Zur Hinführung an das Thema soll in dieser Arbeit zunächst das historische Vorfeld gerafft dargestellt werden. Behandelt werden hierbei die Zeit von der Eroberung des Voralpenraumes bis zur Überwindung der Reichskrise des dritten Jahrhunderts. Besonderes Augenmerk liegt dabei bereits auf den großen, charakterisierenden Entwicklungslinien, welche die drei behandelten Siedlungszentren durchliefen. Anschließend werden diesen Orten separierte Kapitel zugestanden – zuerst dem zivil geprägten Augsburg, anschließend dem militärisch geprägten Regensburg und zuletzt Kempten. Die Binnengliederung der drei Abschnitte erfolgt jeweils nach den gleichen Betrachtungskriterien, welche zusammengefasst einen allgemeinen Überblick über das spätantike Siedlungsleben liefern sollen, in ihrer Aufteilung jedoch auch detaillierte Einblicke in exemplarische Themengebiete und Aspekte des Lebens in der späten Antike geben.
Der erste Abschnitt behandelt übergreifend die Topographie und die Raumkonzepte des Siedlungsortes. Hierbei stehen die Verteidigungsmaßnahmen im Vordergrund. Zunächst erfolgt eine Untersuchung der Wehranlagen und Mauern, anschließend werden Militärgebäude in den Blick genommen, welche den Siedlungsort als möglichen Garnisonsort ausweisen. Hierbei werden auch Funde von Militaria miteinbezogen.
Der zweite Abschnitt thematisiert schließlich übergreifend den Bereich Gesellschaft und Religion. Aufgearbeitet werden diese Aspekte durch eine Betrachtung der erschlossenen Gräberfelder, ihrer Lage und ihrer Größe im Umfeld der Siedlungen. Dabei werden vorliegende Bestattungssitten aufgezeigt und Rückschlüsse auf mögliche Sozialstrukturen, kulturellen Wandel und germanische, romanische und christliche Aspekte vorgenommen.
Der dritte Abschnitt nimmt sich übergreifend der Wirtschaft und der Infrastruktur der jeweiligen Siedlung an. Besonders die Grundversorgung soll hierbei hervorgehoben werden. Dies teilt sich einerseits in die größtenteils durch villae rusticae erfolgte Nahrungsversorgung sowie sekundär die Wasserversorgung. Dies liefert nicht nur Aussagen über den allgemeinen Fortbestand und damit die Kontinuität der Siedlung, sondern lässt auch Rückschlüsse auf den regionalen und unter Vorbehalt auch den überregionalen Handel zu.
Inhaltsverzeichnis:
1. Einleitung
2. Historisches Vorfeld: Raetien in der Prinzipatszeit
3. Augusta Vindelicum in der Spätantike
3.1 Verteidigungsmaßnahmen von Augusta Vindelicum
3.1.1 Die spätantike Stadtmauer von Augusta Vindelicum
3.1.2 Spätantike Militärpräsenz in Augusta Vindelicum
3.2 Gräberfelder und Bestattungssitten in und um Augusta Vindelicum
3.3 Grundversorgung und Siedlungskontinuität von Augusta Vindelicum.
4. Castra Regina in der Spätantike.
4.1 Verteidigungsmaßnahmen von Castra Regina
4.1.1 Die spätantike Siedlungsumwehrung von Castra Regina
4.1.2 Spätantike Militärpräsenz in Castra Regina
4.2 Gräberfelder und Bestattungssitten in und um Castra Regina
4.3 Grundversorgung und Siedlungskontinuität von Castra Regina
5. Cambodunum in der Spätantike
5.1 Verteidigungsmaßnahmen von Cambodunum
5.1.1 Die spätantike Siedlungsumwehrung von Cambodunum
5.1.2 Spätantike Militärpräsenz in Cambodunum..
5.2 Gräberfelder und Bestattungssitten in und um Cambodunum..
5.3 Grundversorgung und Siedlungskontinuität von Cambodunum
6. Conclusio: Raetia secunda im Wandel
7. Quellen- und Literaturverzeichnis
8. Abbildungsverzeichnis
1. Einleitung
[...] Raetiae munimina sunt Italiae et claustra provinciae [...]1
Als schützendes Bollwerk beschrieb der spätantike Gelehrte Cassiodor die Gebiete Raetiens, die zu seinen Lebzeiten im sechsten Jahrhundert bereits vom Römischen Reich abgefallen waren. Mit dieser Metapher maß er dem einstmaligen Grenzgebiet nördlich der Alpen eine Rolle bei, die kontroverser nicht sein könnte. Die von ihm angedeutete politische und militärische Relevanz der Provinz Raetien – seit dem vierten Jahrhundert aus den zwei Teilen Raetia prima und Raetia secunda bestehend – war hierbei nur eine Seite der Medaille. Das Voralpenland verfügte zu Beginn der Spätantike bereits über eine dreihundertjährige Geschichte als Limeszone und Verbindungsglied zwischen den Nordwestprovinzen und dem Balkanraum. Die sogenannten claustra hatten sich – so sie denn je bestanden – spätestens während des wechselvollen dritten Jahrhunderts merklich gelockert und schlussendlich eine Vielzahl an Entwicklungen ermöglicht, die Raetien im Übergang von der späten Antike zum frühen Mittelalter im Vergleich mit anderen Nachbar- und Grenzprovinzen des Römischen Reiches eine einzigartige Prägung verleihen sollten. Konnte die Reichskrise durch römisches Einwirken letztendlich größtenteils eingedämmt und schließlich überwunden werden, so kann sie dennoch ohne weiteres als ein Menetekel für die kommenden Jahrhunderte gelten.2 Es stellt sich darum die Frage, welche Entwicklungslinien und Umwandlungsprozesse die Region durchlief – auf der einen Seite ein strategisch bedeutsames Durchzugsgebiet, auf der anderen Seite ein kultureller Schmelztiegel.
