„Jung, qualifiziert, ausgenutzt“, „Lobby für Ausgebeutete“, „Generation in der Warteschleife“, „Leben auf Probe“ - An kreativen ausgefallenen Bezeichnungen für Hochschulabsolventen, die heutzutage trotz qualifizierter akademischer Abschlüsse ein Praktikum nach dem anderen absolvieren und von Firmen als billige Arbeitskräfte ausgebeutet werden, mangelt es in der heutigen Medienlandschaft nicht. Sehr verheerend scheint die Situation der Generation Praktikum zu sein, wenn man ihre eigene Klagen und den Medienhype um junge Akademiker, die von Praktikum zu Praktikum tingeln, verfolgt. Ihre Zukunft auf dem Arbeitsmarkt wird hierbei alles andere als rosig dargestellt. Erwerbsarbeit hat ihren Sinn in unserer heutigen Gesellschaft schon lange nicht mehr ausschließlich in materieller Notwendigkeit. Sie vermittelt dem Einzelnen ein Gefühl sozialer Integration in die Gesellschaft und ist wichtig, um eine Identität aufzubauen, die es ermöglicht sich als Teil eines Ganzen, sprich der Gesellschaft, zu begreifen. Arbeitslosigkeit – Prekarisierung – Ausgrenzung – Die Gefahr von diesen Phänomenen eingeholt zu werden, war bislang auf bestimmte Gruppen, wie alleinerziehende Mütter, Migranten oder gewisse Milieus der Arbeiterschicht beschränkt. Innerhalb soziologischer Debatten wird diese Exklusion aus der Gesellschaft allerdings zunehmend auch als ein Phänomen der Mittelschicht bezeichnet. Demzufolge sind selbst Leistungsträger, deren wirtschaftliche Situation bislang als stabil galt, zunehmend gefährdet in den „Club der Nutzlosen“ aufgenommen zu werden. Doch wie steht es heutzutage um den Berufseinstieg junger akademischer Absolventen? Meine These orientiert sich an der vor allem im Bereich der Medien und somit auch unter einem nicht zu missachtenden Teil der Bevölkerung verbreiteten Annahme, gemäß derer auch junge qualifizierte Akademiker heutzutage aufgrund von Praktika zunehmend von der Exklusion vom Arbeitsmarkt betroffen sind. Sicher gibt es hier und da jemanden, der jemanden kennt, der wiederum jemanden kennt, der sich in der Praktikums-Mühle verfangen hat. Doch zum Beispiel ist kein Beweis. Deshalb werde ich im folgenden Textabschnitt überprüfen inwieweit diese These empirisch fundierten Ergebnissen standhält.
Rent an Absolvent
Von der „Generation Praktikum“ und ihrer Exklusion vom Arbeitsmarkt regulärer Beschäftigungsverhältnisse
Eingereicht von: Luisa Bauer Semester: 4. Semester
Studiengang: BA Soziologie/ NF Kommunikationswissenschaft
„Jung, qualifiziert, ausgenutzt“, „Lobby für Ausgebeutete“, „Generation in der Warteschleife“, „Leben auf Probe“ - An kreativen ausgefallenen Bezeichnungen für Hochschulabsolventen, die heutzutage trotz qualifizierter akademischer Abschlüsse ein Praktikum nach dem anderen absolvieren und von Firmen als billige Arbeitskräfte ausgebeutet werden, mangelt es in der heutigen Medienlandschaft nicht. Sehr verheerend scheint die Situation der Generation Praktikum zu sein, wenn man ihre eigene Klagen und den Medienhype um junge Akademiker, die von Praktikum zu Praktikum tingeln, verfolgt. Ihre Zukunft auf dem Arbeitsmarkt wird hierbei alles andere als rosig dargestellt. Erwerbsarbeit hat ihren Sinn in unserer heutigen Gesellschaft schon lange nicht mehr ausschließlich in materieller Notwendigkeit. Sie vermittelt dem Einzelnen ein Gefühl sozialer Integration in die Gesellschaft und ist wichtig, um eine Identität aufzubauen, die es ermöglicht sich als Teil eines Ganzen, sprich der Gesellschaft, zu begreifen. Arbeitslosigkeit – Prekarisierung – Ausgrenzung – Die Gefahr von diesen Phänomenen eingeholt zu werden, war bislang auf bestimmte Gruppen, wie alleinerziehende Mütter, Migranten oder gewisse Milieus der Arbeiterschicht beschränkt. Innerhalb soziologischer Debatten wird diese Exklusion aus der Gesellschaft allerdings zunehmend auch als ein Phänomen der Mittelschicht bezeichnet. Demzufolge sind selbst Leistungsträger, deren wirtschaftliche Situation bislang als stabil galt, zunehmend gefährdet in den „Club der Nutzlosen“ aufgenommen zu werden. Doch wie steht es heutzutage um den Berufseinstieg junger akademischer Absolventen? Meine These orientiert sich an der vor allem im Bereich der Medien und somit auch unter einem nicht zu missachtenden Teil der Bevölkerung verbreiteten Annahme, gemäß derer auch junge qualifizierte Akademiker heutzutage aufgrund von Praktika zunehmend von der Exklusion vom Arbeitsmarkt betroffen sind. Sicher gibt es hier und da jemanden, der jemanden kennt, der wiederum jemanden kennt, der sich in der Praktikums-Mühle verfangen hat. Doch zum Beispiel ist kein Beweis. Deshalb werde ich im folgenden Textabschnitt überprüfen inwieweit diese These empirisch fundierten Ergebnissen standhält.
