Das Thema dieser Hausarbeit ist Meister Martin und die Harmonie, wobei der Titel allerdings etwas unverständlich sein mag. Ich werde daher genauer auf den Begriff „Harmonie“ eingehen, eine Definition geben. Das nachfolgende Beispiel soll aufzeigen, wie der Eindruck von Harmonie entsteht.
Die weitere Struktur der Hausarbeit ist abhängig von der Hypothese, die ich hier vorstellen möchte: Ich unterstelle, dass die Erzählung Meister Martin der Küfner und seine Gesellen bewusst auf eine bestimmte Wirkung hin konstruiert wurde. Die der Erzählung zugrunde liegenden, formalen Aspekte sind mitverantwortlich für den in der Rahmenerzählung erwähnte „… gemütliche[n] Ton …“ (SB, 471). Das Besondere zweier wesentlicher Aspekte wird herausgestellt werden, die Intention eben dieser, beziehungsweise inwiefern deren jeweilige Wirkung sich mit dem serapiontischen Prinzip vereinbaren lässt.
Gemäß oben genannter Hypothese werde ich mich auf zwei Punkte konzentrieren: Zum einen die Personenkonstellation der Erzählung, wobei der Effekt dieser Konstellation, sowie die Methode ebenfalls Beachtung finden werden. Zum anderen soll auf ein besonders auffälliges Merkmal des Handlungsverlaufes eingegangen werden.
Im Anschluss daran wird – unter Berücksichtigung des serapiontischen Prinzips – der Rekapitulation, der Synthese der gefundenen Ergebnisse Raum gegeben werden.
Inhalt
1) Vorwort
2) Harmonie – Eine Definition
3) Das serapiontische Prinzip
3.1) Meister Martin und das serapiontische Prinzip
3.2) Palestrina
4) Kontrapunktische Elemente des Meister Martin
4.1) Rosa
4.2) Meister Martin
4.3) Friedrich
4.4) Reinhold
4.5) Conrad
5) Der Handlungsverlauf
6) Schlussfolgerung
1) Vorwort
In Ermangelung eines – zumindest für meinen Geschmack – geeigneten Zitates, um dies der Hausarbeit voranzustellen, muss sich das Vorwort auf eine unvorhergesehen, knappe Einführung des Themas beschränken.
Das Thema dieser Hausarbeit ist bereits im Titel angedeutet, wobei der Titel allerdings etwas unverständlich sein mag. Ich werde daher genauer auf den Begriff
„Harmonie“ eingehen, eine Definition geben. Das nachfolgende Beispiel soll aufzeigen, wie der Eindruck von Harmonie entsteht.
Die weitere Struktur der Hausarbeit ist abhängig von der Hypothese, die ich hier vorstellen möchte: Ich unterstelle, dass die Erzählung Meister Martin der Küfner und seine Gesellen bewusst auf eine bestimmte Wirkung hin konstruiert wurde. Die der Erzählung zugrunde liegenden, formalen Aspekte sind mitverantwortlich für den in der Rahmenerzählung erwähnte „… gemütliche[n] Ton …“ (SB, 471)[1]. Das Besondere zweier wesentlicher Aspekte wird herausgestellt werden, die Intention eben dieser, beziehungsweise inwiefern deren jeweilige Wirkung sich mit dem serapiontischen Prinzip vereinbaren lässt.
Gemäß oben genannter Hypothese werde ich mich auf zwei Punkte konzentrieren: Zum einen die Personenkonstellation der Erzählung, wobei der Effekt dieser Konstellation, sowie die Methode ebenfalls Beachtung finden werden. Zum anderen soll auf ein besonders auffälliges Merkmal des Handlungsverlaufes eingegangen werden. Im Anschluss daran wird – unter Berücksichtigung des serapiontischen Prinzips – der Rekapitulation, der Synthese der gefundenen Ergebnisse Raum gegeben werden.
Hinzuzufügen bleibt, dass die oben genannten Fragestellungen das Thema nur grob skizzieren. Der Fortschritt der Hausarbeit wird den Fragestellungen einige Umformungen, Präzisierungen abverlangen, daher kann an dieser Stelle der Vollständigkeit kein Genüge getan werden.
Ein erster Schritt dient der Absteckung des Rahmens. Im Vordergrund dieses Abschnittes steht die Klärung des Begriffes „Harmonie“, darüber hinaus soll ein Beispiel zur Illustration gegeben werden.
Ein Blick in den Duden[2] verrät, dass der Begriff „Harmonie“ - aus dem Griechischen stammend – „Fügung“ (D, 1680) bedeutet. Damit wird einmal der „… wohltönende[r] Zusammenklang mehrerer Töne oder Akkorde …“ (D, 1680) bzw. ein „… ausgewogenes, ausgeglichenes Verhältnis von Teilen zueinander …“ (D, 1680) bezeichnet.
