Die Arbeit behandelt das Verhältnis zwischen SA und Reichswehr in den Jahren 1933 und 1934 und zeigt die Beteiligung der Reichswehr an der Ermordung von Ernst Röhm und der SA-Führung während des so genannten Röhm-Putsches.
Inhaltsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Einleitung
Es sei wirklich nicht so leicht gewesen, die Dinge so hinzukriegen, dass sich der 30. Juni 1934 als reine Parteilangelegenheit dargestellt habe, äußerte sich Reichenau nach der Ermordung Röhms während des so genannten „Röhm-Putsches“.[1]
Dieser Ausspruch von Reichenau macht deutlich, dass sich die Reichswehr während des „Röhm-Putsches“ nicht passiv verhalten hat, sondern aktiv sowohl im Vorfeld als auch im Verlauf des 30. Juni 1934 mitgewirkt hat. Sie kann sogar zu den maßgeblichen Initiatoren des Vorgehens gegen Röhm gezählt werden. Die Aufgabe dieser Arbeit soll es deshalb sein, kurz die Konfliktfelder zwischen der Reichswehr und Röhms SA, die Entwicklung der gegenseitigen Beziehungen im Verlauf 1933/34 und die Rolle der Reichswehr bei der Mordaktion selbst aufzuzeigen.
Die Ausgangsbedingungen der SA
Das entscheidende Problem für die SA war ihre Funktionslosigkeit nach der „Machtergreifung“. Ihre Rolle in einem zukünftigen NS-Staat war zuvor nicht definiert worden. Von Bedeutung war das rasante Anwachsen ihrer Mitglieder von 300.000 - 500.000 am 30. Januar 1933 auf 4,5 Mio. Mann Mitte 1934, wovon nur weniger als 25% bis 30% Mitglieder der NSDAP waren.[2] Diese Vergrößerung ist sowohl auf eine gezielte Politik Röhms, seiner SA andere nationale Verbände, z.B. den Stahlhelm oder den Kyffhäuserbund einzuverleiben, als auch auf Eintritte neuer Mitglieder, die sich schnellere soziale Aufstiegschancen im neuen System erhofften, zurückzuführen. Diese Aufstiegserwartungen konnten zum Großteil nicht erfüllt werden. Auch der zeitweilige Einsatz von SA-Männern als Hilfspolizisten, der zudem vom preußischen Ministerpräsident Göring bereits im August 1933 beendet wurde, konnte keine Abhilfe schaffen. Bereits hier zeigte sich, dass die SA zuviel Einfluss auf die Polizei verlangte, d.h. dass sie das Gewaltmonopol des Staates in Frage stellte und daher zurückgedrängt werden musste. Man könnte dies als Vorläufer zum späteren Konflikt um das Waffenmonopol werten. Auch mit den angegliederten Verbänden kam es des Öfteren zu Spannungen, z.B. mit dem Stahlhelm (der später in den NS-Frontkämpferbund umbenannt wurde.)[3]
Die Arbeitslosigkeit sank nicht schnell genug, um den häufig arbeitslosen SA-Männern schnell wieder einen Arbeitsplatz zu vermitteln. Ab November 1933 wurden so genannte „Technische Lehrstürme“ aufgestellt. Sie sollten zur Weiterbildung von SA-Männern im handwerklichen Bereich dienen, später Anfang 1934 wurden Hilfswerklager eingerichtet, in diesen wurden auch teilweise SA-Männer mit Waffen trainiert.[4]
Röhm versuchte auch, über die Beteiligung am Grenzschutz Beschäftigungsmöglichkeiten für seine SA zu finden. Dies verband sich außerdem mit seinen alten Vorstellungen von einem nationalsozialistischen Milizheer, dass die konservative Reichswehr auf Basis des Berufssoldatentums ablösen sollte. Diese Vorstellung wird in dem Ausdruck „Der graue Fels muß in der braunen Flut untergehen“ deutlich.
Zu Röhms Selbsteinschätzung kann man seine Autobiographie heranziehen. Er schreibt dort: „Ich bin Soldat. Ich betrachte die Welt von meinem soldatischen Standpunkt aus. Bewußt einseitig. Ein Soldat kennt keine Kompromisse. So müssen alle meine Handlungen von diesem Standpunkt aus gesehen werden. ... Auch in meiner politischen Tätigkeit blieb ich Soldat.“[5] Es wird deutlich, dass er sich selbst nicht zuerst als Politiker, sondern als Soldat verstand. Zudem erkennt man seine mangelnde Kompromissfähigkeit, was auch für seine Beziehungen zur Reichswehr sowie sein politisches Handeln charakteristisch war. Es wird in diesen Zeilen auch deutlich, dass es ihm schwer fiel, reale Machtverhältnisse zu erkennen. Norbert Frei schreibt hierzu: „Im Verzicht auf leidenschaftslose Analyse lag wohl Röhms schwerster, sein letzten Endes tödlicher Fehler.“[6]
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[1] Hermann Mau: Die „Zweite Revolution“ – Der 30. Juni 1934, in: VfZ 1953, S. 122
[2] Zahlen bei: Heinrich Bennecke, Hitler und die SA, München 1962, S. 214; und Peter Longerich: Die Braunen Bataillone: Geschichte der SA, München 1989, S. 184
[3] Heinz Höhne: Mordsache Röhm: Hitlers Durchbruch zur Alleinherrschaft 1933-34, Reinbek bei Hamburg 1984, S. 206; zu Spannungen SA-Stahlhelm auch Longerich: Die braunen Bataillone S. 171 und S. 192 und Charles Bloch: Die SA und die Krise des NS-Regimes 1934, Frankfurt/Main 1970, S. 99
[4] Longerich: Die brauen Bataillone, S. 199
[5] Ernst Röhm: Die Geschichte eines Hochverräters, München 1933 , S. 9
[6] Norbert Frei: Der Führerstaat, München 2001, S. 22
- Citar trabajo
- Philipp Nolte (Autor), 2002, Die Rolle der Reichswehr während der Röhm-Krise, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/121643
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