Der US-Amerikanische Soziologe Richard Sennett (*1943) befasst sich in seinem Buch „Die Kultur des neuen Kapitalismus“ mit den Veränderungen der Institutionen in der New Economy. Er erkennt in der Gesellschaft ein Gespenst der Nutzlosigkeit.
Die vorliegende Arbeit wird die Kultur des neuen Kapitalismus und die Veränderungen in der New Economy einleitend beschreiben.
Im Vordergrund der Arbeit soll die Nutzlosigkeit des Alters stehen, die als eine Dimen-sion des Gespenstes der Nutzlosigkeit betrachtet wird. Es werden Fragen aufgegriffen wie: Bedeutet in der heutigen Gesellschaft alt sein tatsächlich nutzlos sein? Und kann man auf die Kraft des Alters trotz des demographischen Wandels der Gesellschaft zu einer immer älteren wirklich verzichten?
Dazu werde ich zunächst versuchen, Alter zu definieren.
Im weiterem soll anhand von Erhebungen und Berichten zur Lage des Alters in Deutschland Sennetts Theorie der Nutzlosigkeit untersucht werden. Hierbei wird der Schwerpunkt vor allem auf der Erwerbstätigkeit im Alter liegen. Anhand des Fünften Altenberichts, des Deutschen Alterssurvey und des Reports Altersdaten soll die Situati-on des Alters in der Erwerbsarbeit und der Übergang in den Ruhestand gezeigt werden.
Als letzten Punkt dieser Arbeit sollen Sennetts Lösungsvorschläge für die Probleme des neuen Kapitalismus betrachtet werden. Hier wird der Schwerpunkt vor allem auf der Idee des ehramtlichen Engagements liegen. Dieser soll - wie schon die Lage des Alters in der Erwerbsarbeit - anhand des Fünften Altenberichts und des Deutschen Alterssurvey geschehen. Es soll untersucht werden, inwieweit und in welchen Bereichen sich ältere Menschen im Ehrenamt engagieren.
[...]
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Sennetts Theorie der Kultur des neuen Kapitalismus
2.1 Wandel der Institutionen
2.2. Das Gespenst der Nutzlosigkeit
3. Das Alter
4. Die Lage des Alters in der Erwerbsarbeit
4.1. Gründe für die geringe Erwerbsbeteiligung im Alter
5. Ehrenamtliches Engagement als Lösung der Nutzlosigkeit
5.1. Sennetts Lösungsvorschlag gegen das Gespenst der Nutzlosigkei
5.2. Die Lage des ehrenamtlichen Engagements des Alters in Deutschland
6. Fazit
Literaturverzeichnis
Anhang:
Tabellenverzeichnis:
Tabellen 1 - 3
Tabellen 4 - 5
Tabellen 6 - 7
Tabelle 8
1. Einleitung
Der US-Amerikanische Soziologe Richard Sennett (*1943) befasst sich in seinem Buch
„Die Kultur des neuen Kapitalismus“ mit den Veränderungen der Institutionen in der New Economy. Er erkennt in der Gesellschaft ein Gespenst der Nutzlosigkeit.
Die vorliegende Arbeit wird die Kultur des neuen Kapitalismus und die Veränderungen in der New Economy einleitend beschreiben.
Im Vordergrund der Arbeit soll die Nutzlosigkeit des Alters stehen, die als eine Dimen- sion des Gespenstes der Nutzlosigkeit betrachtet wird. Es werden Fragen aufgegriffen wie: Bedeutet in der heutigen Gesellschaft alt sein tatsächlich nutzlos sein? Und kann man auf die Kraft des Alters trotz des demographischen Wandels der Gesellschaft zu einer immer älteren wirklich verzichten?
Dazu werde ich zunächst versuchen, Alter zu definieren.
