt bezeichnet das Ausüben einer Tätigkeit, die freiwillig, ohne Bezahlung und mit einer gewissen Regelmäßigkeit im Rahmen einer Nonprofit-Organisation, einer Institution oder eines Vereines erfolgt. Diese Tätigkeit geschieht außerhalb der normalen Arbeitszeit, zum Nutzen anderer. Auch bei einem persönlichen Nutzen für sich selbst, spricht man vom Ehrenamt. Eine Spesenabgeltung kann teilweise erfolgen.37
Anderes betrachtet, kann Ehrenamt als eine freiwillig eingegangene, unentgeltliche Beteiligungs- und Bindungsform einer Person in einer freiwilligen Vereinigung, als Strukturelement einer freiwilligen Vereinigung oder als Ressource zur Leistungserstellung gesehen werden.38
Eine weitere Begriffsdefinition versteht unter ehrenamtlicher Arbeit eine Arbeitsleistung, der kein monetärer Geldfluss gegenübersteht. Die Ausübung von ehrenamtlichen Tätigkeiten erfolgt gemäß dieser Definition aus altruistischen oder anderen, wie etwa persönlichen, Motiven.39
Zur genaueren Bestimmung des Begriffes Ehrenamt ist es notwendig, diesen hinsichtlich mehrerer Dimensionen zu betrachten. Bei der Konstruktion der einzelnen Dimensionen müssen möglichst alle Arten von Handeln einbezogen und innerhalb der Dimension positioniert werden, um eine Abgrenzung zu anderen Handlungsformen zu ermöglichen.40
Für jede Dimension wird bestimmt, welche Eckpunkte mit welchen Verknüpfungen den definitorischen Raum bilden, den das Ehrenamt einnehmen kann. Je nach dem welche Dimension, mit welchen Grenzbestimmungen in die Ehrenamtsdefinition aufgenommen wird, entsteht ein weiteres oder ein engeres Verständnis für den Begriff Ehrenamt, der so nach zehn Dimensionen bestimmt werden kann.41
Abbildung 2: Die zehn Dimensionen des Ehrenamts
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Die Dimensionen des Phänomens „Ehrenamt“
Quelle: Beher, K./Liebig, R./Rauschenbach, T.: Ehrenamt in empirischen Studien, 1999, S. 106.
Die Grenzziehung zwischen bezahlter und unbezahlter Arbeit in Dimension
(1) ist relativ eindeutig, da ehrenamtliche Tätigkeiten nur mit nicht monetären, materiellen oder immateriellen Gratifikationen im Sinne einer Geste der Anerkennung oder durch die Rückerstattung nachgewiesener Auslagen entlohnt werden dürfen.42
Die Grenzziehung in Dimension (2) zwischen geringem und erheblichem zeitlichen Engagement ist hingegen bereits schwieriger, denn der Faktor Zeit muss hinsichtlich zwei Variablen (Dauer und Intensität) bewertet werden. Ehrenamtliches Engagement ist demnach an ein Amt gebunden, also eine feste dauerhafte Position mit Aufgabenübertragung, dass üblicherweise durch Wahl oder Ernennung festgeschrieben wird.43
Dimension (3), das Engagement für sich und für andere, ist noch schwieriger zu bestimmen, da die Grenzen zwischen Ehrenamt und Selbsthilfe meist fließend sind. Die ehrenamtliche Tätigkeit wird hier verstanden als Fremdnutzen erzeugende Tätigkeit, die über eine bloße Teilnahme an Selbsthilfegruppen hinausgeht. Des Weiteren werden Tätigkeiten, wie die Beratung oder Begleitung von Selbsthilfegruppen ebenfalls der ehrenamtlichen Tätigkeit zugerechnet.44
