Diese Einsendeaufgabe befasst sich mit dem Thema "Psychologie - von der Antike bis zu sozialen Phänomenen in den sozialen Medien".
Teil 1 dieser Arbeit beschäftigt sich mit der Geschichte der Psychologie bis 1879 und den damals vorherrschenden Forschungsansätzen.
Teil 2 umfasst die Geschichte der Psychologie bis in die 1960er/70er-Jahre sowie die Grenzen der primären Beschäftigung mit kognitiven Prozessen.
Teil 3 beinhaltet die Beeinflussung der Psychologie durch aktuelle Themen und Trends sowie soziale Phänomene in den sozialen Medien.
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
1. Aufgabe A1
1.1 Die Geschichte der Psychologie bis 1879
1.2 Vergleich der damals vorherrschenden Forschungsansätze
2. Aufgabe A2
2.1 Die Geschichte der Psychologie bis in die 1960er/70er Jahre
2.2 Die Grenzen der primären Beschäftigung mit kognitiven Prozessen
3. Aufgabe A3
3.1 Beeinflussung der Psychologie durch aktuelle Themen und Trends
3.2 Soziale Phänomene in den sozialen Medien
Literaturverzeichnis
Internetquellenverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Beeinflussung der Psychologie durch Sozial-, Natur- und Geisteswissenschaften
Abbildung 2: Der Informationsverarbeitungsprozess im Vergleich
Abbildung 3: Merkmale für Konspiratives Denken - CONSPIR
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Kurzsteckbrief Emotion und Motivation
Tabelle 2: Kritische Denkweisen versus Verschwörerische Denkweisen
Aufgabe A1
Unterkapitel 1.1 gibt einen Überblick auf die Zeit vor der Gründung des ersten psychologischen Labor durch Wilhelm Wundt, während Unterkapitel 1.2 eine Definition seines Forschungsansatz der experimentellen Psychologie beinhaltet und diese am Beispiel der Introspektion mit den geisteswissenschaftlichen Methoden vergleicht.
1.1 Die Geschichte der Psychologie bis 1879
„Die Psychologie besitzt eine lange Vergangenheit, aber nur eine kurze Geschichte.“ (Gerrig, 2018, S. 8). Dieses Zitat des Experimentalpsychologen Hermann Ebbinghaus (1850-1909) fasst den geschichtlichen Verlauf der heutigen wissenschaftlichen Disziplin des menschlichen Erleben und Verhalten, die trotz ihres Ursprungs vor über 2000 Jahren, erst ca. 150 Jahre alt ist, nach wie vor treffend zusammen.
Die Wurzeln der Psychologie liegen demnach in derAntike. In dieser Zeit wurde erstmals die Auseinandersetzung mit den mentalen Prozessen durch die Philosophen dokumentiert und wissenschaftliches Arbeiten betrieben. Die Konservierung dieser Ansätze macht die Verwendung der sog. „ Seelenkunde “ des griechischen Philosoph Aristoteles (384-322 v. Chr.) z.B. in der Positiven Psychologie möglich (Vgl. Mühlfelder, 2017a).
Dies ist u.a. der arabischen Philosophie rund um die Denkschule Mu'tazila zu verdanken, da diese seine Theorien z.B. durch den Philopsoh Ibn Rushd (bzw. Averroes, 1126-1198) überarbeiten und bewahren ließen; während die Erkenntnisse im europäischenMittelaltermaximal als Erklärungsgrundlage für die Stellung der Kirche genutzt wurden, statt das antike Wissen zu vertiefen (Vgl. Reuter, 2014).
Das änderte sich erst mit derRenaissance,als der christliche Gelehrte Thomas von Aquin (1225-1274) versuchte, Aristoteles bzw. Averroes Hypothesen mit den Ansichten der Kirche in Einklang zu bringen (Vgl. Reuter, 2014). Seine Auslegungen der untrennbaren Einheit zwischen Körper und Seele ab der Zeugung, bilden nach wie vor die Grundlage der theologischen Argumentation rund um moralische Diskussionen, z.B. zum Thema der pränatalen Forschung (Vgl. Mühlfelder, 2017a).
