In der Literatur wird eine große Anzahl diverser Berufswahltheorien vertreten. Bereits dieser Umstand weist darauf hin, dass eine umfassende Theorie zur Berufswahl nicht existiert. Die Abhandlung stellt die bekanntesten Theorien vor.
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1 Begriffsbestimmung: Berufswahl
2 populäre Berufswahltheorien
2.1 Berufswahl als Entscheidungsprozess (nach Hoppe und Lange)
2.2 Berufswahl als Entwicklungsprozess (nach Ginzberg und Super)
2.3 Berufswahl als Interaktionsprozess (nach Hoppe und Lange)
2.4 Berufswahl als Zuweisungsprozess (nach Daheim und Beinke)
2.5 Berufswahl als Zuordnungsprozess (nach Holland)
3 Konsequenzen für den Schulunterricht
Literaturverzeichnis
Monografien
Aufsätze
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1 Begriffsbestimmung: Berufswahl
Jeder[1] der eine schulische oder berufliche Tätigkeit ausübt, musste zuvor unter sämtlichen ihm bekannten Tätigkeitsmöglichkeiten eine Wahl – eine Berufswahl – treffen. Von Bußhoff wurde der Begriff Berufswahl folgendermaßen definiert:
„ - eine in eine lebenslange berufliche Entwicklung eingebundene und
- unter bestimmten gesellschaftlichen Bedingungen und Einflüssen stehende sowie - in der Regel wiederholt sich einstellende
- interaktive Lern- und Entscheidungsphase
- deren jeweiliges Ergebnis dazu beiträgt, daß Menschen unterschiedliche berufliche Tätigkeiten ausüben.“[2]
Diese Definition lässt jedoch individuelle Bedingungen (z. B. Einschränkungen durch Behinderungen oder Krankheiten und schulische Abschlüsse und Ausbildungen (z. B. Berufsgrundbildungsjahr, Abitur oder Berufsabschlüsse, die man rein schulisch erwerben kann) vermissen, sodass die folgende Definition umfassender sein dürfte:
Berufswahl ist
- eine Phase des interaktiven Lernens und Entscheidens
- unter bestimmten individuellen und gesellschaftlichen Bedingungen und Einflüssen,
- deren Ergebnis zur Ausübung einer schulischen oder beruflichen Tätigkeit beiträgt
- und sich im Laufe des Lebens wiederholt.
2 populäre Berufswahltheorien
In der Literatur wird eine große Anzahl diverser Berufswahltheorien vertreten.[3] Bereits dieser Umstand weist darauf hin, dass eine umfassende Theorie zur Berufswahl nicht existiert. Im Folgenden werden die bekanntesten Theorien vorgestellt.
2.1 Berufswahl als Entscheidungsprozess (nach Hoppe und Lange)
Laut dieser Theorie wird der Entscheidung des Berufswählenden die größte Bedeutung zuerkannt. Er kann unter mindestens zwei Tätigkeiten unter Abwägung der eigenen Fähigkeiten und Wünsche auf der einen und der Arbeitsmarktchancen auf der anderen Seite wählen. Für die Erreichung dieses Wahlergebnisses existieren drei Modelle: Es wird ein rational optimales Ergebnis, das der momentanen Situation naheliegendste oder ein Resultat nach wechselseitiger Anpassung von Wünschen und Berufsanforderungen erreicht. In der Wirklichkeit werden diese Modelle jedoch nicht in Reinform sondern eher in Mischformen auftreten. Da beim Menschen außerdem immer motivationale und volitionale Elemente eine Entscheidung begleiten, sind rein objektive Ergebnisse selten.[4]
Im Mittelpunkt bei der Berufswahl als Entscheidungsprozess stehen also das wählende Individuum und die Berufswelt. Ersteres muss seine Fähigkeiten und Möglichkeiten kennen, an Informationen über die Berufswelt gelangen und die Fähigkeit besitzen, mit diesem Wissen ein rational begründbares Ergebnis zu erzielen. Hierbei hängt die Qualität des Ergebnisses davon ab, wie der Berufswähler Informationen verarbeiten und bewerten kann und an wie viele Informationen er gelangt. Und das wiederum hängt mit der Informationsvergabe durch Institutionen (z. B. Schulen, Arbeitsagenturen) und den Informationserlangungsmöglichkeiten durch die sozialen Netze des Wählenden zusammen.
Soll ein Beruf mit Hilfe des Entscheidungsprozesses gewählt werden, ist das Ergebnis somit stark von außerhalb des Wählenden liegenden Faktoren abhängig. Das Wichtigste ist das Erlangen von Informationen, was Schulen und Eltern lehren müssen. Des Weiteren ist die Informationsverarbeitung durch den Berufswähler entscheidend, die auch gelehrt und trainiert werden muss, denn je geringer die Informationsverarbeitungskapazität ist, desto eher werden Vereinfachungsstrategien aufgegriffen, sodass das Ergebnis weniger objektiv ausfällt.
2.2 Berufswahl als Entwicklungsprozess (nach Ginzberg und Super)
Laut dieser Theorie hängt die Berufswahl stark mit der persönlichen Entwicklung des Einzelnen zusammen. Das Individuum setzt sich mit seinen Fähigkeiten, Kompetenzen, Werten und Interessen auseinander und bewertet die sich ihm darbietende Berufswelt vor diesem Hintergrund. Je nach Entwicklungsstadium fällt diese Bewertung unterschiedlich aus[5]
[...]
[1] Im Folgenden wird aus Gründen der besseren Lesbarkeit ausschließlich die männliche Form benutzt; dabei können sowohl männliche als auch weibliche Personen gemeint sein.
[2] Bußhoff, L.: Berufswahl: Theorien und ihre Bedeutung für die Praxis der Berufsberatung. 2., neubearbeitete Auflage. Stuttgart: Kohlhammer 1989. S. 58 bis 59.
[3] Vgl. ebd. S. 12 bis 58. Und: Dedering, H.: Einführung in das Lernfeld Arbeitslehre. 2., durch- gesehene Auflage. München: Oldenbourg 2000. S. 301 bis 307. Und Nickel, I.: Von Ker- schensteiner bis zur Lernwerkstatt: Theorie und Praxis einer ganzheitlichen Berufsorientie- rung. Baltmannsweiler: Schneider 2005. S. 85 bis 97.
[4] Vgl. Beinke, L.: Zum Prozeß der Berufswahl. Orientierungen und Ansätze. In: Schul-Management. München: Oldenbourg 29. Jahrgang. Heft 6/1998. Seiten 33 bis 35. Seite 33. Und: Dedering. S. 301 bis 303. Und: Nickel. S. 85 bis 90.
[5] Vgl. Bußhoff. S. 15 bis 28. Und: Dedering. S. 304 bis 305. Und: Nickel. S. 91 bis 94.
- Citation du texte
- Jens Hofmann (Auteur), 2008, Berufswahltheorien, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/121342
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