Beide, die Werk- und die Rezeptionsästhetik, beschäftigen sich mit der Schönheit von Kunstwerken. Jedoch betrachten sie das Kunstwerk aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Für die Werkästhetik ist die Meinung der Rezeptionsästhetik unwichtig. Das heißt, ein Kunstwerk kann durchaus als wertvoll bezeichnet werden, ohne dass es dem Publikum gefällt. Denn nach Meinung der Werkästhetik zählt nur der objektive Wert. In der Gartenkunst und Landschaftsarchitektur können sich durch diese Meinung große Konflikte ergeben. Es handelt sich um eine zum größten Teil öffentliche Kunst, wenn Parks und Stadtplätze gestaltet werden, die für die gesamte Bevölkerung zugänglich sind.
Teilweise werden starke Proteste laut, wenn zu moderne Gestaltungen umgesetzt werden, ohne die Werkästhetik dadurch erschüttern zu können. Die modernen Kunstwerke werden fleißig in Fachzeitschriften diskutiert und nicht selten sehr gelobt.
Inhalt
1. Lage und Bedeutung in der Stadt
2. Geschichte des Platzes
3. Umgestaltung des Platzes
3.1 Aktion Platzda!
3.2 Beschreibung der neuen Gestaltung durch die Landschaftsarchitekten WES & Partner
3.3 Gestaltungsziele und deren Umsetzung
Exkurs: Werkästhetik und Rezeptionsästhetik
4. Eigene Einschätzung des Platzes
5. Bürgerbefragung auf dem Graf-Adolf-Platz
6. Fazit
7. Quellenverzeichnis
7.1 Literaturverzeichnis
7.2 Abbildungsverzeichnis
8. Anhang: Fragebogen
1. Lage und Bedeutung in der Stadt
Der Graf-Adolf-Platz befindet sich inmitten der Düsseldorfer Innenstadt und bildet den Übergang des Stadtteils Karlstadt zu den Stadtteilen Friedrichstadt und Stadtmitte (KOLKAU 2007: 11). Durch seine zentrale Lage stellt er einen wesentlichen Verkehrsknotenpunkt sowohl für den PKW- als auch für den Bus- und Bahnverkehr dar. Auf dem Platz kreuzen sich Straßenbahnlinien und werden über Haltestellen miteinander verknüpft, so dass sich eine wichtige Knotenpunktfunktion für den Personennahverkehr ergibt (STADTPLANUNGSAMT DÜSSELDORF 2003a: 4). Fast alle Straßen, die den Stadtplatz kreuzen, sind Hauptverkehrsstraßen mit wesentlicher Funktion für das innerstädtische Verkehrsnetz, weil sie die Innenstadt mit der Rheinkniebrücke und dem Rheinufertunnel verbinden (STADTPLAUNGSAMT DÜSSELDORF 2003b: 1). Die Bebauung ist durch kerntypische bauliche Nutzung wie Hotels, Geschäftshäuser und zentrale Einrichtungen geprägt (STADTPLAUNGSAMT DÜS- SELDORF 2003b: 1).
Der Stadtplatz ist ein wesentlicher Bestandteil des historischen „Grünen Kranzes“ (angelegt von Weyhe und Vagedes), der entlang der historischen Stadtgrenze des frühen 19. Jahrhunderts um die Altstadt und Karstadt (s. Abb. 1) herumführt (STADTPLANUNGS- AMT DÜSSELDORF 2003a: 4). Dies ist bedingt durch
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Abb. 1: Lage des Graf-Adolf-Platzes
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Abb. 2: Stadtkarte Graf-Adolf-Platz
die Lage zwischen Kö-Graben, der nordöstlich anschließt, und der Parkanlage um den Schwanenspiegel mit der Ständehausanlage, welche südwestlich in die Fläche übergeht. Die Grünflächen des Graf-Adolf-Platzes sind als Bestandteil des Baudenkmals Königsallee seit 1994 ebenso wie die Parkanlage um den Schwanenspiegel herum denkmalrechtlich geschützt (STADTPLANUNGSAMT DÜSSELDORF 2003a: 4).
