Die vorliegende Arbeit zeigt die Indikatoren und Schwerpunkte der Integration von jugendlichen Aussiedlern in Deutschland auf. Nachdem der rechtliche Rahmen des Aussiedlerproblems und die Entwicklung des Aussiedlerphänomens seit dem Ende des zweiten Weltkrieges aufgezeigt wurden, werden die staatlichen Massnahmen zur Regulierung der Zuwanderung vorgestellt. Der Hauptteil der Arbeit besteht aus dem Vergleich von Ergebnissen verschiedener empirische Studien in Bezug auf die Indikatoren „Sprache“, „Familie“, „Schule und Ausbildung“, „Freizeitverhalten“ und „Kleinräumliche Segregation“. Darin stehen speziell die jugendlichen Aussiedler im Mittelpunkt des Interesses. Das Kapitel über nationale und internationale Aussiedlernetzwerke hebt die Vor- und Nachteile in Bezug auf die soziale Integration hervor, wenn die Aussiedler über gut informierte und funktionierende Netzwerke immigrieren und durch deren nachhaltige Unterstützung im Ankunftsland ihre neue Existenz aufbauen.
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Inhalt
Abstract
1. Einleitung
2. Definitionen
2.1 Rechtlicher Rahmen der Aussiedler und Spätaussiedler
2.2 Soziale Integration
3. Deutschland als Zuwanderungsland: Ein historischer Überblick
3.1 Aussiedlermigration nach dem zweiten Weltkrieg
3.2 Aussiedlermigration nach Deutschland nach 1973
3.3. Aussiedlermigration nach Deutschland nach 1989
4. Staatliche Integrations- und Regulierungsmassnahmen
5. Integrationsindikatoren bei jugendlichen Aussiedlern
5.1 Sprache
5.2 Familie
5.3 Schule und Ausbildung
5.4 Freizeitverhalten und Peer Group
5.5 Kleinräumliche Segregation
6. Der Einfluss von Aussiedlernetzwerken auf die soziale Integration
7. Fazit
8. Literaturverzeichnis
9. Abkürzungsverzeichnis
Abstract
Die vorliegende Arbeit zeigt die Indikatoren und Schwerpunkte der Integration von jugendlichen Aussiedlern in Deutschland auf. Nachdem der rechtliche Rahmen des Aussiedlerproblems und die Entwicklung des Aussiedlerphänomens seit dem Ende des zweiten Weltkrieges aufgezeigt wurden, werden die staatlichen Massnahmen zur Regulierung der Zuwanderung vorgestellt. Der Hauptteil der Arbeit besteht aus dem Vergleich von Ergebnissen verschiedener empirische Studien in Bezug auf die Indikatoren „Sprache“, „Familie“, „Schule und Ausbildung“, „Freizeitverhalten“ und „Kleinräumliche Segregation“. Darin stehen speziell die jugendlichen Aussiedler im Mittelpunkt des Interesses. Das Kapitel über nationale und internationale Aussiedlernetzwerke hebt die Vor- und Nachteile in Bezug auf die soziale Integration hervor, wenn die Aussiedler über gut informierte und funktionierende Netzwerke immigrieren und durch deren nachhaltige Unterstützung im Ankunftsland ihre neue Existenz aufbauen.
1. Einleitung
Der Fall der Mauer 1989 und die deutsche Wiedervereinigung 1990 waren eine Übergangsschwelle von tief greifender weltpolitischer Bedeutung und damit der Beginn einer neuen Ära. Ab diesem Zeitpunkt stand vielen Menschen aus Osteuropa der Weg in den Westen zum ersten Mal seit 1961 wieder offen. Millionen deutschstämmige Personen strömten in die wiedervereinte Bundesrepublik und bis heute stellt sich der Aussiedlerzuzug immer noch als immense gesellschaftliche Herausforderung heraus. Diese Herausforderungen bestehen einerseits aus der Zuwanderungsregulierung und Integrationsmassnahmen in Deutschland, andererseits bemüht sich die Regierung um angemessene Bleibehilfe für verbliebene deutsche Minderheiten, wie zum Beispiel diejenige auf dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion, die immer noch auf rund 1,5 Millionen Personen geschätzt wird (Schwarz 2001:37). Diese Zahlen, hinter der Menschen mit unterschiedlichsten Geschichten stecken, zeigen auf, dass das Aussiedlerphänomen aus der Perspektive der transnationalen Migration ein aktuelles Thema ist, das disziplinenübergreifend diskutiert werden sollte, damit die Politik antizipierend agieren kann.
