Dieses Konzept wurde für den Einsatz im Englischunterricht der Schulformen Gymnasium/Gesamtschulen NRW entworfen (evtl.für Realschulen oder
Hauptschulen, müsste im konkreten Fall überlegt werden!) Der Einsatz in anderen
Bundesländern, die CambridgeEsol außerschulische bzw. schulergänzende Prüfungen noch nicht in den Lehrplänen verankert haben, wie es in NRW seit 2005 erfolgreich erprobt wurde, müsste gegebenfalls überlegt werden. (vgl. www.cambridgeesol.de) Vorwort zu dieser Ausgabe: Mit der Aussicht auf einen Preliminary Test of English (PET) für Jugendliche im März 2009 ist
Weiterentwicklung, Ausweitung auf andere Sprachenpaare und Niveaus und v.a. die Erprobung dieses oder ähnlicher auf konkrete Bedingungen der jeweiligen Schulen angepasste Tandemkonzepte ein brennender Herzenswunsch, seitdem ich selbst 1998 als „Goethelektorin“ eTandem, das damals noch Internationales Tandem Netzwerk hieß, ich hatte bereits ein kurzfristiges grenzüberschreitendes D-FIN Mail Mal! Projekt gestartet ([fin] mailmaa = weltweit), an der Ruhr-Universität und der Universität Oulu, FIN, mitentwickelte, in der Lehrerfortbildung des Goethe-Instituts im technologischen Zentrum des Nordens, der Herkunftsstadt von Nokia, und später, im November 2000 auch an der VHS Iserlohn zur Lehrerfortbildung vorstellen durfte. Da es seit 2005 das ZDj des Goethe-Instituts auf der Stufe B1 gibt, CambridgeESOL gibt dieses Zertifikat für Jugendliche 2009 erstmals heraus und andere, evtl. alle europäischen Sprachen Ähnliches entwickeln, eine spannende Sache! (Schwedisch und Finnisch beispielsweise liegt ebenfalls vor)
Relativ große Erwartungen habe ich selbst an das PET für Jugendliche 2009 als Meilenstein für Schulen und halte es für eine bemerkenswerte Tatsache,dass Sprachmittlung nun im Lehrplan eine wachsende Rolle spielt. Gerne verweise ich auch weiterhin auf das eTandem der Ruhr-Universität Bochum. Ich denke, Tandem als Sprachlernmethode, mehr noch als didaktischer Rahmen, kann in annähernd natürlicher Weise die Spracharbeit intensivieren!
Inhalt
1. Einleitung
1.1 Ausgangssituation zum Konzept dieser Arbeit
1.1.1 Definition und leitende Prinzipien der Tandemarbeit im Englischunterricht
1.1.1.1 Prinzipien der Gegenseitigkeit und Autonomie
1.1.1.2 Bilinguales Lernen
1.1.1.3 Sprachmittlung und Sprachbewusstheit zur Mehrsprachigkeit
1.1.1.4 Erwerbsorientiertes sozial konstruktives Lernen nach L. Vygotzkij
1.1.1.5 Problemstellung und Lösungsansatz erweiterter Handlungsraum im EU
1.2 Didaktische Wegbereiter zur virtuellen Begegnung
1.2.1 Transatlantisches Klassenzimmer
1.2.2 Internationale Projekte in Schulpartnerschaften in NRW
1.2.3 Internationales Tandem Netzwerk - eTandem
1.2.4 Steuerung Interkulturellen Lernens
1.2.4.1 Organisatorische Voraussetzungen für das Tandemlernen im Englischunterricht
1.2.4.2 Distanztandemarbeit als Unterrichtsweg
1.3 Wandel der Lehrer- und Lernerrolle in der Tandemarbeit in Theorie und Praxis
1.3.1 Paradigmenwechsel zum 'language learning, facilitated by teachers' nach Carl Rogers
1.3.1.1 Praxis der Tandemlernberatung im Englischunterricht
1.3.1.2 Agenten im Lernprozess
1.3.1.3 Strategien der Agenten im Sprachlernprozess
1.4 Alternative Formen der Leistungsbewertung von Tandemverfahren im Englischunterricht
1.5 Aufgabenorientierung im kommunikativen Unterricht