Ehrenamt innerhalb- und außerhalb des sozialen Nahraumes wird in Dimension (4) beschrieben, dabei ist das Verhältnis zwischen dem hilfsbedürftigen Menschen und dem Ehrenamtlichen gemeint. Hilfeleistungen innerhalb der Familie oder der Nachbarschaft gelten nicht als ehrenamtliche Tätigkeiten, dementsprechend findet das Ehrenamt außerhalb des familiären, verwandtschaftlichen und nachbarschaftlichen Nahraumes statt und richtet sich an potenzielle Unbekannte.45
Dimension (5) betrachtet die Arbeit mit und ohne organisatorische Anbindung und definiert Ehrenamt als Arbeit mit organisatorischen Anbindungen, da diese in NPOs initiiert und koordiniert wird.46 Ehrenamtliches Engagement in Dimension (6) differenziert zwischen selbstbestimmendem Engagement und der Übertragung von hoheitlichen Aufgaben. Es definiert ehrenamtliche Aktivitäten als unabhängig, die ohne öffentlich-rechtliche Anbindung verfasst und organisiert werden.47
Die ehrenamtliche Arbeit mit und ohne Qualifikationen wird in Dimension (7) bestimmt. Die ehrenamtliche Tätigkeit kann hier nicht mit Laienarbeit gleichgesetzt werden, da ein Minimum an Qualifikation verlangt wird, die entweder aus beruflichen Erkenntnissen bereits vorhanden ist oder durch Weiterbildungsmaßnahmen gewonnen wird. Als Abgrenzungskriterium ist der Begriff Qualifikation jedoch nicht geeignet, will man sich nicht auf bestimmte Teilbereiche der ehrenamtlichen Tätigkeit beschränken.48
Dimension (8) definiert die personen- und sachbezogene Arbeit. Es lassen sich zwei Ausprägungen der ehrenamtlichen Tätigkeit unterscheiden. Einerseits ist der direkte Kontakt mit bedürftigen Personen (Fremdwohlorientierung) und anderseits die Übernahme von administrativen Aufgaben zu nennen. Der ehrenamtlichen Tätigkeit werden beide Formen zugerechnet, da die Orientierung am Gemeinwohl sowohl in direkter als auch in indirekter Art und Weise erfolgt.49
Dimension (9) differenziert einfache Mitgliedschaft und Mitarbeit. Die Abgrenzung erfolgt von passiven Mitgliedern, die sich nur finanziell beteiligen, zu aktiven Mitgliedern, die Funktionen und Aufgaben übernehmen. Als ehrenamtlich tätig gelten gemäß der Definition nur jene Mitglieder, die sich aktiv beteiligen.50
Dimension (10) definiert die formal und nicht formal legitimierten Funktionen. Um ehrenamtliche Arbeit koordinieren zu können, sind formal hierarchische Strukturen in der Aufbauorganisation notwendig. Für diese Form des Ehrenamtes ist konstitutiv, dass der Ausübung von Ämtern eine Wahl oder Ernennung vorausgeht. Die demokratische Legitimierung einer ehrenamtlich besetzten Leitungs- oder Verantwortungsebene durch Wahlen oder durch Ernennung zählt neben der Unentgeltlichkeit zu den Grundkriterien ehrenamtlicher Tätigkeiten.51
[...]
