Im Zentrum des Romans „Die Mutter“ von Maksim Gor'kij steht Pelageâ Nilovna Vlasova geb. Seregina – die Mutter. Nach ihr ist der Roman benannt und sie kommt, mit Ausnahme des ersten Kapitels des ersten Teils, in jedem Kapitel vor. Im Roman wird ihre persönliche Entwicklung von der verängstigten und gequälten Arbeiterfrau zur bewussten Revolutionärin dargestellt. Sie ist eindeutig die Hauptfigur des Romans. Es lässt sich vermuten, dass sie in ein Beziehungsgeflecht mit anderen Frauen eingebunden ist. Interessant ist jedoch, dass neben der Mutter nur wenige weibliche Personen auftreten und männliche (zahlenmäßig) dominieren. Nach der Begriffsbestimmung von Figur, Figurenrelation und Figurenkonstellation wird untersucht, welche weiblichen Figuren außer der Mutter im Roman vorkommen, mit welchen Merkmalen sie der Autor ausgestattet hat, in welcher Beziehung sie zur Mutter und zueinander stehen, sowie welche Funktion sie im Roman haben. Der Schwerpunkt liegt dabei auf den weiblichen Hauptfiguren.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Figur, Figurenrelation und Figurenkonstellation
3 Weibliche Figuren im Roman „Die Mutter“
4 Die weiblichen Hauptfiguren
4.1 Mar’â Korsunova
4.1.1 Mar’â Korsunovas Aussehen und Auftreten
4.1.2 Mar’â Korsunova und die Mutter
4.1.3 Zusammenfassung
4.2 Nataša
4.2.1 Natašas Aussehen und Auftreten
4.2.2 Natašas Herkunft und die Beziehung zu ihrer Familie
4.2.3 Nataša und die Mutter
4.2.4 Natašas Beziehung zu Pavel und Andrej
4.2.5 Zusammenfassung
4.3 Saša
4.3.1 Sašas Aussehen und Auftreten
4.3.2 Saša und ihre Herkunftsfamilie
4.3.3 Saša und die Mutter
4.3.4 Zusammenfassung
4.4 Sof’â
4.4.1 Sof’âs Aussehen und Auftreten
4.4.2 Sof’â und ihre Herkunftsfamilie
4.4.3 Sof’â und die Mutter
4.4.4 Zusammenfassung
4.5 Lûdmila
4.5.1 Lûdmilas Aussehen und Auftreten
4.5.2 Lûdmilas Familie
4.5.3 Lûdmila und ihr Pflegesohn
4.5.4 Lûdmilas und ihre Genossen
4.5.5 Lûdmila und die Mutter
4.5.6 Zusammenfassung
4.6 Tat’âna
4.6.1 Zusammenfassung
5 Fazit
6 Literatur
6.1 Primärliteratur
6.2 Sekundärliteratur
1 Einleitung
Im Zentrum des Romans „Die Mutter“ von Maksim Gor'kij steht Pelageâ Nilovna Vlasova geb. Seregina – die Mutter. Nach ihr ist der Roman benannt und sie kommt, mit Ausnahme des ersten Kapitels des ersten Teils, in jedem Kapitel vor. Im Roman wird ihre persönliche Entwicklung von der verängstigten und gequälten Arbeiterfrau zur bewussten Revolutionärin dargestellt. Sie ist eindeutig die Hauptfigur des Romans. Es lässt sich vermuten, dass sie in ein Beziehungsgeflecht mit anderen Frauen eingebunden ist. Interessant ist jedoch, dass neben der Mutter nur wenige weibliche Personen auftreten und männliche (zahlenmäßig) dominieren. Nach der Begriffsbestimmung von Figur, Figurenrelation und Figurenkonstellation werde ich in dieser Arbeit der Frage nachgehen, welche weiblichen Figuren außer der Mutter im Roman vorkommen, mit welchen Merkmalen sie der Autor ausgestattet hat, in welcher Beziehung sie zur Mutter und zueinander stehen, sowie welche Funktion sie im Roman haben. Im Zentrum der Betrachtung werden also die weiblichen Hauptfiguren, ihr Verhältnis zur Mutter und ihre Funktion stehen.
Zitate stammen aus dem russischen Romantext von der CD zum Seminar. Sie werden deshalb in dieser Arbeit eingerückt und in Courier New gesetzt. Als Quelle werden keine Seitenzahlen, sondern Teil und Kapitel angegeben.