1.5.1 Anwendungsorientierte Aufgabentypologien kommunikativen Handelns
1.5.2 Struktur der Tandemarbeitsphase im aufgabenorientierten Englischunterricht
1.5.3 Funktion der Richtung in der aufgabenorientierten Tandemarbeitsphase
2. Prüfungsvorbereitung und -simulation im Distanztandem: „ Prelim Tandem “ (B1)
2.1 Korrespondierende Testformate: Preliminary English Test (PET) - Zertifikat Deutsch (ZDj)
2.2 Erwartungshorizont für PET Vorbereitung in Tandemarbeit
2.3 Konkretisierungen und Vereinbarungen zum entwickelten Tandemvorhaben
2.3.1 Agenda des prelim Tandems im EU (Projektskizze)
2.3.2 Erläuterung zum prelim Tandem „PET - ZDj“ (B1)
2.3.2.1 Allgemeines zur Kursgestaltung
2.3.2.2 Gestaltung der Reading, Writing und Listening Paper Übungen
2.3.2.3 Gestaltung der Speaking Paper Übungen und Prüfungssimulationen
2.3.2.3.1 Teil 1 (Part 1)
2.3.2.3.2 Teil 2 (Part 2)
2.3.2.3.3 Teil 3 (Part 3)
2.3.2.3.4 Teil 4 (Part 4)
2.3.3 Leistungsbeurteilung des prelim Tandems im Englischunterricht der Klasse 9
2.3.4 Leistungsbeurteilung in der Speaking Paper Simulation
2.3.5 Alternative Leistungsbeurteilung im Tandemvorhaben
3. Evaluation
3.1 Evaluation des ausgewählten Tandemverfahren
3.2 Reflexive Koedukation
3.3 Organisatorische Engpässe und Desiderata
3.3.1 Tridem und gleichsprachige Konkurrenz
3.3.2 Fächerübergreifendes, fächerverbindendes Lernen und ausländische Curricula
3.3.3 Lehrerfortbildung
4. Quellenverzeichnis
4.1 Literatur und Fachdidaktik
4.2. Fachzeitschriften
4.3 Internetquellen
4.4 Persönliche e-mails
5. ANHANG
Vorrunden (=prelim Tandem) - Handreichungen für Schülerinnen und Schüler II -VII1. Einleitung
Dieses soziolinguistische[1] mehrsprachendidaktische Konzept nutzt bilinguales Lehren und Lernen[2] für den Englischunterricht, um Standard- und Kompetenzorientierung zu schulen. Englischunterricht kann Handlungsräume binational erweitern und Interaktion darin modulartig ermöglichen[3]. Neben der rezeptiven Fertigkeitsschulung des Englischunterrichts sollen auf diesem Weg binnendifferenziert und schüleraktivierend produktive Kompetenzen und Standards vermittelt werden, auch wenn es uns zurzeit noch an „sachlich angemessenen und politisch konsensfähigen Prüfungsformen für das mündliche Ausdrucksvermögen und sachgerechten Kriterien für die kommunikationsbezogene Charakterisierung der Sprechfertigkeit sowie operationalisierbaren und administrablen Kriterien der Beurteilung mündlicher Leistungsprofile und Fehlergewichtung“[4] fehlt. Ausgehend vom curricularen Rahmen wird die erwerbsorientierte Tandemmethode nach Brammerts[5] und der ihr eigene didaktische Rahmen im ersten Kapitel definiert. Anschließend wird das kursintegrierte Distanztandem zur Vorbereitung des PET im zweiten Kapitel für die Klasse 9 [G8] als Unterrichtsvorhaben entwickelt. Die Evaluation des Konzepts wird als abschließendes drittes Kapitel diskutiert. Im Anhang finden sich Handouts für die Tandemarbeit im Englischunterricht der Klasse 9 Der Preliminary English Test (PET) des Cambridge ESOL korrespondiert mit der kommunikativen Didaktik und eignet sich für kooperative Tandemarbeit. Das Konzept soll einen Vorschlag für den Englischunterricht darstellen, der sich gegenwarts- und zukunftsorientiert exemplarisch am Eurobarometer[6] und Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen für das Lehren und Lernen von Fremdsprachen (GeR) orientiert.