Eine ähnliche Auskunft erteilt auch das Riemann’sche Musiklexikon[3]. Dort findet sich unter dem Eintrag „Harmonie“ folgende Erläuterung:
„Harmonie ist das Zusammenstimmen von Verschiedenem oder Entgegengesetztem […], musikalisch das Gefüge der Töne bzw. Klänge und in der Neuzeit der Akkord und Akkordzusammenhang. […] Außer der Struktur von Akkorden umfasste der Harmonie – Begriff des 16. – 18. Jahrhunderts auch die Zusammenfügung von Tönen zu einer Melodie, von Stimmen zu einem Satz […], von konsonanten und dissonanten Zusammenklängen zu einer nach den Normen des Kontrapunkts geregelten Folge …“ (RS, 362 – 363).
Demgemäß umschreibt „Harmonie“ in erster Linie ein akustisches Phänomen. Kennzeichen dieses Phänomens ist der „… wohltönende[r] Zusammenklang …“ (D, 1680), welcher durch ein geplantes, Dissonanz – vermeidendes Anordnen von Tönen um einen Grundton entsteht. „Geplant“ ist das Anordnen von Tönen nach einer bestimmten Methode, welche darauf abzielt Dissonanz zu vermeiden, um dadurch Harmonie zu erzeugen. Dissonanz wird vermieden indem – gemäß der Intervalllehre – der einzelne Ton in ein bestimmtes Verhältnis zu einem Grundton gesetzt wird, wobei das jeweilige Verhältnis des Tons zu dem Grundton sich in Form eines Intervalls angeben lässt. Beispielsweise wird ein Dur – Dreiklang gebildet, indem zu einem Grundton die dazugehörige, große Terz gebildet wird, darüber wird eine kleine Terz geschichtet[4] (NH, 43). Der Zusammenklang der einzelnen Töne erzeugt – da frei von Dissonanzen – beim Rezipienten den Eindruck der Harmonie. Daraus folgt erstens, dass die einzelnen Töne in einem „… ausgewogene[n], ausgeglichene[n] Verhältnis …“ (D, 1680) zueinander stehen müssen, zweitens, dass Harmonie das Resultat eines bewusst arrangierenden, Ziel gerichteten Handlungsablaufes ist.
3) Das serapiontische Prinzip
Meister Martin wurde zusammen mit anderen Erzählungen im Sammelband Die Serapions – Brüder herausgegeben. Das Besondere an den Serapions – Brüdern ist die Tatsache, dass der Sammelband zweiteilig ist. Er zerfällt in mehrere Binnenerzählungen und einer Rahmenhandlung, wobei die Funktion der Rahmenhandlung im Einleiten bzw. Kommentieren einer Erzählung liegt. Ungeklärt bleibt dabei, was vereinzelte Erzählungen mit dem serapiontischen Prinzip gemeinsam haben. Abgesehen davon, stellt sich eine viel grundsätzlichere Frage:
Was ist eigentlich das serapiontische Prinzip?
Nach einer von Lothar Pikulik getroffenen Feststellung ist das serapiontische Prinzip „… ein gemeinsames Prinzip, das, nachdem es aus der einleitenden Geschichte vom Einsiedler Serapion entwickelt worden ist, immer wieder als Panier hochgehalten und an die Binnenstücke als Maßstab angelegt wird …“ (HE, 17).[5]
Will heißen, dass in der Rahmenhandlung das serapiontische Prinzip nicht nur formuliert, sondern auch erläutert wird, inwiefern die einzelnen Erzählungen serapiontisch zu nennen sind. Welche Merkmale sind aber zu erfüllen, damit eine Erzählung als serapiontisch gelten kann?
Die Umformulierung des letztgenannten Aspekts führt zu einer Frage, wie sie von Uwe Japp bereits gestellt wurde:
„Wie erkennt man eine serapiontische Erzählung?“ (TK1, 69)[6].
Die serapiontische Erzählung
„… soll nicht nur wirklich geschaut sein. […] Sie soll lebendig gemacht sein und lebendig wirken“ (TK1, 70).
