Wir beide wissen sehr gut, dass unsere Kinder einiges an Kraft, Geduld und Nerven
in unserem Schulalltag abverlangen. Geschweige denn - es sind Kinder mit einer
besonderen Auffälligkeit die uns noch zusätzlich beanspruchen.
Ich möchte mich in der folgenden Arbeit genau diesen Kindern widmen, welche
diese vielfältigen 'Zusatzprobleme' aufweisen, und mit denen diese Kinder und ihre
Bezugspersonen zu kämpfen haben.
Wie jedes andere Kind, braucht auch dieses Kind eine Lehrperson, die es mag, seine
Stärken fördert und auf seine Schwächen Rücksicht nimmt. POS-Kinder wollen
etwas leisten, es liegt an uns, ihnen nach Möglichkeit Bedingungen zu schaffen, die
ihnen das Lernen erleichtern. In einer Atmosphäre des Wohlwollens, der
Anerkennung und natürlich auch im einfachen 'verstanden werden', sind diese Kinder
eher in der Lage, ihre Fähigkeiten zu entfalten.
Wenn sie diese Arbeit durchlesen, finden sie - nebst allgemeinen Informationen über
die Hintergründe, Auswirkungen und Behandlungsmöglichkeiten eines POS - viele
Anregungen, wie sie einem POS-Kind gerecht werden können, und welche
Erziehungsmassnahmen den Umgang mit ihm erleichtern.
Inhaltsverzeichnis
1 Vorwort
2 Einleitung und Fragestellungen
2.1 Methodisches Vorgehen
3 Fallbeispiel
3.1 Ausschnitte aus Briefen von Müttern und Vätern
4 Das frühkindliche psychoorganische Syndrom
4.1 Einleitung: Eine Störung mit vielen Gesichtern und vielen Namen
4.2 Bezeichnungen
4.3 Ursachen und zum POS führende Umstände
4.3.1 Ursachen
4.3.2 Umstände
4.4 Symptomatik
4.4.1 Organische Funktionsstörungen des Zentralnervensystems
4.4.2 Psychodynamische Störungen
4.4.3 Sekundäre Neurotisierung
4.5 Diagnostische Kriterien
4.5.1 Mögliche Verhaltenskriterien
4.6 Erfreuliche Eigenschaften des POS-Kindes
5 Das POS-Kind in der Schule
5.1 Wie kann die Lehrperson helfen ?
5.1.1 Alltagssituation
5.1.2 Konkrete Hilfeleistung der Lehrpersonen
5.2 Mögliche Therapien
5.2.1 Therapie-Richtlinien
5.2.2 Therapieformen
5.3 Wünsche an die Lehrpersonen
6 Prognose
7 Selbsthilfegruppen in der Schweiz
7.1 Adressen und Kontaktstellen
8 Schlussdiskussion
9 Literaturverzeichnis
1 Vorwort
Sehr geehrte Lehrerin, sehr geehrter Lehrer Wir beide wissen sehr gut, dass unsere Kinder einiges an Kraft, Geduld und Nerven in unserem Schulalltag abverlangen. Geschweige denn - es sind Kinder mit einer besonderen Auffälligkeit die uns noch zusätzlich beanspruchen.
Ich möchte mich in der folgenden Arbeit genau diesen Kindern widmen, welche diese vielfältigen 'Zusatzprobleme' aufweisen, und mit denen diese Kinder und ihre Bezugspersonen zu kämpfen haben.
Wie jedes andere Kind, braucht auch dieses Kind eine Lehrperson, die es mag, seine Stärken fördert und auf seine Schwächen Rücksicht nimmt. POS-Kinder wollen etwas leisten, es liegt an uns, ihnen nach Möglichkeit Bedingungen zu schaffen, die ihnen das Lernen erleichtern. In einer Atmosphäre des Wohlwollens, der Anerkennung und natürlich auch im einfachen 'verstanden werden', sind diese Kinder eher in der Lage, ihre Fähigkeiten zu entfalten.