1.1 Ausgangssituation zum Konzept dieser Arbeit
1.1.1 Definition und leitende Prinzipien der Tandemarbeit im Englischunterricht
Dieses Konzept überträgt Forschungsergebnisse aus der Erwachsenenbildung zeitgemäß auf die schulische Arbeit und stellt damit hohe Anforderungen an Erziehungs-, Unterrichts- und Beratungsfunktion der Lehrenden, wenngleich von hoher Motivation der Schülerinnen und Schüler (SuS) ausgegangen werden kann. Da sie „ohne ‚Belohnung‘ für die Erledigung von Aufgaben meist nachlässt“[7], sind Lehrende im Tandem nicht überflüssig. In erziehender Funktion fordert es zurückhaltende Stimulierung des Unterrichts und Ermutigung zu Selbststeuerung und in unterrichtender Funktion die Organisation, modellierende Moderation, Teamteaching mit der Tandemklasse und Vereinfachung lernerzentrierter Phasen des Unterrichts, wie im Konzept angestrebt und dargestellt wird. Beratende Tipps und beurteilende Tests sind in diesem offenen Unterrichtsvorhaben alternativer oder standardorientierter Form und betreffen insbesondere die vereinbarten Ergebnisse der Tandemarbeit. Grundlage der Tandemarbeit in diesem Konzept ist die folgende Arbeitsdefinition: „Sprachenlernen im Tandem findet statt, wenn zwei Schüler mit unterschiedlichen Muttersprachen zusammenarbeiten, um durch dieses durch Verfahren der Sprachmittlung die Sprache des jeweils anderen zu lernen, mehr über die Person und die Kultur der anderen Person zu erfahren und um darüber hinaus Kenntnisse und Erfahrungen [[8] …] auszutauschen. Tandem über das Internet ist möglich per E-Mail (schriftlich und asynchron), als Voice-Mail (mündlich und asynchron), in sogenannten MOO [= multi-user dungeons [bzw. domains] object-oriented ] und Chat (schriftlich und synchron) sowie in Audio- und Videokonferenzen (mündlich und synchron). Soweit technisch möglich sollten Tandempartner asynchrone und synchrone Kommunikationsformen miteinander kombinieren.“[9],[10]
Im Unterrichtskontext Tandem geht es um Sprachunterricht auf Austauschbasis. Der Terminus Muttersprache wird hier im Sinne der Erstsprache verwendet. Die beiden Partner treffen sich nicht zufällig, sondern werden durch ihre Schule zusammengebracht. Die Regeln, zu denen sich beide Partner verpflichten, umfassen folgende Punkte:
- Die Tandempartner lernen regelmäßig zusammen,
- jeder Partner ist abwechslungsweise Lehrer und Lerner,
- in jeder Lernphase wird jeweils nur eine Sprache geübt,
- und für jede Sprache wird gleichviel Zeit aufgewendet.[11]
1.1.1.1 Prinzipien der Gegenseitigkeit und Autonomie
Tandemarbeit verläuft umso erfolgreicher, je besser die beiden Prinzipien, das Gegenseitigkeitsprinzip und das Autonomieprinzip, beachtet werden. Das Gegenseitigkeitsprinzip besagt, dass Sprachenlernen im Tandem in einer Lernpartnerschaft geschieht, in „die jeder Partner Fähigkeiten und Fertigkeiten einbringt, die der andere erwerben will, und in der sich beide Partner gegenseitig beim Lernen unterstützen. Die wechselseitige Abhängigkeit der Partner voneinander erfordert es, dass sie sich so füreinander engagieren, dass beide möglichst gleichviel von der gemeinsamen Arbeit profitieren.“[12] Das Autonomieprinzip beinhaltet, dass „jeder der beiden Partner für sein eigenes Lernen verantwortlich ist. Er bestimmt, was er wie und wann lernen will und welche Hilfe er von seinem Partner haben möchte.“[13]
1.1.1.2 Bilinguales Lernen
Im grundlegend einsprachigen Englischunterricht werden für Tandemarbeitsphasen bilinguale Phasen vereinbart[14], die nicht nur zielsprachig, sondern in gleichen Teilen muttersprachlich sind, denn nur in diesen Phasen wird partnerschaftlich neues Wissen erworben. Wird nur die Zielsprache verwendet, wird nur geübt. Es sollte zeitlich die Hälfte für das eigene Lernen und die andere Hälfte für das Helfen des Tandempartners genutzt werden. Durch das Vermitteln der Muttersprache wird sprachliches Wissen im Sinn von Sprachbewusstheit erweitert. Der Tandemarbeit zugrunde liegt Sprachmittlung, die nach europäischer Mehrsprachigkeitsforderung Inhalt der sprachlichen Lehrpläne ist.
