Wenn man sich heutzutage einen Hollywood-Film anschaut, denkt man für gewöhnlich nicht darüber nach, ob es Probleme gab ihn in die Kinos zu bringen. Natürlich gibt es Ausnahmen, bei denen der Filmstart aus wirtschaftlichen oder aktuellen, gesellschaftlichen bzw. politischen Gründen aufgeschoben wird. Auch dass einzelne, kritische oder überflüssige Szenen herausgeschnitten werden, ist den meisten Kinobesuchern bekannt. Doch im Allgemeinen wird es für selbstverständlich gehalten, dass fertig produzierte Filme auch gezeigt werden. Gewaltdarstellungen, Sex, Kriminalität, Ehebruch oder Alkoholkonsum sind nahezu unzensiert auf der Leinwand zu sehen. Was nicht für Kinderaugen bestimmt ist, wird mit entsprechenden Altersfreigaben belegt. Doch das war nicht immer so.
Die Geschichte des amerikanischen Films ist gekennzeichnet von Kämpfen um den Einfluss auf das, was produziert und was gezeigt werden kann. Während es anfangs darum ging das Kino als ein profitorientiertes Geschäft sowie seine triviale Form der Unterhaltung im Blick zu behalten, entwickelte sich im Laufe der Zeit eine Zensur, die darauf zielte, das enorm einflussreiche und in den ersten 50 Jahren berühmtestes Massenmedium - den Film - zu kontrollieren (vgl. Bernstein 2000, 1).
Gegenstand dieser Referatsverschriftlichung auf Grundlage eines Textes von Richard Maltby soll es sein, die Entwicklung von Zensur und Selbstkontrolle in Zeiten der Studio-Ära zu erläutern und gleichzeitig deutlich zu machen, wie sich beide Formen bedingen und beeinflussen. Dazu ist es nötig, die verschiedenen politischen, gesellschaftlichen, kulturellen sowie religiösen Einflüsse zu untersuchen, die spezielle Maßnahmen wie die Bildung von Behörden sowie den Entwurf spezieller Kodizes erforderlich machten. Diese Richtlinien waren zwar nicht gesetzlich verankert, wurden aber ab 1934 Pflicht und erst 1967 wieder abgeschafft. Was den Konflikt ebenso kennzeichnet ist die Tatsache, dass das Medium Film erst 1948 vom Obersten Gerichtshof der USA als Bestandteil der Presse betrachtet wurde, deren Freiheit durch das First Amendment garantiert wird. Bis dato wurde der Film lediglich als eine Form der Massenunterhaltung angesehen (Maltby 1998, 255). Aber auch nach diesem Urteil hatte der Film noch lange Schwierigkeiten sich als staatlich geschütztes Medium durchzusetzen.
Inhaltsverzeichnis
1. Selbstkontrolle – der Weg des geringsten Widerstands
2. Zensur im Wandel der Zeit
2.1. Das frühe Hollywood-Kino auf dem Prüfstand
2.2. Monopolbestrebungen und “Image-Kampagnen”
2.3. Die Standards der Behörden
3. Moralische Verpflichtungen
3.1. Entwicklung von Erzählkonventionen
3.2. Ambiguität als Mittel zum Zweck
3.3. Allegorien und andere Anspielungen
4. Einzigartiger Eigennutz
Literaturverzeichnis.
1. Selbstkontrolle – der Weg des geringsten Widerstands
Wenn man sich heutzutage einen Hollywood-Film anschaut, denkt man für gewöhnlich nicht darüber nach, ob es Probleme gab ihn in die Kinos zu bringen. Natürlich gibt es Ausnahmen, bei denen der Filmstart aus wirtschaftlichen oder aktuellen, gesellschaftlichen bzw. politischen Gründen aufgeschoben wird. Auch dass einzelne, kritische oder überflüssige Szenen herausgeschnitten werden, ist den meisten Kinobesuchern bekannt. Doch im Allgemeinen wird es für selbstverständlich gehalten, dass fertig produzierte Filme auch gezeigt werden. Gewaltdarstellungen, Sex, Kriminalität, Ehebruch oder Alkoholkonsum sind nahezu unzensiert auf der Leinwand zu sehen. Was nicht für Kinderaugen bestimmt ist, wird mit entsprechenden Altersfreigaben belegt. Doch das war nicht immer so.
