„Gehaltenes Versprechen“ – so nannte die radikal-islamische libanesische Hisbollah ihre Operation, die am 12. Juli 2006 mit der Entführung zweier israelischer Soldaten und der Ermordung acht weiterer an der nördlichen Grenze Israels zum Libanon den Libanonkrieg 2006 auslöste.
Die Reaktion Israels folgte prompt und überraschte in ihrem Ausmaß nicht nur die Hisbollah, sondern auch die Weltöffentlichkeit. Mit umfangreichen Luft- und Bodeneinsätzen in weiten Teilen des Libanon wollte Israel die Befreiung der entführten Soldaten herbeiführen und die Hisbollah vernichten oder doch zumindest empfindlich schwächen.
Die Hisbollah wiederum beschoss den Norden Israels mit Raketen.
Der Krieg wurde von Anfang an von den deutschen Medien ausführlich begleitet. Bereits während der militärischen Auseinandersetzungen kam allerdings die Kritik auf, die Medien berichteten einseitig und anti-israelisch.
Der Vorwurf der Einseitigkeit und Parteilichkeit an die Medien wiegt schwer, berührt er doch bedeutende Grundsätze des freiheitlich-demokratischen Mediensystems wie die Norm der Objektivität der Berichterstattung und der daraus resultierenden Trennung von Nachricht und Meinung.
Die Frage, wann es zu einer Verletzung dieser Norm kommt, wird in der Publizistik-Wissenschaft unterschiedlich beantwortet. Zwar besteht Einigkeit, explizite Bewertungen im Nachrichtenteil als unzulässig aufzufassen, aber für Klaus Schönbach findet eine Umgehung der Trennungsnorm auch dann statt, wenn durch Selektion oder Transformation von Informationen bestimmte Ereignisse aufgewertet und andere gänzlich außen vor gelassen werden. Wenn Meinungsbeiträge auf der einen Seite mit Nachrichtenbeiträgen auf der anderen Seite so abgestimmt werden, dass jene Nachrichtenbeiträge, die die Meinungslinie unterstützen, hervorgehoben werden, nennt Schönbach dies "Synchronisation".
Eine Untersuchung der deutschen Printmedien hinsichtlich der Verletzung der Trennungsnorm bei der Berichterstattung über den Libanonkrieg 2006 ist bislang noch nicht durchgeführt worden. In vorliegender Arbeit wird dies im Hinblick auf folgende Fragestellung getan:
Kam es in der Berichterstattung über den Libanonkrieg 2006 zur Synchronisation zwischen Berichterstattung und Kommentierung hinsichtlich der Darstellung der zentralen Konfliktparteien?
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Theoretische Grundlagen der Untersuchung
- 2.1. Publizistische Vielfalt
- 2.2. Das Problem der Objektivität der Berichterstattung
- 2.3. Zur Trennung von Nachricht und Meinung
- 2.4. Nachrichtenauswahl und Verzerrungen in der Berichterstattung
- 2.4.1. Nachrichtenauswahl- und Gatekeeper-Forschung. Warum wird ein Ereignis zur Nachricht?