1.1.1.3 Sprachmittlung und Sprachbewusstheit zur Mehrsprachigkeit
Sprachmittlung umfasst das mündliche Dolmetschen und das schriftliche Übersetzen. Sie kann als spezifische Übungsform eingesetzt oder zur Verständnis- und Sprachkompetenzüberprüfung genutzt werden. Es eignen sich kumulative Lehr- und Lernvorhaben. Kumulatives Lernen bedeutet, dass Lerner durch Anknüpfen und Aktivierung von Vorwissen wesentlich effektiver lernen. Das Vermitteln zwischen zwei Sprachen ist Inhalt des Lehrplans Englisch[15], des Kernlehrplans und der Lehrbücher und bisher in der Rubrik Mediation optionaler Bestandteil jeder Unit. SuS sollen lernen, mündlich und schriftlich zwischen zwei Sprachen zu vermitteln. Sie sollen zusammenfassen, erläutern, verstärken und abschwächen vom Deutschen ins Englische und vom Englischen ins Deutsche. Sie tun das in rein mündlichen Situationen gleichzeitig oder zeitversetzt, direkt oder indirekt, für einen oder für mehrere Partner. Auch in Situationen, in denen ein schriftlicher Text mündlich oder ein mündlicher Text schriftlich vermittelt wird, wird diese Kompetenz geschult. Die Lernenden wechseln dabei ständig in ihrer Rolle als Textrezipienten oder Textproduzenten. Dadurch soll auch Sprachbewusstheit als Grundlage der Mehrsprachigkeit gefördert werden[16].
Allgemein prägte die kommunikative Didaktik den neuen einfachen englischen Begriff mediation [=Vermittlung] in der Sprachmittlung als sprachliche Vermittlung von Inhalten, Hin- oder Herübersetzen, zusammenfassen, interpretieren oder Dolmetschen als Hilfe zur interkulturellen Verständigung. SuS sollen computergestützte Verfahren verantwortungsvoll nutzen können, um selbstbestimmter Englisch und Mehrsprachigkeit zu erweitern, selbständig und kooperativ Lern- und Arbeitsziele setzen, Software, Wörterbücher und Nachschlagewerke nutzen, den Lernweg und Lernerfolg einschätzen, kontrollieren und dokumentieren können (auch mithilfe des Europäischen Portfolios der Sprachen, in Auseinandersetzung mit Testformaten, Prüfungen und Beteiligung an außerschulischen Zertifikatsprüfungen).
Sprachlernbewusstsein kann durch Bedürfnisanalyse (needs analysis) gefördert werden, indem eigene Lernziele gesetzt und erreicht werden. Ebenso eignen sich alternative Korrekturverfahren im Tandem, in denen Korrekturen differenziert vereinbart und durchgeführt werden, um sich gegenseitig z helfen.