Im Rahmen repräsentativer Absolventenbefragungen der vergangenen Jahre schenkte man dem Phänomen der Generation Praktikum bisher keine große Aufmerksamkeit. Doch wie steht es wirklich um frisch gebackene Absolventen in unserer heutigen Gesellschaft? Klarheit bezüglich dieser Frage sollte die im Jahre 2006 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung in Auftrag gegebene und von der HIS Hochschul-Informations-System GmbH durchgeführte Absolventenstudie schaffen. Die Stichprobe dieser Untersuchung setzte sich aus Hochschulabsolventen aller Fachrichtungen und Abschlussarten (ausgeschlossen des Bachelorabschlusses) und letztendlich 11.786 verwertbaren Fällen zusammen. Ihre
Auswertung sollte aufschlussreiche Ergebnisse bezüglich des Ausmaßes absolvierter Praktika nach dem Studium, deren Dauer, die eingeschätzte Qualität und ihren Nutzen liefern. Des Weiteren wollte man die Motive der Absolventen eine Praktikumstelle anzutreten aufdecken und ihren beruflichen Verlauf verfolgen. Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen deutlich, dass die durchschnittliche Anzahl der nach einem Studium absolvierten Praktika darauf schließen lässt, dass es sich nicht um ein Massenphänomen handelt und somit der Begriff
„Generation Praktikum“ nicht gerechtfertigt ist. Etwa jeder achte Absolvent einer Fachhochschule und jeder siebte einer Universität absolviert im Anschluss an sein Studium ein oder mehrere Praktika. Dazu kommt die Tatsache, dass diese in unterschiedlicher Häufigkeit in den verschiedenen Fachrichtungen vertreten sind. So bilden sie in den technischen und naturwissenschaftlichen Fächern eher die Ausnahme. Das Bild des jungen frisch gebackenen Ingenieurs, der heutzutage mit offenen Armen von der Automobilbranche o.a. im Arbeitsleben empfangen wird, ist schließlich auch weit verbreitet. In den baubranchenbezogenen Fächern führt die nach wie vor ungünstige Situation auf dem Arbeitsmarkt zu verhältnismäßig höheren Praktikantenanteilen. Vergleichsweise häufig nehmen auch die Wirtschaftswissenschaftler ein Praktikum nach dem Studium auf. Die erhobenen Motive deuten darauf hin, dass die besonders in dieser Gruppe weit verbreitete Erwartungshaltung auf diese Weise leichter in eine Beschäftigung zu gelangen, hierfür verantwortlich ist. Vergleichsweise stark betroffen sind Absolventen derjenigen Fächer, für die der Berufsstart sowieso traditionell häufiger mit Problemen verbunden ist, wie beispielsweise Soziologen, Politik-, Sprach- und Kulturwissenschaftler und andere. Trotz alledem sind sogenannte Kettenpraktika oder Praktikumskarrieren nicht die Regel. Zwei oder mehr Praktika bilden die Ausnahme: Unter denjenigen Absolventen mit Praktikumsehrfahrung schließt lediglich jeder zehnte einer Fachhochschule und jeder fünfte einer Universität ein oder mehrere Praktika an ein bereits Absolviertes an. Bezogen auf die Teilgruppe derjenigen, die nach dem Studium Praktikumsehrfahrungen sammeln, werden im Durchschnitt 1,1 (FH) und 1,2 (Uni) Praktika absolviert. Unter Berücksichtigung aller Absolventen kann man von durchschnittlich 0,14 (FH) bzw. 0,19 (Uni) Praktika pro Person sprechen. Auch die Dauer dieses „Beschäftigungsverhältnisses auf Probe“ bleibt in den meisten Fällen auf einen überschaubaren Zeitraum beschränkt. Rund die Hälfte aller Praktikanten muss sich maximal drei Monate lang profilieren. In der Zeit danach gelingt ihnen der Sprung in die Erwerbstätigkeit oder ein Referendariaht. Ein weiteres Drittel befindet sich bis zu sechs Monate lang in einem oder mehreren an das Studium angeschlossenen Praktika. Nur sehr Wenige berichten von Ehrfahrungen in derartigen