Der begrenzte Rahmen dieser Arbeit erfordert eine deutliche Eingrenzung von behandeltem Zeitraum und geographischem Kontext. Der Beginn und vor allem das Ende des heute gemeinhin als Spätantike bezeichneten historischen Zeitabschnitts unterliegen nach wie vor kontroversen Diskussionen. Die Festlegung auf ein bestimmtes Jahr oder Ereignis gestaltet sich schwer – vor allem unter Berücksichtigung der regional ganz unterschiedlichen Entwicklungen auf dem europäischen Kontinent um die Mitte des ersten Jahrtausends nach Christus. Als anerkannte Voraussetzungen für den Beginn der späten Antike und damit des letzten Abschnitts des europäischen Altertums gilt die Römische Reichskrise des dritten Jahrhunderts.3 Die Reformen und Stabilisierungsmaßnahmen der Kaiser ab der der zweiten Hälfte des dritten Jahrhunderts bis in das frühe vierte Jahrhundert, allen voran wohl Diocletian4 und Konstantin der Große5, führten zu einer weitgehenden Konsolidierung des Römischen Reiches. Das Ende der Spätantike und damit der Beginn des europäischen Frühmittelalters werden an ganz unterschiedlichen Ereignissen festgemacht. Die neuere Forschung tendiert dazu, das Ende der Antike im sechsten Jahrhundert anzusetzen und es etwa auf das Todesjahr Kaiser Justinians 565 oder den Einfall der Langobarden in Italia 568 zu legen.6 Der in der vorliegenden Arbeit untersuchte geographische Kontext wird hierbei in erster Linie die Provinz Raetia secunda sein.7 Hauptaugenmerk wird hierbei auf drei der bevölkerungsreichsten Siedlungsräume liegen. Der erste dieser Orte ist Augusta Vindelicum, das heutige Augsburg, das sich auch nach der Provinzteilung noch als Hauptstadt und Zentrum der Raetia secunda halten konnte. Diesem zivilen Hauptort folgt Castra Regina, das heutige Regensburg, welches als bedeutsames Legions- und Militärlager an der Donau – Grenze und nach wie vor bedeutende Verkehrsader gleichermaßen – während der gesamten späten Antike eine wechselvolle Geschichte durchlief. Als letzter Siedlungsort soll Cambodunum, das heutige Kempten an der Iller, betrachtet werden, welches eine grundlegende Umwandlung in eine Grenzsiedlung erfuhr. Der Einfachheit halber sollen zudem diese kaiserzeitlich-römischen Namen der drei Orte im Rahmen der Arbeit beibehalten werden. Die von der Spätantike zum Mittelalter mehrfach erfolgten Umbenennungen und Namensvarianten bleiben außen vor. Ebenso sollen die heutigen Städtenamen Augsburg, Regensburg und Kempten synonym für die spätantiken Siedlungen stehen.8
Zur Hinführung an das Thema soll in dieser Arbeit zunächst das historische Vorfeld gerafft dargestellt werden. Behandelt werden hierbei die Zeit von der Eroberung des Voralpenraumes bis zur Überwindung der Reichskrise des dritten Jahrhunderts. Besonderes Augenmerk liegt dabei bereits auf den großen, charakterisierenden Entwicklungslinien, welche die drei behandelten Siedlungszentren durchliefen. Anschließend werden diesen Orten separierte Kapitel zugestanden – zuerst dem zivil geprägten Augsburg, anschließend dem militärisch geprägten Regensburg und zuletzt Kempten. Die Binnengliederung der drei Abschnitte erfolgt jeweils nach den gleichen Betrachtungskriterien, welche zusammengefasst einen allgemeinen Überblick über das spätantike Siedlungsleben liefern sollen, in ihrer Aufteilung jedoch auch detaillierte Einblicke in exemplarische Themengebiete und Aspekte des Lebens in der späten Antike geben. Der erste Abschnitt behandelt übergreifend die Topographie und die Raumkonzepte des Siedlungsortes. Hierbei stehen die Verteidigungsmaßnahmen im Vordergrund. Zunächst erfolgt eine Untersuchung der Wehranlagen und Mauern, anschließend werden Militärgebäude in den Blick genommen, welche den Siedlungsort als möglichen Garnisonsort ausweisen. Hierbei werden auch Funde von Militaria miteinbezogen. Der zweite Abschnitt thematisiert schließlich übergreifend den Bereich Gesellschaft und Religion. Aufgearbeitet werden diese Aspekte durch eine Betrachtung der erschlossenen Gräberfelder, ihrer Lage und ihrer Größe im Umfeld der Siedlungen. Dabei werden vorliegende Bestattungssitten aufgezeigt und Rückschlüsse auf mögliche Sozialstrukturen, kulturellen Wandel und germanische, romanische und christliche Aspekte vorgenommen. Der dritte Abschnitt nimmt sich übergreifend der Wirtschaft und der Infrastruktur der jeweiligen Siedlung an. Besonders die Grundversorgung soll hierbei hervorgehoben werden. Dies teilt sich einerseits in die größtenteils durch villae rusticae erfolgte Nahrungsversorgung sowie sekundär die Wasserversorgung. Dies liefert nicht nur Aussagen über den allgemeinen Fortbestand und damit die Kontinuität der Siedlung, sondern lässt auch Rückschlüsse auf den regionalen und unter Vorbehalt auch den überregionalen Handel zu. Den drei dezidierten Stadtkapiteln folgt zuletzt noch ein zusammenfassendes Fazit, welches einen Ausblick auf die reichsweiten Entwicklungen liefert und Entwicklungslinien Augusta Vindelicums, Castra Reginas und Cambodunums zumindest ansatzweise induktiv darin zu verorten versucht.