2 Figur, Figurenrelation und Figurenkonstellation
Figur stammt aus dem Lateinischen (figura) und bedeutet Gebilde, Gestalt, Erscheinung (vgl. Langermann 2006. S.58). In jedem literarischen Text gibt es Figuren. Man verwendet den Begriff „Figur“, weil außer Menschen auch Tiere, Pflanzen oder Dinge vorkommen können, die denken und handeln. Der Begriff „Figur“ ist deshalb neutraler und umfassender, weist aber auch auf den fiktionalen Status hin, d.h. Figuren lassen sich als „literarische Konstrukte“ (Anz 2007, S.123) verstehen, die sich von der Realität – also realen Personen - unterscheiden und oft auch weniger komplex angelegt sind. Durch die Fiktionalität können Figuren aber auch mit Merkmalen ausgestattet werden, die bei wirklichen Personen nicht vorkommen. Als Beispiel sei die Verwandlung von Menschen in Tiere und umgekehrt genannt. (vgl. Anz 2007, S.122f.)
Es gibt Typologien zum Vergleich und zur Klassifikation der Figuren. So lassen sich Haupt- und Nebenfiguren, Protagonisten und Antagonisten und ihre entspchenden Helfer, typisierte und individualisierte, statisch und dynamisch strukturierte sowie konsistente und inkonsistente Figuren unterscheiden. (vgl. Anz 2007, S.123). Dafür gibt es verschiedene Kriterien, so z.B. für die Unterscheidung von Haupt- und Nebenfiguren die „quantitative und qualitative Dominanz“ (Anz 2007, S.123) der Figuren im Text.
Für die Klassifikation von Protagonisten und Antagonisten untersucht man die Beziehungen der Figuren zueinander und welche Funktionen sie füreinander haben. (vgl. Anz 2007, S.123). Wenn sich Figuren dabei auf der gleichen Seite befinden, handelt es sich um eine Korrespondenzbeziehung. Sind sie dagegen verschiedenen Seiten zuzuordnen, dann spricht man von einer Kontrastbeziehung. (vgl. Langermann 2006. S.63)
„Typisierte Figuren haben in der Textwelt oft keine Namen, sondern sind in ihr mit Berufsbezeichnungen (Bergmann, Dachdecker), Geschlechts- und Altersbezeichnungen (Jüngling), Bezeichnungen der Familienrolle ... oder Bezeichnungen ihres Standes ... gekennzeichnet.“ (Anz 2007, S.123)
Statisch angelegte Figuren verändern sich im Gegensatz zu dynamischen Figuren während der Handlung nicht, d.h. sie machen keine Entwicklung durch. Bei inkonsistenten Figuren sind einander widerspechende Merkmale vorhanden, bei konsistenten Figuren dagegen nicht. (vgl. Anz 2007, S. 123)
Unterscheiden kann man weiterhin zwischen „Sympathie- und Antipathieträgern“ (Anz 2007, S.125), denn mit der Merkmalszuschreibung sind natürlich auch Bewertungen der Figuren verbunden und so auch Sympathien oder Antipathien. Die Merkmale der Figuren können dem Leser direkt z.B. durch die Verwendung von Adjektiven (schön, jung, mutig) bzw. indirekt z.B. durch die Beschreibung des Äußeren, der Kleidung, des Denkens und Handelns der Figur oder durch Äußerungen einer anderen Figur vermittelt werden. (vgl. Anz 2007, S. 125)
Die Figuren, die im Roman vorkommen, können also nach ihren Merkmalen gruppiert werden.
Figurenrelationen sind Beziehungen von Figuren zueinander. Sie können qualitativ und quantitativ bestimmt werden. Bei der qualitativen Betrachtung werden Merkmale der einzelnen Figuren, wie z.B. Geschlecht, Herkunft, sozialer Stand, Fähigkeiten und Fertigkeiten, sowie deren Ähnlichkeiten bzw. Unterschiede im Vergleich mit anderen Figuren untersucht. Hier geht es also darum alle Korrespondenz- und Kontrastbeziehungen einer Figur zu erfassen. (vgl. Ludwig 1993, S. 142).
Werden Figurenrelationen quantitativ bestimmt, wird nach der Zahl der Figuren und dem Anteil einer Figur am Text im Verhältnis zu andere Figuren gefragt (vgl. Ludwig 1993, S. 142).