Beschäftigungsverhältnissen, die sich über ein ganzes Jahr oder mehr als einem Jahr erstrecken. Es ist nicht zu leugnen, dass Universitäts- und Fachhochschulabsolventen immer noch zu den Privilegierten auf dem Arbeitsmarkt gehören. Dem Größten Teil gelingt nach einer zeitlich überschaubaren Übergangsphase der Sprung in die Erwerbstätigkeit. Die Daten der Studie liefern demzufolge für Hochschulabsolventen ermutigende Ergebnisse. Nun stellt sich die Frage, welche Beweggründe einen jungen Menschen mit einem abgeschlossenen Studium überhaupt dazu veranlassen ein Praktikum aufzunehmen. Vorrangig gibt es zwei Motive, solch ein Beschäftigungsverhältnis auch nach dem Studium einzugehen: Dies ist zum einen das Sammeln von Berufs- bzw. Praxiserfahrung, wie drei Viertel der befragten Praktikanten äußerten. Zum anderen ist es die Hoffnung, auf diese Weise leichter in eine Beschäftigung zu gelangen, welche mehr als die Hälfte der Praktikanten hegten. Den dritten Rang nimmt der Wunsch nach einer praktischen Qualifizierung in einem Spezialbereich ein. Trotz alledem stellt die vergebliche Bemühung um einen Arbeitsplatz einen bedeutendes Motiv für die Aufnahme eines Praktikums nach dem Studium dar. Denn für rund ein Drittel der Universitätsabsolventen und rund die Hälfte der Fachhochschulabsolventen war dies ein ausschlaggebender Grund. Für rund ein Viertel aller Absolventen stellte eine in „Aussicht gestellte Übernahme in ein reguläres Beschäftigungsverhältnis“ ein Motiv dar. Weitere Gründe, die in nennenswertem Umfang genannt wurden, waren das Sammeln von Auslandserfahrung, sowie die Überbrückung des Zeitraumes bis zur nächsten feststehenden Tätigkeit, welche jeweils für rund fünf Prozent der befragten Praktikanten die Motivation ein Praktikum zu absolvieren darstellte. Beweggründe, wie die vergebliche Bemühung um einen Arbeitsplatz, welche in bedeutender Zahl angegeben wurden, sind natürlich nicht die rosigsten und schwächen die aufgrund der Ergebnisse zum durchschnittlichen Ausmaß und Dauer der nach dem Abschluss absolvierten Praktika aufgekommene Ermutigung etwas ab. Ein Blick auf den beruflichen Werdegang der „Diplom-Praktikanten“ zeigt allerdings deutlich, dass möglicherweise zwar zunächst vergebliche Bemühungen auf dem Arbeitsmarkt zu einer Annahme einer Praktikantenstelle führen, eine reguläre Erwerbstätigkeit in meisten Fällen allerdings nicht lange auf sich warten lässt. Diese schließt sich größtenteils nach dem ersten absolvierten Praktikum nach dem Studienabschluss an. Unmittelbar nach Ende von diesem ist zwar unter den Teilnehmern der Studie noch eine hohe Arbeitslosigkeit verbreitet, ein halbes Jahr danach sind allerdings lediglich 11 Prozent der FH-Absolventen und 8 Prozent der Uni- Absolventen arbeitslos. In der Folgezeit sinken diese Werte noch weiter und liegen drei weitere Monate später bei sechs und vier Prozent. Die vorrangige Aufgabe eines guten Praktikumspartners ist es ist die Qualifikation der Praktikanten zu verbessern.
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- Arbeit zitieren
- Luisa Bauer (Autor:in), 2008, Rent an Absolvent, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/120907
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