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Beginnen möchte ich die Arbeit mit einer Kurzanalyse formaler
Charakteristika, die dazu dienen soll, gemeinsam mit den inhaltlichen
Besonderheiten, die aufgewühlt gespannte und zugleich spannungsreiche
Grundstimmung der Ballade näher zu bestimmen und die Mittel zu
veranschaulichen, mit welchen eben diese Atmosphäre erzeugt wird. Der
zweite Teil der Arbeit soll den Motiven der Doppelgängerin sowie des
Spiegelbildes gewidmet sein. Um die zahlreichen Funktionen und Aspekte der
Doppelgängererscheinung vor Augen zu führen, erweist es sich als Einstieg sinnvoll, das Spiegelmotiv in die Betrachtungen einzubeziehen, zumal es im
Werk Droste-Hülshoffs wiederkehrende Verwendung findet und im Fall des
Fräuleins von Rodenschild die Gestaltung der Doppelgängerin bedingt. Zur
Erläuterung des Spiegelmotivs, auf das im Text explizit referiert wird, werde ich
zur Veranschaulichung ein weiteres Gedicht Droste-Hülshoffs, Das Spiegelbild,
in meine Überlegungen einbeziehen, um danach mit einem kurzen Diskurs auf
Jacques Lacans psychoanalytische Deutung des „Spiegelstadiums“ die
theoretischen Grundlagen zum Verständnis der Doppelgängerin als zweites
Ich des Fräuleins zu legen. Der dritte Teil ist noch einmal der dialektischen
Grundstruktur der Ballade gewidmet, die nicht mehr von formaler Seite,
sondern nun von inhaltlich sowie sprachlich-stilistischer Perspektive aus als
weitere Voraussetzung für die Doppelgängerin betrachtet werden soll. Im
vierten Teil folgt schließlich die Untersuchung der Doppelgängergestalt und ihr
Verhältnis zum lyrischen Ich, die Reaktionen und Veränderungen, die sie im
Fräulein auslöst sowie die finale Konsequenz, die aus der Begegnung
resultiert.
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Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Formale Analyse der Ballade
- Inhaltliche Analyse der Ballade
- Das Spiegelmotiv als Basis für das Doppelgängermotiv
- Jacques Lacans Theorie des „Spiegelstadiums“
- Die Vorbereitung der Doppelgängererscheinung durch die dialektische Grundstruktur des Gedichts
- Die Doppelgängerin und das lyrische Ich
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Motive des Spiegelbildes und des Doppelgängers in Annette von Droste-Hülshoffs Ballade „Das Fräulein von Rodenschild“. Die Analyse fokussiert auf die Interaktion zwischen formalen Aspekten der Ballade und ihrer inhaltlichen Gestaltung, um die Bedeutung dieser Motive im Kontext des Werkes zu erhellen.
- Formale Analyse von „Das Fräulein von Rodenschild“
- Das Spiegelmotiv und seine Funktion
- Die psychoanalytische Interpretation des Doppelgängers nach Lacan
- Dialektische Strukturen und ihre Bedeutung für die Doppelgängerdarstellung
- Das Verhältnis zwischen lyrischem Ich und Doppelgängerin
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die zentrale Frage nach der Bedeutung des Spiegel- und Doppelgängermotivs in der Ballade und skizziert den Aufbau der Arbeit.
Die formale Analyse untersucht Metrum, Reimschema, Kadenzen und Syntax der Ballade und deutet sie als Ausdruck des psychischen Zustands des lyrischen Ichs.
Der Abschnitt zur inhaltlichen Analyse beginnt mit der Untersuchung des Spiegelmotivs und seiner Beziehung zum Doppelgängermotiv. Es werden Parallelen zu Droste-Hülshoffs „Das Spiegelbild“ gezogen und Lacans Theorie des „Spiegelstadiums“ herangezogen, um die psychologischen Aspekte zu beleuchten.
Anschließend wird die Rolle der dialektischen Grundstruktur der Ballade für das Entstehen der Doppelgängererscheinung analysiert. Es werden die verschiedenen Versuche des lyrischen Ichs, seine Emotionen zu kontrollieren, dargestellt.
Schließlich wird das Verhältnis zwischen dem lyrischen Ich und seiner Doppelgängerin untersucht, einschließlich der Reaktionen des lyrischen Ichs auf das Erscheinen der Doppelgängerin und deren Interpretation im Kontext von Lacans Theorie.
Schlüsselwörter
Annette von Droste-Hülshoff, Das Fräulein von Rodenschild, Spiegelmotiv, Doppelgängermotiv, Jacques Lacan, Spiegelstadium, Dialektik, Lyrik, Schauerballade, psychische Krise, Identität, Emanzipation.
- Quote paper
- Claudia Wannack (Author), 2007, „Weh, bin ich toll, oder nahet mein End’?“ - Zum Doppelgänger- und Spiegelbildmotiv in Annette von Droste-Hülshoffs Ballade "Das Fräulein von Rodenschild", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/122170