Als Figurenkonstellation werden dynamische Interaktionsstrukturen bezeichnet, die sich aus der Figurenrelation ergeben und durch die Gegensätze der Merkmale der Figuren bedingt sind (vgl. Ludwig 1993, S. 142), d.h. es geht um das Beziehungsgeflecht, in das eine Figur eingebunden ist. Das bedeutet, dass es nicht nur zu untersuchen gilt, welche Figuren zu welchen anderen Figuren wie und warum in Beziehung stehen, sondern auch danach zu fragen, ob und wenn ja, wie sich die Beziehungen zwischen den Figuren entwickeln und/oder verändern. Diese Analyse wird auf der Basis der Betrachtung der Figurenrelationen geleistet.
3 Weibliche Figuren im Roman „Die Mutter“
Welche weiblichen Figuren kommen im Roman vor und welche davon sind die Haupt- und Nebenfiguren? Um diese Frage zu beantworten, ist es zunächst notwendig alle weiblichen Figuren zu erfassen und Kriterien zu finden, nach denen sie sich gruppieren lassen. Als Basis für die qualitative Gruppierung, die in der folgenden Übersicht vorgenommen wird, dienen die Figurenbenennung (Name oder Bezeichnung) und Art ihres Auftretens (persönlich oder erwähnt durch andere Figuren). Um einen quantitativen Überblick zu erhalten, wird außerdem die Häufigkeit ihres Auftretens, d.h. die Kapitelnummern, angegeben.
Zusammenstellung aller weiblichen Figuren im Roman „Die Mutter“
1. Teil
persönliches Auftreten: ja / persönlicher Name: ja
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
persönliches Auftreten: ja / persönlicher Name: nein
... starke Frau mit welkem Gesicht (Kap.19)
... kleine Alte mit runzligem Gesicht, jungen Augen, dünnem Hals – Mutter eines Studenten (Kap.19)
... munteres junges Mädchen mit lockigem Haar aus der Stadt, das mit strahlenden Augen Genossin sagt (Kap.21)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
persönliches Auftreten: nein / persönlicher Name: nein
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
2. Teil
persönliches Auftreten: ja / persönlicher Name: ja
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
persönliches Auftreten: ja / persönlicher Name: nein
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
persönliches Auftreten: nein / persönlicher Name: nein
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Klassifikation der Figuren
Auf der Grundlage dieser Zusammenstellung stufe ich die Figuren als Hauptfiguren ein, die einen Namen haben und in mehr als zwei Kapiteln persönlich auftreten. Die folgende Tabelle zeigt die von mir vorgenommene Zuordnung:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Aus der Tabelle wird deutlich, dass sich zwischen dem ersten und zweiten Teil Unterschiede feststellen lassen. Mar'â Korsunova und Nataša treten im zweiten Teil in den Hintergrund. Neu hinzu kommen Sof’â, Lûdmila und Tat’âna. Neben der Mutter spielt lediglich Saša in beiden Teile eine wichtige Rolle.
Alle anderen weiblichen Figuren sind m.E. als Nebenfiguren anzusehen, auch wenn hier durchaus noch Abstufungen in der Wertigkeit vorgenommen werden könnten. Jedoch wird auf eine weitere Betrachtung dieser Figuren verzichtet, da der Schwerpunkt der Arbeit auf der Auseinandersetzung mit den weiblichen Hauptfiguren liegen soll. Die Nebenfiguren werden deshalb im folgenden nur im Zusammenhang mit der Analyse der Merkmale und des Beziehungsgeflechtes der Hauptfiguren und in dem Umfang wie es für diese Betrachtung notwendig erscheint berücksichtigt.
4 Die weiblichen Hauptfiguren
4.1 Mar’â Korsunova
4.1.1 Mar’â Korsunovas Aussehen und Auftreten
Mar’â Korsunova ist eine Figur, die auf den ersten Blick eindimensional angelegt zu sein scheint und durch ihr Aussehen – sie hat dicke Lippen, eine fleischige Nase, unruhige Augen, dicke Finger und wirkt stets schmierig - und ihr Auftreten – laut, direkt, tratschend - zunächst wenig Sympathie beim Leser hervorruft.