Die wissenschaftliche Forschung der letzten Jahrzehnte zeichnete sich durch neue Ergebnisse, sogar einen regelrechten Paradigmenwechsel9 und damit verbunden eine Vielzahl an neuen Publikationen über die Spätantike aus. Beginnend in den 1960er Jahren mit einflussreichen Werken wie „The decline of the ancient world“ von A.H.M. Jones10, fand die Epoche der späten Antike samt ihrer vielzähligen Unterthemen seit den 1970er Jahren und vor allem seit den 1990er Jahren eine hohe Beachtung, die bis in die unmittelbare Gegenwart andauert und gleichzeitig ein immer schärferes Bild von einer einstmals fast schon ungewissen, wechselvollen Zeit in der Menschheitsgeschichte zeichnet. Im Rahmen der vorliegenden Arbeit konnten vor allem die allgemeinen Werke „Geschichte der Spätantike: Das Römische Reich von Diocletian bis Justinian 284-565 n. Chr.” von Alexander Demandt11, „Die Spätantike. Der eine Gott und die vielen Herrscher” von Rene Pfeilschifter12 oder auch „A history of the later Roman Empire. AD 284 – 641” von Stephen Mitchell13 eine thematische Einführung liefern. Ebenfalls zu nennen sei hier die von Sebastian Brather herausgegebene Aufsatzsammlung „Zwischen Spätantike und Frühmittelalter: Archäologie des 4. bis 7. Jahrhunderts im Westen“14, welche basale Ergänzungen aus dem Blickwinkel der Archäologie beifügte. Der ganz wesentliche Aspekt der Völkerwanderung wurde unter anderem umfassend durch Jochen Martins „Spätantike und Völkerwanderung”15, Ralph Mathisens „Romans, Barbarians and the Transformation of the Roman World. Cultural interaction and the creation of identity in late antiquity”16 sowie Reinhard Wenskus „Stammesbildung und Verfassung. Das Werden der frühmittelalterlichen gentes”17 aufgearbeitet. Durch die älteren Publikationen „Rätien im Altertum und Frühmittelalter“ von Richard Heuberger18, „Die raetischen Provinzen“ von Rudolf Degen19 oder auch „Süddeutschland in der frühen Merowingerzeit“ von Wolfgang Hartung20 wurden die Entwicklungen Raetiens und der Raetia secunda aufgearbeitet und zugleich wichtige Desiderate der Forschung angestoßen. Der Sammelband „Die Römer in Bayern“21 stellt hierzu ein relativ aktuelles und sehr ausführliches Grundlagenwerk dar. Die dort allgemein aufgeworfenen Inhalte werden durch ins Detail gehende Aufsatzsammlungen wie „Die Anfänge Bayerns. Von Raetien und Noricum zur frühmittelalterlichen Baiovaria“, herausgegeben von Hubert Fehr22, oder „Bayern unter den Römern. Facetten einer folgenreichen Epoche“, herausgegeben von Sigmund Bonk23, ergänzt. Besonders hervorzuheben sind zuletzt die Publikationen der Fachzeitschrift „Das archäologische Jahr in Bayern“, die vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege und von der Gesellschaft für Archäologie in Bayern e.V. veröffentlicht werden. Eine erste Zusammenfassung des antiken Bestandes der Stadt Augsburg wurde von Wolfgang Hübener angefertigt.24 Eine allgemeine, aber auch epochenübergreifende Einführung in die Siedlungsgeschichte erfolgte durch die Aufsatzsammlung „Geschichte der Stadt Augsburg. 2000 Jahre von der Römerzeit bis zur Gegenwart“, von denen vor allem die Beiträge von Bakker25 über Augsburg in spätrömischer Zeit, von Bierbrauer26 über die alamannische Besiedelung sowie Sage27 über das frühe Christentum in der Region hervorgehoben werden sollen. Darüber hinaus behandeln die „Augsburger Beiträge zur Archäologie“ ergänzend relevante Detailaspekte. Besonders erwähnenswert seien hier Salvatore Ortisis28 Publikation über die antike Stadtmauer von Augusta Vindelicum sowie der Beitrag von Gudrun Schmid29 zur Besiedelung im Landkreis Aichach-Friedberg östlich von Augsburg.
Die Stadt Regensburg verfügt ebenfalls über zahlreiche ausführliche Werke und Publikationen zur antiken Geschichte der Stadt, wie zum Beispiel „Regensburg zur Römerzeit“30 von 1979 oder „Die Römer in Regensburg“31 von 1996. Eine differenzierte Auswertung der Ausgrabungen unter dem Niedermünster erfolgte durch „Die Ausgrabungen unter dem Niedermünster zu Regensburg“32. Für die Fragestellung zeigten sich überdies die Beiträge von Konrad33 und Störmer34 im Band „Römische Legionslager in den Rhein- und Donauprovinzen. Nuclei spätantik-frühmittelalterlichen Lebens?“ überaus ergiebig.
Kempten an der Iller verfügt mit dem Werk „Geschichte der Stadt Kempten“ ebenfalls über eine umfassende, wenn auch allgemeine Einführung in die Historie der Siedlung. Hervorzuheben sei hier vor allem der Beitrag von Gerhard Weber35 zur spätrömischen Zeit. Bei der Erschließung der antiken Siedlungsgeschichte sticht der von Gerhard Weber und Andrea Faber herausgegebene Sammelband „Cambodunum – Kempten. Erste Hauptstadt der Provinz Raetien?“, als Standardwerk hervor. Vor allem der enthaltene Beitrag von Michael Mackensen36 über die spätrömische Zeit sei hier abschließend erwähnt.
