Eine alte Fabrikhalle, ungenutzte Gewerbegebiete, leerstehende öffentliche Einrichtungen. Alle könnten als eine städtebauliche Fehlentwicklung betrachtet werden, doch genau an diesen Stellen entsteht manchmal Leben. Da, wo Stadtplaner scheitern, eignen sich Andere die Räume an. Wer sind diese Menschen und unterliegt diesen speziellen Orten ein bestimmtes Muster, welches sie dann doch noch "lebenswert" macht? Eine Zwischennutzung ist eine Methode, mit Leerstand umzugehen. Sie beschreibt eine temporäre Nutzung von leer stehenden Räumen. Im Umgang mit diesen Räumen liegt auch das größte Potenzial; die Zwischennutzung schafft neuen Raum im Alten. Dieser bietet Platz für ein soziales und kulturelles Zusammenkommen.
Ausgangspunkt ist der Leerstand.
Eine alte Fabrikhalle, ungenutzte Gewerbegebiete, leerstehende öffentliche Einrichtungen. Alle könnten als eine städtebauliche Fehlentwicklung betrachtet werden, doch genau an diesen Stellen entsteht manchmal Leben.
Da wo Stadtplaner scheitern, eignen sich Andere die Räume an. Wer sind diese Menschen und unterliegt diesen speziellen Orten ein bestimmtes Muster, welches sie dann doch noch „lebenswert“ macht?
Eine Zwischennutzung ist eine Methode mit Leerstand umzugehen. Sie beschreibt eine temporäre Nutzung von leer stehenden Räumen. Im Umgang mit diesen Räumen, liegt auch das größte Potenzial; Die Zwischennutzung schafft neuen Raum im Alten. Dieser bietet Platz für ein soziales und kulturelles Zusammenkommen.
Eines der berühmtesten Beispiele für die Zwischennutzung ist der Palast der Republik, im Volksmund auch „Volkspalast“ genannt (Abb.1). Dieser stand 13 Jahre lang leer, bevor er auch im ruinösen Zustand seinen Nutzen zeigte und in den letzten zwei Jahren vor seinem Abriss für kulturelle Veranstaltungen genutzt wurde. Die Initiative ergriffen hier die Bürger. Dieser „Städtebau von unten“ zeigt, wie Bürger mit Leerstand an diesen Orten umgehen und diese für Ihren eigenen Nutzen formen.
Die Frage nach dem Gebrauch der Zwischennutzung und ob diese eine wirksame Strategie im Städtebau sein kann, muss hiermit bejaht werden. Sie bietet ein großes Potenzial für den Städtebau, jedoch wird diese zu selten genutzt. Die Frage nach den Akteuren in einer Zwischennutzung und deren Muster wird am Beispiel des Volkspalastes in Berlin und der ehemaligen Stadtbibliothek in Hanau näher erläutert.
Anmerkung der Redaktion: Diese Abbildung wurde aus urheberrechtlichen Gründen entfernt.
Die Zwischennutzung kann viele neue Wege setzen und war am Beispiel des Volkpalastes keine Frage nach der Ästhetik (Abb. 2). Sie muss als Reaktion auf den leerstehenden Raum verstanden werden. Ein Muster der Zwischennutzung ist der „Impuls“ (Oswald, Overmeyer, Misselwitz 2013: 39) . Er entsteht aus der vorübergehenden Zwischennutzung, welche dann in einem Diskurs über das Objekt endet. Ziel ist es eine neue Nutzung zu etablieren, die auch nach dem Verschwinden der Zwischennutzung noch fortbesteht.
Der Einzug von etlichen Künstlern und die daraus resultierenden Veranstaltungen im Volkspalast, verdeutlichen die Absurdität des Leerstandes. Selbst im ruinösen Zustand fanden viele Bürger einen beliebten Veranstaltungsort im Volkspalast. Das neue Humboldt Forum übernimmt diese, durch die Zwischennutzung gewonnene Einsicht und schafft am Ort des abgerissenen Volkspalastes ein Zentrum für die Kunst und Kultur. Zwischennutzung ist damit immer Start und Teil einer Nutzungsentwicklung.
Eine Zwischennutzung kann jedoch auch mit Problemen verbunden sein. Die errechneten Kosten für eine Begehbarmachung des Volkspalastes beispielsweise, beliefen sich auf 15 Mio. Euro. und zusätzlich ca. 1200 Mitarbeiter, um diesen für Veranstaltungen im Betrieb zu halten. Vorraussetzung für eine Zwischennutzung ist damit eine kooperative Stellung aller Akteure. Kommunen und private Bürger müssen mit den Mietern aktiv in Kontakt treten, um diese potenziellen Kosten zu diskutieren. „Bei Nichtkooperation könnten starke politische Bürger einen Druck in der Öffentlichkeit erzeugen, um die andere Partei zum Handeln zu zwingen.“ (Oswald, Overmeyer, Misselwitz 2013: 39)
Ein weiteres Beispiel findet sich in der Stadt Hanau. Diese vermerkte einen Zuwachs der Bevolkerung um 10% in den letzten zehn Jahren. Neben dem Anstieg in der Bevölkerungszahl, stiegen auch Hanaus Bauvorhaben, um die Attraktivität der (Innen-) Stadt zu erhöhen. Das Größte in den letzten Jahren, war der Bau des Forum Hanau. Neben etlichen Gewerben, zog auch die Stadtbibliothek ins neue Gebäude und lies am alten Standort ein Leeres zurück.
