Im Laufe dieser Arbeit wird der Frage nachgegangen, ob sich eine Verhaltensänderung während der Pandemie negativ auf das Ernährungsverhalten von Kindern und Jugendlichen auswirkt.
Um die Frage zu beantworten, soll zunächst auf das Ernährungsverhalten von Kindern und Jugendlichen in „normalen“ Zeiten eingegangen werden. Diesbezüglich werden die biologischen, die psychologischen und die sozialen Faktoren des Ernährungsverhaltens-genauer erläutert. Danach soll das Ernährungsverhalten von Kindern und Jugendlichen während der Covid-19-Pandemie betrachtet werden. Im darauffolgenden Kapitel soll die Covid-19-Pandemie definiert werden. Anschließend werden die Hauptveränderungen des Lebens der Kinder und Jugendlichen betrachtet. Der Fokus dabei liegt auf den Veränderungen der Lebensqualität, des Gesundheitsverhaltens und die Veränderungen in Schule, Familie und fehlender Kontakt zu Freunden. Im Anschluss daran wird auf die Ressourcen von Kindern, Jugendlichen und ihrer Familie eingegangen. An dieser Stelle wird die Bedeutung der Resilienz hauptsächlich während Pandemiezeiten genauer beleuchtet.
Im nächsten Kapitel geht es um die Methode der empirischen Arbeit. Zunächst wird das Setting sowie die untersuchte Stichprobe erklärt. Danach wird die Erhebungsmethode erklärt und begründet. Außerdem werden die Ergebnisse ausgewertet. Zum Schluss werden die Hypothesen ausgewertet und im Fazit wird erläutert, welche Herausforderungen auf Sozialarbeiter*innen während und nach der Pandemie zukommt.
Inhaltsverzeichnis
Abstract
Vorwort
Danksagung
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1. Einleitung
2. Theoretischer Hintergrund
2.1 Das Ernährungsverhalten von Kindern und Jugendlichen
2.1.1 Biologische Faktoren
2.1.2 Psychologische Faktoren
2.1.3 Soziale Faktoren
2.2 Das Ernährungsverhalten von Kindern und Jugendlichen während der Pandemie
2.3 Definition Covid-19-Pandemie
2.4 Hauptveränderungen des Lebens der Kinder und Jugendlichen
2.4.1 Veränderungen der Lebensqualität
2.4.2 Veränderungen des Gesundheitsverhaltens
2.4.3 Veränderungen in Kindergarten, Schule, Familie und fehlender Kontakt zu
Freunden
2.4.4 Ressourcen von Kindern und Jugendlichen und ihrer Familie und die Bedeutung der sozialen Gesundheit und Resilienz
3. Methode
4. Ergebnisse
5. Diskussion
6. Fazit und Ausblick
Anhang
Quellenverzeichnis
Abstract
Die vorliegende Bachelorarbeit befasst sich mit dem Titel: „Covid-19-Pandemie: Ernährungsverhalten von Kindern und Jugendlichen während der Pandemie am Beispiel von Kindern und Jugendlichen vom Jugendhof XX.
Im Laufe dieser Arbeit wird der Frage nachgegangen, ob sich eine Verhaltensänderung während der Pandemie negativ auf das Ernährungsverhalten von Kindern und Jugendlichen auswirkt.
Um die Frage zu beantworten, soll zunächst auf das Ernährungsverhalten von Kindern und Jugendlichen in „normalen“ Zeiten eingegangen werden. Diesbezüglich werden die biologischen, die psychologischen und die sozialen Faktoren des Ernährungsverhaltensgenauer erläutert. Danach soll das Ernährungsverhalten von Kindern und Jugendlichen während der Covid-19-Pandemie betrachtet werden. Im darauffolgenden Kapitel soll die Covid-19-Pandemie definiert werden. Anschließend werden die Hauptveränderungen des Lebens der Kinder und Jugendlichen betrachtet. Der Fokus dabei liegt auf den Veränderungen der Lebensqualität, des Gesundheitsverhaltens und die Veränderungen in Schule, Familie und fehlender Kontakt zu Freunden. Im Anschluss daran wird auf die Ressourcen von Kindern, Jugendlichen und ihrer Familie eingegangen. An dieser Stelle wird die Bedeutung der Resilienz hauptsächlich während Pandemiezeiten genauer beleuchtet.
Im nächsten Kapitel geht es um die Methode der vorliegenden empirischen Arbeit. Zunächst wird das Setting sowie die untersuchte Stichprobe erklärt. Danach wird die Erhebungsmethode erklärt und begründet. Außerdem werden die Ergebnisse ausgewertet. Zum Schluss werden die Hypothesen ausgewertet und im Fazit wird erläutert welche Herausforderungen auf Sozialarbeiter*innen während und nach der Pandemie zukommt.
Weil es sich bei diesem Thema um ein aktuelles Thema handelt, wird sich in der folgenden Arbeit auf die Methode der empirischen Forschung bezogen, um möglichst aktuelle Ergebnisse zu erzielen.
Vorwort
Im Laufe meines Lebens habe ich immer wieder versucht abzunehmen. Ich habe es leider nie geschafft selbst dauerhaft motiviert und diszipliniert zu bleiben. Erst als ich mich für ein Jahr im Optifast Programm der medizinischen Universitätsklinik in Heidelberg angemeldet habe und wir uns wöchentlich getroffen haben, habe ich es tatsächlich geschafft 25 kg abzunehmen. Mithilfe von Psycholog*innen, Sporttheraupeut*innen und Ernäh- rungsberater*innen habe ich es geschafft, in der Gruppengemeinschaft diszipliniert zu bleiben und mein Wunschgewicht zu erreichen. Im Zuge des Optifast Programms bemerkte ich, wie wichtig der Zusammenhang zwischen Psyche, Freizeitausgleich und Ernährungsverhalten ist.
Trotzdem habe ich letztes Jahr, auch durch die Folgen der Pandemie, wieder an Gewicht zugenommen. Daher fragte ich mich, während der Covid-19-Pandemie immer wieder, wie und ob die Menschen es während der Zeit schaffen würden, ihr Gewicht zu halten oder ob sie an Gewicht zulegen würden, da die Covid-19-Panemie für alle Menschen eine neue Herausforderung darstellt.
Da ich von Juli bis Dezember 2020 mein Praxissemester auf dem Jugendhof in Heidelberg absolviert habe und daher von den Kindern und Jugendlichen erfahren habe, wie schwierig es manchmal war in der Schule noch mitzukommen und nicht mehr unbedingt richtigen Kontakt zu den besten Freund*innen zu haben, soll diese Arbeit über „Das Ernährungsverhalten von Kindern und Jugendlichen während der Covid-19-Pandemie“ gehen und sich speziell auf die Kinder und Jugendlichen auf dem Jugendhof XX beschränken.
Danksagung
An dieser Stelle ist Zeit um mich bei all denjenigen bedanken, die mich während der Anfertigung dieser Bachelorarbeit unterstützt und motiviert haben.
Zuerst möchte ich mich recht herzlich bei Frau Dr. Asli Aydin Özdemir, die meine Bachelorarbeit betreut und begutachtet hat. Für ihre hilfreichen Anregungen bei der Erstellung dieser Bachelorarbeit möchte ich mich herzlich bedanken.
Anschließend möchte ich mich bei Frau Alana G. vom Jugendhof XX bedanken und bei allen Teilnehmer*innen meiner Befragung, ohne deren Unterstützung und ihre Informationsbereitschaft es nicht möglich gewesen wäre diese empirische Arbeit zu schreiben.
Zudem möchte ich mich bei meinen Kommiliton*innen Nora H., Andrew T. und Frederic Z. bedanken, auf deren Unterstützung ich immer zählen konnte.
Außerdem möchte ich mich bei Mariana Q. für das Korrekturlesen meiner Bachelorarbeit bedanken.