In dieser Arbeit dreht sich die Hauptfragestellung um die deutschen Aussiedler, die nach langer oder sogar lebenslanger Absenz in ihrem ursprünglichen Heimatstaat eingebürgert werden. Wie kommen die Betroffenen zurecht? Werden sie von der Bevölkerung akzeptiert, oder kommt es zur Segregation? Wie bilden sich Netzwerke und inwiefern profitieren die Aussiedler von ihrem sozialen Kontaktnetzwerken? Die vorliegende Arbeit soll eine Bestandesaufnahme sein. Der Stand der Forschung und Stand der Integration speziell der jugendlichen Aussiedler soll aufgezeigt werden. Lösungsansätze werden im Fazit angedeutet, sind aber meist zu komplex und umfangreich, als dass sie in einer Proseminararbeit vollständig und umfänglich dargestellt werden können.
Im zweiten Kapitel werden die Begriffe Aussiedler, Spätaussiedler und soziale Integration in einem für diese Arbeit nützlichen Rahmen erklärt und definiert. In Kapitel drei erfolgt ein kurzer historischer Rückblick auf die Entwicklung des Aussiedlerphänomens der vergangenen 60 Jahre.
Das vierte Kapitel zeigt den Standpunkt und die Massnahmen des Staates und der Sozialpolitik auf. Seit der Gründung der Bundesrepublik 1949 und speziell seit dem Ende des Ost-West-Konfliktes beschäftigt sich die Bundesregierung intensiv mit dem Aussiedlerphänomen. Der Fokus ist hierbei auf die Massnahmen in Deutschland gerichtet. Nicht zu vergessen sind die Bemühungen, welche die Regierung unternimmt, um im Ausland lebende deutstämmige Personen und ihre Kultur zu unterstützen.
Kapitel fünf richtet den Blickwinkel auf die jungen Aussiedler, die für die zukünftige Entwicklung des Heimatlandes am interessantesten sind und das grösste Potential haben, sich in die neue Gesellschaft zu integrieren.
Im sechsten Kapitel wird auf die unterschiedlichen Netzwerkbildungen der einzelnen Aussiedlergruppen eingegangen und der Gedanke, inwiefern diese Netzwerke Teil einer Integrationsstrategie sein können, weiterentwickelt. Abschliessend werden, wie bereits angedeutet, im Fazit rückblickend die wichtigsten Punkte der Arbeit wiedergegeben und vorausschauend einige Schlussfolgerungen daraus gezogen.
2. Definitionen
2.1 Rechtlicher Rahmen der Aussiedler und Spätaussiedler
Um für die Menschen, die in der Folge des Zweiten Weltkrieges durch Flucht und Vertreibung in die Bundesrepublik Deutschland kamen, aber nicht die deutsche Staatsbürgerschaft besassen, eine staatsangehörigkeitsrechtliche Integrationsmöglichkeit zu gewährleisten, wurde im Grundgesetz mit Art. 116 Abs. 1 der sogenannte Statusdeutsche geschaffen. Darin heisst es: „Deutscher im Sinne dieses Grundgesetztes ist vorbehaltlich anderweitiger gesetzlicher Regelung, wer die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt, oder als Flüchtling oder Vertriebener deutscher Volkszugehörigkeit oder als dessen Ehegatte oder Abkömmling im Gebiet des deutschen Reichs nach dem Stande vom 31.12.1937 Aufnahme gefunden hat“ (Bundesministerium der Justiz 2008:o. S.).
Nach dem Ende des Ost-West-Konfliktes und dem damit einhergehenden Zusammenbruch des Sowjetsystem, das viele deutsche Familien an einer Übersiedlung nach Deutschland fast ein halbes Jahrhundert lang hinderte, sah sich die Bundesrepublik gezwungen, sich auf eine neue Migrationswelle vorzubereiten. Am 1. Juli 1990 trat das Aussiedleraufnahmegesetz (AAG) in Kraft, womit eine Neuregelung der Aussiedlerpolitik eingeleitet wurde (Strobl und Kühnel 2000:29). Knapp drei Jahre später, am 1. Januar 1993, trat das Kriegsfolgenbereinigungsgesetz (KfbG) in Kraft, in welchem der Begriff des Aussiedlers und des Spätaussiedlers differenziert definiert wurden und dabei der dafür in Frage kommende Personenkreis mit wenigen Ausnahmen auf die ehemaligen Staaten der Sowjetunion eingeschränkt wurde. Als Aussiedler gelten demnach Personen, die die Aussiedlungsgebiete bis zum 31.12.1992 verlassen haben. Den Rechtstatus eines Spätaussiedler erhalten jene, die vor dem 1.1.1993 geboren wurden und erst nach dem 21.12.1992 ihren Aufnahmebescheid erhalten haben und sich seit mindestens dem 1.1.1993 in der Bundesrepublik aufhalten (Wolf 1998:6). Im Unterschied zu den Aussiedlern müssen die Spätaussiedler individuell nachweisen, dass sie als Deutschstämmige in den Herkunftsgebieten unter Vertreibungsdruck litten (Strobl und Kühnel 2000:29) oder Nachkommen solcher Personen sind (Bommes 2000:21). Auch ausländische Ehegatten und Kinder erhalten nach der Aufnahme die deutsche Staatsangehörigkeit; Ehegatten allerdings nur, wenn die Ehe im Herkunftsland bereits drei Jahre bestanden hat (Strobl und Kühnel 2000:30). In der vorliegenden Arbeit werden die betroffenen Personen der Einfachkeit halber allesamt Aussiedler genannt, da die in den zitierten Studien vorkommenden Populationen auch nicht in die beiden Unterkategorien aufgeteilt werden.