1 Vgl. Anheier, H. K./Toepler, S.: Politik und Zeitgeschichte, 2002, S. 34.
2 Vgl. Priller, E./Zimmer, A.: Der Dritte Sektor, 2001, S. 14.
3 Vgl. TSV Friedland 1814: Aktuelles, 2008, o. S.
4 Vgl. auch Badelt, C./Meyer, M./Simsa, R.: Nonprofit-Organisation, 2007, S. 4.
5 Badelt, C./Meyer, M./Simsa, R.: Nonprofit-Organisation, 2007, S. 5.
6 Vgl. Badelt, C./Meyer, M./Simsa, R.: Nonprofit-Organisation, 2007, S. 30.
7 Zimmer, A./Priller, E.: Gemeinnützige Organisationen, 2007, S. 32.
8 Vgl. John Hopkins University: Working Papers, 1996, S. 8.
9 Vgl. Schaad, M.: NPOs in der ökonomischen Theorie, 1995, S. 1.
10 Vgl. Schaad, M.: NPOs in der ökonomischen Theorie, 1995, S. 2.
11 Vgl. Schaad, M.: NPOs in der ökonomischen Theorie, 1995, S. 3.
12 Vgl. Finis-Siegler, B.: NPOs ökonomisch betrachtet, 2001, S. 1.
13 Vgl. Zimmer, A./Priller, E.: Gemeinnützige Organisationen, 2007, S. 18.
14 Vgl. Schwarz, P.: Organisation in Nonprofit-Organisationen, 2005, S. 28, S. 31.
15 Vgl. Zimmer, A./Priller, E.: Gemeinnützige Organisationen, 2007, S. 29.
16 Vgl. Sticker, M.: Ehrenamt als soziales Kapital, 2007, S. 25.
17 Vgl. Schwarz, P.: Organisation in Nonprofit-Organisationen, 2005, S. 29.
18 Vgl. Finis-Siegler, B.: NPOs ökonomisch betrachtet, 2001, S. 3.
19 Vgl. Schwarz, P.: Organisation in Nonprofit-Organisationen, 2005, S. 29.
20 Vgl. Schwarz, P. u. a.: Freiburger Managementmodell, 2002, S. 21.
21 Vgl. Schwarz, P. u. a.: Freiburger Managementmodell, 2002, S. 21.
22 Vgl. Schwarz, P.: Organisation in Nonprofit-Organisationen, 2005, S. 30.
23 Vgl. Schwarz, P.: Organisation in Nonprofit-Organisationen, 2005, S. 30.
24 Vgl. Schwarz, P. u. a.: Freiburger Managementmodell, 2002, S. 22.
25 Vgl. Schwarz, P.: Organisation in Nonprofit-Organisationen, 2005, S. 38.
26 Vgl. Zimmer, A./Priller, E.: Gemeinnützige Organisationen 2004, 2004, S. 75.
27 Vgl. Schwarz, P.: Organisation in Nonprofit-Organisationen, 2005, S. 38.
28 Vgl. Finis-Siegler, B.: NPOs ökonomisch betrachtet, 2001, S. 4.
29 Vgl. Schwarz, P. u. a.: Freiburger Managementmodell, 2002, S. 23.
30 Vgl. Schwarz, P.: Organisation in Nonprofit-Organisationen, 2005, S. 38.
31 Vgl. Aufsatz: Zur Entwicklung des Nonprofit-Sektors, 2001, S. 216.
32 Vgl. Badelt, C./Meyer, M./Simsa, R.: Nonprofit-Organisation, 2007, S. 274.
33 Vgl. Eckardstein, D. von/Mayerhofer, H.: Personalstrategien für. Ehrenamtliche, 2003, S. 1.
34 Vgl. Beher, K./Liebig, R./Rauschenbach, T.: Strukturwandel, 2000, S. 15.
35 Vgl. Zapotoczky, K.: Ehrenamt und Leidenschaft, 2002, S. 65.
36 Vgl. Ein bürgerliches Europa, 1996, S.229.
37 Vgl. Zapotoczky, K.: Ehrenamt und Leidenschaft, 2002, S. 67.
38 Vgl. Jütting, D.: Geben und Nehmen, 1998, S. 271.
39 Vgl. Badelt, C./Meyer, M./Simsa, R.: Nonprofit-Organisation, 2007, S. 503.
40 Vgl. Beher, K./Liebig, R./Rauschenbach, T.: Ehrenamt in empirischen Studien, 1999, S. 103, S. 104.
41 Vgl. Beher, K./Liebig, R./Rauschenbach, T.: Ehrenamt in empirischen Studien, 1999, S. 106.
42 Vgl. Schüll, P.: Motive Ehrenamtlicher, 2004, S. 39.
43 Vgl. Beher, K./Liebig, R./Rauschenbach, T.: Ehrenamt in empirischen Studien, 1999, S. 109.
44 Vgl. Schüll, P.: Motive Ehrenamtlicher, 2004, S. 52.
45 Vgl. Schüll, P.: Motive Ehrenamtlicher, 2004, S. 56.
46 Vgl. Beher, K./Liebig, R./Rauschenbach, T.: Ehrenamt in empirischen Studien, 1999, S. 111.
47 Vgl. Beher, K./Liebig, R./Rauschenbach, T.: Ehrenamt in empirischen Studien, 1999, S. 112.
48 Vgl. Schüll, P.: Motive Ehrenamtlicher, 2004, S. 46.
49 Vgl. Beher, K./Liebig, R./Rauschenbach, T.: Ehrenamt in empirischen Studien, 1999, S. 115.
50 Vgl. Beher, K./Liebig, R./Rauschenbach, T.: Ehrenamt in empirischen Studien, 1999, S. 117.
51 Vgl. Beher, K./Liebig, R./Rauschenbach, T.: Ehrenamt in empirischen Studien, 1999, S. 117, S. 118.
- Arbeit zitieren
- Dipl.-Kff. Ulrike Kogler (Autor:in), 2008, Das Phänomen „Freiwilligkeit“ in Nonprofit-Organisationen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/122957
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