Dann möchte ich mich bei meinen Eltern bedanken, die mein Studium finanziell unterstützt haben und immer für mich da waren.
Abschließend möchte ich mich bei meinem Freund Michael S., der dafür gesorgt hat, dass ich währenddessen auch mal Abwechslung im Alltag hatte.
Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen dieser Bachelorarbeit.
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Geschlecht
Abbildung 2: Familiensituation
Abbildung 3: Geschwister
Abbildung 4: Eltern im Home-Office
Abbildung 5: Wohnort der Großeltern der Teilnehmer*innen
Abbildung 6: Teilnehmer*innen sehen regelmäßig ihre Großeltern
Abbildung 7: Appetit während der Pandemie
Abbildung 8: Achten auf gesunde Ernährung
Abbildung 9: Teilnehmer*innen achten seit der Pandemie besonders auf eine gesunde Ernährung
Abbildung 10: Gemeinsames Familienessen vor der Pandemie
Abbildung 11: Gemeinsames Familienessen während der Pandemie
Abbildung 12: Hilfsbereitschaft der Kinder und Jugendlichen beim Kochen mit ihren Eltern
Abbildung 13: Hilfsbereitschaft beim Kochen während der Pandemie
Abbildung 14: Hilfsbereitschaft beim Einkaufen während der Pandemie
Abbildung 15: Hilfsbereitschaft im Haushalt während der Pandemie
Abbildung 16: Essen zwischendurch vor der Pandemie
Abbildung 17: Essen zwischendurch während der Pandemie
Abbildung 18: Körpergewicht vor der Pandemie
Abbildung 19: Körpergewicht während der Pandemie
Abbildung 20: Wichtigkeit sich gesund zu ernähren
Abbildung 21: Regelmäßiges Frühstücken
Abbildung 22: Regelmäßiges Mittagessen
Abbildung 23: Regelmäßiges Abendessen
Abbildung 24: Sport treiben seit der Pandemie
Abbildung 25: Beschäftigung in der Freizeit vor der Pandemie
Abbildung 26: Beschäftigungen in der Freizeit während der Pandemie
Abbildung 27: Häufigkeit auf dem Jugendhof vor der Pandemie
Abbildung 28: Häufigkeit auf dem Jugendhof während der Pandemie
Abbildung 29: Warum gehe ich gerne auf den Jugendhof?
Abbildung 30: Wie gerne bin ich vor der Pandemie zur Schule gegangen?
Abbildung 31: Vermisse ich meine Schulfreund*innen?
Abbildung 32: Konzentration während des Home-Schoolings
Abbildung 33: Notendurchschnitt während der Pandemie
Abbildung 34: Vorbereitung auf Tests und Arbeiten
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1. Einleitung
Zunächst hörte die Welt Ende 2019 nur von der Covid-19-Pandemie mit dem Ursprung in China. Aber schon bald, Anfang 2020, war die Covid-19-Pandemie auch in anderen Ländern angekommen. Seitdem erfuhr die Welt jeden Tag Neuigkeiten der Corona-Pan- demie. Radiosender, Nachrichten im Fernseher, im Arbeitsleben, im Kindergarten und in der Schule. Es scheint so, als gebe es keine anderen Nachrichten auf der Welt (vgl Schiffer, 2021, S.284).
„Krisen sind Angebote des Lebens, sich zu wandeln. Man braucht noch gar nicht zu wissen, was neu werden soll. Man muss nur bereit und zuversichtlich sein“ (Luise Rinser).
Mit dem „ersten Shutdown (später Lockdown), beschlossen von Bundeskanzlerin Angela Merkel, kommen Ängste um die eigene wirtschaftliche Existenz hinzu...“ (ebd., S. 284). Plötzlich musste die Gesellschaft soziale Distanz mit Freund*innen, Familienmitgliedern und anderen Menschen einhalten. Kinder und Jugendliche durften nicht mehr in die Schule gehen und mussten mit dem Wechsel von Home-Schooling und Präsenzunterricht zurechtkommen. Außerdem waren am Anfang der Pandemie Spielplätze gesperrt und die Vereinsmitglieder durften nicht mehr ihren Verein besuchen und ihren Hobbies nachgehen. Sondern dort, wo es möglich war, wurde auf Onlineveranstaltungen umgestellt oder Tätigkeiten sind ganz ausgefallen. Hinzu kam, dass Restaurants und Bars, Schwimmbäder, Jugendhäuser, Hotels und Geschäfte schließen mussten. Die Gesellschaft wurde außerdem dazu aufgefordert, sich so wenig wie möglich fortzubewegen und möglichst zu Hause zu bleiben, um andere Menschen nicht aus Versehen anzustecken. Während dieser Zeit mussten sich alle Menschen an strenge Hygienemaßnahmen sowie anderen Regeln und Vorschriften halten, die nicht immer für alle Menschen gleichermaßen nachvollziehbar waren. Außerdem mussten Kinder und Jugendliche größtenteils auf den Kontakt mit ihren Großeltern verzichten und wurden zum Teil dafür verantwortlich gemacht, dass sie ihre Familienmitglieder, Bekannte oder Schulkamerad*innen angesteckt haben.
„Wer sich den Ereignissen nicht ausliefern möchte, braucht mehr denn je Freundschaften, Erinnerungen, die Kunst und viel Fantasie“ (Carolin Emcke 2020, S.5 zitiert nach Schiffer, 2021, S.283).
Denn wenn Kinder, Jugendliche und ihre Eltern nicht den ganzen Tag vor den digitalen Medien verbringen wollen und wichtige Einrichtungen geschlossen sind, müssen Familien im 21. Jahrhundert kreativ werden.
„Lesen, Vorlesen, Erzählen, Zuhören, Singen, Tanzen, Malen mit den unterschiedlichsten Materialien, Handarbeiten, im Garten und beim Kochen helfen, Basteln mit Holz, Korken, Pappe oder Stoff, Brettspiele, Kartenspiele, Erstellen von Manuskripten für einfache Hörspiele oder von Zeitungen mit eigenen Berichten und Bildern zum Tagesgeschehen u.v.m.“ (Schiffer, 2021, S.15).
Weiterhin wird die Pandemie oft unter dem Gesichtspunkt betrachtet, dass der Bewegungsmangel Kinder und Jugendliche besonders gefährdet, zum Beispiel erläutert Frau Prof. Katja Siefken von der Medical School Hamburg dies genauer. Folgen des Bewegungsmangels sind koordinative Schwierigkeiten, mangelnde Fitness und geringeres Leistungsvermögen (vgl. Schmidt, 2021). Hinzu kommt, dass in Deutschland jedes siebte Kind übergewichtig ist, dies wird durch den Bewegungsmangel während der Pandemie noch deutlich verstärkt. Nach der WHO erfüllen nur noch 16% der Kinder die Bewegungsempfehlungen. Die WHO empfiehlt, dass Kinder täglich 60 Minuten einer körperlichen Aktivität nachgehen. Zusätzlich dazu sollten sie drei muskelkräftige Übungen in der Woche durchführen. Kinder und Jugendliche, die sich schon im jungen Alter körperlich fit halten, erkranken beispielsweise erst später an Diabetes oder an kardiovaskulären Erkrankungen. Kinder, die hingegen schon in ihrem jungen Alter von Bewegungsmangel betroffen sind, erkranken bereits viel früher an diesen Erkrankungen. Ihnen wird außerdem die körperliche Fitness und die Körperspannung fehlen. Spätfolgen könnten sich darüber hinaus auf ihre Psyche auswirken. Frau Prof. Katja Siefken ist der Überzeugung, dass die Problematik, die der Bewegungsmangel darstellt, sofort in Angriff genommen werden soll.