Kompetenzerwartungen zur Dialogfertigkeit in der englischen Sprache sind, dass SuS Freude am Umgang mit der englischen Sprache erfahren und aktiv an Kommunikationsvorgängen in der englischen Sprache teilnehmen können sollen. Sie sollen Redeabsichten versprachlichen und Redeabsichten anderer erkennen können. Um selbständiges Arbeiten zu ermöglichen, sollen sie Lern- und Arbeitstechniken der Fremdsprachen kennenlernen und anwenden können. Deutsch-englische Tandemarbeit erfüllt diese Anforderungen angewandter Linguistik in besonderem Maße, denn hier können SuS „in einfachen Begegnungssituationen mündliche und schriftliche Äußerungen bzw. Texte über vertraute thematische Zusammenhänge in der jeweils anderen Sprache so wiedergeben, dass ein allgemeines Verständnis gesichert ist.“
1.1.1.4 Erwerbsorientiertes sozial konstruktives Lernen nach L. Vygotzkij
Tandemarbeit ist sozial konstruktives Lernen nach L. Vygotzkij, dessen interaktionistische Theorie zum Zweitspracherwerb, auch sozialer Konstruktivismus dem Internationalen Tandem Netzwerk zugrunde liegt. Anstelle der Kommunikation über Sprache wird durch authentische Kommunikation authentisches Kommunizieren gelernt. Sprache-in-Gebrauch (Language in Use)[17] liegt erfahrungsbasierte Kategorisierung und Handlungssysteme zugrunde, die wiederum in einen situativ-kulturellen Kontext eingebettet sind. Auch in institutionalisierten Vermittlungszusammenhängen können durch erweiterte Handlungsräume derartige authentische Erfahrungen gewonnen werden.[18]
1.1.1.5 Problemstellung und Lösungsansatz erweiterter Handlungsraum im EU
Zur Vorbereitung und Begleitung von Auslandspraktika sowie zur Vorbereitung von TestDAF[19], der Deutsch-als-Fremdsprache (DaF) Hochschulzugangsprüfung für Studierende, der am Hagener TestDaF Institut entwickelt wird, wurde Tandem bereits erfolgreich erprobt und eingesetzt[20]. Es profiliert sich auch als Präsenztandem für Studierende in Alltagssituationen, die viel zu selten dem Lehrbuch gleichen[21].
Die gegenseitige bilinguale Prüfungsvorbereitung als komplexes Lernsetting korrespondiert hier nun auch schulisch mit den Curricula und kann Lernende beider Kulturräume gleichermaßen fördern, da das authentische Kommunizieren im Unterricht nicht effektiver bewerkstelligt werden kann.
Dieses Vorhaben beginnt damit, dass realistische Lernvorhaben zur Sache der Schüler werden sollen. Sie sollen den Rahmen ihres Lernbedürfnisses analysieren und Lösungen sichten, zu denen sie im eigenen Tempo und Lernstil in diesem Rahmen fortschreiten können. Cambridge ESOL geht von durchschnittlich 4,5 Lernjahren für den Preliminary English Test (PET) aus. Ähnliche Niveaus können erfolgreich im Tandem arbeiten, beispielsweise entspräche der neunten Klasse Honors German (Freshmen) im vierten Lernjahr an einer amerikanischen Highschool, was äußerst selten, jedoch im Rahmen von Elterninitiativen denkbar, vorkommt. Obwohl Deutsch selten erste Fremdsprache im Ausland ist, wird man in der Jahrgangsstufe 9 beobachten, dass das Niveau mit den Schülern, die in der Klasse 5 oder Klasse 7 begonnen haben, durchaus vergleichbar ist.
Dienstprogramme für Videokonferenzen[22] stehen vielen Schulen bereits zur Verfügung. Internetportale und Projektdatenbanken, die sich auf internationalen Schulaustausch spezialisiert haben , ebenso wie virtuelle Lernumgebungen sind in ihrer aktuellen Variante international und werden deutsch, englisch oder mehrsprachig koordiniert. eTandem ist didaktisches Programm mit mehrsprachig koordinierter Austauschdatenbank und für das Englische insbesondere Beratungsportal zum bilingualen Sprachenlernen[23].
Neben der interkulturellen Kompetenz soll durch gemeinsame Tätigkeit Empathie und Fremdverstehen gefördert werden. Hinzu kommt das Vertrautwerden mit virtueller Mobilität, die durch Informations- und Kommunikationstechnologie Tandemlernen auch für Schüler ermöglicht.[24] Eine themen- und aufgabenorientierte Unterrichtsform ermöglicht hier, den Rahmen schülerorientiert zu gestalten. Die Schüler erfahren sich als Helfer und als kompetente Sprachverwender. Praktikable Aufgaben und Lernprogression werden durch Partnerkorrektur begleitet und können ausgedruckt, gespeichert oder in Protokollen gesichert und anschließend überarbeitet werden.