Wenn sie diese Arbeit durchlesen, finden sie - nebst allgemeinen Informationen über die Hintergründe, Auswirkungen und Behandlungsmöglichkeiten eines POS - viele Anregungen, wie sie einem POS-Kind gerecht werden können, und welche Erziehungsmassnahmen den Umgang mit ihm erleichtern.
2 Einleitung und Fragestellungen
Die Idee eine Proseminararbeit über POS zu schreiben ist nicht zufällig.
Ich unterrichte seit mehr als vier Jahren als Stellvertreter an verschiedenen Schulen und auch in verschiedenen Unterrichtsstufen.
Mit den Problemen der POS-Kindern wurde ich dadurch sehr oft konfrontiert. Die Feststellung, das sehr viele Lehrkräfte mit den sogenannten 'POS-Kindern' stark überfordert sind - besser noch - diese Kinder gar nicht als solche outeten, machte mich stutzig.
Es fehlte allen an Informationen und natürlich an konkreter Hilfeleistungen.
Ich entschloss mich deshalb dafür, eine kleine Informationsbroschüre für die Lehrkräfte zusammenzustellen. Es stellten sich für mich folgende Fragestellungen, welche unbedingt in der Broschüre enthalten sein sollen:
- Was genau ist POS?
- Wie sieht die Symptomatik des POS aus? (Woran erkenne ich ein POS- Kind)
- Wie sehen die konkreten Behandlungsmöglichkeiten aus?
- Welche Möglichkeiten von Hilfestellungen kann ich als Lehrperson bieten?
Im Rahmen dieser Arbeit versuche ich auf diese Fragen eine Antwort zu geben.
2.1 Methodisches Vorgehen
Meine Fragestellungen werde ich anhand eines Gesamtüberblickes erforschen.
Den Gesamtüberblick erarbeite ich mir aus der ausgewählten Literatur heraus.
Es scheint mir wichtig für sie zu wissen, dass diese Arbeit nur ein kleiner Auszug - besser gesagt - eine Essenz des gesamten Informationsgutes ist.
3 Fallbeispiel
Die Probleme wuchsen ins Unermessliche
Unser bald 13jähriger Markus erscheint mit geradezu als Paradebeispiel für ein POS-Kind. Er wurde (als zweiter von 5 Kindern) zu früh geboren, erlitt bei der sehr schwierigen Geburt Sauerstoffmangel und nachträglich eine Gelbsucht. Verzögerte Entwicklung, motorisch gestörtes Verhalten in der ersten Zeit, Tobsuchtsanfälle, Eifersucht usw. in den nächsten Jahren veranlassten mich, bei einem Kinderpsychiater Hilfe zu suchen.
Dort lernte ich, mein Kind besser zu verstehen. Bei Eintritt in den Kindergarten aber begannen die Schwierigkeiten erst recht, ebenso beim Schuleintritt zwei Jahre später. Eine schwere Legasthenie wurde festgestellt. Der kinderpsychiatrische Dienst des Kantons Aargau vermittelte uns einen Internatsplatz im Taubstummen- und Sprachheilheim Riehen. Dort fand Markus soviel Verständnis und Liebe - in Gruppe und Schule -, dass sich nicht nur die Schulleistungen gewaltig verbesserten, sondern auch das Verhalten zur Umwelt. Auch die Probleme in der Familie hatten sich stark vermindert. Nach eineinhalb Jahren kam Markus zurück, optimistisch und voll guten Willens. Sein Lehrer aus Basel verbrachte einen ganzen Nachmittag beim zukünftigen Lehrer, um ihm die Besonderheiten und Schwächen von Markus zu erklären, Trotz der weiteren Bemühungen des hiesigen Sonderschullehrers und der Legastenietherapeutin, weigerte sich der Lehrer, darauf einzugehen.