Im weiterem soll anhand von Erhebungen und Berichten zur Lage des Alters in Deutschland Sennetts Theorie der Nutzlosigkeit untersucht werden. Hierbei wird der Schwerpunkt vor allem auf der Erwerbstätigkeit im Alter liegen. Anhand des Fünften Altenberichts, des Deutschen Alterssurvey und des Reports Altersdaten soll die Situati- on des Alters in der Erwerbsarbeit und der Übergang in den Ruhestand gezeigt werden. Als letzten Punkt dieser Arbeit sollen Sennetts Lösungsvorschläge für die Probleme des neuen Kapitalismus betrachtet werden. Hier wird der Schwerpunkt vor allem auf der Idee des ehramtlichen Engagements liegen. Dieser soll - wie schon die Lage des Alters in der Erwerbsarbeit - anhand des Fünften Altenberichts und des Deutschen Alterssur- vey geschehen. Es soll untersucht werden, inwieweit und in welchen Bereichen sich ältere Menschen im Ehrenamt engagieren.
2. Sennetts Theorie der Kultur des neuen Kapitalismus
Sennetts Untersuchung beginnt mit einem Rückblick: Hatte man, wie im „Port-Huron- Statement“ der Neuen Linken in den USA (vgl. Sennett: S. 145), noch geglaubt, dass das Lösen der bürokratischen Fesseln eine neue Kultur der Gemeinschaft schaffen könnte1, zeigte die New Economy ein ganz anderes Bild. Um in der Kultur dieses neuen Kapitalismus mit „instabilen, fragmentierten sozialen Beziehungen“ (ebd.: S. 8) zu überleben, wird eine neue Persönlichkeit, die nach Sennett drei Herausforderungen erfül- len muss, benötigt.
(1) In der Kultur des neuen Kapitalismus kann der Mensch auf keine klare Struktur ver- trauen/bauen, deswegen muss er zeitlich und räumlich flexibel sein. (2) Ebenso und auch deswegen müssen erlernte Fähigkeiten ständig erneuert werden. (3) Damit verbun- den ist ein Einstellungswandel. In einer nicht mehr handwerklich, sondern meritokra- tisch2 geprägten Gesellschaft, werden nicht vornehmlich bisher erbrachte Leistungen anerkannt, sondern potentielle Leistungen (vgl. ebd.: S. 9).3
Dieses neue Ideal ist in den heutigen Persönlichkeiten aber noch nicht verankert. Der Mensch schätzt die Planbarkeit, kennt seine Erfahrungen, die ihn prägen und ist stolz auf das Ereichte. Das neue Ideal, so Sennett, „verletzt und entwurzelt viele, anstatt sie zu befreien“ (ebd.: S. 10). Um die Bedeutung dieses neuen Ideals zu verstehen, muss man die neuen Institutionen betrachten, die dieses Menschenbild fordern und fördern.
2.1 Wandel der Institutionen
Nicht nur das Menschenbild hat sich in der New Economy verändert, sondern auch die Institutionen.
Die Institutionen im alten, sozialen Kapitalismus4 waren geprägt durch Stabilität mit einer hohen Zahl an Beschäftigten, was sie oft als starr oder versteinert darstellte (vgl. ebd.: S. 21f.). Zu dieser Stabilisierung hat, so Sennett, vor allem die militärische Orga- nisation5 der Institutionen geführt.
Institutionen besaßen eine pyramidenförmige Struktur: Macht war eindeutig auf einige Wenige verteilt, der Bauch, also die breite Basis der Arbeiter, konnte weit ausgedehnt werden, jeder also seinen Platz finden (vgl. ebd.: S. 28f.).
Ein weiterer Grund für die Stabilität des sozialen Kapitalismus war das Verhältnis zur Zeit. Sie war planbar und auf Langfristigkeit gerichtet, was dem Einzelnen Sicherheit brachte:
„Die rationalisierte Zeit eröffnete den Menschen die Möglichkeit, ihr Leben als Geschichte zu begreifen - nicht im Sinne eines notwenigen Geschehens, sondern einer Norm, als Ordnung der Erfahrung“ (ebd.: S 24).