- 2.4.2. News-Bias-Forschung
- 2.4.2.1. Verzerrte Berichterstattung und ihre Ursachen
- 2.4.2.2. Verzerrung der Berichterstattung durch Synchronisation
- 2.4.2.2.1. Rollenzuschreibungen als Mittel der Synchronisation
- 2.4.2.2.2. „Opportune Zeugen“ als Mittel der Synchronisation
- 2.4.2.2.3. „Instrumentelle Aktualisierung“ als Mittel der Synchronisation
- 2.5. Zusammenfassung
- 3. Medien und Krieg
- 3.1. Probleme der Kriegsberichterstattung
- 3.2. Krieg als Thema der (deutschen) Berichterstattung
- 3.3. Der israelisch-arabische Konflikt und die Medien
- 3.3.1. Berichterstattung im israelisch-arabischen Konflikt
- 3.3.2. Entwicklung des Konflikts und seine Begleitung durch die Medien
- 3.3.2.1. Von der israelischen Staatsgründung zum Sechstagekrieg
- 3.3.2.2. Sechstagekrieg 1967
- 3.3.2.3. Jom-Kippur-Krieg 1973
- 3.3.2.4. Der Weg zum ersten Libanonkrieg 1982 und seine Folgen
- 3.3.2.5. Aufstand der Palästinenser
- 3.3.2.6. Der zweite Libanonkrieg 2006
- 3.4. Zusammenfassung
- 4. Anlage der Untersuchung
- 4.1. Gegenstand und Methode der Analyse und Untersuchungsziele
- 4.2. Anwendung der theoretischen Grundlagen auf die Untersuchung
- 4.3. Medienauswahl
- 4.4. Forschungsfragen und Hypothesen
- 4.5. Untersuchungszeitraum
- 4.6. Operationalisierung und Kategorienbildung
- 4.7. Validitäts- und Reliabilitätsprüfung
- 5. Ergebnisse
- 5.1. Vorgehensweise zur Überprüfung der Hypothesen
- 5.2. Rollenbilder
- 5.2.1. Darstellung Israels
- 5.2.2. Darstellung der Opfer
- 5.2.3. Urheber der Täter-Darstellungen
- 5.2.4. Zusammenfassung
- 5.3. Themenauswahl
- 5.3.1. Thematisierung militärischer Kampfhandlungen
- 5.3.2. Thematisierung der humanitären Situation
- 5.3.3. Zusammenfassung
- 5.4. Bewertungen
- 5.4.1. Negative Bewertungen und ihre Urheber
- 5.4.2. Zusammenfassung
- 5.5. Synchronisation in den drei Zeitungen
- 6. Schlussbetrachtung
- 6.1. Berichterstattung und Synchronisation
- 6.2. Weiterführende Gedanken
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Berichterstattung deutscher Zeitungen über den Libanonkrieg 2006 und analysiert die Synchronisation der Darstellungen. Ziel ist es, die Rollenzuschreibungen, die Themenauswahl und die Bewertungen in den ausgewählten Medien zu identifizieren und zu analysieren, um mögliche Verzerrungen aufzuzeigen.
- Synchronisation der Berichterstattung im Libanonkrieg 2006
- Rollenzuschreibungen an die beteiligten Akteure (Israel, Hisbollah, Libanon)
- Thematisierung militärischer und humanitärer Aspekte des Konflikts
- Vergleichende Analyse der Berichterstattung verschiedener Zeitungen
- Einfluss von Nachrichtenauswahl und -verzerrung auf die öffentliche Wahrnehmung
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 bildet die Einleitung. Kapitel 2 legt die theoretischen Grundlagen der Untersuchung dar, einschließlich publizistischer Vielfalt, Objektivität, der Trennung von Nachricht und Meinung, sowie Nachrichtenauswahl und -verzerrungen, mit besonderem Fokus auf Synchronisationseffekte. Kapitel 3 beleuchtet Medien und Krieg im Allgemeinen und den israelisch-arabischen Konflikt im Speziellen, mit einer historischen Einordnung bis zum Libanonkrieg 2006. Kapitel 4 beschreibt die Methodik der Untersuchung, einschließlich der Medienauswahl, Forschungsfragen und der Operationalisierung der verwendeten Kategorien. Die Ergebnisse der Untersuchung werden in Kapitel 5 vorgestellt, ohne die Schlussfolgerungen vorwegzunehmen.
Schlüsselwörter
Libanonkrieg 2006, Medienberichterstattung, Synchronisation, Rollenzuschreibung, News Bias, Nachrichtenauswahl, Israel, Hisbollah, Objektivität, Verzerrung, Konfliktberichterstattung.
- Quote paper
- M.A, Hannah Bloch (Author), 2008, Hochgerüstete High-Tech-Armee gegen ziellose Guerilla-Truppe?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/122177