In der vorliegenden Arbeit stellt die Autorin die Deckungsbeitragsrechnung im
Rahmen von VR-Control als zentrale Methode zur Erfolgsermittlung des
Vertriebs in der Volksbank Berlin eG dar und analysiert die damit verbundenen
Auswirkungen auf die Vertriebssteuerung der Bank.
Im ersten Kapitel werden in einer theoretischen Betrachtung die Grundlagen der
DB-Rechnung erläutert. Dies beinhaltet Ziele, Aufgaben sowie Aufbau und
Komponenten der DB-Rechnung. Im zweiten Kapitel werden die
Leistungsstörung definiert und ihre Auswirkungen auf das
Kundengeschäftsergebnis gezeigt. Schließlich werden die Auswirkungen der
DB-Rechnung auf die Vertriebssteuerung der Bank betrachtet.
[...]
Inhaltsverzeichnis
Einführung
1 Grundlagen der Deckungsbeitragsrechnung unter VR-Control
1.1 Ziele und Aufgaben der Deckungsbeitragsrechnung
1.2 Aufbau und Komponenten der Deckungsbeitragsrechnung
1.2.1 Konditionsbeitrag
1.2.2 Provisionsbeitrag
1.2.3 Risikoergebnis
1.2.3.1 Ist-Risikokosten
1.2.3.2 Risikoprämie
1.2.3.2.1 Verlustquote
1.2.3.2.2 Ausfallwahrscheinlichkeit
1.2.4 Betriebskosten
1.2.5 Ertragsanspruch
1.2.5.1 Eigenkapitalkosten
1.2.5.2 Garantiefondsbeitrag
1.2.5.3 Overheadkosten
1.2.5.4 Leerlaufzuschlag
2 Leistungsstörungen
2.1 Definition und Bedeutung
2.2 Integration in die DB-Rechnung
3 Auswirkungen der DB-Rechnung auf die Vertriebssteuerung der Bank
3.1 Blickwinkel Kunde
3.2 Blickwinkel Produkte
3.3 Blickwinkel Mitarbeiter
Zusammenfassung
Literaturverzeichnis.
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Einführung
Die wirtschaftliche Lage der Banken in Deutschland ist in den letzten Jahren durch steigenden Wettbewerbsdruck, rückläufige Margen und schlagend gewordene Risiken im Kreditgeschäft gekennzeichnet. Parallel dazu erzeugen die kontinuierlich steigenden aufsichtsrechtlichen Anforderungen und die zunehmende Komplexität in der Banksteuerung einen hohen Anpassungsdruck auf die Banken.[1] In dieser Situation ist ein modernes Controlling, welches eine ertragsorientierte Banksteuerung ermöglicht, unverzichtbar. Die Funktionsfähigkeit des Controllings hängt dabei wesentlich von den verwendeten Kalkulationsverfahren und -instrumenten ab.
Eine zentrale Bedeutung nimmt die Beantwortung der Frage nach der Entstehung und Zurechnung des Ergebnisses der Bank ein. Nur wenn ermittelt wird, wo bzw. womit das Ergebnis der Bank erzielt wurde, kann das Controlling weitere Impulse zur Steuerung der Ertragslage der Bank geben.
Das Kalkulationsinstrumentarium muss also in der Lage sein, Auskunft darüber zu geben, welchen Beitrag ein einzelnes Bankprodukt zum Gesamtbankergebnis leistet. Wesentlich ist hierbei, dass eine Grenznutzenbetrachtung stattfindet. Jedem Einzelprodukt muss genau der Ergebnisbeitrag zugerechnet werden können, der für die Bank durch den Abschluß des Geschäftes zusätzlich entsteht.
Im Bereich der genossenschaftlichen Bankengruppe wurde unter der Bezeichnung „VR-Control“ ein System zur betriebswirtschaftlichen Gesamtbanksteuerung entwickelt. VR-Control bietet ein umfangreiches Steuerungsinstrumentarium, das den aktuellen Stand der Banksteuerung berücksichtigt und damit auch die aufsichtsrechtlichen Anforderungen umfassend erfüllt.[2] VR-Control ist in verschiedene Steuerungsbereiche untergliedert. Eine dieser Säulen ist die Vertriebssteuerung, die das Ziel verfolgt, den Vertriebserfolg im Kundengeschäft zu ermitteln. Methodisch erfolgt diese Erfolgsermittlung mit einer Deckungsbeitragsrechnung.
Im Rahmen der vorliegenden Arbeit werden in einer theoretischen Betrachtung die Deckungsbeitragsrechnung bei der Volksbank Berlin eG sowie die damit verbundenen Auswirkungen auf die Vertriebssteuerung der Bank dargestellt.