Die Geschichte des amerikanischen Films ist gekennzeichnet von Kämpfen um den Einfluss auf das, was produziert und was gezeigt werden kann. Während es anfangs darum ging das Kino als ein profitorientiertes Geschäft sowie seine triviale Form der Unterhaltung im Blick zu behalten, entwickelte sich im Laufe der Zeit eine Zensur, die darauf zielte, das enorm einflussreiche und in den ersten 50 Jahren berühmtestes Massenmedium - den Film - zu kontrollieren (vgl. Bernstein 2000, 1).
Gegenstand dieser Referatsverschriftlichung auf Grundlage eines Textes von Richard Maltby soll es sein, die Entwicklung von Zensur und Selbstkontrolle in Zeiten der Studio-Ära zu erläutern und gleichzeitig deutlich zu machen, wie sich beide Formen bedingen und beeinflussen. Dazu ist es nötig, die verschiedenen politischen, gesellschaftlichen, kulturellen sowie religiösen Einflüsse zu untersuchen, die spezielle Maßnahmen wie die Bildung von Behörden sowie den Entwurf spezieller Kodizes erforderlich machten. Diese Richtlinien waren zwar nicht gesetzlich verankert, wurden aber ab 1934 Pflicht und erst 1967 wieder abgeschafft. Was den Konflikt ebenso kennzeichnet ist die Tatsache, dass das Medium Film erst 1948 vom Obersten Gerichtshof der USA als Bestandteil der Presse betrachtet wurde, deren Freiheit durch das First Amendment garantiert wird. Bis dato wurde der Film lediglich als eine Form der Massenunterhaltung angesehen (Maltby 1998, 255). Aber auch nach diesem Urteil hatte der Film noch lange Schwierigkeiten sich als staatlich geschütztes Medium durchzusetzen.
Das im dritten Kapitel aufgegriffene Beispiel der allegorischen Darstellung von Liebesszenen soll die Komplexität der studiointernen und -externen Zensur verdeutlichen. Entgegen dem Bemühen die filmische Erzählstruktur für alle Klassen und Nationalitäten verständlich und unzweideutig zu gestalten, bedienten sich die Filmemacher in Liebesangelegenheiten einer Ambiguität, die dem Publikum Raum für Interpretationen ließ (vgl. Bordwell 1985, 3). Nach 1934 war sogar die Andeutung des sexuellen Aktes durch ein Bett oder ein Sofa strikt verboten. Doch auch ein in Form einer Überblendung geschickt platziertes Feuerwerk, ein einfahrender Zug oder ein phallusähnliches Bauwerk konnte Assoziationen wecken.
Die auf den ersten Blick unwesentlichen Erzählkonventionen und die ihnen vorausgehenden Zensurbestimmungen sind ein wichtiges Charakteristikum des frühen Hollywood-Kinos. Denn nicht nur auf Produktion und Verleih bezogen hatten die fünf großen Studios MGM, Paramount, Warner, Fox und RKO das Monopol. Auch in Sachen Zensur hatten die Big Five und auch die Little Three Universal, United Artists und Columbia ihre Finger im Spiel. Man nannte sie deshalb auch industrielle Zensur bzw. Selbstkontrolle. Durch die Mitgliedschaft in der MPPDA (Motion Picture Producers and Distributer of America) und somit die Beteiligung an der Arbeit der PCA (Production Code Administration), die die Einhaltung des geltenden Kodex streng überwachte, wurde die Entwicklung innovativer Darstellungsformen und Erzählstrategien kleinerer Filmgesellschaften behindert. Maltby zieht daraus den Schluss, dass die Zensur trotz aller Einschränkungen durchaus Vorteile für die Studios mit sich brachte und sich nur so das klassische Hollywood-Kino dieser Ära herausbilden konnte (1998, 226).
2. Zensur im Wandel der Zeit
Die Beschäftigung mit dem Thema Film-Zensur scheint heutzutage auf den ersten Blick obsolet. In Zeiten der Pressefreiheit und der demokratischen Rechtsordnung ist eine Zensur kaum denkbar. Trotzdem findet sie statt – in den Köpfen der Produzenten, Regisseure und Drehbuchautoren. Sie haben eine Verantwortung gegenüber dem Studio, für das sie arbeiten. Die Rolle der Zensurbehörde übernimmt sozusagen das Publikum, das seine Präferenzen durch den Kinobesuch kundtut. Diese Vorabzensur fällt unter die Kategorie der Selbstkontrolle. „[...] die internationale Vorherrschaft Hollywoods machte die dort praktizierte Selbstkontrolle zur einflussreichsten Form der Zensur in der Geschichte des Films“ (Maltby 1998, 215). Die zweite Form ist die staatliche Zensur, die in den liberalen Demokratien des 20. und 21. Jahrhunderts jedoch nur noch in Notstandszeiten in Kraft tritt.