Wissenschaftler*innen sind sich noch unsicher, welche Folgen die Pandemie wirklich auf andere Lebensbereiche der Gesellschaft hat. Der Fokus im Moment liegt auf der Bewältigung der Pandemie und daher werden andere Krankheiten oder Probleme vernachlässigt. Daher soll diese Arbeit das „Ernährungsverhalten von Kindern und Jugendlichen während der Covid-19-Pandemie“ behandeln. Dabei beschränkt sie sich speziell auf die Kinder und Jugendliche auf dem Jugendhof. Gerade in der Krisenzeit hat die Gesellschaft oft einen anderen Tagesablauf und dies könnte sich auch auf das Ernährungsverhalten von Kindern und Jugendlichen auswirken. Denn gerade diese Personengruppe hat im letzten Jahr viele Veränderungen erlebt.
Die Autorin erklärt zunächst das Ernährungsverhalten von Kindern und Jugendlichen. Währenddessen wird genauer erklärt welche die biologischen, psychologischen und sozialen Faktoren des Ernährungsverhaltens sind. Im Anschluss stellt sich die Frage, wie und ob sich das Ernährungsverhalten von Kindern und Jugendlichen während der Covid- 19-Pandemie verändert hat. Im Anschluss wird die Corona-Pandemie definiert und erklärt wie die Pandemie entstanden ist. Anschließend wird auf die Hauptveränderungen des Lebens der Kinder und Jugendlichen eingegangen. Später wird beleuchtet, welche Veränderungen in Bezug auf die Lebensqualität und das Gesundheitsverhaltens entstanden sind, sowie welche Veränderungen es bezüglich der Schule und Familie gab.
Das Setting, die sozialpädagogische Arbeit auf dem Jugendhof in Heidelberg, wird im 2.Kapitel aufgezeigt. Die Erhebungsmethodik wird erklärt und warum gerade diese Methode benutzt worden ist. Danach wird auf die Ergebnisse der Fragebögen der sechs bis Dreizehnjährigen genauer eingegangen. Ergebnisse diskutiert die Autorin im Anschluss. Währenddessen soll darauf eingegangen werden, welche Herausforderungen die Covid- 19-Pandemie an die Soziale Arbeit stellt.
Daraufhin folgt ein Fazit, welches die Endergebnisse kurz beleuchtet und resümiert, ob sich die Forschungsfrage; „Wirkt sich eine Verhaltensänderung während der Pandemie negativ auf das Ernährungsverhalten von Kindern und Jugendlichen aus?“ bestätigen lassen konnte.
2. Theoretischer Hintergrund
Die Bedeutung der Begriffe „Ernährung“ und „Nahrungsaufnahme“ verändert sich im Laufe eines Menschenlebens. Beispielsweise ist die Nahrungsaufnahme im jüngeren Alter primärer Grund das Nahrungsbedürfnis zu befriedigen. Bei Menschen im jugendlichen Alter und Erwachsenenalter spielen in der Nahrungsaufnahme andere Bedürfnisse mit rein, wie beispielsweise Gefühle zu stillen, wenn sie entweder etwas zum Trösten brauchen oder aber auch, wenn sie glücklich sind.
Es ist schwer eine einheitliche Definition für Ernährungsverhalten zu finden, da die „jeweiligen Definitionen immer wissens- und kontextabhängig und zwangsläufig vorläufig sind“ (Brombach, 2011, S.318). Leonhäuser versuchte das Ernährungsverhalten folgendermaßen zu definieren:
„Ernährungsverhalten ist eine Handlung, die willentlich oder gewohnheitsmäßig abläuft. Sie umfasst die Nahrungsbeschaffung, Zubereitung, den Verzehr und die Nachbereitung von Lebensmitteln durch ein Individuum und/ oder von sozialen Gruppen (...). Das Ernährungshandeln bzw. Ernährungsvehalten eines Individuums ist immer eine Folge endogener und exogener Ursachen, deren Wirkungen können sowohl individueller als auch überindividueller Art sein “ (ebd., S.318 ff.).
Das Ernährungsverhalten beinhaltet sowohl „biologische Notwendigkeit“ als auch „sozial vermittelte Handlung“ (ebd., S.319).
Essen und Trinken ist für unser Überleben notwendig. Hierfür benötigen Menschen eine ausreichende Menge an Nährstoffen und Energie. Bedauerlicherweise können Menschen sich nicht von Anfang an eigenständig ernähren, sondern müssen es erst erlernen. Diesbezüglich brauchen wir jemanden, meistens ist es zunächst die Primärgruppe Familie, die die Säuglinge zunächst richtig ernähren muss. „Dabei muss sich der hilflose, kleine Mensch auf das Wissen und die Erfahrungen seiner erwachsenen Mitmenschen verlassen, bevor das Kind selbst gelernt hat, Essbares von Nicht-Essbarem zu unterscheiden, Bekömmliches von Unbekömmlichem, Schmackhaftes von Ekelerregendem, denn auch ,schmecken‘ wird erlernt“ (ebd., S.318). Auf die Auswahl von Nahrungsmitteln haben außerdem noch Einfluss „die uns umgebende Kultur, unsere biologische Konstitution“ und die „Umwelt, in der wir leben“ (ebd., S.318). Dadurch, dass das Ernährungsverhalten vor allem durch die Verhaltensweisen in der Familie habitualisiert wird und jeder Mensch bestimmte Essgewohnheiten in seiner Familie erlernt, ist das Ernährungsverhalten individuell. „Die wiederholten Ähnlichkeiten von Mahlzeiten führen zu Routinen, die dann auch zu Ritualen werden können, wie zum Beispiel bestimmte Festlichkeiten, Geburtstagsfeiern oder das alljährliche Weihnachtsfest“ (ebd., S.320).
2.1 Das Ernährungsverhalten von Kindern und Jugendlichen
Im Säuglings- und Kinderalter werden zunächst die primären Bedürfnisse wie Hunger und Sättigung gestillt. Das Ernährungsverhalten von Kindern und Jugendlichen hängt von einigen Faktoren ab und wird vor allem durch die Familie und das nahe Umfeld der Familie geprägt. Ernähren sich Eltern mit ihren Kindern immer zusammen und gesund, wer- den Kinder in ihrem späteren Leben mit einer höheren Wahrscheinlichkeit öfter mit anderen Menschen zusammen essen und sich gesund ernähren. Daher ist es vor allem für jüngere Kinder wichtig, dass sie schon früh eine Vielzahl an Lebensmitteln ausprobieren und es nicht direkt negativ von ihren Eltern gesehen wird, wenn sie mal ein Lebensmittel nicht sofort essen wollen. Die Nahrungsaufnahme hängt nicht nur von den Primärbedürfnissen ab. Im Laufe des Lebens entwickeln sich zunehmend Sekundärbedürfnisse, die größtenteils von der Gefühlslage von Menschen abhängig sind. Dann trösten sich einige Menschen gerne mit Nahrungsmitteln, die häufig aber nicht immer ungesund sein können. Denn Lebensmittel, wie zum Beispiel Ananas, Bananen oder Pflaumen sind gesünder und schütten genauso die Glückshormone wie Serotonin für ein besseres Gefühl aus (vgl. Donner, 2005).
Für Kinder ist es sehr wichtig, dass sie lernen, sich regelmäßig und abwechslungsreich zu ernähren. Daher ist es wichtig zu wissen von welchen Faktoren unser Ernährungsverhalten, speziell das von Kindern und Jugendlichen, abhängig ist. Es setzt sich aus biologischen, psychologischen und sozialen Faktoren zusammen. Diese werden in den nachfolgenden Unterkapiteln genauer erläutert.