Während allgemeine spätantike Quellen zahlreich überliefert sind, gestaltet sich die Lage bei der Betrachtung Raetiens komplizierter. Die Provinz und ihre Ortschaften können in spätrömischer Zeit als überlieferungsarme Regionen gelten, die von zeitgenössischen Autoren nur sporadisch und in Detailfragen behandelt werden. Ein Beispiel hierfür ist die erste Erwähnung der spätantiken Provinzteilung in den Res gestae des Ammianus Marcellinus.37 Auch frühchristliche Werke oder Heiligenviten lassen die raetischen Gebiete außen vor. Die einzige Ausnahme, die Vita Severini38 des Eugippius, behandelt lediglich die Gegend um Passau und Künzing im Nordosten der Raetia secunda. Von den zahlreichen spätantiken leges, wie der exemplarisch genannten Lex Salica39, oder den spätrömischen Gesetzeswerken, wie zum Beispiel dem Codex Theodosianus40, kann ebenfalls nur indirekt auf die Provinz Raetien, ihre Siedlungen und ihre Bevölkerung geschlossen werden, da eine Durchsetzung des entsprechenden Rechtes zwar angenommen, aber nicht restlos bewiesen werden kann.41 Neben den spätantiken Autoren und Gesetzessammlungen stechen zuletzt noch drei besondere Einzelquellen hervor. Das Itinerarium Antonini42 nennt als um 300 entstandenes „Straßenverzeichnis“ die Stationen bedeutender Reiserouten – darunter auch das spätantike Augsburg, Regensburg sowie Kempten.43 Die in ihrer Urform in das späte vierte Jahrhundert datierbare Tabula Peutingeriana44 lässt als verzerrte, kartographische Darstellung des Römischen Reiches samt seiner Siedlungen und Straßen zumindest Vermutungen auf die bestehende Existenz der abgebildeten Ortschaften zu. Auch auf ihr finden sich alle drei behandelten Siedlungen.45 Zuletzt besitzt die Notitia Dignitatum46 als spätantikes „Staatshandbuch“ in dem die Garnisonen und Einheitenverteilung des Reiches aufgelistet sind, großen Aussagewert über die militärisch-administrative Gliederung der Raetia prima um 400. Daneben liefern jedoch hauptsächlich archäologische Funde einen tiefergehenden Aufschluss über die Spätantike in Raetien.47 Während die Nachbardisziplinen der Numismatik und Epigraphik vor allem noch für das vierte Jahrhundert von großer Bedeutung sind, ebben dahingehende Funde nach dem Erlöschen der römischen Zentralmacht merklich ab. Für das fünfte und sechste Jahrhundert nimmt durch das Fehlen von autochthonen Texten darum die Provinzialrömische beziehungsweise Mittelalterliche Archäologie eine ganz zentrale Rolle ein.
2. Historisches Vorfeld: Raetien in der Prinzipatszeit
Die in der Einleitung vorgenommene Eingrenzung von Zeit und Raum konstituiert unweigerlich eine Erläuterung des historischen Vorfeldes. Die Gebiete Raetiens und Vindelikiens gehörten bei weitem nicht zu den ersten Provinzen des Römischen Reiches. Auch in wirtschaftlicher oder reichspolitischer Hinsicht spielten sie selten eine primäre Rolle. Ungeachtet dessen wurde dem Gebiet vor und während des Augusteischen Alpenfeldzuges eine strategische Schlüsselposition zugesprochen.48 Diese sollte sich in der folgenden Prinzipatszeit erhalten und sich bis in die Spätantike festigen. Die Region fungierte von Anfang an als Bindeglied zwischen dem römischen Gallien und Germanien sowie den mittleren und unteren Donauprovinzen, aber auch als Schutzschild für Rom und die Apenninhalbinsel.49 Damit erfüllte das Alpenvorland gleich mehrere bedeutsame Funktionen: Es war einerseits ein Wirtschaftsfaktor und ein Ort der interkulturellen Kommunikation zwischen den römischen Kernlanden im Süden, den gallisch-germanischen Nordwestprovinzen, der raetischen Urbevölkerung sowie dem freien Germanien im Norden.50 Auf der anderen Seite ergab sich diese Konstellation erst durch die Herausbildung des Limes51 und den Status Raetiens als Durchzugsgebiet und Grenzprovinz, die dennoch gleichsam an Italia angrenzte.52 Die historische Relevanz des Gebietes allein an dieser einzigartigen Lage festzumachen, wäre jedoch, wie bereits erwähnt, einseitig. Raetien kann ohne Zweifel auch als ein Schmelztiegel der kulturellen Entwicklungen gelten – jedoch nicht erst seit der Spätantike und Völkerwanderungszeit53. Bereits die Prinzipatszeit der ersten drei nachchristlichen Jahrhunderte zeigt Entwicklungslinien, die dahingehend überleiten. Diese werden nun im Folgenden gerafft dargelegt. Die Etymologie der späteren Provinz Raetien54 stammt von den eisenzeitlichen Volksgruppen der Raeter und Vindeliker, deren Herkunft und Siedlungsgebiete jedoch bis heute nicht restlos geklärt werden konnten.55 Grob zusammengefasst positionierten sich die raetischen Stämme wohl im Südwesten der späteren gleichnamigen Provinz und damit hauptsächlich im alpinen Hochland. Die Vindeliker dagegen beanspruchten das flachere Voralpenland bis zur Donau an den Flusstälern von Iller, Lech und Wertach, eventuell sogar die östliche Gegend bis an den Inn.56 Dennoch handelte es sich bei den Stammesnamen im engeren Sinne um Variablen.57 Die Herkunft der oft erst im Nachhinein durch Außenstehende so benannten Völker und Individuen muss auch in der heutigen Forschung ungesichert bleiben.58 Antike Autoren, wie Plinius59, lassen eine Herkunft der Raeter aus etruskischen Einflusssphären annehmen. Eine Zugehörigkeit der Urbevölkerung zum keltischen Kulturkreis wird kontrovers diskutiert, gemeinhin allerdings oft abgelehnt.60
