Der ökologische Landbau ist keine Modeerscheinung. Bereits 1924 wurde die biologisch-dynamische Wirtschaftsweise eingeführt. Aber auch andere Formen des ökologischen Anbaus, wie der organisch-biologische oder der „Natürliche Landbau“, haben eine lange Tradition.
Inhaltsverzeichnis
1 Was ist ökologischer Landbau?
2 Entwicklung des ökologischen Landbaus
2.1 Lebensreform und „Natürlicher Landbau“
2.2 Der biologisch-dynamische Landbau
2.3 Der organisch-biologische Landbau
2.4 Erstealsaufökologische (1968 bis 1988)
2.5 Zweite Ausdehnungsphase (1988 bis 2000)
2.6 Dritte Ausdehnungsphase ab 2001 und aktuelle Statistik
3 Ausblick
4 Quellenverzeichnis
1 Was ist ökologischer Landbau?
Der Hauptgedanke des ökologischen Landbaus ist das Wirtschaften im Einklang mit der Natur. Der landwirtschaftliche Betrieb wird dabei vor allem als Organismus mit den Bestandteilen Mensch, Tier, Pflanze und Boden betrachtet. Die ökologischen Landbaumethoden wollen stärker als andere Anbaumethoden:
- einen möglichst geschlossenen betrieblichen Nährstoffkreislauf erreichen,
- die Bodenfruchtbarkeit nachhaltig sichern und
- Tiere artgemäß halten.
Folgende Maßnahmen stehen dabei im Vordergrund:
- kein Pflanzenschutz mit chemisch-synthetischen Mitteln, Anbau wenig anfälliger Sorten, Einsatz von Nützlingen, mechanische Unkrautbekämpfung;
- keine Verwendung leicht löslicher mineralischer Düngemittel, Ausbringen von organisch gebundenem Stickstoff, Gründüngung durch Stickstoff sammelnde Pflanzen, Einsatz langsam wirkender natürlicher Düngemittel;
- Pflege der Bodenfruchtbarkeit durch ausgeprägte Humuswirtschaft;
- abwechslungsreiche Fruchtfolgen mit vielen Fruchtfolgegliedern und Zwischenfrüchten;
- keine Verwendung von chemisch-synthetischen Wachstumsregulatoren oder Hormonen;
- begrenzter, streng an die Fläche gebundener Viehbesatz;
- Fütterung der Tiere möglichst mit hofeigenem Futter, wenig Zukauf von Futtermitteln;
- weitgehender Verzicht auf Antibiotika.
Ökologischer Landbau ist besonders auf Nachhaltigkeit ausgelegt. Er erhält und schont die natürlichen Ressourcen in besonderem Maße und hat vielfältige positive Auswirkungen auf die Umwelt. (Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft, 2005)
Der ökologische Landbau ist eine ganzheitliche, moderne Form der Landbewirtschaftung. Das Interesse an ihm nimmt stetig zu. Zum einen wirkt er sich positiv auf Boden, Wasser und Klima aus, zum anderen stellt er ein wichtiges alternatives Konzept für die Agrarpolitik dar. Das gilt besonders hinsichtlich gentechnisch veränderter Organismen, die oder deren Erzeugnisse in der konventionellen Nahrungsmittelproduktion zunehmend Verwendung finden, im Ökolandbau aber nicht eingesetzt werden. Die Verbände des ökologischen Landbaus lehnen diese Technik konsequent ab, weil sie mit bisher nicht einschätzbaren Risiken für Pflanzen, Tiere, Menschen und Umwelt verbunden sind. Sie passt nicht zur ganzheitlichen Sichtweise des ökologischen Landbaus. Eine Agrarwirtschaft und -politik, in der versucht wird sich immer weiter von der Natur unabhängig zu machen, (z. B. durch Gentechnik und Food Design) kann unser Leben und Überleben auf Dauer nicht sichern. Die ökologische Agrarkultur ist hingegen um eine nachhaltige, möglichst umweltgerechte Erzeugung von gesunden Lebensmitteln bemüht und ist damit zukunftsorientiert. (Willer et al., 2002)
2 Entwicklung des ökologischen Landbaus
Der ökologische Landbau ist keine Modeerscheinung. Bereits 1924 wurde die biologisch- dynamische Wirtschaftsweise eingeführt. Aber auch andere Formen des ökologischen Anbaus, wie der organisch-biologische oder der „Natürliche Landbau“, haben eine lange Tradition.
2.1 Lebensreform und „Natürlicher Landbau“
Der Beginn der Entwicklung des ökologischen Landbaus kann bereits auf die Lebensreform- Bewegung zum Ende des 19. Jahrhunderts zurückgeführt werden. Diese wandte sich gegen Urbanisierung und Industrialisierung in der modernen Welt. Ziel war die Rückkehr zu einer naturgemäßen Lebensweise, die folgende Aspekte umfasste:
- Vegetarismus und Ernährungsreform;
- Naturheilkunde und Körperkultur;
- Siedlung, Schrebergärten und Gartenstädte;
- sowie Tier-, Natur- und Heimatschutz.