In Sekundarschulen mit bilingualem Profil eignet sich die Klasse 9 des bilingualen Zweigs[25] bereits zu thematischen Projekten, denn der kommunikative Ernstfall ist in der Fremdsprache bereits die Regel. Gemeinsame Prüfungssimulationen im Tandem und Doppeltandem werden möglich, seit weltweit anerkannte Zertifikate vergleichbare Ziele haben und mit den Curricula der Sekundarstufe abgestimmt werden[26]. Cambridge ESOL erfüllt den ALTE Code of Practice, der Fairness und Information der Prüfungskandidaten umfasst[27]. Das anspruchsvolle schüleraktivierende Lernerlebnis lohnt insbesondere, wenn es durch erfolgreiche Dokumentationen, beispielsweise der erfolgreichen Prüfungsteilnahme für alle Teilnehmer abschließt.
Bei größeren Distanzen (USA, Australien) ist Zeitdifferenz für synchrone Verfahren Videokonferenzen, Chat und Telefon im Unterricht oft Ausschlusskriterium. Insofern wird Großbritannien für gleichzeitige (synchrone) Distanztandems bevorzugt, zeitlich versetzte (asynchrone) Tandemverfahren lassen sich dagegen mit allen Regionen durchführen (e-mail, voice-mail, Anrufbeantworter, Fax, Post).
Wortschatzarbeit, die Fortführung des Schreiblehrgangs und Förderung von interkultureller kommunikativer Handlungskompetenz (Byram) kommen im Englischunterricht zentrale Bedeutung zu. Darüber hinaus erfüllt die virtuelle Begegnung im erweiterten Handlungsraum unter Einbezug authentischer standardorientierter Quellen und Aufgaben hohe Erwartungen und motiviert im sanktionsfreien Lernschonraum zu individuellen und kooperativen Höchstleitungen (Leistungs-, Geltungs- und Anschlussmotiv), die anders selbstgesteuert kaum erreicht werden können und nun sogar eigenes Lerntempo und gegebenenfalls auch schulferne Räume und Zeiten zur Arbeit ermöglichen.
Auch das folgende Potential mehrsprachig aufgewachsener Kinder wird hier optional gefördert, denn verschiedene sprachliche und kulturelle Kenntnisse, die Fähigkeit zwischen zwei Sprachen zu wechseln [ code switch ], die Fähigkeit zu dolmetschen und sprachlich zu vermitteln, die Möglichkeit, Sprachvergleiche anzustellen und die Fremdsprache, auch das Deutsche, von außen zu betrachten, ein Repertoire an Strategien, um Situationen der Ausdrucks- und Verstehensnot zu bewältigen und eine stärkere Integration beider Gehirnhälften, die eine Überlegenheit im nichtlinearen, kreativen Denken sowie kreativen Strategien der Begriffsbildung zur Folge hat, befähigt sie, hier in eigenem Tempo manchmal auch schneller zu arbeiten. Werden diese Fertigkeiten nicht schulisch ausgebildet, wird eine Plastizität des Lernens, Denkens, Behaltens und Erinnerns im Bereich Sprachproduktion mit lebenslangen Folgen nicht ausgebildet oder verkümmert nachhaltig[28].
[...]
[1] Anm. d. Aut.: Face-Arbeit und korrektive Sequenzen nach Mead und Goffman, vgl.: HEF, S. 180
[2] Anm. d. Aut.: vgl. Präambel des Elysée Vertrags, auf dessen Grundlage das deutsch-französische Jugendwerk gegründet und auch seit 1969 bilingual deutsch-englisch in Gymnasien gelehrt wurde. Mehrsprachigkeit und bilingualer Unterricht, auch fächerverbindend und fächer- oder jahrgangsstufenübergreifend erreicht und gestaltet durch bedeutsame Inhalte schulischen Fremdsprachenunterricht. Tandem ließe aich auch in Content Language Integrated Learning (CLIL) und Content Language Integrated Learning in German (CLILiG) als erwerbsorientierte Arbeitsphase integrieren, wenn Aufgaben und entsprechendes Material zur Bearbeitung vorgegeben wird (vgl. aufgabenorientiertes Lernen [= tasked-based Learning (TBL)]).
