Robert Benigni sagt über „La vita è bella“: „Der Film ist (...) keine Komödie über den Holocaust, sondern ein Film über den Holocaust eines Komödianten.“1. Auch sechzig Jahre nach Kriegsende versucht der Film die Vergangenheit zu bewältigen und dem Erstarken des Faschismus entgegenzutreten. In dieser Zeit gab es unterschiedliche Ansichten über die Darstellbarkeit des Holocaust und damit verbundene Vorgehensweisen. Frühe Dokumentationen wie „Nacht und Nebel“ von Alain Resnais, die oft als seicht bezeichnete Fernsehserie „Holocaust“ von Marvin Chomsky und Claude Lanzmanns neuneinhalbstündige „Shoah“ versuchten die Geschehnisse des Zweiten Weltkrieges filmisch darzustellen. Roberto Benigni hat 1997 erstmalig einen ganz anderen Stil gewählt und sich der Mittel der Komik bedient. Bereits während des Zweiten Weltkrieges hatte beispielsweise auch Charlie Chaplin in „Der große Diktator“ diese Form genutzt, ohne dabei aber das volle Ausmaß des Nationalsozialismus und seine Gräueltaten schon zu kennen. Inzwischen ist diese Form jedoch möglicherweise salonfähig geworden. Seit durch Filme wie „Schindlers Liste“ von Steven Spielberg die Darstellung des Holocaust auch Hollywood erobert hat, werden auf diese Art und Weise auf jeden Fall deutlich mehr Menschen erreicht. Ob Benignis Humor in „La vita è bella“ und Komik im Allgemeinen dem Thema Holocaust gewachsen ist, darüber lässt sich streiten. Fraglich ist, ob Benignis Film eine solche publizistische Debatte ausgelöst hat. In dieser Arbeit sollen deshalb Filmkritiken aus überregionalen Tageszeitungen und Magazinen gegenüber gestellt werden.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Definition „Publizistische Kontroverse“
3. Methode
4. Entstehungsbedingungen
5. Inhalt des Films
6. Sequenzprotokoll
7. Mitwirkende
8. Resonanz
9. Debatte
a) Erste Phase
Süddeutsche Zeitung (Klüver)
Tagesspiegel (Landsmann)
Focus (Kniebe)
Stern (Fiedler)
b) Zweite Phase
Der Spiegel (Kohl)
Die Welt (Rodek)
die tageszeitung (Werneburg)
Süddeutsche Zeitung (Pflaum)
Die Zeit (Seeßlen)
Frankfurter Rundschau (Körte, 1)
Die Welt (Lau)
c) Dritte Phase
Frankfurter Allgemeine Zeitung (Brussig)
Der Spiegel (von Festenberg)
Frankfurter Rundschau (Körte, 2)
10. Fazit
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Robert Benigni sagt über „La vita è bella“: „Der Film ist (...) keine Komödie über den Holocaust, sondern ein Film über den Holocaust eines Komödianten.“1.
Auch sechzig Jahre nach Kriegsende versucht der Film die Vergangenheit zu bewältigen und dem Erstarken des Faschismus entgegenzutreten. In dieser Zeit gab es unterschiedliche Ansichten über die Darstellbarkeit des Holocaust und damit verbundene Vorgehensweisen. Frühe Dokumentationen wie „Nacht und Nebel“ von Alain Resnais, die oft als seicht bezeichnete Fernsehserie „Holocaust“ von Marvin Chomsky und Claude Lanzmanns neuneinhalbstündige „Shoah“ versuchten die Geschehnisse des Zweiten Weltkrieges filmisch darzustellen.
Roberto Benigni hat 1997 erstmalig einen ganz anderen Stil gewählt und sich der Mittel der Komik bedient. Bereits während des Zweiten Weltkrieges hatte beispielsweise auch Charlie Chaplin in „Der große Diktator“ diese Form genutzt, ohne dabei aber das volle Ausmaß des Nationalsozialismus und seine Gräueltaten schon zu kennen.