Dieses Gebäude auf dem Schlossplatz (Abb. 3) sollte aus privater Hand wiederbelebt werden. Ein Künstlerkollektiv plante eine Zwischennutzung für Akteure aus der Kreativwirtschaft am Tag und einen Tanzclub für die Nacht. Dies traf einen Nerv bei jüngeren Hanauern, da es der Stadt an solchen Aktivitäten mangelt. Die weitaus positive Reaktion der Stadt auf die Zwischennutzung zeigt die Wichtigkeit eines Impulses und somit auch die Wichtigkeit der Zwischennutzung im Städtebau.
Anmerkung der Redaktion: Diese Abbildungen wurden aus urheberrechtlichen Gründen entfernt.
Die Zwischennutzung kann ein wichtiges Werkzeug im Städtebau sein. Sie ist kein „Lückenbüßer“ (Oswald 2013: 35) und darf als solche auch nicht verstanden werden. Die Muster einer Zwischennutzung sind vielfältig, deutlicher ist jedoch das Motiv: Sie weist auf einen Missstand im Städtebau hin, deswegen muss man Sie als Chance, Änderung hervorzubringen, verstehen. Der Raumnutzer bekommt mit dem Motiv einer Impulssetzung die Chance, alte Räume in Neue zu transformieren.
„Die Faszination für das Verfallene und die Fähigkeit, Verfallenes neu zu entdecken und zu nutzen, ist der erste Schritt zu einer grundsätzlichen Neubewertung der Beziehung von Architektur und Vergangenheit.“ - Rem Koolhaas
In der Zwischennutzung eines Gebäudes sieht auch Koolhaas Potenzial für Veränderung. Sie führt zu einer Neubewertung der Architektur, aber auch des Städtebaus. Die Zwischennutzung ist eine Entwicklung und steht damit im Zusammenhang mit der Vergangenheit und hat direkte Folgen auf die Zukunft.
Eine Änderung im Städtebau und die damit verbundene höhere Akzeptanz für Zwischennutzungen ist eine Konsequenz, die gezogen werden muss für diese Zukunft. Neben den privaten Stimmen, müssen mehr Kommunen aktiv werden und sich um Zwischennutzungen kümmern, um diese dann anbieten zu können. Sie führen zu besseren Stadtquartieren, einer höheren Lebensqualität in der Stadt und haben letztendlich das Ziel, nachhaltige urbane Strukturen zu generieren.
QUELLEN
LITERATUR
Philipp Oswald, Klaus Overmeyer, Philipp Misselwitz (2013) DOM publishers Urban Catalyst: Mit Zwischennutzung Stadt entwickeln
Jan Gehl (2012) jovis Verlag GmbH Leben Zwischen Häusern
INTERNET
Philipp Misselwitz, Hans Ulrich Obrist, Philipp Oswalt (2005): Fun Palace 200X von: http://schlossdebatte.de/?p=93
Harald Asel (2020): Humboldt-Forum Ein Ort, der die Geschichte Preußens erzählt von: https://www.rbb24.de/kultur/beitrag/2020/12/geschichte-des-ortes-ausstellung-humboldt-fo rum-berlin.html
Luise Rellensmann (2010): Das Phänomen der Zwischennutzung unter besonderer Berücksichtigung der Denkmalpflege am Beispiel der jüngeren Berliner Stadtgeschichte; Masterarbeit von: https://www-docs.b-tu.de/fg-denkmalpflege/public/downloads/Rellensmann_Masterarbeit_Zwi- schennutzung.pdf
Stefan Mühleisen (2017): Städtebau von unten. Süddeutsche Zeitung von: https://www.sueddeutsche.de/muenchen/kommentar-staedtebau-von-unten-1.3750687
FOTOS
Abb.1 von: https://www.publicspace.org/documents/220568/413638/14532D208- 03B.jpg/8e057e20-06bb-a228-7f78-f3f562a3eefc?versi- on=1.0&t=1525251291619
Abb.2 von: https://www.rbb24.de/kultur/beitrag/2020/12/geschichte-des-ortes- ausstellung-humboldt-forum-berlin.html
Abb.3 von: https://www.fr.de/rhein-main/main-kinzig-kreis/ringen-schlossplatz-ha- nau-13017291.html
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- Quote paper
- Stefan Dacic (Author), 2021, Städtebau von Unten. Vom temporären Nutzen im Städtebau, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1222602