2.1. Das frühe Hollywood-Kino auf dem Prüfstand
Filmen wurde auch Anfang des 20. Jahrhunderts nicht der Status eines Mediums zur freien Meinungsäußerung gewährt, was an sich schon eine implizite Form der Zensur war. Aufgrund dieser Degradierung des Film als rein profitorientiertes Geschäft, ging es bei der anfänglichen Zensur in erster Linie um die bildliche Darstellung von Sexualität und Gewalt (vgl. ebd., 215f). In dieser Zeit waren es auch noch die lokalen Behörden, die die Filme und vor allem die Art der Vorführung kontrollierten, denn „die ursprünglichen Bedenken galten den dunklen überhitzten Räumlichkeiten, in denen insbesondere für Kinder die Gefahr bestünde, durch die Umstände der Filmvorführung zum Schlechten hin beeinflusst zu werden“ (Maltby 1998, 216).
Um der lokalen Zensur entgegenzuwirken, wurde die American National Board of Censorship (NBC) gegründet, deren Aufgabe es war „standardisierte Formeln für akzeptable Inhalte zu entwickeln“. Ziel war es, durch die internen Reglementierungen die externe Zensur zu vermeiden. Das amerikanische Modell wurde besonders in Europa nachgeahmt. Die jeweiligen Zensoren rechtfertigten ihr Vorgehen mit dem gewaltigen Einfluss, den Filme auf ihre Zuschauer haben. Die Schwerpunkte der Kontrolle variierten von Land zu Land. Nur wenn es um außenpolitische Belange ging zeigten alle Zensoren besonders viel Feingefühl. In Großbritannien wurde erstmals eine Altersfreigabe eingeführt. Diese Klassifizierung war bis dato in den USA undenkbar. Die Kinobesitzer befürchteten einen Verlust an Kundschaft, da viele Filme nicht mehr familientauglich sein würden (vgl. Maltby 1998, 218).
2.2. Monopolbestrebungen und „Image-Kampagnen“
Soziale Entwicklungen wie der Beginn der Prohibition und die wirtschaftliche Depression der Nachkriegszeit verstärkten die Pro-Zensur-Kampagnen. Auch die angeblichen politischen Aktivitäten der Filmindustrie sowie die Hollywood-Skandale von 1920 ließen die großen Studios in einem schlechten Licht erscheinen. Aus diesem Grund wurde im März 1922 die MPPDA gegründet, deren Präsident Will Hays wurde. Er startete den Versuch, das Image Hollywoods durch eine effektive Öffentlichkeitsarbeit wieder neu zu gestalten (vgl. ebd., 218f). Jetzt war die studiointerne Taktik, so wenig Anstoß wie möglich zu erregen, nicht mehr nur ein Mittel, um der lokalen Zensur zu entgehen, sondern auch eine Möglichkeit, in Form von Bußfertigkeit wieder an Ansehen zu gewinnen. 1924 führte Hays eine Sicherheitsüberprüfung für literarische Vorlagen, die verfilmt werden sollten, ein. Drei Jahre später folgte „ein verbindliches Regelwerk zur Filmproduktion“. Die Einhaltung des Kodex, der allgemein als die „Dont's and Be Carefuls“ bekannt war, überwachte das Studio Relations Commitee (SRC). Der technische Aufwand der Tonfilm- Produktion machte eine noch exaktere Vereinbarung erforderlich (vgl. ebd., 219).
Trotz der Zensurbestimmungen gab es noch immer zahlreiche Kritiker; ihnen voran die Protestanten, denen insbesondere die monopolistischen Bestrebungen der Filmindustrie ein Dorn im Augen waren. Der große Börsenkrach in New York gab neben den Protestanten auch den „[...] unabhängigen Kinobesitzern Gelegenheit, ihren Angriff auf die Geschäftspraktiken der großen Studios mit moralischen Anklagen zudie die Filme und vor allem die Art der Vorführung kontrollierten, denn „die ursprünglichen Bedenken galten den dunklen überhitzten Räumlichkeiten, in denen insbesondere für Kinder die Gefahr bestünde, durch die Umstände der Filmvorführung zum Schlechten hin beeinflusst zu werden“ (Maltby 1998, 216).
[...]
- Arbeit zitieren
- Karoline Ahlemann (Autor:in), 2008, Sex in the cinema, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/122913
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