Der genaue Ablauf und die endgültige Zielsetzung des Alpenfeldzuges sind ebenfalls bis heute rege diskutierte Forschungsfragen.61 Im ersten Jahrhundert nach der Zeitenwende erfolgten Prozesse, die allgemein dem komplexen Begriff der Romanisierung zuzurechnen sind. Parallel erfolgte die offizielle Einrichtung der Provinz Raetien.62 Die neu gebauten Straßen und vor allem schiffbare Flüsse wie der Lech und die Donau ermöglichten einen florierenden Handel.63 Die einheimische Urbevölkerung ließ sich in der Folgezeit scheinbar schnell in den römischen Reichsverband integrieren und erfuhr zudem einen massiven Kulturtransfer aus Italien, zusätzlich unterstützt durch eine große Anzahl neu hinzugezogener Siedler.64 Tacitus fasst in seiner Germania die Einrichtung der Provinz Raetien mit der Anlegung des Limes knapp zusammen: „[…] mox limite acto promotisque praesidiis sinus imperii et pars provinciae habentur.“ 65
Die Siedlungsgeschichte von Augsburg und Kempten begann ebenfalls zeitnah nach dem Abschluss des Alpenfeldzuges. Der Zusammenfluss von Wertach und Lech bot strategische Vorteile in einem eroberten, aber kaum erschlossenen Gebiet. Dies hatte die Gründung eines Militärlagers im Bereich des heutigen Augsburg-Oberhausens zur Folge, dessen Belegungszeitraum von 8/5 v. Chr. bis 6/9 n. Chr. geschätzt wird.66 Das Gebiet um Cambodunum im Süden dagegen lag bereits am Kreuzungspunkt alter Handelsstraßen und zeichnete sich durch eine relativ zentrale Lage in der jungen Provinz aus. Eine Vorgängersiedlung ist bis heute jedoch nicht nachweisbar.67 Das römische Kempten wurde in der Folge großflächig erschlossen und kann als erster zivil-administrativer Siedlungsraum Raetiens gelten. Der Siedlungsschwerpunkt auf einer Hochterrasse am östlichen Illerufer, dem heutigen Lindenberg, prosperierte im ersten Jahrhundert stark.68 Das wohlhabende Cambodunum fungierte ab dieser Zeit als erste Hauptstadt der Provinz und als zentral gelegener, romanisierter und urban geprägter Handelsplatz. In flavischer Zeit erfolgte der Ausbau in Stein, wovon vor allem der Gallorömische Tempelbezirk69, das Flavische Forum oder die Thermen zeugen.70 Gegen Ende des ersten Jahrhunderts lässt sich ein leichter Rückgang der Lebensqualität sowie der administrativen Befugnisse Kemptens feststellen. Das praetorium der Stadt wird der Forschung nach beispielsweise in ein mansio umgewandelt.71 Als möglicher Grund hierfür können die allgemeinen regionalen Entwicklungen herangezogen werden. Die Eroberung des transdanubischen Gebietes ab den siebziger Jahren des ersten Jahrhunderts hatte durch die Besetzung des Dekumatlandes eine direkte Verbindung zwischen Rhein und Donau hergestellt.72 Im Raum Augsburg war bereits im zweiten nachchristlichen Jahrzehnt ein Kastell im heutigen Domviertel gegründet worden, dessen vicus in der Folgezeit stark florierte.73 Gegen Ende des Jahrhunderts, der neueren Forschung nach um das Jahr 95, etablierte sich Augsburg endgültig als neue Hauptstadt der Provinz Raetien.74 „Dem enormen Bedeutungsaufschwung der Siedlung Augusta Vindelicum im frühen 2. Jahrhundert steht der sowohl in der Bautätigkeit als auch in den Denkmälern und Funden sichtbare Bedeutungsrückgang von Cambodunum ab dieser Zeit gegenüber.“75 Als Grund für den Zentralenwechsel kann die verkehrstechnisch günstigere Lage Augsburgs an Lech, Wertach sowie Via Claudia festgemacht werden. Auch die Nähe des Statthalters zu den Limestruppen kann in Betracht gezogen werden.76 Hinsichtlich Verwaltung, Wirtschaft und Kultur avancierte das römische Augsburg zur unangefochtenen Metropole der gesamten Provinz.77 Im Jahr 121 erhielt Augsburg von Kaiser Hadrian das zweithöchste, römische Stadtrecht.78 Die Ernennung zum municipium kann weniger als Ursache, sondern vielmehr als eine Folge oder als weiterer Katalysator der Expansion und Prosperität gelten. Die kaiserzeitliche Stadtmauer79 umschloss schätzungsweise eine Fläche von circa 85 Hektar, eine ungefähre Hochrechnung ergibt laut Roeck eine Bevölkerungszahl um die 10.000.80 Mussten sich alle Einrichtungen der Provinzialbehörde ab dieser Zeit zwar in Augsburg befinden, so fehlen bislang dennoch die untermauernden Funde und Befunde in vielen Bereichen. Lediglich die Lage des Forums und einiger nicht exakt definierbarer Verwaltungsbauten konnte im Bereich von St. Stephan und des Klostergartens lokalisiert werden.81 So kann nur der allgemeine Wissensstand zum römischen Städtewesen als relativ unsicherer Vergleich herangezogen werden.82 Völlig unklar ist dagegen bis heute die Einteilung Raetiens in Gebietskörperschaften.83
