Das Ziel der folgenden Arbeit ist ein Schulungsentwurf nach dem Vier-Komponenten-Instruktionsdesign-Modell (4C/ID-Modell) für Mitarbeitende einer sozialen Einrichtung, die eine Familienberatung durchführen sollen.
Szenario
Eine fiktive soziale Einrichtung hat wegen hoher Forderung nach der Unterstützung von Familien bei ihren Problemen einen zunehmenden Bedarf an Familienberatung. Daher startet sie für Interessierte mit pädagogischen Vorkenntnissen, die in der Beratung von Familien tätig sein wollen, eine dreimonatige Weiterbildung auf Basis eines 4-Komponenten-Instruktions-Designs. In der Weiterbildung ist pro Monat ein Studienbrief mit jeweils 200 Seiten zu bearbeiten. Mit dem Bestehen von insgesamt 75% der Aufgaben in den Studienbriefen erhalten die Schulungsteilnehmenden ein aussagekräftiges Abschlusszertifikat, das zu einer Familienberatung in allen sozialen Einrichtungen in Deutschland berechtigt. Es nehmen 10 Personen an dieser Schulung teil, die von einer lehrenden Person durchgeführt wird. Die Schulung sieht primär eine Präsenzveranstaltung vor, wobei sie auch jeden letzten Termin im Monat online stattfindet.
Inhalt
Tabellenverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
1 Einleitung
1.1 Zielsetzung
1.2 4C/ID-Modell
1.3 Szenario
1.4 Virtualität
2 Theoretischer Exkurs
2.1 Ansätze der Allgemeinen Didaktik
2.2 Pfadabhängigkeit
2.3 Bezugstheorie des 4C/ID-Modells
3 Hierarchische Kompetenzanalyse
3.1 Hierarchiefunktion
3.2 Hierarchieerstellung
3.3 (Non-)Rekurrente Fertigkeiten
4 Bildung von Aufgabenklassen
4.1 Funktion
4.2 Vereinfachende Annahmen und Aufgabenklassen
5 Entwicklung von Lernaufgaben (ca. 3 Seiten)
5.1 Lernaufgaben
5.2 Variabilität
5.3 Mediale Umsetzung
5.4 Didaktische Szenarien
6 Prozedurale und unterstützende Informationen
6.1 Unterstützende Information
6.2 Prozedurale Information
7 Part-task practice
8 Fazit
8.1 Verortung im ADDIE-Phasenmodell
8.2 Prozess-Produkt-Paradigma und Stärken-Schwächen-Abschätzung
Literaturverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Vereinfachende Annahmen und Aufgabenklassen (eigene Darstellung)
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Fertigkeitenhierarchie (eigene Darstellung)
1 Einleitung
1.1 Zielsetzung
Das Ziel der folgenden Arbeit ist ein Schulungsentwurf nach dem Vier-Komponenten-Instruktionsdesign-Modell (4C/ID-Modell) für Mitarbeitende einer sozialen Einrichtung, die eine Familienberatung durchführen sollen.
Eine Familie führen zu können braucht vielfältige Kompetenzen, die hochkomplex sind und einer systematischen Planung bedürfen. Fachlich spezialisierte beratende Personen leisten hierbei wertvolle Hilfe und Unterstützung bei der Bewältigung von Herausforderungen und Problemen im Familienalltag (Impulse e.V., 2020, S. 71).
1.2 4C/ID-Modell
Das vier Komponenten Konstruktionsdesign Modell wurde im Jahre 2018 von Joreon van Merrienboer und Paul Kirschner in dem Buch Ten steps to complex learning beschrieben. Das Modell soll helfen, komplexes Lernen in ganzheitlichen Zusammenhängen zu gewährleisten. Es sollen keine einzelnen Teilfertigkeiten getrennt voneinander gelernt werden. Dabei wird der Schwerpunkt daraufgesetzt, dass notwendige Kompetenzen in authentische Lebenssituationen integriert und so erlernt werden (van Merriënboer & Kirschner, 2018, p. 142). Nach dem Prinzip des “scaffolding“ nimmt die Unterstützung der Lehrenden bei den Lernaufgaben nach und nach ab, sodass sich die Verantwortlichkeit immer mehr auf die Lernenden verschiebt (Vogel et al., 2020, S. 63). Die Struktur von Bildungsprogrammen ist dabei aus vier Komponenten zusammengesetzt. Diese sind erstens Lernaufgaben, zweitens unterstützende Informationen, drittens prozeduale Informationen und viertens Üben von Teilfertigkeiten (van Merriënboer & Kirschner, 2018, p. 9). Hierbei werden komplexe Inhalte und Aufgaben so zerlegt, dass sie vom Einfachen beginnen und zum komplexen Ganzen vermittelt werden (van Merriënboer & Kirschner, 2018, p. 16). Das 4C/ID Modell eignet sich für das Erstellen einer Schulung für angehende Familienberater, da Beratung eine komplexe und vielseitige Fähigkeit und Kenntnis der beratenden Person voraussetzt. Das 4C/ID Modell ermöglicht das Erlernen dieser Fähigkeiten und Kenntnisse in einzelne Teilschritte zu zerlegen und am Ende zu einer Ganzheitlichkeit zu führen, somit auch zu einer Verhinderung der kognitiven Belastung der Lernenden.