1 Grundlagen der Deckungsbeitragsrechnung unter VR-Control
1.1 Ziele und Aufgaben der Deckungsbeitragsrechnung
Durch den Einsatz der Deckungsbeitragsrechnung (DB-Rechnung) ist es für die Bank möglich, die Vorteilhaftigkeit eines Kundengeschäftes zu ermitteln. Dabei werden die direkt zurechenbaren Erlöse und Kosten eines Geschäftes entsprechend ihres zeitlichen Anfalls gegenübergestellt und deren Barwert ermittelt. Der barwertige DB wird um periodenbezogene Größen ergänzt. Ergibt sich ein positiver Wert, ist ein Geschäftsabschluss fur die Bank vorteilhaft. Auf diesem Wege werden Geschäfte mit einem negativen Erfolgsbeitrag erkannt, und der Vertrieb kann in profitablere Kundengeschäfte gelenkt werden.[3]
Die einzelnen Deckungsbeitragsbarwerte können je nach Betrachtungsweise zur Beurteilung des Erfolges von Kundenverbindungen, Produkten und Profit-Centern verwendet werden (Abbildung 1).
Bei der DB-Rechnung ist das Einzelgeschäft die kleinste Betrachtungseinheit, somit stellt es die Basis für alle weiteren Aggregationsebenen dar. Die Kundenkalkulation greift unmittelbar auf die Kalkulation von Einzelgeschäften zurück, welche die Bank mit diesem Kunden abgeschlossen hat. Der DB eines Profit-Centers[4] ergibt sich aus der Addition der DB aller Einzelgeschäfte, die dieses Profit-Center in der betrachteten Periode mit allen seinen Kunden abgeschlossen hat. Die Produktkalkulation unterscheidet sich von den vorgenannten dadurch, dass hierbei der DB eines einzelnen Produkts bestimmt wird.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1 Controlling-Ergebniswürfel (in Anlehnung an: SCHIERENBECK, H. (2003), S. 386)
1.2 Aufbau und Komponenten der Deckungsbeitragsrechnung
Nachfolgend werden die Komponenten der Deckungsbeitragsrechnung entsprechend der Reihenfolge des unter VR-Control festgelegten Berechnungsschemas dargestellt (Abbildung 2):
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2 Schema der DB-Rechnung (in Anlehnung an: Arbeitsanweisung zur Deckungsbeitragsrechnung 2005)
Ausgangspunkt der Betrachtung ist der Konditionsbeitrag, der als Differenz zwischen Marktzins und Kundenzins ermittelt wird. Grundgedanke dabei ist die Erfolgsmessung nach dem Gegenseitenprinzip. Das bedeutet, jedes Geschäft wird kalkulatorisch zu den aktuellen Geld- und Kapitalmarktkonditionen gegenübergestellt. Der Erfolg eines Aktivgeschäfts ergibt sich als Differenz zwischen dem Zins des realisierten Geschäfts und der Verzinsung einer laufzeitadäquaten Refinanzierung am Geld- und Kapitalmarkt.
Die zweite Komponente der DB-Rechnung bildet der Provisionsbeitrag. Dieser ergibt sich aus der Differenz der Provisionseinnahmen der Bank und Provisionsaufwendungen, die der Bank im Zusammenhang mit einem Geschäft entstehen.
Eine weitere unmittelbar zurechenbare Ergebniskomponente stellt die Risikoprämie dar. Es handelt sich um den Wert der Adressrisikoprämien, das heißt in Euro ausgedrückter erwarteter Verlust eines Kundenkreditgeschäfts.
Der DB II vermindert um die Standardstückkosten führt zum DB III. Der DB III gibt das Wachstum bzw. die Minderung des Vermögens im Zeitpunkt des Geschäftsabschlusses an.
In die DB-Rechnung ist auf Einzelgeschäftsebene ein Ertragsanspruch integriert, der für die Berücksichtigung von Eigenkapitalkosten für Aktivpositionen genutzt werden kann. Dieser Ertragsanspruch stellt eine Preisuntergrenze des Kreditgeschäfts dar.
1.2.1 Konditionsbeitrag
Der Konditionsbeitrag stellt die zentrale Größe der DB-Rechnung dar. Dieser gibt die Vorteilhaftigkeit eines Kundengeschäfts im Vergleich zu einem alternativ möglichen Geld- und Kapitalmarktgeschäft an.
Der Konditionsbeitrag ist der Betrag, welcher der Bank nach strukturkongruenter Refinanzierung oder Anlage verbleibt.
Konditionsbeitrag = Kundenzins – Einstandzins
In der Volksbank Berlin eG wird für die Feststellung des Einstandzinssatzes für Darlehen die Swap-Kurve zu Briefsätzen verwendet (Abbildung 3). Diese Zinssätze werden täglich neu festgelegt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 3 Swap-Kurve
Für variable Geschäfte sind eine Ablauffiktion und eine Elastizität der Zinsanpassung definiert[5]:
Ablaufdefinition: 80% Dreimonatseuribor
20% Swapsatz Brief 7 Jahre[6]
Elastizität 80% Dreimonatseuribor
20% Swapsatz Brief 7 Jahre
Das heißt, wenn sich der Marktzins ändert, wird der Darlehenszins entsprechend der festgelegten Elastizität von 80% mit geändert.
