Aufgrund von globalen wirtschaftlichen, ökologischen und politischen Krisen müssen Menschen ihre Heimat verlassen, auswandern und flüchten, sie werden Migranten. „Hatten Max Weber und andere Geisteswissenschaftler Ende des 19. Jahrhunderts auf eine wachsende Internationalisierung vieler gesellschaftlicher Strukturen und eine Tendenz zur ethnischen Pluralisierung der Bevölkerung aufmerksam gemacht, so erlebten wir in den letzten fünfzig Jahren eine schnelle und stetig anwachsende Zunahme der Migration im Weltmaßstab. Sie ist zu einem prägenden Phänomen des letzten Vierteljahrhunderts geworden“ (Collatz 1997, S. 91).
Dieses „Phänomen“ stellt die Soziale Arbeit unter anderem im Gesundheitsbereich vor vielfältige Herausforderungen. Es stellt sich u.a. die Frage, durch welche Methoden und Maßnahmen Menschen mit einem Migrationshintergrund in die präventive Beratung und kurative Versorgung einbezogen werden können. In diesem Zusammenhang spielt die sog. „interkulturelle Öffnung“ eine bedeutende Rolle.
Die vorliegende Arbeit gibt einen Einblick in verschiedene Thematiken aus dem Themenfeld „interkulturelle Öffnung“. Neben allgemeinen Faktoren, die eine interkulturelle Öffnung verhindern bzw. unterstützen, werden auch konkrete Anforderungen an die Strukturen von Institutionen, welche eine interkulturelle Öffnung anstreben, benannt. Im Abschluss dieser Arbeit wird der Blickwinkel auf eine spezielle Personengruppe gerichtet. Der Fokus richtet sich auf weibliche Migrantinnen, für welche eine interkulturelle Öffnung in der präventiven Beratung und kurativen Versorgung besonders bedeutsam ist.
Inhaltsverzeichnis
1. Hinführung zum Thema
2. Begriffserklärungen
2.1. Migration
2.2. Präventive Beratung/kurative Versorgung
2.3. Interkulturelle Öffnung von präventiver Beratung und kurativer Versorgung
3. Welche Faktoren unterstützen bzw. behindern eine Interkulturelle Öffnung?
4. Was bedeutet eine interkulturelle Öffnung für Institutionen und deren Strukturen?
5. Für welche Zielgruppen ist eine interkulturelle Öffnung von präventiven Beratungs- und Versorgungsmaßnahmen besonders wichtig?
6. Wo lassen sich Grenzen einer interkulturellen Öffnung finden?
7. Abschließende Gedanken
Literatur
1. Hinführung zum Thema
Aufgrund von globalen wirtschaftlichen, ökologischen und politischen Krisen müssen Menschen ihre Heimat verlassen, auswandern und flüchten, sie werden Migranten. „Hatten Max Weber und andere Geisteswissenschaftler Ende des 19. Jahrhunderts auf eine wachsende Internationalisierung vieler gesellschaftlicher Strukturen und eine Tendenz zur ethnischen Pluralisierung der Bevölkerung aufmerksam gemacht, so erlebten wir in den letzten fünfzig Jahren eine schnelle und stetig anwachsende Zunahme der Migration im Weltmaßstab. Sie ist zu einem prägenden Phänomen des letzten Vierteljahrhunderts geworden“ (Collatz 1997, S. 91).
Dieses „Phänomen“ stellt die Soziale Arbeit unter anderem im Gesundheitsbereich vor vielfältige Herausforderungen. Es stellt sich u.a. die Frage, durch welche Methoden und Maßnahmen Menschen mit einem Migrationshintergrund in die präventive Beratung und kurative Versorgung einbezogen werden können. In diesem Zusammenhang spielt die sog. „interkulturelle Öffnung“ eine bedeutende Rolle.
Die vorliegende Arbeit gibt einen Einblick in verschiedene Thematiken aus dem Themenfeld „interkulturelle Öffnung“. Neben allgemeinen Faktoren, die eine interkulturelle Öffnung verhindern bzw. unterstützen, werden auch konkrete Anforderungen an die Strukturen von Institutionen, welche eine interkulturelle Öffnung anstreben, benannt. Im Abschluss dieser Arbeit wird der Blickwinkel auf eine spezielle Personengruppe gerichtet. Der Fokus richtet sich auf weibliche Migrantinnen, für welche eine interkulturelle Öffnung in der präventiven Beratung und kurativen Versorgung besonders bedeutsam ist.
2. Begriffserklärungen
In der vorliegenden Arbeit kommen mit der Thematik verbundene Schlüsselbegriffe zum Einsatz. Zum besseren Verständnis werden diese im Folgenden kurz erläutert.
2.1. Migration
Migration bezeichnet kurz gefasst als Oberbegriff den Wanderungsprozess von Einzelnen und Gruppen über nationale Grenzen hinweg (vgl. Robert Koch-Institut 2008, S. 9).
Migration ist historisch gesehen in Form von Völkerwanderungen ein prägendes Element der Weltgeschichte. Aufgrund von religiösen Verfolgungen, Bevölkerungsexplosionen und Massenelend, Vertreibungen und Deportationen mussten in den vergangenen Jahrhunderten Millionen von Menschen ihre Heimatländer verlassen. Auch der zu Beginn der 1960er-Jahre erhebliche Arbeitskräftebedarf führte „in der schnell expandierenden Wirtschaft der westlichen Industrieländer zur größten innereuropäischen Arbeitsmigration“ (Deutscher Verein für öffentliche und private Fürsorge e.V. 2007, S. 684).