Zu diesen Normen gehörten vor allem die berufliche Laufbahn, die langfristige Anstel- lung bei einem Unternehmen und Bildung, als Schlüssel zu dieser (vgl. ebd.: S. 24f.). Doch nicht nur in der Lebensplanung, sondern auch als Dimension von Belohnung wird Zeit zu einem entscheidenden Faktor. Der soziale Kapitalismus zeichnet sich durch eine verzögerte Belohnung aus: Steigendes Alter und Erfahrung in einem Unternehmen war gleichzusetzen mit einem Einkommenszuwachs (vgl. ebd.: S. 24). Auch der Wohl- fahrtsstaat passte sich dieser Belohnungsstrategie (z.B. Altersrente) an.
Der soziale Kapitalismus war also geprägt durch Langfristigkeit und Planbarkeit, bei der vor allem Arbeit und über Zeiträume gemachte Erfahrungen eine wichtige Rolle spielten. Dem Einzelnen wurde stets ein Gefühl des Gebrauchtwerdens und der Sicher- heit vermittelt: „Man steigt auf der Leiter hinauf oder hinab oder bleibt auf einer Stufe stehen, aber es gibt stets eine Sprosse auf die man treten kann“ (ebd.: S. 25).
Für die Umwandlung der Institutionen in ihre heutige Form führt Sennett drei prägende Entwicklungen an: Globalisierung, Machtverschiebung und neue Technologien.
Durch die Globalisierung6 wurden die Grenzen der einstigen Unternehmen unübersicht- lich: das Geld verlor seine nationalen Grenzen und auch Unternehmen bekamen neue, oft internationale Investoren, was sie zusätzlich aus ihrer nationalen Bindung lösten (vgl. ebd.: S. 34f.). Folge dieser Globalisierung war auch ein Machtwechsel, der die pyramidenförmige Struktur aufgebrochen hat. Heute zählen nur schnelle Gewinne statt langfristige Planung. Dies führt dazu, dass Stabilität als Schwäche gilt und ein flexibles, auf kurzfristige Gewinne ausgelegtes Unternehmen eher den Vorstellungen des Kapitals entspricht (vgl. ebd.: S. 35ff.). Diese neue Struktur fördert auch das zu Beginn skizzierte Menschenbild.
Die dritte Entwicklung brachte gleich zwei Veränderungen innerhalb der Institutionen. Die neuen technischen Entwicklungen veränderten sowohl die Macht-, als auch die Be- schäftigungs- bzw. Arbeitsstruktur.
Die Entwicklungen im Bereich der Kommunikation führten zu einem Abbau des Inter- pretationsspielraums der Anweisungen7. Sie veränderte aber auch die Arbeitsstruktur. Neue technologische Entwicklungen führen unweigerlich zur Automatisierung mancher Arbeitsabläufe. Menschen laufen also im neuen Kapitalismus Gefahr, aus dem System heraus zufallen (vgl. ebd.: S. 38f.): Man muss immer neue Fähigkeiten erwerben um „nicht hinter der Maschine zurück zubleiben“ (ebd.: S. 39).
Die bisherige Autonomie wird durch das neue Prinzip des ‚the winner takes it all’ er- setzt. Diese neue Konkurrenz innerhalb des Unternehmens führt zu einem hohen Maß an Stress und Angst8 bei den Beschäftigten (vgl. ebd.: S. 44f.).
Durch die Umstrukturierung der Unternehmen herrscht eine immer größere soziale Dis- tanz9 (vgl. ebd.: S. 47). Diese neue Struktur führt zu einem schwerwiegenden Problem: Das Selbstverständnis, das durch Arbeitsidentität10 erzeugte Zugehörigkeitsgefühl, gerät in Bedrängnis.
Arbeit war und ist immer noch bedeutend für die Frage nach dem Ansehen und Status innerhalb der Gesellschaft. Stabile Unternehmen vermittelten ein Gefühl von Stolz und Zugehörigkeit (vgl. ebd.: S. 59f.). Doch das Ansehen langfristiger Arbeit hat sich geän- dert: In der neuen Kultur zählen, wie beschrieben, vor allem Kurzfristigkeit und Risiko- bereitschaft (vgl. ebd.: S. 61f.).