2.1.1 Biologische Faktoren
Die Entwicklung von Vorlieben findet bereits in der Schwangerschaft statt. Durch verschiedene Experimente wurde festgestellt, dass „Kinder nach der Geburt solche Geschmackseindrücke bevorzugen, die sie bereits im Mutterleib über Nabelschnur, Blut und Fruchtwasser in niedrigen Konzentrationen kennengelernt haben“ (Ellroth, 2012, S.213). Dies setzt sich postnatal über das Stillen fort. Währenddessen erlernen Kinder besonders die Geschmäcke zu bevorzugen, die über die mütterliche Nahrung aufgenommen werden. Im jungen Alter ist die Vorliebe für „süß“ angeboren, da die Muttermilch auch süßlich schmeckt und eine Art Sicherheit vermittelt. Denn es gibt praktisch keine natürlichen süß schmeckenden Lebensmittel, die giftig sind (vgl. ebd., S.213). „Nach der Geburt trägt der wiederholende Kontakt mit neuartigen Geschmackseindrücken zur Ausbildung von Vorlieben bei“ (ebd. S. 213). Die Präferenzen von Nahrung entstehen hauptsächlich im Säuglingsalter und werden nach einiger Zeit im Leben habitualisiert. Dabei entwickelt sich die Neuphobie. Dies bedeutet, dass Menschen bevorzugt nur das essen, was sie auch wirklich kennen. Hier „liegt ein evolutionsbiologischer Sicherheitsgedanke zugrunde, denn neue, möglicherweise giftige Speisen, werden so systematisch vermieden“ (ebd. S.213).
Im späteren Leben kommen die Sekundärbedürfnisse der Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme hinzu. Diese werden in einem „langjährigen soziokulturellen Lernprozess erworben“ (ebd. S. 213). Dies bedeutet, dass „das Essen, wenn man hungrig ist“ abgelöst wird durch, das „Essen zu von außen festgelegten Essenszeiten“ (ebd. S. 213). Im späteren Leben wird das Essverhalten nach physiologischen Faktoren zunehmend durch das Essverhalten nach psychologischen und sozialen Faktoren abgelöst (vgl. ebd. S. 213). Daraus ergibt sich, dass Trauer oder Zufriedenheit bei manchen Menschen einen zunehmenden Einfluss auf das Ernährungsverhalten haben können. Manche Menschen essen vermehrt ungesunde Lebensmittel, wie beispielsweise Schokolade, da sie im Laufe ihres Lebens gelernt haben, dass sie sich danach besser fühlen. Dies kann sogar belegt werden, da Schokolade beispielsweise zur Bildung des Glückshormons Serotonin führt.
Zudem können bestimmte Autoimmunerkrankungen, wie beispielsweise Diabetes Typ 1 an die Nachfahren weitergegeben werden. Wenn beispielsweise beide Elternteile an Diabetes Typ 1 erkrankt sind, ist das Risiko bei 30%, dass ihre Kinder auch an Diabetes Typ 1 erkranken. 95% der Kinder mit Diabetes, haben Diabetes Typ 1. 30 000 Kinder haben in Deutschland Diabetes Typ 1. Sie müssen sich dann schon im Säuglings- und Kindesalter an bestimmte Ernährungsverhaltensweisen gewöhnen, die sehr wichtig für ihre Gesundheit sind. Oft ist es ratsam sich in einer Selbsthilfegruppe Hilfe zu holen, beispielsweise, wenn sich das Diabetes erst im späteren Leben entwickelt. Die betroffenen Menschen können auf diese Art und Weise erlernen, dass sie mit ihrer Krankheit nicht alleine sind, wie sie ihr Ernährungsverhalten am besten umstellen und sich in dem Austausch mit anderen wohlfühlen (vgl. Jantos, 08.07.21).
2.1.2 Psychologische Faktoren
Kinder und Jugendliche sind in ihrem Leben mit einer ganzen Menge an Entwicklungsaufgaben konfrontiert. Wie zum Beispiel das Lernen durch soziale Kooperation, was Grundschüler*innen durch das Spielen und das Arbeiten im Team entwickeln. Außerdem entwickeln sie ein Selbstbewusstsein und erlernen meistens spielerisch das Verständnis für Moral und Werte. Desweiteren erwerben sie in ihrem Alter verschiedene Kulturtechniken, wie zum Beispiel Lesen, Schreiben und Rechnen. Außerdem erlernen sie mit Gedanken und Gefühlen umzugehen.
Jugendliche möchten einen Freundeskreis aufbauen und sind damit konfrontiert körperliche Veränderungen zu verarbeiten. Weitere Entwicklungsaufgaben im Jugendalter sind das Akzeptieren des eigenen Aussehens, die Aufnahme enger und intimer Beziehungen, die Gewinnung von Klarheit über sich selbst und die Entwicklung einer eigenen Zukunftsaussicht. Wenn die Jugendlichen aber Probleme haben, diese Entwicklungsaufgaben selbst zu klären können bestimmte Ernährungsverhaltensweisen zur Emotionsregulation entstehen mit denen die Jugendlichen lernen müssen umzugehen und sich am besten Hilfe von Freund*innen, Familienmitgliedern oder von bestimmten Einrichtungen, die Fachkräfte haben, die den Jugendlichen speziell helfen können. Niedriges Selbstwertgefühl, emotionale Labilität oder die Sorge um Aussehen, Figur und Gewicht können zu einem anderen Essverhalten oder im schlimmsten Fall zu einer Essstörung führen. Demzufolge kommen nach der BZgA die Magersucht, Bulimie oder die Binge-Eating-Störung in Betracht.
Unter Magersucht wird ein starker Gewichtsverlust oder ein anhaltendes Untergewicht verstanden. Die Betroffenen haben Angst davor wieder zuzunehmen und verweigern daher die Nahrungsaufnahme. Sie selbst bezeichnen sich als „zu dick“ (vgl. Lamers, o.D.).
Jugendliche, die eine Bulimie entwickelt haben, essen häufig in kurzer Zeit sehr viel und haben das Gefühl mit dem Essen nicht mehr aufhören zu können. Aus Angst zuzunehmen essen sie häufig „unregelmäßig, hungern, fasten oder treiben übermäßig viel Sport“ (Lamers, o.D., 29.6.21). Zudem versuchen sie oft selbst einen Brechreiz und ein Erbreche auszulösen, da die Angst zuzunehmen eine sehr große Rolle in ihrem Leben spielt.
Jugendliche, die eine Binge-Eating-Störung entwickelt haben, leiden unter immer wiederkehrenden Essanfällen. Sie essen in kurzer Zeit sehr viel und verlieren währenddessen die Kontrolle über ihr Essverhalten. Dabei bemerken sie selbst nicht, dass sie schon zu viel gegessen haben, da sie kein richtiges Sättigungsgefühl mehr haben (vgl. ebd.).
2.1.3 Soziale Faktoren
Kinder erlernen ihr Essverhalten vor allem durch „Beobachtungslernen“. Dies bedeutet, dass sie ihre Vorbilder beim Essen beobachten und dieses Verhalten dann nachahmen. Für Kinder sind typische Vorbilder die Eltern, ältere Geschwister, Großeltern und Freunde. Kinder entwickeln so zunehmend Vorlieben bei der Nahrungsaufnahme. Der ZAW legte 2013 eine Studie vor, in der „Die überwiegende Mehrheit der Mütter und Väter in Deutschland bekennt sich selbstbewusst und eindeutig zu ihrer Verantwortung für die Ernährung der Kinder“ (Rück, 2013, S.53), sodass „politischer Regulierungseinfluss“ (ebd., S.53) nicht notwendig ist. Diese Studie fand heraus, dass 90% der Eltern wissen, dass sie am stärksten beeinflussen können, was und wie viel ihre Kinder essen. Dies wurde vom Bielefelder Forschungsinstitut TNS in einer repräsentativen Studie über „Kinder und Ernährung“ herausgefunden (vgl. ebd., S.53). Sogar „Eltern mit übergewichtigen Kindern stehen mit 85% zu ihrer Hauptverantwortung“ (ebd., S.53). 66% der Teilnehmer*innen gaben an zu wissen, dass der Vorbildfunktion der Eltern die wichtigste Rolle im Umgang mit Ernährung zusteht. Als weitere Einflussfaktoren wurden angegeben: „Zu wenig Bewegung durch fehlende Spielplätze und zu wenig Schulsport“ gaben 29% an, „zu wenig Zeit für gemeinsame Mahlzeiten (26%), geringes Wissen der Erziehungsberechtigten über Ernährung (25%) und zu viel Fernsehen“ gaben 23% an (ebd., S.53).