Das Statistische Bundesamt geht in einer Veröffentlichung aus dem Jahre 2006 davon aus, dass ca. 15,3 Millionen Menschen mit einem Migrationshintergrund in Deutschland leben. Dies bedeutet, dass fast ein Fünftel der in der Bundesrepublik lebenden Menschen einen Migrationshintergrund hat (vgl. Eichler 2008, S. 20).
Im Folgenden wird noch einmal kurz auf die spezielle Situation von Migranten im Gesundheitsbereich eingegangen. Migranten sind in einem hohen Maß von gesundheitlichen Beeinträchtigungen betroffen (vgl. Eichler 2008, S. 18). Dies lässt sich unter anderem auf die mit der Migration verbunden Schwierigkeiten zurückführen (Entfremdung, familiäre Trennung, Sprachbarrieren, usw.). Aber nicht nur die Migration kann verantwortlich gemacht werden, sondern auch die „soziale und materielle Deprivation“ von Migranten trägt in hohem Maße zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen bei (Hurrelmann et al. 2004, S. 330). Ein verhältnismäßig hoher Anteil von Migranten hat einen sehr niedrigen sozialen Status. Dieser niedrige Sozialstatus führt neben den mit der Migration verbundenen Schwierigkeiten zu zusätzlichen gesundheitlichen Risiken (vgl. Eichler 2008, S. 18f.)
2.2. Präventive Beratung/kurative Versorgung
Zur präventiven Beratung gehören alle Maßnahmen, „die geeignet sind, Gesundheit zu erhalten bzw. Krankheit zu verhüten“ (Buser et al. 2003, S.390). Sie schließen sowohl unspezifische Maßnahmen, also auch spezifische Beratungshandlungen ein. Maßnahmen, wie die Verbesserung der Umwelthygiene gehören ebenso dazu wie Maßnahmen, die auf die Beeinflussung individueller Verhaltensmuster hinzielen (z.B. Ernährungsgewohnheiten, Suchtmittelkonsum usw.) (vgl. Buser et al. 2003, S.390).
Die kurative Versorgung zielt auf eine Beendigung von Krankheitszuständen bzw. will ein Fortschreiten des Krankheitszustandes verhindern (vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Kurativ, Abruf am 31.10.2008).
2.3. Interkulturelle Öffnung von präventiver Beratung und kurativer Versorgung
Interkulturelle Öffnung im Allgemeinen meint die „aktuelle Strategie zur Veränderung der Angebots- und Personalstruktur sozialer Dienste angesichts der Herausforderung durch Migration“ (Deutscher Verein für öffentliche und private Fürsorge e.V. 2007, S. 497). Interkulturelle Öffnung ist ein „Prozess der Organisationsentwicklung, der die Zugangsbarrieren für Migranten beseitigt und ihnen das breite Spektrum aller sozialer Dienste erschließt“ (Wogau et all. 2004, S.117).
Speziell in der präventiven Beratung und der kurativen Versorgung zielt die interkulturelle Öffnung auf eine gleichberechtigte und bessere Nutzung aller Gesundheitsdienstleistungen durch Klient/innen unabhängig von deren Herkunft, Religion, Weltanschauung, Lebensweise usw.
Das bestehende Regelsystem der gesundheitlichen Versorgung in Deutschland basiert auf einer vollständigen Einbeziehung „aller Bevölkerungsgruppen in das existierende Versorgungsangebot“ (Eichler 2008, S. 17). Trotz dieses Sachverhaltes, zeigt die Betrachtung des Bevölkerungsanteils mit ausländischer Herkunft, „dass die Chancen des Zugangs zur gesundheitlichen Versorgung nicht gleich verteilt sind“ (Eichler 2008, S. 17). Im Alltag lässt sich dies an verschiedenen Personengruppen feststellen. „So wird in Deutschland eine niedrigere Durchimpfungsrate bei Kindern von Migranten beobachtet und auch die Müttersterblichkeit ist bei ausländischen Frauen signifikant erhöht“ (Eichler 2008, S. 18). Dies sind Beispiele dafür, dass Migranten in Deutschland nicht im gleichen Maße wie Deutsche am Gesundheitssystem beteiligt sind. Eine interkulturelle Öffnung will diesen Zustand beseitigen.
3. Welche Faktoren unterstützen bzw. behindern eine Interkulturelle Öffnung?
Es gibt Faktoren, welche eine interkulturelle Öffnung behindern bzw. unterstützen. Im Folgenden werden zuerst Sachverhalte, die eine interkulturelle Öffnung erschweren, näher hinterfragt.
Ein Faktor, welcher eine interkulturelle Öffnung erschwert, stellen die verschiedenen aufeinandertreffenden Kulturen dar. Der Umgang mit Krankheiten und Gesundheit ist von Kultur zu Kultur verschieden. „Somit sind die Gesundheitssituationen, das Gesundheitserleben und die jeweilige, individuelle Umgangsweise damit sehr heterogen. Viele Migranten sprechen also nicht nur anders, auch ihr Umgang mit dem eigenen Körper, Krankheit und Gesundheit kann ein anderer sein“ (Franzkowiak, Kuhn 2006, S. 39). Die vielen unterschiedlichen kulturellen Hintergründe können Quellen für Missverständnisse in der Interaktion von Fachkräften und Migranten sein. Die Erklärungsmuster für Krankheitsursachen bzw. die Interpretation von Symptomen sind vom historischen und soziokulturellen Kontext der Beteiligten geprägt und stehen im Zusammenhang mit der Wahrnehmung körperlicher Prozesse und den Erwartungen an eine Behandlung und deren Akzeptanz (vgl. Salmann 2001, S. 93). Die Heterogenität der Migranten und die damit verbundenen verschiedenartigen Kulturen erschweren eine interkulturelle Öffnung.
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