1.3 Szenario
Die soziale Einrichtung AWO bietet Familien eine Beratung in allen familiären Angelegenheiten an. Daher startet sie für Interessierte mit Vorkenntnissen im Bereich der Pädagogik, die in der Beratung von Familien tätig sein wollen, eine sechs monatige Weiterbildung, aufgeteilt in Phasen mit Zertifikat. In der Weiterbildung ist pro Monat ein Studienbrief mit 350 Seiten zu bearbeiten. Beim Bestehen von insgesamt 75% der Aufgaben in den Studienbriefen erhalten die Schulungsteilnehmende ein aussagekräftiges Abschlusszertifikat, das zu einer Familienberatung in allen sozialen Einrichtungen in Deutschland berechtigt. Die Schulung sieht primär eine Präsenzveranstaltung vor, wobei sie auch einmal pro Monat Online, im Adobe Connect, stattfindet. Die Präsenzveranstaltung findet in den Räumlichkeiten der AWO statt. Der Raum beinhaltet ein digitales Whiteboard und ein Laptop für die Lehrperson, Schulungsteilnehmende müssen ihre eigene technische Ausstattung mitbringen. Tische und Stühle sind für alle Schulungsteilnehmenden vorhanden. Auch ist den Schulungsteilnehmenden der W-LAN- Zugriff in den Räumlichkeiten der AWO kostenfrei gestattet. Es nehmen 15 Personen an dieser Schulung teil. Für den Online- Unterricht ist jede teilnehmende Person selbst für den Internetzugang und die technische Ausstattung zuständig.
1.4 Virtualität
Das wissenschaftliche Konzept der Virtualität beschreibt den Grad der Virtualität des Lernens in e-Learning, der zunehmend vom Präsenzunterricht abgelöst wird. Es existieren vier unterschiedliche Seminarformen, wie “e-Learning mit dem Grad der Virtualität variiert“. Der niedrigste Grad dabei ist im Präsenzunterricht gegeben. Der höchste Virtualitätsgrad findet sich im virtuellen Seminar. Dieses findet nach Einführung in die Software nur noch online statt (Baumgarnter, 2020, S. 30). Nach Schulmeister et al. Gibt es zwischen den beiden Graden beliebig viele unterschiedliche Varianten. Das Blended- Learning als ein Modi des e-Learning-Einsatzes, ist eine Mischform von Präsenz- Onlineunterricht neben einer komplett virtuellen Form des Unterrichts (Baumgarnter, 2020, S. 38). Für die hier vorgestellte Schulung ist ein Blended- Learning vorgesehen. Der Schwerpunkt der Schulung findet als Präsenzunterricht statt. Daneben gibt es aber auch Online-Seminare mit verpflichtenden Einzel- und Gruppenaufgaben. Diese sind auf eine vorher bestimmte Plattform hochzuladen. Aufgrund einer überwiegenden Präsenzveranstaltung ist es gut möglich, viele Rollenspiele als reale Szenen einzuüben. Dabei ist auch die Kommunikation mit den Lehrenden und Schulungsteilnehmenden zu jeder Zeit möglich. Als Ergänzung dazu bieten wiederum die Online-Seminare die Möglichkeit der Teilnahme an kleineren Gruppenaufgaben, die schnelle Abwicklung von Wissenstests oder Fragen an die Lehrenden zu stellen.