„In der Nestlé-Studie 2011 wurde festgestellt, dass kindliche Ernährungsmuster in hohem Maße den elterlichen Vorbildern ähnlich sind“ (Ellroth, 2012, 213). Im späteren Lebensabschnitt werden zunehmend mediale Vorbilder, wie Sportler und Prominente wichtiger. „Kinder erlernen darüber hinaus durch positive Verhaltenskonsequenzen, d.h. zum Beispiel durch angenehme Geschmackserlebnisse, das auch operantes Konditionieren genannt wird. Auch das Verteilen von Spielzeuggeschenken in Kindermenüs von FastfoodRestaurants stellt ein Beispiel für operante Konditionierung dar. Dies kann zum Beispiel passieren, wenn Kindermenüs in vielen Fastfood-Restaurants ihre Spielzeuggeschenke den Kindern zum Essen mitverteilen. Gerade jungen Menschen sind Grundbedürfnisse wie „die Anerkennung in der Gruppe, das Finden eines Partners, die Suche nach der Rolle in der Gesellschaft, Spaß haben oder Erwachsen werden“ (ebd., 216) sehr wichtig und oft wird in dieser Generation vergessen, dass auch eine gesunde Ernährung im Leben eine wichtige Rolle spielt, um beispielsweise nicht früh zu erkranken. Ungesundes Verhalten ist demnach meistens bei männlichen Jugendlichen anzutreffen, die sich weniger um ihre Gesundheit bemühen (vgl. ebd., 216).
2.2 Das Ernährungsverhalten von Kindern und Jugendlichen während der Pandemie
Während der COVID-19-Pandemie gab es viele Veränderungen von Kindern und Jugendlichen, die es so für diese Altersgruppe selten in diesem Ausmaß gegeben hat. Sie konnten nicht mehr wie gewohnt in den Kindergarten oder in die Schule gehen und ihre Freund*innen in der Schule oder in der Freizeit treffen. Wichtige Einrichtungen waren für die Personengruppe geschlossen und so mussten Kinder und Jugendliche viel mehr Zeit zu Hause und mit ihrer Familie verbringen. Hatten sie das Pech und wurden auf das Virus positiv getestet, mussten alle, die mit der Person in Kontakt waren, in vierzehntägige Quarantäne. Dies hieß für sie, dass ihr Umfeld noch mehr den Kontakt zu ihnen gemieden hat, ständig gelüftet und desinfiziert hat und womöglich das Essen für sie vor die Tür gestellt hat. Auf diese Art hatten Kinder und Jugendliche oft nur noch digitalen Kontakt zu ihren Familienmitgliedern und Freund*innen. Dadurch gingen in allen Lebensbereichen Merkmale der nonverbalen Kommunikation verloren, da die meisten Unterhaltungen entweder digital oder mit Alltags- oder medizinischen Masken, geführt werden mussten. Diese negativen Folgen der COVID-19-Pandemie könnten dazu geführt haben, dass Kinder und Jugendliche gerade wegen dieser Ungerechtigkeit entweder mehr oder weniger gegessen haben.
Nach der Copsy-Studie ernährten sich Kinder weiter ungesund und haben während der Pandemie auch weniger Sport getrieben, da für Kinder und Jugendliche Sporteinrichtungen geschlossen waren. Sie konnten nicht mehr ihre Vereine besuchen und oft war die Motivation nicht so groß, Sport alleine zu treiben. Daher waren sie länger im Internet unterwegs und konnten so Kontakte zu Freund*innen behalten (vgl. COPSY-Studie, 08.07.21). Ein Drittel der Befragten aß mehr Süßigkeiten als vor der Pandemie. Denn womöglich war es eine der wenigen schönen Beschäftigungen, die sie in der Pandemiezeit machen konnten, ohne dass ihnen das von den Politiker*innen verboten wurde. Der Medienkonsum hat stark zugenommen und die Kinder und Jugendlichen verbrachten mehr Zeit am Handy, am Tablet oder an ihrer Spielkonsole.
Zwei Hamburger Pädiater sind davon überzeugt, dass es viele Jahre dauern wird, „bis die gesundheitlichen Schäden, die durch die COVID-19-Pandemie bei Kindern angerichtet wurden, wieder behoben werden“ (Ärzte Zeitung online, 2021, S.1). Sie gehen davon aus, dass die Lockdowns dazu geführt haben, dass es bei Kindern „langanhaltende gesundheitliche Schädigungen“ geben wird (ebd., S.1). Frau Dr. Susanne Epplée sagte im Gespräch mit der „Ärzte Zeitung“, dass „die entstandenen gesundheitlichen Schädigungen bei Kindern Jahre in Anspruch nehmen werden“ (ebd., S.1). Die Wartelisten in speziellen Kliniken werden immer länger und einige Kinder haben in der Pandemie Zeit zugenommen. „, Im Essen erleben sie kurze Momente des Glücks, das sie selbst in der Hand haben', erläutert Epplée den Grund für die Gewichtszunahmen vieler Kinder“ (ebd., S.1). Auch in Berlin warnte der Präsident des BVJK Kinder von Bildungslockdown zum nächsten Lockdown zu schicken. Denn „seelische und körperliche Nebenwirkungen fehlender sozialer Kontakte und mangelnder Bewegungsmöglichkeiten sind schon jetzt zu spüren“ (Infektionsschutzgesetz, 2021, S.1). BVKJ-Chef Fischbach ist der Meinung, dass wir seit längerer Zeit gute Instrumente haben um Schulen auch bei hohen Inzidenzwerten geöffnet lassen können. Dies sei sehr wichtig, denn „die Bundesregierung kenne die Studienlage zu den Folgen und wisse, dass Kinder psychisch stark unter den Einschränkungen litten“ (ebd., S.1). Gleichzeitig hoffe er auf die baldige Zulassung der Vakzine für Kinder und Jugendliche, denn „ohne die Immunisierung von Kindern und Jugendlichen gebe es keine Herdenimmunität. Kinder und Jugendliche würden noch weiter ausgegrenzt, wenn alle Erwachsenen ein Impfangebot erhalten hätten“ (vgl. ebd., S.1).
2.3 Definition Covid-19-Pandemie
Am 31.Dezember 2019 berichtete die chinesische Stadt Wuhan über erste Fälle von Lungenentzündung mit unbekannter Ursache und informierte die WHO. Das neuartige Virus wurde von der chinesischen Behörde identifiziert und als „2019-nCoV“ bezeichnet. (Weltgesundheitsorganisation, 08.07.21).
„Coronaviren (CoV) bilden eine große Familie von Viren, die Erkrankungen von einer normalen Erkältung bis zu schweren Krankheitsverläufen verursachen könne. Ein nCoV ist ein neuartiger Stamm des Virus, der bisher bei Menschen noch nicht identifiziert wurde“ (ebd., 08.07.21). Dieser erhielt den Namen „COVID-19-Virus“.
„Am 30.1.2020 erklärte der Generaldirektor, Dr.Tedros Adhanom Ghebreyesus, der WHO, den Ausbruch des neuartigen Virus zu einer gesundheitlichen Notlage von internationaler Tragweite, der höchsten Warnstufe der WHO. Zu diesem Zeitpunkt wurden in 18 Ländern außerhalb Chinas 98 Fälle und keine Todesfälle verzeichnet“ (ebd., 08.07.21).