Inzwischen ist diese Form jedoch möglicherweise salonfähig geworden. Seit durch Filme wie
„Schindlers Liste“ von Steven Spielberg die Darstellung des Holocaust auch Hollywood erobert hat, werden auf diese Art und Weise auf jeden Fall deutlich mehr Menschen erreicht.
Ob Benignis Humor in „La vita è bella“ und Komik im Allgemeinen dem Thema Holocaust gewachsen ist, darüber lässt sich streiten. Fraglich ist, ob Benignis Film eine solche publizistische Debatte ausgelöst hat. In dieser Arbeit sollen deshalb Filmkritiken aus überregionalen Tageszeitungen und Magazinen gegenüber gestellt werden.
2. Definition „Publizistische Kontroverse“
Kontroversen zwischen mindestens zwei Kontrahenten, deren Auseinandersetzung vor Publikum über die Massenmedien ausgetragen wird, nennt man publizistische Kontroversen. Es handelt sich dabei ganz allgemein um einen Unterfall öffentlicher Konflikte. Diese Form der Kommunikation zielt auf den jeweiligen Kontrahenten, das Publikum und auch auf die Massenmedien selbst ab.2
Diejenigen, die sich an einer solchen Debatte beteiligen, beziehen sich hierbei auf Aussagen anderer Beteiligter. Sie kommentieren die von anderen bereits vorgetragenen Argumentationen, bestätigen oder widerlegen diese oder vertiefen den Disput durch das Beibringen neuer Argumente.3
Publizistische Kontroversen, die sich mit der Darstellung des Holocaust im Film beschäftigen, sind in erster Linie Wertkonflikte. Die Konfliktparteien diskutieren in diesen Auseinandersetzungen die Interpretation und den Geltungsbereich gesellschaftlicher Werte und Normen.4
Im Verlauf einer Kontroverse werden auch immer Fragen diskutiert, die nicht unmittelbar den Film betreffen – es entwickeln sich sogenannte Teilkonflikte.5
Unberechtigte Vorwürfe, unzulässige Verkürzung von Problemen und eine einseitige Darstellung von Motiven, Ereignissen und ihren Folgen bleiben in einer solchen Kontroverse nicht immer aus. Ein rationaler Diskurs ist oft kaum möglich.
Der Angegriffene hat zwei Möglichkeiten: Er kann sich zum einen defensiv verhalten und versuchen, seinen Standpunkt zu verbessern, indem er negativen Urteilen widerspricht und falsche Behauptungen richtig stellt. Zum anderen kann er offensiv dafür sorgen, dass die Position seines Widersachers verschlechtert wird. Um dies zu erreichen, müsste er dessen Glaubwürdigkeit oder Kompetenz in Frage stellen.6
Ziel einer publizistischen Kontroverse ist immer die Einflussnahme auf das Publikum.7
3. Methode
Textbeiträge zu Benignis Film „Das Leben ist schön“ liegen aus folgenden Publikationen vor: Der Spiegel, Die Süddeutsche, die tageszeitung, Die Welt, Die Zeit, Focus, Frankfurter Allgemeine Zeitung, Frankfurter Rundschau und aus dem Stern.
Der jeweilige Inhalt soll im Rahmen der kritischen Diskursanalyse nach Jäger kurz wiedergegeben, das Ziel des Autors herausgearbeitet, seine Argumentationsstrategie beleuchtet und die vermittelte Botschaft offen gelegt werden.8 Von besonderem Interesse sind dabei Überschneidungen mit anderen Beiträgen.