2. Geschichte des Platzes
Bis Ende des 18. Jahrhunderts war das Gebiet des heutigen Graf-Adolf-Platzes Teil der historischen Stadtbefestigung. Erst als Anfang des 19. Jahrhunderts die Festungsanlagen geschleift wurden, konnte an dieser Stelle der Stadtplatz entstehen. Es wurden „großzügige Alleen und Parks (...) angelegt“ (KOLKAU 2007: 11) und Maximilian Friedrich Weyhe hat den
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Abb. 3 u. 4: Die Ballwerferin 1902 und heute
„Grünen Kranz“ geplant, von dem der Graf-Adolf Platz ein Teil war (KOLKAU 2007: 11).
1891 konnte der Platz nach Süden hin erweitert werden, da der damalige Zentralbahnhof verlegt wurde. Im selben Jahr wurde dem Platz zu Ehren von Graf Adolf v. Berg, dem Gründer Düsseldorfs, sein Name gegeben. Diese Namensgebung weist auf eine gewisse Wichtigkeit des Platzes schon im 19. Jahrhundert hin.
1902 wurde am südlichen Ende der Königsallee – am östlichen Platzrand – ein kleiner botanischer Garten angelegt mit der berühmten Statue der Ballwerferin (s. Abb. 3 u. 4).
Schon 1910 fuhren auf dem Platz viele Pferde- und Benzinkutschen, obwohl die angrenzende Graf-Adolf- Straße noch recht schmal und begrünt war. Bis 1926 hat sich der Platz zu einem Verkehrsknotenpunkt entwickelt, vor allem die Straßenbahnen fuhren von hieraus bereits nach Duisburg, Moers und über den Rhein nach Krefeld (GESCHICHTSWERKSTATT DÜSSELDORF 2004).
Von 1933 bis 1945 bekam der Platz den Namen „Adolf- Hitler-Platz“. Doch auch diese „patriotische“ Namensänderung konnte den Platz nicht vor den feindlichen Bomben schützen. „Schon im September 1942 wurde dieser Teil Düsseldorfs durch Luftangriffe stark mitgenommen und die Bebauung der Jahrhundertwende weitgehend zerstört.“ (STADT- ARCHIV DÜSSELDORF) Der Wiederaufbau in den 50er und 60er Jahren brachte Häuser mit acht bis zehn Stockwerken hervor. Auf dem Platz wurde ein Straßenbahnhof gebaut, der später durch eine konven- tionelle Grünanlage ersetzt wurde (KOLKAU 2007: 11). Diese Grünanlage wurde immer mehr vernachlässigt und 2002 dann von den Landschaftsarchitekten WES & Partner aus Hamburg umgestaltet.
3. Umgestaltung des Platzes
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Abb. 5: Der Graf-Adolf-Platz 1910
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Abb. 6: Zerstörung 1945
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Abb. 7: Kö-Graben
2005 wurde ein Wettbewerb zur Bebauung des Grundstücks Graf-Adolf-Platz 15 ausgeschrieben, in dem die Gestaltung des gesamten Platzes zur Aufgabe gestellt wurde. Der Platz bildet ein wichtiges Bindeglied zwischen Kö-Graben und Schwanenspiegel mit der Ständehausanlage und sollte als solche wiedererlebbar gemacht werden. Durch den Bau eines hochwertig genutzten Hochhauses mit unterirdischen Stellplatz- angeboten bot sich eine Chance, auch die Aufent- haltsqualität des Platzes zu verbessern. Der Verkehr konnte neu geordnet werden, einerseits durch das Parkhaus und andererseits durch den geplanten Bau einer U-Bahn (Wehrhahnlinie), so dass insgesamt mehr Fläche mit Freiraumfunktion gewonnen werden konnten (STADT- PLANUNGSAMT DÜSSELDORF 2003b: 2). Wegen ihrer wichtigen Lage in der Stadt sollte die Grünanlage zu einem repräsentativen Vorplatz und öffentlichen Park des GAP 15 Hochhauses umgestaltet werden (KOLKAU 2007: 11).