Dadurch dass die Fallzahlen außerhalb Chinas massiv gestiegen sind, erklärte der WHO- Generaldirektor am 11.3.2020 den Ausbruch offiziell zur Pandemie. Im März gab es mehr als „118 000 Erkrankte aus 114 Ländern und insgesamt 4291 Todesfälle“ (ebd., 08.07.21). Im April ging die WHO von 63% der weltweiten durch das Virus bedingte Mortalität auf die Europäische Region aus. „Seit der Meldung der ersten Fälle arbeitet die WHO rund um die Uhr daran, die Länder bei der Vorbereitung bzw. Reaktion auf die COVID-19-Pandemie zu unterstützen“ (ebd., 08.07.21).
Seit diesem Zeitpunkt sollte die Gesellschaft sich an „Maßnahmen für die eigene Gesundheit und den Schutz anderer halten“, wie zum Beispiel das regelmäßige Händewaschen mit Wasser und Seife oder Verwendung von Desinfektionsmittel, die soziale Distanzierung, die einen Meter Abstand zu anderen Personen bedeutet, Vermeidung des Berührens von Augen, Nase und Mund, sowie eine Schutzmaske tragen. Außerdem sollten sich die Menschen an die Einhaltung der Atemhygiene (Bedecken von Mund und Nase mit der Armbeuge oder einem Taschentuch bei Nießen) halten und die frühzeitige ärztliche Hilfe, wenn sie Fieber, Husten oder Atemprobleme hatten in Anspruch nehmen. Als sehr wichtig zu nehmen war zusätzlich sich regelmäßige Informationen vom Gesundheitspersonal einzuholen und Empfehlungen zu befolgen, die von den nationalen und kommunalen Gesundheitsbehörden oder des Arbeitgebers zum Schutz der eigenen Gesundheit und anderer Personen kommen (vgl. ebd., 08.07.21).
Im letzten Jahr erkannten Ärzte sofort, dass „die COVID-19-Pandemie in zwei Phasen abläuft: Die Krankheit beginnt mit starker Virusvermehrung an die sich fehlgesteuerte Körperreaktionen von Immun-, Gerinnungs- und Gefäßsystem anschließen“ (Ärztezeitung online, 2021). Bei Kindern und Jugendlichen ist beispielsweise Dr. Robin Kobbe, Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin und der ein Diplom für pädiatrische Infektiolo- gie der Universität Oxford besitzt, der Überzeugung, dass Kinder und Jugendliche von dem Virus kaum etwas mitbekommen, wenn sie infiziert werden. Sie „haben meistens nur leichte Symptome eines Atemwegsinfektes wie Schnupfen und Husten oder auch mal etwas Fieber“ (Corona bei Kindern, 2021, S.8). Bei älteren Kindern und Jugendlichen ist
es möglich, dass es auch bei ihnen zu Geschmacks- und Geruchsverlusten kommt (vgl. ebd., 2021, S.8). „Unter fünf Prozent der Infizierten erkranken schwerer und müssen stationär behandelt werden“ (ebd., 2021, S.8). Die DGPI hat seit Beginn der Pandemie „1300 Kinder bundesweit erfasst“, die „stationär aufgenommen wurden“ (ebd., S.8).
2.4 Hauptveränderungen des Lebens der Kinder und Jugendlichen
Während der Pandemie 2020 und 2021 war die Gesellschaft und vor allem Kinder und Jugendliche in ihrer Lebenswelt ziemlich eingeschränkt. Viele Hobbies, die sie vorher gerne gemacht haben, vor allem die in Gruppen stattfinden, konnten sie plötzlich nicht mehr ausüben und mussten sich Alternativen suchen.
In den folgenden Kapiteln werden die Veränderungen des Lebens der Kinder und Jugendlichen bezüglich der Lebensqualität, des Gesundheitsverhaltens und auf die Veränderungen in Schule, Familie und dem fehlenden Kontakt zu Freunden eingegangen.
2.4.1 Veränderungen der Lebensqualität
Laut der COPSY-Studie wurden Jugendliche während der Pandemie stark „in ihrer Mobilität und den Freizeitaktivitäten eingeschränkt und auf den privaten, familiären Bereich reduziert. Für Jugendliche ist es sehr schwer geworden, um Gleichaltrige zu treffen, da viele Orte und Räume, an denen sie sich sonst getroffen hätten, wie zum Beispiel Cafés, Bars, Clubs oder Parkanlagen geschlossen haben“ (Lutz et al., 2021, S.17). Die Kinder gaben in der COPSY-Studie an, dass sie während der Pandemie mehr Zeit an digitalen Medien verbrachten, aber vermehrt nur um am Home-Schooling teilnehmen zu können. Privat ist der digitale Medienkonsum nach der zweiten Befragung nicht weiter gestiegen. Vor allem Kinder, die von ihren Eltern keinen Rückhalt bekommen, da sie selbst sozial benachteiligt sind, da sie zum Beispiel entweder einen Migrationshintergrund oder eine psychische Erkrankung haben, sind besonders von den negativen Folgen der Pandemie betroffen. Diese Kinder und Jugendliche haben oft wenig Platz zu Hause und leiden darunter, dass ihre Eltern sich keine Zeit für sie nehmen können. Sie verfügen oft auch über weniger personelle Ressourcen, um optimistisch in die Zukunft blicken zu können. Nach der COPSY-Studie geben aus diesem Lebensumfeld 80% an in ihrer Lebensqualität beeinträchtigt zu sein. Sie haben doppelt so viele Ängste und machen sich doppelt so viele Sorgen, als Kinder, die unter besseren Bedingungen leben und deren Eltern Zeit für ihre Bedürfnisse haben. Laut der COPSY-Studie fühlten sich über 80% der befragten Eltern sehr stark mit der Doppelbelastung, sich um ihre Kinder zu kümmern und gleichzeitig den Haushalt zu regeln, einkaufen zu gehen und zusätzlich zu arbeiten, überfordert. Aus der Studie kam auch hervor, dass wenn die Eltern überfordert sind, ihre Kinder genauso betroffen sind. Depressive Symptomatiken der Eltern wurden besonders bei der zweiten Befragung der Studie festgestellt. Eltern und ihre Kinder versuchen daher mit sehr großer Kraft durch diese schwierige Zeit zusammen zu kommen, obwohl die Eltern oft am Limit und erschöpft sind. Diese Familien brauchen dringend Entlastung. Niedergeschlagenheit und Erschöpfung haben nach der zweiten Befragung bei Eltern deutlich zugenommen. Daher brauchen sie dringend eine Perspektive und Unterstützung um mit dieser außergewöhnlichen Situation weiter zurechtzukommen (vgl. COPSY-Studie, 08.07.21).