4. Entstehungsbedingungen
„La vita è bella“ stellt einen Bruch zu der bisherigen Arbeit Roberto Benignis dar. Die Thematik ist eine ernste und Benigni war sich der verantwortungsvollen Aufgabe bewusst. Er wollte keinesfalls eine Komödie produzieren. Dies sei schlicht unmöglich; der Charakter des Films sei durch den Teil, der im Konzentrationslager spielt, eindeutig eine Tragödie, so der Filmemacher.9
Benignis Sorge galt vor Produktionsbeginn von „La vita è bella“ den Gefühlen der Überlebenden des Holocaust. So sandte er der jüdischen Gemeinde von Mailand vorab sein Skript. Als Berater konnte er Marcello Pezzetti vom Dokumentationszentrum des zeitgenössischen Judentums gewinnen.10
Mit der Figur Guido erinnert er an seinen Vater Luigi, der zwei Jahre in einem Konzentrationslager verbrachte und seinen Kindern immer wieder von dieser Zeit erzählte.11 Er wollte ihm ein Stück weit damit ein Denkmal setzen, da sein Vater es verstanden habe, ihn mit seinen schrecklichen Erlebnissen dort nicht zu belasten.12
Die Grundidee zum Film habe Benigni nach eigenen Angaben aus dem Buch „Ist das ein Mensch?“ von Primo Levi entnommen. Levi schildert darin seinen Gedanken bei einem Morgenappell, bei dem er sich fragt, ob nicht alles auch nur ein Witz sein könne.13
5. Inhalt des Films
1939 befinden sich Guido und sein Freund Ferruccio auf einer Reise durch die italienische Toscana. Guido möchte einen Buchladen eröffnen. Das faschistische Regime, in dem sie leben, kümmert sie wenig.
Unterwegs verliebt Guido sich in die Lehrerin Dora, seine „geliebte Prinzessin“. Durch seinen Einfallsreichtum kann er die Liebe Doras gewinnen; entführt sie auf ihren Wunsch hin von der Feier ihrer Verlobung mit dem faschistischen Bürokraten Rodolfo.
Zeitsprung: Jahre später hat sich die politische Situation in Italien weiter verschärft. Faschismus und Antisemitismus treten überall zu Tage. Dora und Guido haben inzwischen einen sechsjährigen Sohn, Giosuè, und Guido ist stolzer Besitzer eines Buchladens. Die täglichen Anfeindungen, denen er als Jude ausgesetzt ist, versucht er seinem Sohn auf humorvolle Art zu erklären.
An Giosuès Geburtstag werden die beiden deportiert. Die Nicht-Jüdin Dora steigt aus Liebe mit in den Zug, der die drei ins Konzentrationslager bringt. Guido will seinen Sohn vor der Wahrheit schützen. Er selbst hat Angst und verzweifelt erfindet er für Giosuè eine andere Realität. Das Lager sei Ort eines großen Spiels, bei dem man Punkte sammeln müsse, um am Ende den Hauptpreis, einen echten Panzer, zu gewinnen. Damit will er seinem Sohn den Glauben erhalten, dass das Leben schön ist. Giosuè zweifelt des Öfteren an dem „großen Spiel“, will aber letztlich gewinnen und lässt sich so bereitwillig verstecken.
Kurz vor der Befreiung des Lagers wird Guido auf der Suche nach seiner Frau erschossen. Der kleine Giosuè, der von dem Tod seines Vaters nichts weiß, sieht sich am nächsten Morgen einem amerikanischen Panzer gegenüber. Er glaubt sich als Gewinner des für ihn inszenierten Spiels.14
6. Sequenzprotokoll
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
7. Mitwirkende
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten 15 16
Roberto Benigni, geboren am 27. Oktober 1952 in Misericordia (Italien), wuchs in bescheidenen Verhältnissen als Sohn eines Eisenbahners auf. Im Alter von 16 Jahren verließ er das Elternhaus und arbeitete als Straßenkomödiant und Stehgreifschauspieler. Sein Kinodebut feierte er 1977mit dem Film „Berlinguer ti voglio bene“ unter der Regie von Giuseppe Bertolucci. Regie führte er 1982 zum ersten Mal bei „Tu mi turbi“. Benigni wurde in den folgenden Jahren durch seine Arbeit als Schauspieler, Komödiant, Drehbuchautor und Regisseur international bekannt, in erster Linie 1986 durch Jim Jarmuschs „Down by Law“. In den meisten Filmen, in denen er Regie führte, trat auch seine Frau Nicoletta Braschi auf, so auch in „La vita è bella“.