[3] Anm. d. Aut.: Aufgrund ihrer geografischen Lage müssten Schüler englischsprachiger Kulturräume bei internationalen Schulbegegnungen große zeitliche und räumliche Distanzen überwinden. Die USA, Australien und Großbritannien sind seit 2002 flächendeckend durch das Internet vernetzt und werden zunehmend auch durch die deutsche Vernetzung von Schulen auf virtuellem Weg für internationale Vorhaben erreichbar. Inzwischen wird gefragt, wie die Schule auf die Situation reagieren soll, dass SuS bereits Laptop und Handy besitzen.
[4] vgl. Zydatiß in: Timm, 1998
[5] Helmut Brammerts: Sprachenlernen im Tandem, 2001, LINGUA D Schulprojekt [1998-2000] und eTandem
[6] vgl. http://ec.europa.eu/public_opinion/archives/ebs/ebs_243_sum_de.pdf, 2006 (hierin Tandem als Methode 12 % und mehrheitlich (>60 %) einsprachiges Vereinigtes Königreich und Irland als Herausforderung „Muttersprache + 2“, insbesondere im Europäischen Jahr des Interkulturellen Dialogs 2008, das zugleich UNESCO Jahr der Sprachen ist)
[7] vgl. [LAND], 2001, S. 54
[8] beliebiger Inhalt oder Thema, das vereinbart wird
[9] Brammerts, 1998, S. 43
[10] Anm. d. Aut.: Tandem für die Schule wurde durch das deutsch-französische Jugendwerk vorangetrieben, nachdem eine Gruppe von Lehrern in Madrid, den ursprünglichen Begriff als TandeMadrid, prägte. In Madrid lernten früher zwei Gruppen nebeneinander, die Spanier Deutsch und die Deutschen Spanisch, später erfolgreich Miteinander. eTandem folgte ersten schulischen Tandeminitiativen, insbesondere dem deutsch-französischen Jugendaustausch.
[11] vgl. Künzle, Beda, 1990 (Klappentext)
[12] [LAND], 2001, S. 12
[13] ebd.
[14] Anm. d. Aut.: Gemäß des Kernlehrplans Englisch [G8] sind in der Jahrgangsstufe 9 jedes Halbjahr 10-15 Stunden neben der Obligatorik für projektartige, auch bilinguale fächerübergreifende Vorhaben verfügbar (vgl. www.kernlehrplaene.nrw.de) Das Zertifikat Deutsch für Jugendliche (ZDj), das uns parallel zu Cambridge ESOL PET mit einem Standard von B1 Threshold Level (vgl. ALTE, EAQUALS, Europäisches Portfolio der Sprachen (EPS), electronic European Portfolio of Languages (eELP)) konfrontiert, wird durch das Goethe-Institut seit 2005 ermöglicht, während es für das First Certificate in English (FCE) derzeit keine passende deutsche Parallele (B2) gibt. Für fächerübergreifende Vorhaben Englisch, Deutsch in der Tandemarbeit wäre Mehrsprachigkeit und Sprachbewusstheit ein Ansatz (vgl. Kernlehrplan Deutsch, 2007 [G8], S. 20: „Mehrsprachigkeit zur Entwicklung der Sprachbewusstheit und Sprachvergleich nutzen“) Bilingualer Unterricht in diesem globalen Raum gesehen wird durch Tandem geöffnet und kann sich inhaltlich sehr differenziert gestalten.
[15] vgl. LP Englisch S. 56 f.
[16] Anm. d. Aut.: Bisher unbewusst erlebte Vielsprachigkeit soll in Europa persönlich und kulturell bereichernd erfahren werden. Betroffenheit von Mehrsprachigkeit (Sprachbewusstheit) ist ein relativ neues Thema in Europa. Bis zur Jahrtausendwende wurde annähernd die Hälfte der europäischen Bevölkerung durch fremdsprachliche Beschulung, insbesondere Fremdsprachenfrühbeginn und internationale Begegnung erreicht (vgl. Eurobarometer in: Einleitung).