Doch zeigen Untersuchungen von Zeitarbeitern, dass sich auf Dauer Frustration ein- stellt, da soziale Zugehörigkeit doch wichtiger ist und die Hoffnung auf die zukünftige Belohnung schwindet. Auch die sozialen Institutionen können dies nicht mehr garantie- ren (vgl. ebd.: S. 62f.). Die unteren Schichten bleiben allein ohne großes soziales Netz- werk zurück, denn:
„Alle sozialen Beziehungen brauchen Zeit zu ihrer Entwicklung. Eine Lebensge- schichte, in der ein Individuum für andere wichtig ist, braucht auch Institutionen, die ein Leben lang währen“ (ebd.: S. 33).
Diese sind im neuen Kapitalismus aber nicht mehr Realität.
Somit bedeutet „die Fragmentierung der Großinstitutionen (..) für viele auch eine Frag- mentierung ihres Lebens“ (ebd.: S. 8): Die Loslösung der Bürokratie führte zur Loslö- sung der klaren Strukturen der Lebensplanung geprägt durch Desorientierung und häu- figem Wechsel von Arbeitsort und -platz (vgl. ebd.: S. 8).
2.2 Das Gespenst der Nutzlosigkeit
Sennett identifiziert in verschiedenen Zeiten oder Formen der Wirtschaft bei unter- schiedlichen Akteuren, aus unterschiedlichen Gründen Nutzlosigkeitsgefühle11. Sennett führt drei Gründe an, die die Angst vor dem Gespenst der Nutzlosigkeit im neuen Kapi- talismus verstärken: Globalisierung, Automatisierung und das Alter.
Wie schon oben beschrieben sind die Institutionen im neuen Kapitalismus losgelöst von allen Grenzen. Diese Globalisierung12 wirkt sich auch auf das Angebot der Arbeitskräf- te aus. In anderen Ländern wird qualifizierte Arbeit zu geringeren Löhnen angeboten, was einen Verbleib der Unternehmen in den Hochlohnländern unwahrscheinlich macht. Die Konkurrenz um Qualifikation und Motivation kann in den westlichen Ländern nicht gewonnen werden, was die Angst der Nutzlosigkeit verstärkt (vgl. ebd.: S. 73).
Wie ebenfalls schon beschrieben, hat der Mensch im neuen Kapitalismus Angst hinter der Maschine zurückzubleiben. Automatisierung bietet die gewünschte Flexibilitäts- und Produktivitätssteigerung und dies nicht nur im handwerklichen Bereich, sondern auch in Verwaltung und Dienstleistungen (vgl. ebd.: S. 75f.). Dies bedeutet, dass Ar- beitnehmer „heute tatsächlich dem Gespenst der durch Automatisierung herbeigeführten Nutzlosigkeit“ (ebd.: S. 75) gegenüberstehen.
Als neuen Grund für das Entstehen des Gespenstes der Nutzlosigkeit nennt Sennett den Umgang mit dem Alter.
Das Alter ist die Nutzlosigkeit13, die früher oder später jeder spürt. Doch wird die Nutz- losigkeit des Alters im neuen Kapitalismus auf zwei Arten definiert. Die erste beruht, so Sennett, auf dem Denken „mit dreißig ‚auf dem absteigenden Ast’ und mit vierzig ‚ganz draußen’ zu sein“ (ebd.: S. 77) und den daraus entstehenden Vorurteilen, dass Alter sei „festgefahren, langsam und kraftlos“ (ebd.: S. 77). Dies scheint paradox, denn dank der modernen Medizin ist unser Leben und auch unsere Lebensarbeitszeit verlängert wor- den.