2 Theoretischer Exkurs
2.1 Ansätze der Allgemeinen Didaktik
Terhart beschreibt 2020 verschiedene Ansätze der Allgemeinen Didaktik, unter anderem die kommunikative Didaktik (S.33-35). Dieser Ansatz beschäftigt sich mit den Prozessen und die Auswirkungen der sozialen Interaktionen (Terhart, 2020, S. 33) zwischen Lehrenden und Lernenden sowie Lernenden untereinander. Das Ziel ist eine möglichst herrschaftsfreie Kommunikation (Terhart, 2020, S. 34). Mit kommunikativer Didaktik wird nicht mehr auf die Instruktion, also Inhalte und deren Vermittlung Bezug genommen, vielmehr steht hier die Interaktion, mit seinen Interaktionsstrukturen und deren Folgen im Vordergrund (Terhart, 2020, S. 33). Den Medien werden in diesem Ansatz laut Sesnik (2020, S.20) keine größere Aufmerksamkeit geschenkt, während diese im Instructional Design einen wichtigen Bestandteil der vier Komponenten ausmachen. Im Instructional Design werden realistische, ganzheitliche Lernumgebungen konstruiert, die zum Lernziel führen.
2.2 Pfadabhängigkeit
Nach Klebl (2020, S. 71) beeinflussen bei der Entstehung von Techniken vorherige Entscheidungen die weitere Entwicklungslinie, es entsteht ein Momentum, also die unabhängige Eigendynamik einer Technikentwicklung (Klebl, 2020, S. 71), bis hin zu einem stabilen Stadium des Locked-In, in dem andere Varianten sich nicht mehr durchsetzen können. Diese beschreibt er als Pfadabhängigkeit bei der Ontogenese von Technik. Die Didaktik in Deutschland geht zurück auf eine lange Tradition seit dem Mittelalter, auf die Arbeiten unter anderem von Comenius (Vogel, Weidlich, & Bastiaens, 2020, S. 33). Das Instructional Design bildete sich dagegen sehr viel später heraus. Erst im zweiten Weltkrieg fand es mit der Ausbildung von Soldaten durch Robert M. Gagné Einzug in die Lehre. Es ist schwer für das junge Instruktionsdesign sich in Deutschland durchzusetzen, da für das Lehren und Lernen in Deutschland viel investiert wurde und die Technik der allgemeinen Didaktik mit vielen didaktischen Modellen immer weiterentwickelt wurde (Vogel, Weidlich, & Bastiaens, 2020, S. 34). Dadurch, dass frühere Entscheidungen eine gewisse Stabilität der allgemeinen Didaktik herbeigeführt haben, wird eine nachträgliche Änderung des Entwicklungspfades unwahrscheinlich. Zudem werden ohne jegliche Änderungen Kosten gespart. Der Zustand des Locked-In besagt, dass in einem stabilen Stadium eine Umkehr oder eine Auswahl eines alternativen Pfades unmöglich ist (Klebl, 2020, S. 71). Der Locked-In ist durch das hohe Momentum der Allgemeinen Didaktik und auch des Instructional Designs, erreicht. Eine Änderung ist trotzdem möglich, aber sie ist verbunden mit hohen Kosten und organisatorischem Aufwand. Umgekehrt werden deutschsprachige Modelle der Allgemeinen Didaktik nicht von anglo-amerikanischen ID-Vertretern angenommen (Vogel, Weidlich, & Bastiaens, 2020, S. 55).
2.3 Bezugstheorie des 4C/ID-Modells
Das 4C/ID Modell bezieht sich seit Beginn an ganz stark auf zentrale Konzepte der Lernpsychologie (Vogel, Weidlich, & Bastiaens, 2020, S. 55). Eine wichtige Bezugstheorie ist die Cognitive Load Theory (CLT) von Sweller, Ayres und Kalyuga aus dem Jahre 2011. Van Merrienboer und Kirschner nehmen darauf Bezug (2018, p.22-25). Die CLT besagt, dass der menschliche Arbeitsspeicher eine begrenzte Menge an Informationen gleichzeitig verarbeiten kann (Platzhalter1p. 23). Daraufhin beinhalten Lernaufgabe kognitive Belastungen (Cognitive Overloads). Das Ziel der CLT ist, diese Belastungen zu vermeiden (Young, van Merrienboer, Durning, & Cate, 2014, p. 4). Dieses Ziel wird auch im 4C/ID Modell angewendet. Somit hat sich das 4C/ID Modell durch die CLT weiterentwickelt. Die CLT definiert drei Arten der kognitiven Belastung.
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- Citation du texte
- Saliha Yurttutan (Auteur), 2020, Schulungsentwurf nach dem 4C/ID-Modell. Eine Familienberatung durchführen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1214437
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