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Abb. 8: Schwanenspiegel
Im Bebauungsplan war für diese Fläche eine „Öffentliche Grünfläche“ mit der Zweckbestimmung „Historische Grünverbindung“ und „Historische Parkanlage“ vorgesehen. Diese Festsetzung dient als Flächensicherung und Grundlage einer Neugestaltung. Weiterhin sah der Bebauungsplan einen Rückbau der Verkehrsflächen und eine Verdeutlichung der stadträumlichen Zusammenhänge und denkmalpflegerischen Bedeutung vor (STADTPLANUNGSAMT DÜSSELDORF 2003a: 9).
3.1 Aktion Platzda!
PLATZDA! steht für die Neugestaltung der Düsseldorfer Plätze und ist eine Initiative des Stadtplanungsamtes Düsseldorf. Im Rahmen dieser Initiative begleitet das Stadtplanungsamt interdisziplinäre Planungsprozesse und hilft bei der öffentlichen Diskussion. Die Ziele dieser Aktion sind es, das öffentliche Bewusstsein für Plätze zu schärfen und eine höhere Akzeptanz von Planungen bei der Bevölkerung zu erzielen, indem diese frühzeitig in die Planungsprozesse einbezogen wird und ihre Wünsche zur jeweiligen Gestaltung äußern darf. Außerdem versucht die Aktion die Düsseldorfer Plätze im Zusammenhang zu sehen und ein gesamtheitliches Stadtbild zu schaffen. Übergeordnete Handlungskonzepte sollen eine einheitliche Formensprache, Aufenthalts- und Gestaltsqualität der Stadtplätze in Düsseldorf sicherstellen.
Zu der Gestaltung von Stadtplätzen allgemein wurde eine Ideenbörse veranstaltet, in der die Bevölkerung eine Formulierung gewünschter Verbesserungen erarbeiten konnte. Dabei haben sich die folgenden 7 Punkte als wichtigste Änderungsvorschläge herauskristallisiert:
Es wird eine Einschränkung des Verkehr s und die Befreiung der Stadtplätze aus ihrer Insellage inmitten von Verkehrsflächen gefordert.
Stattdessen wird mehr Grün, d.h. Bäume, Sträucher und sogar Liege- und Blumenwiesen gewünscht. Damit die Plätze belebter werden, sollen kleine Geschäfte sowie Gastronomie am Rande der Flächen angesiedelt werden.
Auch zusätzliche Angebote wie Trinkwasserbrunnen und Toiletten sind gewünscht. Wiederholt wird auch die Sauberkeit und Pflege der Plätze diskutiert, die auch die Pflege der angrenzenden Hauswände mit einschließt.
Um die Stadtplätze nutzbarer und angenehmer zu gestalten, wünschen sich viele Bürger mehr Sitzgelegenheiten und eine unauffällige Gestaltung von unschönen Gegenständen wie z.B.
Müllcontainern. Nicht zuletzt ist es vielen Leuten wichtig, dass die Plätze wieder Orte zur Kommunikation werden, an denen der Mensch im Mittelpunkt steht.
Insgesamt soll der Platz eine bessere Lebensqualität bekommen, dazu gehört auch eine gute Rad- und Fußweganbindung, wenig Lärm- und Geruchsbeeinträchtigungen und mehr Platz zum Spielen.
Zum Graf-Adolf-Platz wurde explizit der Wunsch nach mehr Grünflächen und Bäumen geäußert, sowie eine Nutzung von Teilen des Platzes durch Gastronomie und einen Biergarten, um den Ort zu beleben (STADTPLANUNGSAMT DÜSSELDORF 2002).
3.2 Beschreibung der neuen Gestaltung durch die Landschaftsarchitekten WES & Partner
Durch die Verkehrssituation am Graf-Adolf-Platz ergeben sich drei einzelne Platzflächen, die durch Straßen voneinander getrennt sind. Auf der nordwestlichen Fläche befindet sich das ovale GAP 15 Hochhaus und ein Teil des alten Postgebäudes. Auf der östlichen Teilfläche befindet sich eine parkähnliche Gestaltung sowie der historische botanische Garten mit der Ballwerferin. Die Planung für den südlichen Platzteil wird 2012 mit Bau der U-Bahn umgesetzt werden (STADTPLANUNGSAMT DÜSSELDORF).