Der Franziskaner Johannes Duns Scotus (um 1266-1308) konzentrierte sich auf die Selbstbestimmung und Vernunft des Menschen und stellte diese dem schöpferischen, göttlichen Willen gegenüber. Auf dieser These fußte dieReformationMartin Luthers (1483-1546), der damit nicht nur das Christentum teilte, sondern auch jeder Person das Recht zusprach, frei und individuell zu denken und zu handeln (Vgl. Reuter, 2014).
Fast 100 Jahre später stand eine weitere Abspaltung an: der Philosoph René Descartes (1596-1650) widersprach mit seinem sog. „ kartesianischem Dualismus “ der Theorie Aquins und „trennte“ Leib und Seele in körperliche und geistige Substanzen, die sich gegenseitig beeinflussen. Außerdem glaubte er, dass der Körper nach den Gesetzten der Physik und Physiologie mechanisch betrieben wird (Vgl. Reuter, 2014).
In derRomantikkehrte das Interesse an den inneren Vorgängen zurück, was sich noch heute an den kreativen Künsten der Zeit bemerkbar macht. So erkannte der Schriftsteller Heinrich von Kleist (1777-1811) z.B., dass sich Gedanken, wenn sie laut ausgesprochen werden, verändern und teilte diese Beobachtungen in seinem Werk „Über die allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Reden“ (Vgl. Reuter, 2014).
Durch die industrielle Revolution im19. Jahrhundertverstärkte sich der Fokus auf die Naturwissenschaften und Gustav Theodor Fechner (1801-1887) entwickelte diePsychophysik. Sein Anspruch war, Empfindungen mathematisch auszudrücken, was ihm mit dem sog. „ Weber-Fechner-Gesetz “, einem Logarithmus zur Berechnung des Zusammenhangs zwischen einem Reizanstieg und der bewussten Wahrnehmung dieser Intensivierung, gelang (Vgl. Mühlfelder, 2017a).
Wenig später begründete der Arzt und PhysiologeWilhelm Wundt(1832-1920) im Jahr 1879 durch die Einrichtung des ersten psychologischen Labors an der Universität Leipzig zum einen die experimentelle, aber aus heutiger Sicht auch die moderne Psychologie, die sich wenig später als eigene Disziplin etablierte (Vgl. Reuter, 2014).
Im Verlauf seines Lebens gab er sein Wissen mittels seiner Lehrtätigkeit weiter und seine Schüler entwickelten daraus in ihren sog. Denkschulen neue Fachrichtungen. Dadurch wuchs die Psychologie rasant und nur wenige Jahre nach der Gründung des (ehemals privaten) psychologischen Labors entstanden rund um den Globus weitere, wie z.B. das erste Nordamerikas 1883 an der Johns Hopkins University (Vgl. Gerrig, 2018).
Wilhelm Wundts Beitrag für die Psychologie geht demnach über die Etablierung der eigenständigen Wissenschaft hinaus: durch denForschungsansatzder experimentellen Psychologie gab er zum einen eine Richtung vor, die eine akademische Beschäftigung mit den psychischen Phänomenen erlaubte, zudem legte er erste Gütekriterien fest, um die Qualität der Ergebnisse zu gewährleisten (Vgl. Mühlfelder, 2017a).
1.2 Vergleich der damals vorherrschenden Forschungsansätze
Die Entwicklung der modernen Psychologie war ein langer Prozess, mit wechselseitiger Beeinflussung durch die Theologie und Philosophie. Obwohl sie auf unterschiedlichen Denkweisen basieren (Glaube vs. Vernunft), haben beide zum Ziel, allgemeingültige Regeln über die inneren Vorgänge des Menschen zu erstellen (Vgl. Reuter, 2014).