Соседка Власовых, Марья Корсунова, вдова кузнеца, торговавшая у ворот фабрики съестным, встретив мать на базаре, тоже сказала:
(Teil 1, Kapitel 8)
Толстые губы Марьи торопливо шлепались одна о другую, мясистый нос сопел, глаза мигали и косились из стороны в сторону, выслеживая кого-то на улице.
(Teil 1, Kapitel 9)
Баба она болтливая, - нет!
(Teil 1, Kapitel 14)
Торговка, как всегда замасленная и шумная, встретила ее сочувственно.
- Тоскуешь? - спросила она, похлопав мать по плечу жирной рукой.
(Teil 1, Kapitel 14)
Пришла Корсунова. Она размахивала руками, кричала, плакала и восторгалась, топала ногами, что-то предлагала и обещала, грозила кому-то.
(Teil 2, Kapitel 1)
4.1.2 Mar’â Korsunova und die Mutter
Erst bei genauerem Hinsehen und im Vergleich mit der Mutter zeigt sich, dass sie eine durchaus interessante und nicht widerspruchsfreie Frau ist, die im Roman als Bindeglied zwischen dem alten und neuen Leben der Mutter fungiert. Obwohl die beiden Frauen auf den ersten Blick unterschiedlich zu sein scheinen, gibt Parallelen in ihrem Leben, denn sie haben das gleiche Lebensumfeld und den gleichen sozialen Stand. Aber auch in ihrem Verhalten und bei ihren Gefühlen lassen sich durchaus Gemeinsamkeiten aufzeigen. So sind Mar’â Korsunova und die Mutter Nachbarinnen, kennen einander schon lange, sind vermutlich etwa gleichaltrig, haben sich in der Vergangenheit auch manchmal gegenseitig beigestanden und sie stimmen darin überein, dass ein Leben als Frau nicht leicht ist. Inzwischen sind sie beide verwitwet. Mar’â Korsunova muss selbst als Händlerin für ihren Lebensunterhalt sorgen, während die Mutter als Hausfrau von ihrem Sohn Pavel ernährt wird, solange dieser nicht im Gefängnis sitzt.
Mar’â Korsunova versucht sich mit allen gutzustellen, kennt jeden, klatscht und tratscht mit Leidenschaft. Durch sie werden die Stimmungen, Meinungen und Haltungen, die in der Vorstadt in Bezug auf Pavel und seine Kameraden kursieren, wiedergegeben.
- Слух идет! - таинственно сообщила Марья. - Нехороший, мать ты моя! Будто он устраивает артель такую, вроде хлыстов. Секты - называется это. Сечь будут друг друга, как хлысты...
(Begegnung auf dem Markt, Gerücht über Pavel, Teil 1 Kapitel 8)
- Держись, Пелагея, доигрались голубчики! Ночью сегодня обыск решен у вас, у Мазина, у Весовщикова...
(Warnung vor der Hausdurchsuchung, Teil 1, Kapitel 9)
- Тоскуешь? - спросила она, похлопав мать по плечу жирной рукой. - Брось! Взяли, увезли, эка беда! Ничего худого тут нету. Это раньше было – за кражи в тюрьму сажали, а теперь за правду начали сажать. Павел, может, и не так что-нибудь сказал, но он за всех встал - и все его понимают, не беспокойся! Не все говорят, а все знают, кто хорош. ... Тебе все должны помочь, потому - твой сын за общественное дело пропадает. Хороший парень он у тебя, это все говорят, как одна душа, и все его жалеют.
(Nach Pavels erster Verhaftung, Teil 1 Kapitel 14)
- А кто его убил? Уж наверно, ваши! - убежденно сказала Корсунова. - Известно всем, что выслеживал он их...
(Nach dem Tod des Spitzels Isaj, Teil 1, Kapitel 24)
- Задели-таки народ! Встала фабрика-то, - вся встала!
(Am Nachmittag nach der Maidemonstration, Teil 2 Kapitel 1)
Aber Mar’â Korsunova hat auch eine eigene Meinung, die sie der Mutter gegenüber zum Ausdruck bringt:
Я скажу - от арестов этих добра начальству не будет, - ты погляди, что на фабрике делается? Нехорошо говорят, милая! Они там, начальники, думают - укусили человека за пятку, далеко не уйдет! Ан выходит так, что десяток ударили - сотни рассердились!