Ein Teil der Lebensreform-Bewegung verwirklichte die naturgemäße Lebensweise durch Siedlung im ländlichen Raum und Aufbau einer gärtnerischen Existenz mit Schwerpunkt Obst- und Gartenbau. Neben Selbstversorgung mit vegetarischen Nahrungsmitteln und körperlicher Arbeit in der freien Natur stand die Erzeugung hochwertiger Nahrungsmittel im Vordergrund. Bedenken hinsichtlich minderwertiger Nahrungsmittelqualität und möglicher Gesundheits- gefährdung begründeten den Verzicht auf den Einsatz stickstoffhaltiger Mineraldünger sowie schwermetallhaltiger Pflanzenschutzmittel. (Vogt, 2000)
Aus der heutigen Betrachtung heraus waren diese Bedenken für die damalige Zeit sehr fortschrittlich. Nach Siebeneicher et al. (2002, S. 24-25 ff.) „wurde damals der Boden weitgehend als ein Substrat angesehen, in das man die Nährstoffe nur einzufüllen brauchte. Der Pflanzenschutz konzentrierte sich fast vollständig auf die Schädlingsbekämpfung. Man ging mit geradezu abenteuerlichen Mitteln vor, so zum Beispiel Bleiarsenat und Quecksilber- verbindungen, obwohl längst jeder Abiturient wusste, dass chemische Elemente, in die Biosphäre gebracht, daraus nicht mehr zu entfernen sein werden, besonders auch nicht aus den Böden, es sei denn über die Nahrungsmittel oder über das Trinkwasser. Das Bewusstsein konzentrierte sich ganz auf das Wirken mit Stoffen, und irgendwelche anderen Faktoren wurden aus dem Bewusstsein mehr oder weniger verdrängt.“
Aus dem fortschrittlichen Gedankengut der Lebensreform-Bewegung entwickelte sich in den 20er und 30er Jahren ein erstes ökologisches Landbausystem: der "Natürliche Landbau".
2.2 Der biologisch-dynamische Landbau
Neben dem „Natürlichen Landbau“ entstand in den 20er Jahren ein zweites ökologisches Anbausystem. Die biologisch-dynamische Agrarkultur wurde 1924 von Dr. Rudolf Steiner begründet. Er hielt acht Vorträge zum Thema "Geisteswissenschaftliche Grundlagen zum Gedeihen der Landwirtschaft". Diese Grundlagen gehen aus einer erweiterten Natur- und Menschenerkenntnis (der von Steiner begründeten Anthroposophie) hervor. Seine Forschungs- ergebnisse beruhen auf geisteswissenschaftlichen Erkenntnissen und nicht allein auf denen der Naturwissenschaft. Der landwirtschaftliche Betrieb wird dabei als eine lebendige Individualität, als eine Art Organismus angesehen, der auch nichtmateriellen Einwirkungen unterliegt, die es zu beachten gilt. Solche Einflüsse, verstanden als dynamische Wirkungen oder Kräfte, gehen zum Beispiel von den biologisch-dynamischen Präparaten aus oder werden durch sie verstärkt. Diese Präparate sind spezielle Zubereitungen, beispielsweise aus Heilkräutern und Quarz, die in kleinsten Mengen im Dünger, auf dem Boden oder im wachsenden Pflanzenbestand eingesetzt werden. Sie fördern das Bodenleben und unterstützen die innere Qualität der Pflanzen. Im Jahre 1927 kam dann der Name „DEMETER“ für die Kennzeichnung der biologisch-dynamischen Produkte hinzu, entnommen aus der alt-griechischen Mythologie. (Siebeneicher et al., 2002; Ökologie & Landbau Nr. 3/1999)
2.3 Der organisch-biologische Landbau
Die beginnende Industrialisierung der Landwirtschaft in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts führte zu einschneidenden Veränderungen der bäuerlichen Lebensweise und der landwirt- schaftlichen Produktion. Mechanisierung und Motorisierung sowie die Anwendung von
Mineraldüngern und Pestiziden veränderten den Charakter der bäuerlichen Landwirtschaft. Spätestens seit Ende der 40er Jahre zeichnete sich ab, dass traditionell-bäuerliche Formen der Landbewirtschaftung in ihrer Existenz bedroht waren. Entweder entstand durch die Übernahme des technischen Fortschrittes ein moderner, chemisch-technisch intensivierter Betrieb oder eine unrentable, traditionelle Landbauweise erzwang die Schließung des Betriebes. (Vogt, 2000)
In der Schweiz versuchte das Ehepaar Müller (Bauern-Heimatbewegung) seit den 30er Jahren, eine bäuerliche Lebensweise in der industrialisierten Welt vor deren Untergang zu bewahren. Indem sie zentrale Elemente der bäuerlichen Lebenswelt in einen neuen Zusammenhang, den ökologischen Landbau überführten, gelang es ihnen, eine bäuerliche Lebensweise in der modernen Welt zu erhalten und sogar weiterzuentwickeln. (Vogt, 2000)
In diesem Zusammenspiel von bäuerlicher Lebensweise und ökologischer Landbewirtschaftung entstand in den 50er Jahren der organisch-biologische Landbau als ein eigenständiges ökologisches Landbausystem.
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- B.Sc. Ingo Schuch (Autor), 2006, Entwicklung des ökologischen Landbaus in Deutschland, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/121728
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