Schon Aristoteles begriff, dass man bei der Beschäftigung mit den inneren Vorgängen nicht bloß den naturwissenschaftlichen Konzepten folgen, sondern weitere Ansätze miteinbeziehen musste (Vgl. Mühlfelder, 2017a). Auch die Begründung als eigenständige Disziplin hat daran nichts geändert - wie Abbildung 1 zeigt. Die Psychologie besteht noch immer aus der Schnittmenge der geisteswissenschaftlichen, naturwissenschaftlichen und sozialwissenschaftlichen Perspektiven.
Der Ansatz derSozialwissenschaftenkonzentriert sich auf das menschliche Verhalten im gesellschaftlichen Miteinander und unterscheidet dabei zwischen den verschiedenen Ebenen (sog. Makro-, Meso- und Mikroebene). Außerdem bezieht er unterschiedliche Lebensbereiche ein, die das Individuum beeinflussen könnten, wie z.B. Kultur, Familie oder eine direkte Bezugsperson (Vgl. Mühlfelder, 2017b).
Diegeisteswissenschaftlichen Methodenbefassen sich mit sittlichen Fragestellungen, z.B. welche Strafebei einem Verbrechen unter Drogeneinfluss angemessen ist, sowie Prozessen rund um das menschliche Erleben und Verhalten (Vgl. Mühlfelder, 2017b). Der Ansatz wurde etabliert von Wilhelm Dilthey (1833 -1911), der glaubte, dass innere Vorgänge nicht mit Experimenten gemessen werden konnten (Vgl. Großes Wörterbuch Psychologie, 2005).
Stattdessen empfahl er zur Analysierung dieser Empfindungen dieIntrospektion. Diese antike Methode wurde im 17. Jahrhundert überarbeitet, um nach wissenschaftlichen Regeln zu gezielten, mentalen Berichten über die individuellen Wahrnehmungen und inneren Vorgänge zu gelangen (Vgl. Gazzaniga, Hearterton, & Halpern, 2017).
Im Gegensatz dazu standendie naturwissenschaftlichen Ansätze, die ab dem Jahr 1879 in derexperimentellen Psychologienach Wilhelm Wundt ihren Ausdruck fanden. Diese ist kein Teilgebiet der Psychologie, sondern die naturwissenschaftliche Art und Weise, psychische Phänomene mit Experimenten exakt zu beobachten, wie z.B. Wundts Versuch zur Erfassung der Zeitspanne, die zwischen einem Vorgang, wie einem Ton, und einer bewusst daraus resultierenden Reaktion, vergeht (Vgl. Dorsch, 2014).
Jene Forschung sollten einem gewissen Standard genügen: Sie mussten nicht nur logisch sein, sondern auch mögliche Störfaktoren von außen eliminieren, was der heutigen internen Validität entspricht. Des Weiteren wurde die Vorgehensweise protokolliert, um Forschungsweg einerseits nachzuvollziehen aber auch wiederholen zu können (Vgl. Mühlfelder, 2017a).
Doch auch Wilhelm Wundt griff auf die Introspektion als Methode zurück - allerdings nur als Erweiterung, wenn die Physiologie als Grundlage nicht ausreichte. Dies war z.B. der Fall bei der oben bereits erwähnten sog. Reaktionszeitmessung. Während die Zeit bis zur gewünschten Reaktion gestoppt werden konnte, bleiben die inneren Prozesse wie z.B. das bewusste Hören des Tons, für die Messinstrumente verborgen (Vgl. Gazzaniga et al., 2017).
Einer seiner Schüler, Edward Bradford Thitchener (1867-1927), verwendete den sog. „ Strukturalismus “ nach dem französischen Sprachwissenschaftler Ferdinand de Saussure (1857-1913), der die zu erforschenden Aspekte zum besseren Verständnis in deren Einzelteile (bzw. Struktur) aufschlüsselte. Außerdem nutzte auch er die Introspektion und versuchte, anhand der detaillierten Berichte seiner Probanden einen Zusammenhang zwischen einem Reiz, wie ein musikalischer Ton, und dessen Güte herzustellen (Vgl. Gazzaniga et al., 2017).
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