Die Nordwestprovinzen respektive Raetien können Gerhard Weber zufolge zunächst lange als Holzbaugebiete zählen. Erste Steinbauten – hauptsächlich militärisch – erfolgten erst ab tiberischer Zeit, in zivilen Orten wie Kempten erst ab der Mitte des Jahrhunderts und vor allem ab flavischer Zeit. Endgültig setzte sich der Ausbau in Stein jedoch erst im zweiten Jahrhundert durch – bei Militäranlagen, Gutshöfen, nicht zuletzt auch in der neuen Hauptstadt Augusta Vindelicum.84 Nichtsdestotrotz konnten kürzlich in Augsburg auch Reste von Steinbauten aus der frühkaiserzeitlichen Epoche nachgewiesen werden.85
Zusammenfassend kann das zweite Jahrhundert trotz aller historischen Unsicherheiten gemeinhin als Blütezeit der raetischen Gebiete gesehen werden, die sich durch florierende Wirtschaft, wachsende Bevölkerungszahlen und städtischen Ausbau manifestierte.86 Um das Jahr 200 prosperierten Cambodunum und die Hauptstadt Augusta Vindelicum gleichermaßen als wichtige städtische Siedlungszentren.87 Vor allem das antike Augsburg kann ohne Zweifel als bedeutsamste Handelsmetropole der Region gelten.88 Im Laufe des zweiten Jahrhunderts erfolgten in den Donauprovinzen immer öfter Auseinandersetzungen mit den germanisch-sarmatischen Stämmen, die schließlich in die sogenannten Markomannenkriege von 166 bis 180 mündeten.89 Kaiser Marc Aurel beschloss darum um 175 die Gründung und bis 179 den monumentalen Ausbau eines Legionsstützpunktes an der Donau. Das Lager erhielt den Namen Castra Regina und bedeckte mit Ausmaßen von 540 auf 450 Meter eine Gesamtfläche von 24,5 Hektar.90 Es ersetzte damit ein wenige Jahre zuvor zerstörtes Kastell samt vicus nahe dem heutigen Stadtbezirk Kumpfmühl. Die mehreren Ausbauphasen in Stein im Gebiet des heutigen Regensburg postulieren ebenfalls einen hauptsächlich militärischen Schwerpunkt des neuen Lagers und heben die Bedeutung des Standortes hervor. Der bislang nur vom Hilfstruppen kontrollierte Donaubogen wurde somit im späten zweiten Jahrhundert zum Standort einer Legionskaserne. Der rasch um das Lager entstehende vicus wies auch zahlreiche Spuren von zivilem Leben auf, besaß später auch fast städtischen Charakter und nahm im zweiten Jahrhundert Ausmaße an, die dem des benachbarten Lagers gleichkamen. Neben der Zivilstadt und zugehörigen Gräberfeldern wurde das Regensburger Land zusätzlich durch zahlreiche Gutshöfe und Heiligtümer erschlossen. Die Blütezeit lässt sich ungefähr in die erste Hälfte des dritten Jahrhunderts datieren.91
Mit dem Beginn des dritten Jahrhunderts kündeten sich die ersten Anzeichen der römischen Reichskrise an. Die kriegerischen Auseinandersetzungen auf raetischem Boden dauerten bis in das letzte Viertel des Jahrhunderts an.92 Die Einfälle hatten oft Italien als Hauptzielort, sorgten aber auch in Raetien für ein allgemeines Absinken des Lebensstandards, partielle Verwüstungen sowie eine gewisse Entvölkerung, wie zahlreiche Funde von irregulär beseitigten, menschlichen Überresten zeigen.93 Nach großen Rückschlägen mussten im Jahr 260 alle Gebiete nördlich der Donau und östlich des Rheins abgetreten werden.94 Im ehemaligen Dekumatland zwischen Rhein und Donau siedelten sich in der Folge die Alamannen an, deren ambivalentes Verhältnis zum Römischen Reich lange zwischen Kontakt und Auseinandersetzung oszillierte.95 Dies zwang unter anderem auch Kempten zu einer Umstrukturierung in eine Grenzgarnison – eine Umsiedlung auf die besser geschützte Burghalde am anderen Illerufer war die Folge.96 Auch in Augusta Vindelicum und Castra Regina lassen sich mehrere Zerstörungshorizonte ausmachen.97 Mit dem komplexen Vorgang der Reichskrise brachen veränderte Rahmenbedingungen für Raetien an. Die „Barbareneinfälle“ belasteten die Stabilität der Nordwestprovinzen und sorgten für eine permanente Gefahrenlage.98 Die neuere Forschung geht jedoch nicht mehr von einem „Limesfall“99 und nachfolgender Siedlungsleere aus.100 Der Limes hatte auch nach der Überwindung der Krise noch Bestand, es erfolgten Renovierungsmaßnahmen und der Bau von neuen, wenn auch verkleinerten Fortifikationsarchitekturen, den burgi.101 Trotz der Aufgabe eines Großteils der regionalen Gutshöfe wurden einige villae rusticae auch nach 260 weiter bewirtschaftet.102
Zusammenfassend machten die zahlreichen Mikrokatastrophen während der Reichskrise auch Raetien zu einem Krisenherd. Um die Wende zum dritten Jahrhundert gewann die Provinz jedoch mit dem Ausbau des defensiv ausgerichteten „Nassen Limes“ an Rhein, Donau und Iller ihr Gewicht als rekonstituierter Militärstandort zurück und erlangte beispielsweise durch die diocletianischen und konstantinischen Reformen wieder ein Maß an Sicherheit, Stabilität und Wohlstand.103
Die Ausgangsposition um das Jahr 300 postuliert folglich Augusta Vindelicum als nach wie vor ziviles Zentrum der Raetia secunda104, Castra Regina als militärischen Schwerpunkt der Provinz und schließlich das gewandelte Cambodunum als Grenzgarnison und spätantike Höhensiedlung. Die durch die Reichskrise kontinuierlich bewohnten Standorte können nach wie vor als drei der bevölkerungsreichsten Besiedelungsräume in der Region angesehen werden.