Die zweite Definition findet über die Qualifikation statt. Wie oben schon beschrieben müssen die Fähigkeiten im neuen Kapitalismus ständig erneuert werden. Der Arbeitge- ber muss also seinem älteren Arbeitnehmer Fortbildungen anbieten oder aber auf neue, junge Kräfte setzen (vgl. ebd.: S. 78). Für die Entscheidung zugunsten der jüngeren Ar- beitnehmer führt Sennett zwei Gründe an: (1) Mit dem Alter steigt auch das Gehalt, demnach ist es aus ökonomischer Sicht sinnvoll, die Jugend dem Alter vorzuziehen, zumal auch Fortbildungskosten anfallen (vgl. ebd.: S. 78). (2) Zu dem ökonomischem spielt auch ein sozialer Aspekt eine Rolle. Ältere Arbeitnehmer kennen ihre Stärken und ihr Können, sind somit selbstsicherer und kritischer (vgl. ebd.: S. 78). Junge Arbeit- nehmer meiden eher die Konfrontation und verlassen das Unternehmen, als ihre Kritik zu äußern; Ältere hingegen leisten offen Kritik und Widerspruch (vgl. ebd.: S. 78f.). Die Wahl der neuen, flexiblen Institutionen fällt somit bevorzugt auf die Jüngeren, denn „die Formel, wonach der Wert von Erfahrung mit deren Zuwachs abnimmt, steht in der zurechtgestutzten Wirtschaft unserer Tage für eine tiefe Realität“ (ebd.: S. 80).
Der Wandel der Institutionen, die auf immer mehr Mobilität, Flexibilität, Jugend und Ungebundenheit statt Langfristigkeit, Planbarkeit und Erfahrung setzten, „lassen das Gespenst der Nutzlosigkeit zu einer konkreten Erscheinung im Leben vieler Menschen werden“ (ebd.: S. 80). Die Frage: „Wie kann man in den Augen der anderen wertvoll und nützlich werden?“ (ebd.: S. 102) bestimmt somit heute das Streben der Gesell- schaft. Die neue Kultur des Kapitalismus steht für „Aussonderung und Förderung ein- zelner Beschäftigter“ (ebd.: S. 103). Die ‚Ausgesonderten’ „können als nicht weiter nützlich oder wertvoll angesehen werden, ganz gleich, welche Leistungen sie früher erbracht haben.
Es ist anzunehmen, dass das Gefühl der Nutzlosigkeit in Zukunft verstärkt auftreten wird. Im Hinblick auf den demographischen Wandel in Europa ist zu vermuten, dass vor allem das Gefühl der Nutzlosigkeit des Alters steigen wird.
[...]
1 Im Port-Huron-Statement von 1962 wird die Idee formuliert, dass menschliche Beziehungen allein die starre Bürokratie überwinden könnten. Man ging davon aus, dass die in den 1960er Jahren bestehenden Distanzen zwischen den Menschen nicht allein durch verbesserte Institutionen oder Personalverwaltung erreicht werden könnten, sondern allein durch Großzügigkeit einzelner, die auf andere und ihre Tätigkei- ten abfärbt (Vgl. Port Huron Statement).
2 Def.:„Herrschaftsordnung nach Maßgabe von Begabung und Leistungsfähigkeit des Einzelnen; im wei- teren Sinn das Vorherrschen des Leistungsprinzips gegenüber anderen Grundsätzen der Statuszuweisung (z. B. Herkunft, Beziehungen)“( http://lexikon.meyers.de/meyers/Meritokratie). Nach Sennett sind nur noch potenzielle Fähigkeiten, aber nicht mehr erbrachte Leistungen entscheidend (Sennett: S. 9).
3 Sennett wählt den Vergleich eines Konsumenten mit einem Eigentümer. In der neuen Kultur muss der Mensch konsumieren und Neues schaffen und altes, vielleicht noch intaktes zurücklassen. Wohingegen er in der alten Kultur, wie ein Eigentümer, über das bisher erreichte gewacht hat (vgl. Sennett: S .9).
4 Sennett nimmt hier Bezug auf die Zeit zwischen 1860 bis 1970 (vgl. Sennett: S. 22).
5 In militärisch organisierten Institutionen ist Macht klar definiert: Anweisungen gelangen über mehrere Ebenen an die Position, die sie betreffen. Bis sie dort angekommen sind, wurden sie von vielen ‚über- setzt’ und immer noch bleibt den Ausführenden ein gewisser Interpretationsspielraum, um die Anweisung auszulegen (vgl. Sennett: S. 31f.). Gerade dieses Interpretieren, führt Sennett im Bezug auf seine Bücher „Der flexible Mensch“ und „Gerechtigkeit in Zeiten der Ungleichheit“ an, sei der Grund, weshalb Men- schen in diesen starren Gefügen das Gefühl der Selbstständigkeit und auch trotz Unzufriedenheit, ein gewisses Engagement entwickelten (vgl. Sennett: S. 32ff.).