Mit diesem Film erreichte er weltweite Aufmerksamkeit. Mit dem Thema betrat der erfolgreiche Komiker Neuland. Er verließ das Gebiet der eigentlichen Komödie, bediente sich jedoch ihrer Stilmittel, um sich an einen ernsten Stoff zu wagen.17
„La vita è bella“ erhielt zahlreiche Auszeichnungen: Von sieben Oskarnominierungen bekam sein Film jeweils einen für den besten Hauptdarsteller, den besten ausländischen Film und für die beste Filmmusik.18 Erwähnenswert ist auch, dass die israelische „Ben Gurion University“ ihm 1999 die Ehrendoktorwürde in Philosophie verlieh.19
Bei der Produktionsfirma Melampo Cinematografica handelt es sich um Benignis eigenes Unternehmen.20
Nach „La vita è bella“ spielte er 1999 unter Claude Zidi in „Asterix und Obelix gegen Caesar“ und unter Jim Jarmusch 2003 in „Coffee and Cigarettes“. Regie führte er 2002 bei „Pinocchio“ und 2005 bei „Der Tiger und der Schnee“.21
[...]
1 Everton, Roy, Interview mit Roberto Benigni und Nicoletta Braschi, in: Stern Nr. 12 vom 18.03.1999, S. 202
2 Vgl. Kepplinger, Hans Mathias, Publizistische Konflikte, in: Neidhardt, Friedhelm (Hrsg.), Öffentlichkeit, öffentliche Meinung, soziale Bewegungen, Westdeutscher Verlag, Opladen, 1994, S. 213-233.
3 Vgl. Thiele, Martina, Publizistische Kontroverse über den Holocaust im Film, Dissertation, Göttingen, 2000, S. 19.
4 Vgl. Kepplinger, Hans Mathias/ Hachenberg, Michael/ Frühauf, Hermann, Struktur und Funktion eines publizistischen Konfliktes, in: Publizistik 1/ 1977, S. 14 f..
5 Vgl. Thiele, Martina, Publizistische Kontroverse über den Holocaust im Film, a.a.O., S. 21.
6 Vgl. Kepplinger, Hans Mathias, Publizistische Konflikte, a.a.O..
7 Vgl. Thiele, Martina, Publizistische Kontroverse über den Holocaust im Film, a.a.O., S. 22.
8 Vgl. Jäger, Siegfried, Kritische Diskursanalyse – Eine Einführung, DISS, Duisburg, 1993, S. 180-212.
9 Vgl. Institut für Kino und Filmkultur (Hrsg.), Das Leben ist schön, Filmheft von Ute Stauer, Juni 2001, S.18.
10 Ebenda.
11 Vgl. http://www.filmbericht.de/modules.php?name=Stars&rop=showcontent&id=38 vom 13.12.2005.
12 Vgl. Institut für Kino und Filmkultur (Hrsg.), Das Leben ist schön, a.a.O..
13 Vgl. http://www.medienpraktisch.de/amedienp/mp1-99/1-99hamm.htm vom 08.12.2005.
14 Vgl. Laster, Kathy/ Steinert, Heinz, La vita è bella. Absurdismus und Realismus in der Darstellung der Shoah, in: Mittelweg 36, Zeitschrift des Hamburger Instituts für Sozialforschung, 4/99, S. 80 f..
15 Vgl. http://www.filmzentrale.com/rezis/lebenistschoen.htm vom 16.11.2005.
16 Ebenda.
17 Vgl. http://www.biographien.focus.msn.de/templ/te_bio.php?PID=1689&RID=1 vom 08.12.2005.
18 Vgl. http://www.filmbericht.de/modules.php?name=Stars&rop=showcontent&id=38 vom 13.12.2005.
19 Vgl. http://www.biographien.focus.msn.de/templ/te_bio.php?PID=1689&RID=1 vom 08.12.2005.
20 Vgl. http://www.filmbericht.de/modules.php?name=Stars&rop=showcontent&id=38 vom 13.12.2005.
21 Vgl. http://www.de.wikipedia.org/wiki/Das_Leben_ist_sch%C3%B6n vom 06.12.2005.
- Arbeit zitieren
- Dipl.-Sozialwirtin Insa van den Berg (Autor:in), 2006, Publizistische Kontroverse zu "La vita è bella" , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/120804
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