[17] Zydadiß in: Timm, 1998, S. 21
[18] Anm. d. Aut.: In deutsch-französischer Jugend- und Tandemarbeit im Schulbereich seit den 1970er Jahren werden „insbesonders projekt- und themenorientierte Ansätze, nach Altersstufen variiert“ empfohlen. Sie brächten „in eine gewisse Routine herkömmlicher Schülerbegegnungen - mit oft noch obligatorischem, stundenweisem Besuch des Unterrichts in der Gastschule - neue Impulse.“ Erprobt und empfohlen werden hier „systematische Erkundung einer Stadt oder eines Stadtviertels, gezielte Beobachtung von Verkehrs oder Gewerbestrukturen, von Freizeitverhalten der Bevölkerung am Gastort, Vergleich von Massenmedien, aber auch abstraktere Themen wie z.B. die Beschäftigung mit dem Begriff „Toleranz“ sind in Schulbegegnungen praktizierte Beispiele für Aktivitäten und Initiativen, bei denen sich die Erweiterung der sprachlichen Kompetenz der Schüler mit interkulturellem Lernen verbinden.“ (vgl. DFJW/OFAJ, 2007, S. 13)
[19] gefördert durch den DAAD
[20] vgl. www.testdaf.de; Best Practice Datenbank
[21] Anm. d. Aut: Europa- oder UNESCO Schulen, die Tandem auch in Verbindung mit anderen Sprachen verwenden können, können je gegenseitige Fremdsprachenzertifikate in Sprachentandems vorbereiten und gegebenenfalls weitere Sprachen fördern (vgl. EPS oder eELP, das e-Portfolio, das von ALTE und EAQUALS unter CambridgeESOL für Lernende angeboten wird), die schulisch nicht angeboten werden können zur Förderung von Mehrsprachigkeit im Englischunterricht.
[22] vgl. [LAND], S. 41: „Netmeeting als kostenloses Zubehör seit Windows 98“, inzwischen qualitativ hochwertiger und schneller und unter DSL im Vollduplexmodus, also in beide Richtungen, so dass direkt gleichzeitig und bidirektional wie im Telefonat gesprochen werden kann. Auch Klippel, 2008 empfiehlt netmeeting als „Unterrichtsweg“ (S. 123)
[23] Anm. d. Aut: Auch Green Line integriert eine Auswahl bilingualer Projekte in seinen Abschlussband A 5 der Sekundarstufe I [G 8] und auf die Organisation IECC wird bisher in der Jahrgangsstufe 11 verwiesen.
[24] vgl. project goals des LINGUA D Projekts, Brammerts, 1998-2000
[25] Anm. d. Aut.: z.B. zur Arbeit mit dem Lehrbuch Swift 3, Klett, das die typischen eindimensionalen mit A und B versehenen Tandemaufgaben (information gap activities, Trockenübungen, die meist eher gängeln als tatsächlich kooperative Partnerarbeiten darstellen, abgesehen von Spielformen, z.B. „Wechselspiele“ für Deutsch-als-Fremdsprache ) für wechselseitige Partnerarbeit als Kopiervorlagen anbietet. Sie sollen authentisches Tandem durch gegenseitigen Informationsvorsprung simulieren, bieten jedoch anstelle von Tandem nur rätselartige Abwechslung oder Auflockerung.
[26] vgl. GeR/CEF, Kernlehrpläne und ALTE Referenzrahmen für die Akkreditierung von Prüfungen und Zertifikaten, hier auf dem Threshold Level (B 1)
[27] vgl. www.ALTE.org
[28] vgl. Schader, Basil: Sprachenvielfalt als Chance, Orell Füssli, Zürich 2000, das inzwischen als Handbuch im Bildungsverlag EINS, 2008 erschien. Anm. d. Aut.: Insbesondere in Kanada lernte man hier mit dem mehrsprachigen Frühbeginn [Forschungslandschaft ideal: regional bedingte gewachsene und schulisch geförderte Zweisprachigkeit]. Schulisch existieren seit der Jahrtausendwende einige groß angelegte Schulversuche zu bilingualem Lernen und Lernen in der Weltsprache Englisch und Initiativen, die insbesondere die europäische Idee, z.B. durch International anerkanntes zweisprachiges Abitur (Internationales Baccalaureat) oder bilingualen Fachunterricht, um damit gute Ausgangschancen zu eröffnen [Europaschulen, International School, Staatliche Europa Schulen Berlins [SESB], UNESCO Schulen].
- Quote paper
- M. A. Jutta Mahlke (Author), 2009, Tandemverfahren im Englischunterricht der Klasse 9, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/121238
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