1.2.2 Provisionsbeitrag
Neben den Zinserträgen sind bei der Kalkulation auch mögliche Provisionszahlungen zu berücksichtigen. Mit Provisionen vergüten Kunden bzw. Geschäftspartner von der Bank erbrachte Dienstleistungen.[7] Das sind z.B. Zahlungsverkehr, Außenhandels-, Wertpapier-, Treuhand-, Devisen-, Sortengeschäft sowie das Geschäft im Zusammenhang mit der Vermittlung von Produkten von Verbundpartnern.[8] Provisionsaufwendungen sind aus Sicht der Bank Aufwendungen für solche Dienstleistungen, welche die Bank von Dritten in Anspruch nimmt. Somit stellt das Provisionsergebnis den Saldo aus Provisionserträgen und Provisionsaufwendungen dar.
1.2.3 Risikoergebnis
Das Risikoergebnis stellt den wichtigen Bestandteil der DB-Rechnung dar. Es ergibt sich aus der Differenz zwischen verrechneten Risikoprämien und den Istrisikokosten.
Risikoergebnis = Risikoprämie – Ist-Risikokosten
1.2.3.1 Ist-Risikokosten
Ist-Risikokosten sind tatsächliche Kreditausfälle. Die Bewertung von Ist-Risikokosten erfolgt buchhalterisch zunächst mit Hilfe von Einzel-wertberichtigungen.[9] Dabei werden nicht nur reine Kapitalforderungsbeträge, sondern auch die noch der Bank zustehenden Zinsforderungbeträge einbezogen. Die Einzelwertberichtigungen sind dann noch um die Direktabschreibungen zu ergänzen, um die Ist-Risikokosten einer Periode zu erhalten. Im weiteren Sinne können auch die Betriebskosten aus der Bewirtschaftung von Problemkrediten gezählt werden.
1.2.3.2 Risikoprämie
Bei der Vergabe von Krediten besteht für die Bank grundsätzlich die Gefahr, dass der Kreditnehmer seine Tilgungs- uns Zinszahlungsverpflichtungen nicht erfüllt. Dieses Risiko ist bei jeder Kreditvergabe als zusätzliche Kostenkomponente zu berücksichtigen und adäquat zu bepreisen.[10] In der Summe sollten die Risikoprämien aller Kreditgeschäfte so bemessen sein, dass der statistisch zu erwartende Verlust des Kreditportfolios abgedeckt werden kann. Darüber hinausgehende Ausfälle, so genannte unerwartete Verluste, sind durch entsprechende Eigenmittel aufzufangen (Abbildung 4).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 4 Erwartete und unerwartete Verluste
Quelle: Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (2002a)
Die Höhe der Risikoprämie, die der einzelne Kredit zu tragen hat, wird bestimmt durch:[11]
- die Bonität und damit Ausfallwahrscheinlichkeit
- die Laufzeit, d.h. den Zeitraum, in dem der Kreditnehmer ausfallen kann
- das Kreditvolumen und damit den maximal möglichen Verlust bei Ausfall
- die Besicherung und damit den Anteil des Kreditvolumens, der im Falle der Rückzahlungsunfähigkeit nicht abgedeckt ist (Blankoanteil).
Die Risikoprämie wird wie folgt berechnet:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Die Hohe des Kreditvolumens bestimmt sich nach der Gesamtforderung an den Kreditnehmer. Berücksichtigt werden dementsprechend alle ausstehenden Tilgungs- und Zinszahlungen.
[...]
[1] Vgl. Kramer (2002), S. 137
[2] Vgl. BVR (2003a), S. VII ff. Für eine Übersicht der Methoden und Prozesse von VR-Control
[3] Vgl. VR-Control Wissen (2003), Kapitel 2.1, S. 5
[4] z.B. Marktbereich, Geschäftsstelle, Team, Berater
[5] Vgl. Arbeitsanweisung „Kalkulation von Darlehen“ (2007)
[6] Die durchschnittliche Darlehenslaufzeit beträgt in der Volksbank Berlin 7 Jahre
[7] Vgl. VR-Control Wissen (2003), Kapitel 2.1, S. 10
[8] R+V Versicherung, Bausparkasse Schwäbisch Hall, Union Investment, DGHyp usw.
[9] Vgl. Schierenbeck (2003), S. 315
[10] Vgl. BVR (2002a), Kap. 2.1, S. 13
[11] Vgl. VR-Control Wissen (2003), Kapitel 2.1, S. 10-11
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