3. Augusta Vindelicum in der Spätantike
Das municipium Aelium Augustum 105 war auch nach den zahlreichen Mikrokatastrophen des dritten Jahrhunderts noch das administrative, wirtschaftliche und zivile Zentrum der Provinz. Durch die strikte Trennung der zivilen und militärischen Gewaltbefugnisse nach den diocletianisch-konstantinischen Reformen106 stellt sich die Frage nach der Präsenz von Militär in der Stadt. In der Forschung wird der Sitz des zivilen Statthalters der neuen Raetia secunda in Augusta Vindelicum verortet.107 Bezeichnend für Augsburg ist die Relevanz des archäologischen Befundes bei der Erschließung der spätantiken und frühmittelalterlichen Stadtgeschichte.108 Auch inschriftliche Überlieferungen werden ab dem vierten Jahrhundert immer seltener.109 Dies lässt sich wohl auf die zahlreichen mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Bebauungen der Altstadt zurückführen.110
3.1 Verteidigungsmaßnahmen von Augusta Vindelicum
3.1.1 Die spätantike Stadtmauer von Augusta Vindelicum
Als bedeutende Provinzhauptstadt hatte Augusta Vindelicum bereits im zweiten Jahrhundert eine Stadtmauer erhalten, die neben repräsentativen auch klare fortifikatorische Kriterien erfüllte. Die auch für die Spätantike typischen Reparaturen, Renovierungen und Instandhaltungen der reichsweiten Infrastruktur bezogen auch Stadtumwehrungen mit ein – wenngleich Bauinschriften oft fehlen und sich eine genauere Datierung nur durch archäologische Methoden erreichen lässt.111 Die Erforschung der Augsburger Mauer entwickelte sich zu einem langwierigen und Jahrhunderte umfassenden Prozess. Während die Lage der Westmauer bereits im späten 16. Jahrhundert durch den Humanisten Marcus Welser vermutet wurde, konnte der
[...]
1 Cassiod. var. 7, 4, 2.
2 DEMANDT 2013, S. 28-51.
3 DEMANDT 2007, S. 44-56.
4 BLECKMANN Diocletian 1997, Sp. 577-587.
5 BLECKMANN Konstantin 1997, Sp. 136-141.
6 Gängige Daten der älteren Forschung sind hierbei die Reichsteilung von 395, der Fall des Weströmischen Reiches 476 oder die Eroberung der römischen Enklave des Syagrius in Gallien durch den Franken Chlodwig im Jahr 486. Ein kulturgeschichtlich bedeutsames Datum, welches einen philosophisch-religiösen Bruch verzeichnet, liefert das Jahr 529, in dem das erste christliche Benediktinerkloster gegründet und die Platonische Akademie zu Athen geschlossen wurde, vgl. DEMANDT 2007, S. 204-249.
7 Die Raetia secunda ging aus der Teilung des ursprünglichen Raetiens durch die diocletianischen Reformen hervor und umfasste das Gebiet zwischen der Donau im Norden, der Iller im Westen und dem Inn im Osten, vgl. DEGEN 1986, S. 28-30.
8 Die sprachliche Verwandtschaft der Namen von Siedlungen, allen voran Siedlungszentren, aber auch Gewässern, Fluren und allgemein Landschaften am Übergang von der Antike zum Mittelalter können als loses Zeichen für eine Kontinuität und Ethnogenese gelesen werden, wenngleich in der modernen Forschung eine erneute, philologische Auswertung dieser langen historischen Prozesse unbedingt ratsam scheint, vgl. SCHORR 2012, S. 219-237.
9 Das überlieferungsarme fünfte Jahrhundert trug in der älteren Forschung lange dazu bei, die Spätantike als Zeit des Niedergangs zu sehen. Der Paradigmenwechsel in der neuern Forschung definiert diesen Zeitraum dagegen als Epoche des Übergangs, der Integration und Transformation, vgl. BLEI 2013, S. 102-114.
10 Dieses Werk ist eine zusammenfassende Kurzfassung des dreibändigen „The Later Roman Empire 284-602. A social, economic and administrative survey“, vgl. JONES 1966.
11 DEMANDT 2007.
12 PFEILSCHIFTER 2014.
13 MITCHELL 2015.
14 BRATHER 2008.
15 MARTIN 2001.
16 MATHISEN 2011.
17 WENSKUS 1961.
18 HEUBERGER 1971.
19 DEGEN 1986.
20 HARTUNG 1983.
21 CZYSZ/DIETZ/FISCHER/KELLNER 2005.
22 FEHR 2012.
23 BONK 2009.
24 HÜBENER 1958.
25 BAKKER 1985.
26 BIERBRAUER 1985.
27 SAGE 1985.
28 ORTISI 2001.
29 SCHMIDT 2008.
30 DIETZ/OSTERHAUS 1979.
31 DIETZ/FISCHER 1996.
32 DIETZ 2005.
33 KONRAD 2011.
34 STÖRMER 2011.
35 WEBER 1989.
36 MACKENSEN Cambidanum 2000.
37 Amm. 15, 4, 1.
38 Vita sancti Severini.
39 ECKHARDT 1969.
40 PHARR 1969.
41 ARJAVA 2001, S. 33-51.
42 LÖHBERG 2006, S. 203-226.
43 BAUER 2007, S. 11-14.
44 Das Gebiet der Raetia secunda samt Augsburg, Regensburg und Kempten lässt sich auf Blatt beziehungsweise Segment IV finden, vgl. RATHMANN 2016, S. 52-57.