Für Kinder und Jugendliche ist es während der Corona-Pandemie trotzdem oder gerade deswegen nochmal besonders wichtig sich ausreichend draußen zu bewegen, zeigt die Studie „Kindsein in Zeiten von Corona“ des Deutschen Instituts. Gerade die Kinder, die das Glück haben, im eigenen Garten zu spielen und sich zu bewegen, nutzten vermehrt diesen Vorteil während der Pandemie. Darüber hinaus haben die Familien einen Vorteil, die eine Terrasse, einen Balkon oder einen Innenhof besitzen. „Im Vergleich mit Familien, bei denen die Kinder nur auf öffentlichen Plätzen oder in den Wohnungen spielen und sich bewegen können, ist dementsprechend anzunehmen, dass eine eigene Außenfläche den Corona-Alltag erleichtern kann“ (Langmeyer, 2020, S.8). Trotzdem kommt es bei Kindern oft noch darauf an, ob sie draußen spielen können, ob ihre Eltern sich für sie Zeit nehmen können, um mit ihnen einen öffentlichen Platz zum Spielen zu nutzen. In der Corona-Krise ist es sehr wichtig, dass Kinder Rückzugsorte haben, wo sie beispielsweise in der Wohnung ungestört spielen können und gerade in Zeiten, in denen das HomeSchooling eine wesentliche Bedeutung hat, ist für die Kinder ein eigenes Kinderzimmer und meistens auch ein eigener Laptop sehr wichtig. In der Befragung der Studie „Kindsein in Zeiten von Corona“ gaben die befragten Personen der Studie an, dass 78% der Kinder ein eigenes Kinderzimmer besitzen. Laut Geis-Thöne haben 90% aller 12Jährigen und älteren Jugendlichen beispielsweise einen eigenen Schreibtisch (vgl. ebd., S.10). Auffallend ist, dass Kinder, die Eltern mit mittlerer Bildung haben, während der Pandemie häufiger Videospiele spielten oder im Internet surften, als Kinder, die Eltern mit höherer Bildung haben. Diese lasen in dieser Zeit vermehrt und hörten häufiger Radio (vgl. ebd., 14). Kinder, die auf dem Land leben, spielten vermehrt draußen, als es bei Stadtkindern der Fall war (44% vs. 31%). Diese verbrachten ihre Zeit vermehrt drinnen (68% vs. 53%). Daher erhöhte sich bei den Stadtkindern der Konsum von Fernsehen und Radio und Lesen. Außerdem hingen Stadtkinder häufiger rum (47% vs. 43%). Bei Mädchen fällt auf, dass sie während der Corona-Pandemie vermehrt bastelten (60%). Bei Jungen bastelten 46% und spielten vermehrt Videospiele. Die Zahl bei den Mädchen, die ihre Zeit vermehrt mit Videospielen verbrachten, lag bei 45%. „Dies spricht dafür, dass die Mädchen und Jungen bestehende Beschäftigungsmuster bei höherer Zeitverfügbarkeit weiter vertiefen, anstatt neue Aktivitäten für sich zu entdecken“ (ebd., S.14). In der Studie „Kindsein in Zeiten von Corona“ wurde festgestellt, dass Kinder im Kindergartenalter vermehrt Zeit mit traditionellen Medien, wie zum Beispiel Fernsehen (68%), Radio oder Hörspiele bzw. Geschichte anhören (61%) verbrachten. Sie verbrachten ihre Zeit vermehrt mit Bilderbücher betrachten oder bekamen Bücher vorgelesen (43%). Kreative Tätigkeiten, wie zum Beispiel basteln, malen und handarbeiten (64%) oder drinnen spielen (61%) haben sehr stark zugenommen. Außerdem spielten Kinder vermehrt draußen (41%). Bemerkenswert ist, dass Eltern, die Kindergartenkinder haben, vermehrt bemüht waren neue Beschäftigungsmöglichkeiten für ihre Kinder zu entdecken und bestimmte Anregungen von den pädagogischen Fachkräften auch während der Corona-Krise bekamen.
Bei Kindern im Schulalter haben sich starke Veränderungen ergeben, da sich durch die Schulschließungen ihr schulisches Lernen vollständig nach Hause verlagert hat (vgl. ebd., S. 16). Schüler*innen erhalten meistens Aufgaben, Arbeitsblätter oder Wochenpläne, die sie zu Hause bearbeiten sollen. Daher ist deutlich spürbar, dass Schüler*innen mehr Zeit für Schulaufgaben verbringen müssen. Bei Grundschulkindern geben dies 78% an, in der Sekundarstufe 76%. 42% der Schüler*innen verbringen ihre Zeit mit nichts tun und verspüren vermehrt Langeweile. Schüler*innen der Sekundarstufe schauen vermehrt Fernsehen, Streamingdienste oder YouTube und sind häufiger im Internet (72%). Rund zwei Drittel spielen häufiger am Computer, Tablet oder Smartphone (68%) und verbringen ihre Zeit häufiger mit Musik, Radio oder Hörspiele hören (49%). 37% lesen vermehrt Bücher und vertreiben ihre Zeit mit kreativen Beschäftigungen, wie beispielsweise Malen, Basteln, Schreiben oder Handarbeiten (35%). In dieser Altersgruppe hat das Spielen drinnen zugenommen (59%). 55% der älteren Kinder und Jugendliche gibt an, dass sie vermehrt nichts tun. Dies verdeutlicht, dass manche Kinder und Jugendliche nicht wissen, womit sie sich während der Pandemie und den Einschränkungen alternativ beschäftigen sollen und sie einfach nicht wissen, was sie mit ihrer vermehrt verfügbaren Zeit anstellen sollen.
2.4.2 Veränderungen des Gesundheitsverhaltens
Durch die Einschränkungen der sozialen Kontakte begannen viele Kinder und Jugendliche sich einsam zu fühlen oder psychosomatische Erkrankungen zu bekommen. Denn Menschen sind soziale Wesen und brauchen den Kontakt zu anderen Menschen, um sich wohlzufühlen. Wenn dieser fehlt, können sie sich sehr schnell krank und einsam fühlen. Denn ihnen fehlt der persönliche Kontakt mit Menschen und sich auf Dauer nur online zu unterhalten, ist auch keine Lösung. So machten sich immer mehr Jugendliche bezüglich ihrer Praktikums- oder Ausbildungsplatzsuche Sorgen. „Insbesondere von Armut betroffene Familien verlieren an weiteren ökonomischen Ressourcen, da sie sich oftmals in prekären Beschäftigungsverhältnissen befinden“ (Lutz, 2021, S.18).
40% der befragten Kinder und Jugendliche sind, auch bei den Ergebnissen wieder, nicht mehr sportlich aktiv. Das heißt sie bewegen sich an keinem Tag der Woche mindestens 60 Minuten. Vor der Pandemie waren sie noch an drei bis vier Tagen sportlich aktiv. Dies könnte erklären, warum gerade depressive Verstimmungen nochmal in der Pandemie deutlich zugenommen haben und Kinder und Jugendliche angegeben haben, dass sich ihre Lebensqualität verringert hat. Sport ist sehr wichtig für sie für das psychische und physische Wohlbefinden Außerdem ist Sport sehr wichtig für Kinder und Jugendliche, um sich mit anderen Leuten ihrer Altersgruppe zu treffen und währenddessen auch Rückhaltung und Anerkennung von ihnen bekommen. Dies alles ist wesentlich für eine gesunde psychische Entwicklung der Kinder und Jugendlichen und fiel leider während der Pandemie weg, da unter anderem Sporteinrichtungen nicht mehr geöffnet waren. Sozial benachteiligte Eltern kümmerten sich wenig darum, dass ihre Kinder nach dem HomeSchooling noch Bewegung an der frischen Luft bekamen. Diese Eltern erkannten möglicherweise nicht an wie wichtig Bewegung an der frischen Luft für ihre Kinder ist oder haben es selbst nie gelernt und gaben es daher auch nicht an ihre Kinder weiter. Parallel dazu hat der Medienkonsum zugenommen. Dies kann während der Pandemiezeit nicht nur negativ gesehen werden, da sie ihn häufig für die Schule nutzen mussten, weiterhin um Kontakt mit ihren Freund*innen aufrecht zu erhalten und Fragen bezüglich der Hausaufgaben beantwortet zu bekommen. Nur ist es wichtig, dass dies nicht überhandnimmt, da zu viel Zeit am Bildschirm zu Unzufriedenheit führen kann, wie beispielsweise, dass Kinder mehr Wut und Aggression verspüren. Eltern sind zunehmend verunsichert, wie viel Onlinezeit für ihre Kinder noch fördernd ist und ab wie viel Zeit sie auf ihre Kinder aufpassen müssen. Dies hat zur Folge, dass in den Familien häufiger Streit auftaucht. Darüber hinaus berichteten Kinder und Jugendliche nach der zweiten Befragung über noch mehr schulische Probleme, zudem haben sie an, ein schlechteres Verhältnis zu ihren Freund*innen zu haben. 20% der Kinder und Jugendlichen berichteten, dass sich die Stimmung in ihren Familien verschlechtert hat. 22% der befragten Eltern gaben an, dass Streit bei ihnen häufiger eskaliert. Streit gehört zur Entwicklung von Kindern und Jugendlichen dazu und kann helfen andere Personen und ihre Sichtweisen besser zu verstehen. Daher kann Streit nicht nur negativ betrachtet werden. Oft bekommen Familien den Streit schnell geschlichtet und können so die Verbindung unter den Familienmitgliedern stärken und emotionale Nähe schaffen. Dies kann gerade in der Pandemie sehr hilfreich sein. Unterstützt wird diese Annahme durch die Ergebnisse der COPSY-Studie, welche zeigen, dass der Familienzusammenhalt gleich geblieben ist wie vor der Pandemie (vgl. COPSY-Studie, 08.07.21).