Durch tägliche Entmutigungen und Verspottungen erlitt der Knabe einen schweren Rückfall: erfühlte sich schlechter als vor seinem Eintritt in die Schule in Riehen. Auch das Verhalten zu Hause änderte sich zwangsläufig: Die Probleme wuchsen ins Unermessliche. Markus war an gewissen Tagen in der Familie kaum mehr zu ertragen. Wenige Monate hatten genügt, um alles wieder zusammenbrechen zu lassen.
Wieder mit Hilfe des kinderpsychiatrischen Dienst nahmen wir Markus aus der Primarschule weg und versetzten ihn in die Hilfsschule. Dies war im Augenblick die einzige Möglichkeit. Beim verständnisvollen Sonderschullehrer fand Markus insofern Hilfe, als dieser ihn nicht mehr unter Druck setzte und ihn, soweit wie möglich, auch das "Versagen" ersparte. Trotzdem war auch er von Anfang an der Meinung, dass der intelligente Bub auf keinen Fall in die Hilfsschule gehöre. So blieb nur die Suche nach einem weiteren Internat.
Zur Zeit ist Markus in der Ecole d'Humanité in Hasliberg. Die Grundsätze dieser Schule sollten ermöglichen, dass Markus wieder zu sich selber findet und seine Talente endlich entfalten kann. Wir hoffen, dass er für die dortige Gemeinschaft tragbar ist: die notwendigen Medikamente hat er. Trotzdem bleibt er für uns natürlich eine grosse Sorge. Er wird ja auch viele Ferienwochen wieder bei uns in der Familie verbringen, und ich möchte daraus das Beste machen.
(Ehrat/Mattmüller-Frick, 1994, S. 13 ff.)
3.1 Ausschnitte aus Briefen von Müttern und Vätern
" Ich hatte immer das Gefühl, mein Kind stehe mit seinen Problemen alleine da."
" Immerhin habe ich durch eine erste gründliche Untersuchung erreicht, dass der Lehrer endlich begriff, dass die teilweise sehr schlechten Leistungen unserer Tochter nichts mit Dummheit oder Faulheit zu tun haben."
" Ich kann es einfach nicht glauben, dass man da nichts tun kann, wo er mir sonst intelligent vorkommt."
" Mir wurde nur gesagt, dass es keine besondere Schule für diese Kinder gäbe und auch keine Therapien."
" Man sagte uns, ein Schulheim mit normalen Unterrichtsstoff, jedoch auf solche Kinder abgestimmt, wäre das Richtige. Das Heim, ein Kind ist ja dann einfach ein Heimkind, haben wir noch nicht ganz akzeptiert."
" Wir haben einen Erstklässler, der genau diese Störungen aufweist und uns natürlich schon viel Sorgen und schlaflose Nächte gebracht hat. Leider nahmen wir einfach an, sein Charakter sei so."
" Ferner hat Philipp ziemlich Schwierigkeiten im Umgang mit andern Kindern, weil er merkt, dass er dort nicht richtig akzeptiert wird. Deshalb zieht er es vor, wenig oder überhaupt nicht ins Freie zu gehen."
(Ehrat/Mattmüller-Frick, 1994, S. 9 ff.)
4 Das frühkindliche psychoorganische Syndrom
4.1 Einleitung: Eine Störung mit vielen Gesichtern und vielen Namen
In dieser Arbeit stehen Kindern im Mittelpunkt. Kinder, die "anders" sind. Ihr Anderssein ist sehr unterschiedlich ausgeprägt. Viele verhalten sich aussergewöhnlich, sind unruhig und zappelig, ecken an und gelten als schlecht erzogen, andere wiederum sind besonders ruhig und "brav", fallen jedoch durch ihr "unerklärliches Versagen" in der Schule auf. Allen gemeinsam ist, dass sie aufgrund von Wahrnehmungsdefiziten nicht ausreichend aufmerksam sein können und deshalb mit dem Lernen Mühe haben. In den siebziger und achtziger Jahren sprach man von Kindern mit einem POS (psycho-organisches Syndrom), heute setzt sich anstelle von POS die Bezeichnung ADS (Aufmerksamkeitsdefizitstörung) durch. (Thierstein, 1998, S. 9)
4.2 Bezeichnungen
Im täglichen Sprachgebrauch und in der Fachliteratur stösst man heute vor allem auf die Bezeigungen POS und ADS. Man spricht aber auch von ADD, HKS oder - seltener - MCD. Alle Bezeichnungen meinen die gleiche Störung, gehen aber zum Teil von einem unterschiedlichen Forschungsansatz aus.
