Es gibt immer wieder Hinweise von Theaterwissenschaftlern, Kritikern, Regisseuren oder Schriftstellern, dass das Athener „Kunsttheater“ („Θέατρο Τέχνις“) von Karolos Koun die größte Erscheinung des neuzeitlichen griechischen Theaters ist.1 Auch international erreichte Koun durch seine Inszenierungen antiker Dramen größere Bekanntheit. Heute ist Koun, der 1987 starb, jedoch fast ausschließlich in Griechenland bekannt. Das hat mehrere Gründe. Das neuzeitliche griechische Theater ist selten Gegenstand moderner theaterwissenschaftlicher Untersuchungen. Dies ist begründet in der Tatsache, dass sich das griechische Theater, wie ich es noch im ersten Kapitel ausführen werde, in seiner Entwicklung an den deutschen, französischen, skandinavischen und russischen Vorbildern orientierte und keine eigene Theaterströmung hervorgebracht hat. Auch Koun hat selbst kein theatertheoretisches Werk verfasst, sondern er orientierte sich an denen von Stanislawski und Brecht. So sind seine Inszenierungen, insbesondere die der antiken Dramen zwar international beachtet und mehrfach ausgezeichnet worden2, doch hat sich eine überdurchschnittliche Bekanntheit und Berühmtheit des Regisseurs Koun auf internationaler Ebene nicht entwickelt. Ganz anders sieht dies in Griechenland aus. Hier wird Koun als „Phänomen und kulturelle Ausnahmeerscheinung“3 behandelt. In jedem theatergeschichtlichen Werk Griechenlands wird Koun und sein „Kunsttheater“ explizit behandelt. Die Medien liefern regelmäßig zu Jahrestagen ausführliche Berichterstattungen4. Im Theatermuseum der Stadt Athen ist eine Dauerausstellung von Kouns Regiearbeit in Form von Skizzen, Bühnenbildmodellen, Kostümen und Fotografien zu finden, wie auch eine Sammlung sämtlicher Programmhefte von 1933 bis 1987.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Entwicklung des Theaters in Griechenland seit Beginn des 20. Jh.
- Das Ende des 19. Jahrhunderts
- Das 20. Jahrhundert
- Der Naturalismus
- Christomanos und die „Neue Bühne“
- Das königliche Theater
- Das Nationaltheater
- Die Freie Szene
- Diktatur, der Zweite Weltkrieg und die Nachkriegszeit
- Karolos Kouns Weg zum Theater
- Das „Kunsttheater“
- Die Gründung
- Die Rolle der Öffentlichkeit
- Die Nähe zu Bertolt Brecht
- Der Schauspieler am „Kunsttheater“
- Die Nähe zu Jewgeni Wachtangow
- Die Nähe zu Konstantin Stanislawski
- Die Rolle des Regisseurs
- Die Ästhetik Kouns
- Volkstümliche Elemente
- Musik
- Tanz
- Nationalcharakter
- Die Entwicklung des „Kunsttheaters“
- Inszenierungen antiker Dramen
- Die Verwendung von Masken
- Die Behandlung des Chores
- Aristophanes
- „Die Vögel“
- „Die Frösche“
- „Der Frieden“
- Sophokles „König Ödipus“
- Inszenierungen fremdsprachlicher Dramen
- Naturalistische Phase
- Henrik Ibsen
- George Bernhard Shaw
- Luigi Pirandello
- Realistiche Dramen
- Anton Tschechow
- Tennessee Williams
- Thornton Wilder
- Eugen O´Neill
- Episches, Absurdes und dokumentarisches Theater
- Bertolt Brecht
- Eugen Ionesco
- William Shakespeare
- Inszenierungen zeitgenössischer griechischer Dramatik
- Jakobos Kambanellis
- Loula Anagnostaki
- Dimitrios Hatziaslanis
- Dimitrios Kehaidis
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die ideologischen und ästhetischen Prinzipien, die Karolos Kouns Theaterarbeit, insbesondere am „Kunsttheater“, zugrunde liegen. Sie analysiert seine Inszenierungen, beleuchtet seine künstlerischen Vorbilder und zeigt den Einfluss der griechischen Geschichte und Kultur auf sein Werk auf.
- Entwicklung des modernen griechischen Theaters im 20. Jahrhundert
- Karolos Kouns künstlerische Entwicklung und sein ästhetisches Programm
- Die Rolle des Schauspielers und des Regisseurs im „Kunsttheater“
- Kouns Inszenierungen antiker und moderner Dramen
- Der Einfluss von Brecht und Stanislawski auf Kouns Arbeit
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung präsentiert die Bedeutung des „Kunsttheaters“ und skizziert die Forschungslücken. Kapitel 1 beschreibt die Entwicklung des griechischen Theaters im 20. Jahrhundert, Kapitel 2 Kouns Weg zum Theater. Kapitel 3 behandelt die Gründung des „Kunsttheaters“ und seine ästhetischen Prinzipien, inklusive der Rolle des Publikums, der Schauspieler und des Regisseurs. Kapitel 4 analysiert Kouns Ästhetik, insbesondere die Verwendung volkstümlicher Elemente. Kapitel 5 beschreibt die Entwicklung des „Kunsttheaters“. Kapitel 6 befasst sich mit Kouns Inszenierungen antiker Dramen, mit Fokus auf Aristophanes und Sophokles. Kapitel 7 analysiert Inszenierungen fremdsprachiger Dramen, einschließlich naturalistischer, realistischer und avantgardistischer Werke. Kapitel 8 behandelt die Inszenierungen zeitgenössischer griechischer Dramatik.
Schlüsselwörter
Karolos Koun, Kunsttheater, griechisches Theater, Antikes Drama, Moderne Dramatik, Bertolt Brecht, Konstantin Stanislawski, Jewgeni Wachtangow, Volkskultur, Realismus, Naturalismus, Episches Theater, Absurdes Theater, Griechische Identität.
- Quote paper
- Magister Artium Jennifer Moos (Author), 2004, Der griechische Theaterregisseur Karolos Koun, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/122632