Das Hochhaus auf dem nordwestlichen Platzteil ist ein 90 m hohes Bürogebäude. Es lässt sich als „gläsernes Ellipsoid“ (KOLKAU 2007: 12) beschreiben. Es ist ein schlanker Turm, der nachts durch lineare Fassaden- beleuchtung inszeniert wird. Über ein Glasdach mit einer öffentlichen Passage wird der gläserne Bau mit einem kleineren rechteckigen Gebäude im Norden verbunden. Dieses ist dem ehemaligen Gebäude der Deutschen Bundespost von 1921 nachempfunden. Die nördliche Fassade des Gebäudes ist ein Original, da sie unter Denkmalschutz steht.
Im Erdgeschoss des Hochhauses ist ein Restaurant untergebracht, welches auf dem Platz einen Außensitzbereich hat. Am Fuß des GAP Hochhauses steht eine Gruppe von Steinsesseln und Steinquadern, welche als Tische dienen sollen. Dieses Ensemble befindet sich in direkter Nachbarschaft zur viel befahrenen Graf-Adolf-Straße. Auf dem Vorplatz des Hochhauses stehen außerdem vereinzelte lange weiße Polyacrylquader, die ebenfalls als Sitzmöglichkeiten
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Abb. 9: GAP 15 Hochhaus
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Abb. 10: Steinsessel
dienen. Gleichzeitig stellen sie des Nachts große Leuchtobjekte dar, die die Verbindung zum östlichen Platzteil erkennen lassen.
Diese Fläche ist ein kleiner Park mit großen Rasenflächen und vereinzelten großen Bäumen. Durch diese Rasenflächen verlaufen „Wegeachsen, die das Gelände [diagonal über den Platz,] ganz dem
natürlichen Abkürzungsimpuls des Fußgängers folgend durchschneiden und für den Eiligen die schnellste Verbindung zwischen Königsallee, Graf-Adolf-Straße und Schwanenspiegel darstellen“ (KOLKAU 2007: 12). Die Polyacrylbänke folgen den Wegen als langgestreckte Leuchtbänder über den gesamten Platz. Von der Aktion PLATZDA! wird das entstehende Phäno- men als „Lichtmikado“ bezeichnet (RP-Online 2007). Zusätzlich zu den Leuchtbänken werden die Bäume mit akzentuierendem Vertikallicht beleuchtet. Durch die lichte Bepflanzung kann das Straßenlicht mit in das Beleuchtungskonzept einbezogen werden, so dass eine weitere Beleuchtung des Platzes nicht nötig ist.
Die Wege sind mit hellem Material gepflastert, ab und zu durch Natursteinstreifen durchbrochen, die auf das GAP Hochhaus zulaufen und sich an dessen Fuß in Form von Edelstahlstreifen fortsetzen. Teilweise weiten sich die Wege zu kleinen Plätzen auf, so dass neue Nischen entstehen und die lineare Struktur ein wenig aufgelockert wird.
Die Grünflächen an sich sind durch farbbeschichteten Flachstahl um 30 cm von den Wegen aufgekantet. Viele der alten Bäume sind erhalten worden, während die Sträucher entfernt wurden, so dass der Stadtraum offen wirkt und neue Blickbeziehungen ermöglicht werden. Neben seltenen Baumarten stehen hier einige Platanen, die die Verbindung zur Königsallee herstellen.
Der denkmalgeschützte botanische Garten am östlichen Platzrand wurde nicht in die Umgestaltung einbezogen, sondern nur durch einige wenige pflegende Schnittmaß- nahmen erhalten.
Der südliche Platzteil wird noch von Straßen zerschnit- ten und bietet wenig Aufenthaltsqualität. Die Planung sieht jedoch vor, auch hier Leuchtbänke aufzustellen, die die Verbindung zu der restlichen Fläche verdeut- lichen. Ein weiteres wichtiges Gestaltungselement be- steht darin, am südlichen Platzrand eine durchgehende Baumreihe zu pflanzen und in Kastenform zu schneiden, um die südliche Stadtkante wieder erlebbar zu machen (STADTPLANUNGSAMT DÜSSELDORF).
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Abb. 11: Der Park bei Nacht
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Abb. 12: Lichtmikado
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Abb. 13: Stahlkante
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- Diplom-Ingenieur Linda Liebl (Autor), 2007, Der Graf-Adolf-Platz - ein werkästhetisches Konstrukt?, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/122069
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