45 BAUER 2007, S. 15-19.
46 SEECK 1876.
47 HOFFMANN 1968, S. 71-111.
48 AßKAMP 2010, S. 73-88.
49 DEGEN 1986, S. 14-24.
50 LENSKI 2011, S. 194-198.
51 KIEßLING 2009, S. 14-17.
52 DIETZ 2010, S. 25-27.
53 GOETZ/WELWEI 2013, S. 4-25.
54 Abb. 1
55 HEUBERGER 1971, S. 27-50.
56 DIETZ Okkupation 2005, S. 19-21.
57 MATHISEN Catalogues 2011, S. 17-32.
58 GOETZ/WELWEI 2013, S. 7-15.
59 Plin. nat. 3, 20.
60 So ist das oppidum von Manching einer der wenigen „typisch keltischen“ Charakteristika der raetischen Region. Ebenso ungesichert bleiben letztendlich der genaue Zeitpunkt und der Ablauf der Landnahme.
61 Hier genannt werden soll lediglich die Kontroverse um Augustus Beweggründe und ob der erste princeps lediglich eine defensive Sicherheitspolitik oder eine offensive Eroberungspolitik betrieb, vgl. AßKAMP 2010, S. 73-88.
62 HEUBERGER 1971, S. 51-74.
63 DIETZ 2010, S. 17-22.
64 GRÜNEWALD 2015, S. 38f.
65 Tac. Germ. 29.
66 Der große Metallfund des Militärlagers Augsburg-Oberhausen kann zudem als eines der frühesten Zeugnisse römischer Präsenz im Voralpenland gelten, vgl. DESCHLER-ERB 2014, S. 9-18.
67 WEBER 2000, S. 15-24.
68 HAUPT/SIELER/WEBER 2000, S. 25-48.
69 WEBER 2008, S. 319-328.
70 WEBER Bauboom 2000, S. 49-80.
71 WEBER Bauboom 2000, S. 58f.
72 ROECK 2005, S. 15.
73 ROLLINGER 2004, S. 149-155.
74 Es verfügte über einen geschätzten Belegungszeitraum von 5/15 bis 69/70 nach Christus. Um das Vexillationslager konnte sich entlang der Ausfallstraßen ein florierender vicus entwickeln. Im ersten Jahrhundert kann der Charakter der Besiedelung also durchaus gleichermaßen als militärisch und zivil gelten – sowohl Soldaten als auch Handwerker und Händler gehörten zu den Bewohnern des frühen Augsburgs, vgl. BAKKER 2000, S. 89.
75 BAKKER 1993, S. 90.
76 CZYSZ 2005, S. 206f.
77 BAKKER 2000, S. 92.
78 Der neue Name Aelia Augusta verwies fortan sowohl auf Hadrians Familie, das Haus der Aelier, als auch auf den Stadtgründer Augustus, vgl. KUHOFF 2010, S. 22.
79 GAIRHOS 2016, S. 114.
80 ROECK 2005, S. 17.
81 SCHAUB 2001, S. 27-40.
82 GOTTLIEB 1985, S. 52f.
83 GOTTLIEB Stadt 1985, S. 57-59.
84 Viele technische wie organisatorische Voraussetzungen für Holzbau und Steinbau sind bis heute ungewiss. Weber vermutet ein in collegiae organisiertes Bauwesen, in Augsburg vermutet er bis ins dritte Jahrhundert einen größeren Steinmetzbetrieb. Der Ausbau von Holz in Stein könnte seines Erachtens nach eng mit der wachsenden Prosperität und dem Prestige von Siedlungsorten zusammenhängen, vgl. WEBER Bauwesen 2000, S. 81-87.
85 LIPPS 2016, S. 106f.
86 KIEßLING 2009, S. 17-20.
87 Dennoch lässt sich im Falle von Cambodunum stellenweise ein Rückgang der Lebensqualität annehmen, der dem Bedeutungsaufschwung Augusta Vindelicums gegenübersteht, vgl. ROLLINGER 2004, S. 149-155.
88 Zahlreiche Funde belegen einen ungemein regen Warentransfer, von den Lampensammlungen, über die Amphoren, bis zu den Grabreliefs mit Alltagsszenen. Besonders hervorzuheben ist die Schiffslände, die den Lech als eine wichtige Verkehrsader der Handelsstadt ausweist. Augsburg war durch wichtige Straßen wie die Via Claudia gut mit der Infrastruktur des Reiches vernetzt, konnte jedoch letzten Endes vor allem über den Schiffhandel über den Lech und damit die Donau florieren und zu einem zentralen Umschlagsort heranwachsen. vgl. BAKKER 2002, S. 262-264.
89 FISCHER 1994, S. 341-354.
90 DIETZ Blütezeit 2005, S. 155f.
91 WALDHERR 2002, S.47-72.
92 NUBER 2005, S. 442-451.
93 FISCHER 2013, S. 29-42.
94 HARTUNG 1983, S. 60-68.
95 ZOTZ 1998, S. 384-404.
96 MACKENSEN 2000, S. 213.
97 KELLNER 2005, S. 321-351.
98 PFEILSCHIFTER 2014, S. 9-17.
99 FISCHER 2008, S. 59-61.
100 So können beispielsweise im heutigen Südwestdeutschland Neubesiedelungen von Gutshöfen nachgewiesen werden, vgl. FINGERLIN 2005, S. 452-462.
101 DEGEN 1986, S. 24-27.
102 WALDHERR 2002, S. 72.
103 GARBSCH 1970, S. 5-18.
104 Abb. 2
105 Abb. 3
106 MARTIN 2001, S. 1-28.
107 ZORN 1994, S. 46f.
108 GOTTLIEB 1984, S. 14-20.
109 HÜBENER 1958, S: 214-224.
110 BAKKER 1985, S. 78.
111 CHRISTIE 2011, S. 102-105.
- Arbeit zitieren
- Christian Schaller (Autor:in), 2017, Raetia Secunda im Wandel. Augusta Vindelicum, Castra Regina und Cambodunum in der Spätantike, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1215474
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