Das Fragwürdige dieses Zitats ist das „Wirkliche Schauen“. Dessen Bedeutung dürfte je nach Lesart variieren: einmal kann es ein „… inneres Sehen …“ (TK1, 69) bedeuten, mit dem, die unter der Oberfläche liegenden, wahren Verhältnisse, erfasst werden. Entgegen der Position Uwe Japps ließe sich, da für Meister Martin ein Gemälde Carl Kolbes als Inspirationsquelle genannt wird (EWW, 170)[7], das „Wirkliche Schauen“ auf den tatsächlichen Vorgang des Sehens ausdehnen. Auch wenn diese Interpretation das „Wirkliche Schauen“ etwas zu wörtlich nimmt, bedeutet dies noch nicht, dass es dem Erzähler nicht vergönnt sei, seiner Phantasie einen kleinen Anstoß zu geben. Die Erzählung selbst ist schließlich „… frei erfunden“ (EWW, 171). Das eigentliche Problem liegt vielmehr bei der Wirkung. Wie erreiche ich dass eine Erzählung „lebendig“ (TK1, 70) wirkt bzw. wie wird eine Erzählung „… lebendig gemacht …“ (TK1, 70)? Abgesehen davon, dass etwas erzählt werden soll, dass auch des Erzählens lohnt, ist serapiontisches Erzählen vielmehr eine Frage des Arrangierens, denn des „Wirklichen Schauens“. Um „lebendig“ (TK1, 70) zu wirken, muss bei dem Rezipienten ein bestimmter Eindruck hervorgerufen werden. Es stellt sich die Frage nach der Methode, nach dem „Wie“ ein bestimmter Eindruck vermittelt wird, der Wortwahl, der Art und Weise der Verkettung einzelner Elemente. Dieser Ansatz würde demnach erklären, warum beim serapiontischen Erzählen dem Verstand gegenüber der Phantasie eine übergeordnete Position zugewiesen wird:
„Der Verstand soll die Phantasie beherrschen, sich aber nicht an ihre Stelle drängen“ (TK, 65). Soll heißen, der Verstand übt eine ordnende Funktion aus. Er ist es, der eine Kette von Ereignissen in eine logische, kausal wie chronologisch richtige Reihenfolge bringt, ohne dabei aber unheimliche, märchenhafte Elemente einer Erzählung unbedingt aufklären zu müssen. Dadurch wird erstens, der Phantasie den für ihre Entfaltung benötigte Raum zugestanden, zweitens, dem Verfasser einer Erzählung ein auf Wirkung ausgerichtetes Erzählen nahe gelegt. Der Erzähler muss – um serapiontisch zu erzählen – methodisch vorgehen, seine Erzählung auf eine bestimmte Wirkung hin konstruieren. Er wird zu einem Arrangeur, der, die verschiedenen Aspekte seiner Erzählung bewusst aufeinander abstimmend, eine bestimmte Wirkung erzielen will. Eine ähnliche Schlussfolgerung wird auch von Uwe Japp gezogen, wenn er konstatiert dass
„[d]ie Außenwelt […] Ausgangs – und Zielpunkt des serapiontischen Erzählens [darstellt]. Sie ist […] der Bereich, in den das Geschaute hineingetragen werden soll“ (TK1, 72).
[...]
[1] Die Serapions – Brüder: Gesammelte Erzählungen und Märchen. Hrsg. von E.T.A. Hoffmann. Erster Band. Darmstadt 1969. Zur weiteren Bezugnahme abgekürzt als „SB“.
[2] Duden: Das große Wörterbuch der deutschen Sprache. Hrsg. vom Wissenschaftlichen Rat der Dudenredaktion. Band 4. Mannheim 1999. Zur weiteren Bezugnahme abgekürzt als „D“.
[3] Riemann Musiklexikon. Hrsg. von Hans Heinrich Eggebrecht. Sachteil. Mainz 1967. Zur weiteren Bezugnahme abgekürzt als „RS“.
[4] Haunschild, Frank: Die neue Harmonielehre Bd 1: Ein musikalisches Arbeitsbuch für Klassik, Rock, Pop und Jazz. Brühl 1998. Zur weiteren Bezugnahme abgekürzt als „NH“.
[5] Pikulik, Lothar: E.T.A. Hoffmann als Erzähler: Ein Kommentar zu den » Serapions – Brüdern «. Göttingen 1987. Zur weiteren Bezugnahme abgekürzt als „HE“.
[6] Japp, Uwe: Das serapiontische Prinzip. In: Text und Kritik: E.T.A. Hoffmann. Hrsg. von Heinz Ludwig Arnold. München 1992, S. 63 – 76. Zur weiteren Bezugnahme abgekürzt als „TK1“.
[7] Feldges, Brigitte; Stadler, Ulrich: E.T.A. Hoffmann: Epoche – Werk – Wirkung. München 1986. Zur weiteren Bezugnahme abgekürzt als „EWW“.
- Citation du texte
- Jens Pfundstein (Auteur), 2007, Zu E.T.A. Hoffmann: Meister Martin und die Harmonie, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/121483
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