Hier eine kurze Erläuterung dazu:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Gesprochen wird auch von hyper-aktiven und hypo-aktiven Kindern. Hyper-aktiv meint die umtriebige, laute, unbeherrschte Ausprägung der Störung, hypo-aktiv die stille, in sich gekehrte Form.
In meiner Arbeit wird einheitlich die Bezeichnung POS verwendet. Diese Entscheidung habe ich getroffen, als ich nach sehr vielen Befragungen nach der Bezeichnung ADS auf grosse Verwirrung und 'immer noch' auf vorherrschende Unwissenheit gestossen bin. Im Volksmunde hat sich die Bezeichnung ADS also noch nicht genügend etabliert. Zum Teil sind die Bezeichnungen rein beschreibend, da die Ursachen verschiedenartig und auch nicht gänzlich klar sind (z.B. ADD, Hyperaktivität, Teilleistungsstörungen...). Diese Bezeichnungen umschreiben jedoch lediglich Verhaltensauffälligkeiten von Kindern. Da viele POS-Kinder neben anderen Symptomen auch solche Verhaltensweisen aufweisen können entstanden bedeutungsgleiche Zusatzbezeichnungen (siehe oben: unter Bezeichnungen).
Verhalten ist also keine Diagnose, sondern umschreibt lediglich ein äusseres Erscheinungsbild, das bestimmt wird durch:
- biologische Faktoren
- psychodynamische Faktoren
- Umwelt- oder Gesellschaftsfaktoren
(Ruf-Bächtiger, 1991, S. 7)
Alle diese Faktoren können einerseits für das Kind positiv, also stabilisierend oder fördernd sein, anderseits können sie negativ, also destabilisierend sein und Risikofaktoren darstellen. Es gibt also wünschenswerte und krankmachende Faktoren.
Aufgrund dieser sehr allgemeinen Überlegung wird verständlich, warum sehr unterschiedliche therapeutische Methoden (z.B. Psychotherapie, Familientherapie, heilpädagogische Übungsverfahren usw.) bei derselben Symptomgruppe (z.B. Kinder mit Aufmerksamkeitsstörungen und Unruhe) Erfolge aufweisen können. Natürlich beruhen diese verschiedenen Therapieansätze auf unterschiedlichen Vorstellungen von der Entstehung dieser Störung (frühkindliche Beziehungsstörungen, vererbte Dispositionen, aktuelle familiäre Kommunikationsstörungen usw.) und haben daher auch unterschiedliche diagnostische Bezeichnungen.
Die unklare Ursache, die verschieden Faktoren, welche zum Krankheitsbild führen, uneinheitliche Begriffs- und Krankheitsbezeichnungen sowie sehr viele, zum Teil recht verschiedene Therapieansätze und Therapeutengruppen haben dazu geführt, dass das Syndrombild des frühkindlichen POS sehr uneinheitlich beurteilt und diagnostiziert wird. Die diagnostischen Kriterien sind teilweise ungenau, schlecht definiert und somit wenig vergleichbar, was zu berechtigter Kritik in der Diskussion um das POS führt.
[...]
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- lic.phil. I Patrick Lustenberger (Autor), 1999, POS - Informationen und Ratschläge für die Lehrpersonen, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/122559
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