(Nach Pavels erster Verhaftung, Teil 1 Kapitel 14)
Obwohl sie ihr Los als (alleinstehende) Frau beklagt, scheint sie sich aber ein Stück Unbekümmertheit und Lebenslust bewahrt zu haben, denn sie lässt sich immer wieder auf Männer ein. Allerdings jammert sie, dass sie von ihren Liebhabern nur ausgenommen wird, deshalb nie auf eine grünen Zweig kommen und schließlich bettelarm sterben werde.
Стряпаю да торгую, а умру, видно, нищей. Любовники меня одолевают, анафемы! Так и гложут, так и гложут, словно тараканы каравай. Накопишь рублей десяток, явится какой-нибудь еретик - и слижет деньги! Бедовое дело - бабой быть! Поганая должность на земле! Одной жить трудно, вдвоем - нудно!
(Teil 1 Kapitel 14)
Im Vergleich zur lauten, direkten und offenen Art der Händlerin wirkt die Mutter zurückhaltend und introvertiert, ängstlich, sorgenvoll, ernster und nachdenklicher. Aber auch die Mutter gibt die Gespräche und Gerüchte, die sie hört, weiter und zwar zu Hause an ihren Sohn.
Мать передавала сыну все эти разговоры, ... .
- Девицы тоже очень обижаются на вас! - говорила она.
- Женихи вы для всякой девушки завидные и работники все хорошие, непьющие, а внимания на девиц не обращаете! Говорят, будто ходят к вам из города барышни зазорного поведения...
(Teil 1 Kapitel 8)
Andererseits hat Mar’â Korsunova auch eine mitfühlende Seite. So ist sie bereit der Mutter nach Pavels Verhaftung zu helfen. Indem sie die Mutter als Gehilfin einstellt, lässt sie ihr direkte soziale Unterstützung angedeihen. Allerdings ist das von ihr nicht völlig uneigennützig, denn einerseits entlastet sie sich damit und steht andererseits auch noch als Wohltäterin da.
- А я к тебе в помощницы проситься пришла! - сказала Власова, перебивая ее болтовню.
- Это как? - спросила Марья и, выслушав подругу, утвердительно кивнула головой.
- Можно! Помнишь, ты меня, бывало, от мужа моего прятала? Ну, теперь я тебя от нужды спрячу...
(Teil 1 Kapitel 14)
Die Mutter wiederum kann dadurch schließlich die Flugblätter in die Fabrik schmuggeln, was praktisch der Beginn ihrer revolutionären Arbeit ist und ein weiterer Schritt auf dem Weg in ihr neues Leben. Mar’â Korsunova wird auf diese Weise - zwar unbewusst und sicherlich auch unbeabsichtigt - zur Gehilfin der Mutter.
Самойлов встал в дверях и сказал:
- Вы, Пелагея Ниловна, знакомы с торговкой Корсуновой...
- Знакома, ну?
- Поговорите с ней, не пронесет ли она? Мать отрицательно замахала руками.
- Ой, нет! Баба она болтливая, - нет! Как узнают, что через меня, - из этого дома, - нет, нет!
И вдруг, осененная внезапной мыслью, она тихо заговорила:
- Вы мне дайте, дайте - мне! Уж я устрою, я сама найду ход! Я Марью же и попрошу, пусть она меня в помощницы возьмет! Мне хлеб есть надо, работать надо же! Вот я и буду обеды туда носить! Уж я устроюсь!
(Teil 1 Kapitel 14)
Die empfindsame Seite der Händlerin zeigt sich besonders bei der Hausdurchsuchung nach der Maidemonstration. Es ist ihr peinlich als Polizeizeugin dabei zu sein. Dem Offizier gegenüber stellt sie sich dumm und antwortet scheinbar ehrerbietig immer das Gleiche auf seine Fragen, bis er entnervt aufgibt, sie weiter zu fragen. Sie widersetzt sich also bewusst und geschickt mit den ihr zur Verfügung stehenden Mitteln der Autorität des Offiziers und drückt dann heimlich und verstohlen ihren Protest aus.
В понятых была Марья Корсунова. Она стояла рядом с матерью, но не смотрела на нее, и, когда офицер обращался к ней с каким-нибудь вопросом, она, торопливо и низко кланяясь ему, однообразно отвечала:
- Не знаю, ваше благородие! Женщина я необразованная, занимаюсь торговлей, по глупости моей, ничего не знаю...