6 Sennett setzt hier den Beginn mit dem Scheitern des „Bretton-Woods-Abkommen“, das zum Ziel die reibungslose und von Handelsbarrieren befreite Abwicklung des Welthandels bei festen Wechselkursen hatte (vgl. Sennett: S. 34).
7 Durch neue Kommunikationstechniken (z.B. Email-Kommunikation) gelangen Anweisungen klar for- muliert auf die Ebene, die sie betreffen, was jegliche ‚Übersetzung’ verhindert (vgl. Sennett: S. 38).
8 Sennett unterscheidet hier zwischen diffuser und konkreter Angst. Diffuse Angst richtet sich gegen eine undefinierte Größe; konkrete an genau festmachbare Dinge, wie z.B. Schmerzen. Der neue Kapitalismus ist geprägt durch diffuse Angst: strukturelle Veränderungen in Unternehmen sind unberechenbar gewor- den und orientieren sich nicht mehr an Arbeitsprozessen, sondern auf das äußere Bild, um attraktiv zu wirken. Stress entsteht, so Sennett, nicht allein durch die Konkurrenz, sondern auch dadurch, dass die Grenzen zwischen Kollegen und Konkurrenten nicht mehr eindeutig zu bestimmen sind (Vgl. Sennett: S. 45f.).
9 Soziale Distanz zeigt sich für Sennett vor allem in der Rolle der Berater: Sie demonstrieren die Macht der Führung und erfüllen deren negativen Aufgaben, ohne das die eigentliche Macht greifbar da ist (vgl. Sennett: S. 47f.).
10 Arbeitsidentität bedeutet hier „weniger die Frage, wer man ist, als: wohin man gehört“ (Sennett: S. 59).
11 Sennett drückt das Nutzlosigkeitsgefühl immer mit den Worten Gespenst der Nutzlosigkeit aus. Die Formulierung als Gespenst zeigt, dass das Nutzlosigkeitsgefühl ungreifbar und nicht genau definierbar ist. Es ist aber als permanente Angst in den Köpfen der Menschen vorhanden und somit in ihren Handlungen verdeckt präsent. Er definiert das Moment der Angstauslösung mit der ständigen indirekten Frage: „Wie kann man in den Augen anderer wertvoll und nützlich werden?“ (Sennett: S. 102). Sennetts Begriff der Nutzlosigkeit ist immer mit Arbeit verbunden: Wer Arbeit hat, tut etwas für die Gesellschaft, ist somit nützlich für sie. Doch, so zeigt Sennett mit Blick auf die Geschichte, ist wirtschaftliche Entwicklung auch immer eng verbunden mit einer Verknappung der benötigten Arbeitsplätze. Die Menschen zogen vom Land in die Städte, weil es dort keine Arbeit mehr gab. Doch auch die Fabriken könnten nicht allen, vor allem den ungelernten, gering qualifizierten Arbeitssuchenden einen Arbeitsplatz bieten, zumal techni- sche Entwicklungen den Bedarf nochmals verringerten. Der Ausweg aus dieser Nutzlosigkeit wurde dar- aufhin in der Bildung gesehen. Doch zeigt die heutige Wissensgesellschaft, dass auch Bildung kein Ga- rant für sichere Arbeit ist. Auch die Wissensgesellschaft braucht immer weniger Arbeitskräfte (vgl. Sen- nett: S. 70f.).
12 „Der Begriff ‚Globalisierung’ bezeichnet unter anderem die Wahrnehmung, dass die Ausgangspunkte menschlicher Energie sich verlagern und die Menschen in der bereits entwickelten Welt deshalb mögli- cherweise den Anschluss verlieren“ (Sennett: S. 74).
13 Sennett verwendet Nutzlosigkeit hier im Sinne von Unproduktivität (vgl. Sennett: S. 76f.).
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