2.4.3 Veränderungen in Kindergarten, Schule, Familie und fehlender Kontakt zu Freunden
Kinder und Jugendliche wurden durch das „social distancing“, den Kontakteinschränkungen, sehr in ihrer Lebenswelt beeinflusst. Dies betraf insbesondere das „Schließen zentraler Institutionen des Aufwachsens“, wie zum Beispiel Kindertagesstätten, Schulen und Jugendzentren (vgl. Lutz, 2021, S. 17). Desweiteren hat die Bertelsmann-Studie herausgefunden, dass die Kinderarmut durch die Pandemie zunimmt (vgl. Bertelsmann-Studie 2020, S.2 ff. zitiert nach Lutz, 2021, S.17). Zudem sind Jugendliche nach der Ju-Co- Studie sehr verunsichert, was ihre spätere Bildungs- und Ausbildungsinstitutionen betrifft (vgl. Andresen et al. 2020a, S. 14). Bei der Ju-Co Studie gaben 81% aller Befragten an, dass sich ihre Freizeitgestaltung während der Pandemie deutlich verändert hat (vgl. dbjr, 24.6.21). „Bereits in der ersten Ju-Co-Studie hatten die jungen Menschen reklamiert, nicht ausreichend gehört und an Entscheidungen über Maßnahmen beteiligt zu werden“ (Ju-Co-Studie, 24.6.21). Diese Eindrücke hatten sich in der zweiten Studie verstärkt und Kinder und Jugendliche sind noch unzufriedener als nach der ersten Studie. Außerdem sind Kinder und Jugendliche wichtig für unsere Gesellschaft und daher sollten sie zunehmend während der Pandemie angehört werden und ihre Meinungen und Bedürfnisse „hörbar und ihre Ideen sichtbar gemacht werden“ (ebd., 24.6.21). Dies setzt voraus, dass Ent- scheidungsträger*innen die Bedürfnisse der jungen Generation berücksichtigen und die Gedanken der Kinder und Jugendlichen versuchen zu reflektieren und ihnen gleichzeitig zu vertrauen, damit „Strukturen der Beteiligung“ geschaffen werden können (vgl. ebd., 24.6.21). Denn die Gesellschaft darf nicht vergessen, was vor allem ältere Geschwister geleistet haben. Sie haben oft mehr Verantwortung für ihre kleineren Geschwister übernommen, sie bei ihren Hausaufgaben unterstützt, sie betreut, während ihre Eltern im Home-Office oder auf der Arbeit waren, und sie haben viel mehr im Haushalt mitgeholfen. Der Alltag der Kinder und Jugendlichen bewegte sich hauptsächlich zwischen Schule und Familie, da die Jugendhäuser während der Pandemie grundsätzlich geschlossen waren. Darüber hinaus gab es keine mehrtägigen Angebote für Kinder und Jugendliche mehr, wo sie mit gleichaltrigen zusammen sein und so ihren Alltag vergessen konnten (vgl. dbjr., 24.6.21). In der Studie gaben Kinder und Jugendliche außerdem an, dass sie Schwierigkeiten hatten Menschen in ihrer Altersgruppe während der Pandemie zu treffen, da sie sich hauptsächlich während dem Home-Schooling am Laptop sehen konnten oder sich während des Wechselunterrichts zwar in der Schule sehen durften, aber nach der Schule waren sie von den Kontakteinschränkungen betroffen, sodass ihnen meistens keine andere Wahl blieb, als direkt nach Hause zu gehen, um ihre Freizeit dann zu Hause bei ihrer Familie zu verbringen. „Ergebnisse einer Forsa-Befragung, die im Auftrag der Krankenkasse AOK-Gesundheit im Zusammenhang mit der Universitätsklinik Hamburg- Eppendorf“ stattgefunden hat, ist zu dem Ergebnis gekommen, dass Kinder und Jugendliche in Corona-Zeiten viel mehr Zeit „am Handy, am Computer oder an der Spielkonsole“ (DAK-Studie, 2021, S.1) verbrachten. Laut dieser Studie verbrachten sie „vor Corona an Wochentagen knapp zwei Stunden auf Instagramm, Snapchat, TikTok oder anderen Plattformen“ (ebd., S.1).
Während der Pandemie erhöhte sich die Zahl im April 2020 auf mehr als drei Stunden täglich. Nach der DAK-Studie haben sich vor Corona die Teilnehmer*innen „an Wochen- tagen durchschnittlich eine Stunde und 23 Minuten lang mit Computer- oder Online-Spielen beschäftigt, im April 2020 während des ersten Lockdowns erhöhte sich die Nutzung stark auf zwei Stunden und zwölf Minuten am Tag“ (ebd., S.1). Daniela Ludwig, Drogenbeauftragte der Bundesregierung der CSU, ist der Überzeugung, dass es wichtig sei „genau hinzuschauen, was die Kids mit digitalen Medien machen, wie sie die Zeit mit und ohne Handy oder Spielkonsole sinnvoll nutzen können“ (ebd., S.1) und dass es sehr wichtig für Kinder ist auch mal offline zu sein.
„Viele Jugendverbände wissen um die schwierige Lage von Kindern und Jugendlichen und wollen deshalb Fahrten und Freizeiten anbieten, wenn sie die Sicherheit der Teilneh- mer*innen und ihrer Familie gewährleisten können“ (dbjr., 24.6.21). Außerdem zwangen die Einschränkungen Kinder und Jugendliche nur noch Kontakt zu einem*r Freund*in zu haben. Nach der COPSY-Studie betrachteten 65% die Schule und das Lernen als anstrengender im Vergleich zu vor der Pandemie. Sie empfanden es als sehr belastend, da sie nicht mehr wirklich ihr Leben planen konnten und Perspektiven fehlten. Hauptsächlich fiel es denjenigen Kindern und Jugendlichen schwer, die nie gelernt haben ihr Leben richtig zu planen und zu strukturieren. Allerdings kamen Schüler*innen gut mit den Bedingungen während der Pandemie zurecht, die schon früh gelernt haben ihr Leben zu planen und eine Struktur zu geben.
Aus der Studie vom Deutschen Institut: „Kindsein in Zeiten von Corona-erste Ergebnisse zum veränderten Alltag und zum Wohlbefinden von Kindern“ geht außerdem hervor, dass Kinder in der Corona-Krise weniger oder einen veränderten Kontakt zu ihren Lehrkräften und Erzieher*innen hatten. Der Kontakt fand häufig nur noch per E-Mail, Videochat und/oder Textnachricht statt (vgl. Langmeyer, 2020, S.5). Telefongespräche, Treffen mit und ohne Abstand oder Kontakt über soziale Netzwerke wurden sehr selten. Laut der Studie haben Kinder im Kindergarten sehr wenig Kontakt zu ihren Erzieher*innen. Circa 26% der befragten Eltern dieser Kinder gaben an, während der Pandemie keinen Kontakt zu ihnen zu haben. Nur 11% hatten laut der Studie häufigen bis sehr häufigen Kontakt zu ihren Erzieher*innen. Laut der Studie hatten Grundschulkinder vermehrt Kontakt mit ihren Lehrkräften und Erzieher*innen. „Knapp 30% der älteren Kinder und Jugendlichen haben häufigen oder sehr häufigen Kontakt“ (ebd., S.6). Sie halten meistens mit E-Mail
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