- Ну, молчи! - приказывал офицер, шевеля усами.
(Teil 2 Kapitel 1)
Она кланялась и, незаметно показывая ему кукиш, шептала матери:
- На-ко, выкуси!
(Teil 2 Kapitel 1)
Trotzdem schämt sie sich sehr, als sie die Mutter durchsuchen muss, ist gleichzeitig wütend und ängstlich in ihrer Ohnmacht und betrinkt sich dann am Abend.
Марья опустила глаза и тихо попросила мать:
- Что же, - расстегнись, Пелагея Ниловна... Ошаривая и ощупывая ее платье, она, с лицом, налитым кровью, шептала:
- Ах, собаки, а?
- Ты что-то говоришь там? - сурово крикнул офицер, заглядывая в угол, где она обыскивала.
- По женскому делу, ваше благородие! - пробормотала Марья испуганно.
(Teil 2 Kapitel 1)
Слышала, как под окном остановилась Марья и пьяным голосом кричала:
- Пелагея? Спишь? Страдалица моя несчастная, спи!
(Teil 2 Kapitel 1)
Mar’â nennt die Mutter «Страдалица» (Duldnerin). Die so entstehende Assoziation zur Gottesmutter Maria, die um ihren gekreuzigten Sohn leidet, deutet das Geschehen im 2. Teil an. Bezeichnend ist auch, dass die Händlerin im 2.Teil nur am Anfang noch einmal kurz auftaucht. Indem die Mutter nach Pavels Verhaftung in die Stadt zieht, wird sie aus ihrer bisherigen Umgebung herausgelöst. Diese räumliche Veränderung markiert den Beginn eines neuen Lebensabschnittes der Mutter. Für Mar’â bleibt dagegen alles wie bisher und sie wird vermutlich ihr Leben wie gewohnt fortsetzen.
4.1.3 Zusammenfassung
Mar’â Korsunova ist eine Figur, die nicht so eindimensional, plump und ausschließlich unsympathisch ist, wie sie zunächst zu sein scheint. Sie ist wirkt eher differenziert, denn sie vereint in sich sowohl positive als auch negative Eigenschaften. Diese Figur kann deshalb sowohl als typisiert als auch individualisiert angesehen werden. Als Händlerin entspricht sie dem Typ der Marktfrau, die sich mühsam mit kleinem Handel über Wasser hält. Damit ist sie eine der Protagonistinnen der arbeitenden Bevölkerung. Außerdem kann sie dem Typ Klatschtante zugeordnet werden. Beim Leser werden damit sofort entspchende Assoziationen und Erwartungen geweckt. Andererseits weist diese Figur auch individuelle Züge auf, was durch einen eigenen Namen und durch die Darstellung ihres unerwartet empfindsamen Verhaltens in bestimmten Situationen zum Ausdruck gebracht wird. Sie wird direkt zur Mutter in Beziehung gesetzt. Da es Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den beiden Frauen gibt, handelt es sich um eine Korrespondenz- und Kontrastbeziehung. Die Beziehung von Mar’â und dem Offizier bei der Hausdurchsuchung als Vertreter der Staatsmacht ist dagegen eine Kontrastbeziehung, da diese beiden Figuren gegensätzliche Positionen einnehmen und vertreten. Die weiteren Beziehungen von Mar’â zu den Leuten der Vorstadt werden nicht differenziert geschildert. Erwähnt wird lediglich, dass sie versucht sich mit allen gut zu stellen, was auf Korrespondenzbeziehungen schließen lässt.
4.2 Nataša
4.2.1 Natašas Aussehen und Auftreten
Nataša kommt aus der Stadt zur ersten Versammlung, die im Haus der Mutter stattfindet. Sie ist eine junge Frau, mittelgroß und rundlich, hat helle, dichte Haare, die zu einem dicken Zopf gebunden sind, kleine Hände, einen kleinen, vollen Mund, blaue Augen. Sie geht mit kurzen, schnellen Schritten und ihre Stimme ist hell und wohlklingend. Sie ist ärmlich und nicht der Jahreszeit entspchend gekleidet. Äußerlich hat sie Ähnlichkeit mit einer Bäuerin.
[...]
- Citar trabajo
- Karola Schmidt (Autor), 2008, Weibliche Figuren in Gor'kijs Roman "Die Mutter", Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/120926
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