2.2 Soziale Integration
Der schillernde Begriff der Integration bezieht sich in der Soziologie auf die Herstellung eines einheitlichen Ganzen. Münch (1997:66) definiert Integration als einen „Zustand der Gesellschaft, in dem alle ihre Teile fest miteinander verbunden sind und eine nach aussen abgegrenzte Einheit bilden“. Angesichts der Heterogenität der empirischen Resultate von Studien über die Integration von Zuwanderern betonen Bade und Bommes (2004:25f.), dass „soziale Integration kein Kompaktereignis“ ist und dass niemand „in die Gesellschaft“ integriert wird, sondern soziale Integration ein vielmehr vielgestaltiger und in sich differenzierter Prozess ist, der sich unter normativen Gesichtspunkten einer einfachen Bewertung entzieht. In Bezug auf diese Heterogenität sprechen Mammey und Schiener (1998:63) aus empirischer Perspektive von Dimensionen sozialer Ungleichheit unter den Aussiedlern. Dass nicht alle Zuwanderer die gleichen Chancen in Lebensbereichen wie Bildung oder Arbeit haben, ist nachvollziehbar, da sie mit unterschiedlichen Ressourcen ausgestattet sind. Doch diese Dimensionen sozialer Ungleichheit lassen sich auch als Dimensionen sozialer Integration interpretieren. Nach den Schlussfolgerungen von Mammey und Schiener (1998:63) wären demnach von einer gelungenen sozialen Integration auszugehen, wenn die Bevölkerungsgruppe der Aussiedler in allen sozialen Dimensionen ähnliche Verteilungsmuster annähme wie die Gruppe der einheimischen Bevölkerung.
Stobl und Kühnel (2000:42) schlagen vor, soziale Integration als „die mehr oder minder Einbindung in (…) Kommunikations- beziehungsweise Handlungszusammenhänge über die Orientierung an deren zentralen Werte und Normen zu definieren“. Kommunikations- und Handlungszusammenhänge setzen sich in der Regel aus mehreren Beteiligten zusammen. Dabei scheint die Wahrnehmung der unterschiedlichen Perspektiven der Handlungsakteure wichtig. Einerseits sind da die Aussiedler, die ein neues Umfeld betreten und in diesem zurecht kommen müssen, andererseits ist da die Gesellschaft mit all ihren ausdifferenzierten Teilgruppen, die dieses Umfeld bildet und mit einer neuen Teilgruppe auf eine bestimmte Art und Weise umgehen muss. Was die erst erwähnten Handlungsakteure betrifft, so betont Ködderitzsch (1997:95): „Die letztlich erfolgreiche Integration hängt stark vom subjektiven Faktor ab, wie motiviert, gezielt und beharrlich die Spätaussiedler ihre aktive Eingliederung in die deutsche Gesellschaft selber betreiben“. Natürlich stellt die eben ausgeführte Darstellung von sozialer Integration nur eine grobe Vereinfachung dar und es existieren weitere differenzierte Definitionen (vgl. Nauck und Kohlmann 1998). Aufgrund der Fragestellung und des begrenzten Umfangs dieser Arbeit aber reichen die Definitionen von Strobl und Kühne und von Bade und Bommes aus. Die Definition von Mammey und Schiener ist für die vorliegende Arbeit nur von begrenztem Nutzen, da die Datenreihen der analysierten Studien über jugendliche Aussiedler in den meisten Fällen nicht mit einer einheimischen Kontrollgruppe verglichen werden.
Verschiedene Indikatoren für soziale Integration werden in Kapitel fünf vorgestellt. Anhand von diesen Kriterien können der aktuelle Stand im Integrationsprozess der Aussiedler gemessen, akute Probleme der sozialen Integration aufgedeckt und in der Folge Lösungsansätze entwickelt werden.
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- Arbeit zitieren
- Oliver Hilber (Autor:in), 2009, Soziale Integration von jugendlichen Aussiedlern in Deutschland, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/122156
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