Immer mehr Menschen aus Industrieländern reisen in Länder der Dritten Welt und verursachen dort sowohl positive als auch negative Auswirkungen auf die Natur und die Menschen des jeweiligen Entwicklungslandes. Als positive Effekte werden meistens die ökonomischen Effekte, in Form des Deviseneffektes, des Beschäftigungs- und Einkommenseffektes und des regionalen Ausgleichseffektes, gesehen. Bei den ökologischen und soziokulturellen Auswirkungen kann man allerdings davon ausgehen, dass zumindest bei den üblichen Tourismusformen die negativen Effekte des Tourismus überwiegen. Der Schwerpunkt dieser Arbeit sind die soziokulturellen Auswirkungen, wobei eine Annäherung an die Frage der „Kulturverträglichkeit“ des Dritte-Welt-Tourismus erzielt werden soll.
Gliederung
Verzeichnis der Abbildungen, Übersichten und Tabellen
1 Einleitung
2 Die Entwicklung des Tourismus bis zur Entstehung des Dritte-Welt-Tourismus
3 Dritte-Welt-Reisende
3.1 Reisemotive
3.2 Reiseabsichten in Dritte-Welt-Länder
4 Auswirkungen des Dritte-Welt-Tourismus
4.1 Sozioökonomische Auswirkungen
4.1.1 Deviseneffekt
4.1.2 Beschäftigungs- und Einkommenseffekt
4.1.3 Regionaler Ausgleichseffekt
4.2 Ökologische Auswirkungen
4.3 Soziokulturelle Auswirkungen
4.3.1 Akkulturation
4.3.1.1 Demonstrations- und Imitationseffekt
4.3.1.2 Identifikationseffekt
4.3.1.3 Akkulturationseffekt
4.3.2 Auswirkungen auf traditionelle Sozialstrukturen
4.3.3 Auswirkungen auf die Kultur
4.3.4 Auswirkungen auf traditionelle Normen und Werte
4.3.5 Kulturschock
4.3.6 Kulturelle Identität
4.3.7 Ausgewählte Formen des Dritte-Welt-Tourismus mit negativen soziokulturellen Auswirkungen
4.3.7.1 Sextourismus
4.3.7.2 Ethnotourismus
4.3.8 Völkerverständigung durch Tourismus?
5 Schlussbetrachtung
5.1 Zusammenfassung
5.2 Fazit
Literaturverzeichnis
Verzeichnis der Abbildungen, Übersichten und Tabellen
Abbildung 1: Schema der zeitlichen und räumlichen Entwicklung des internationalen Küstentourismus
Abbildung 2: Wirkungsschema der tourismusinduzierten Akkulturation
Abbildung 3: Häufigkeitstypen der Touristen und ihre Anpassung an die örtlichen Normen in den gastgebenden Gesellschaften
Abbildung 4: Souvenirs
Abbildung 5: Vier-Kulturen-Modell
Abbildung 6: Motivstrukturen des Ethnotourismus
Abbildung 7: Intensität interkultureller Kontaktformen
Abbildung 8: Typen von Wirkungen des Ethnotourismus
Abbildung 9: Handlungsalternativen zur Schadensbegrenzung des Ethnotourismus
Übersicht 1: Ausgewählte Faktoren zur Entwicklung des Tourismus in der Dritten-Welt
Übersicht 2: Die Effekte des „Dritte-Welt-Tourismus“ und ihre Einflußfaktoren
Übersicht 3: Stadien des Tourismus
Übersicht 4: Ökonomische Folgeträger und -kosten des Tourismus in Entwicklungsländern
Übersicht 5: Soziokulturelle Folgeerträge und -kosten des Tourismus in Entwicklungsländern
Übersicht 6: Auswirkungen des Tourismus auf Zielgebiete der Dritten Welt in unterschiedlicher Bewertung
Tabelle 1: Motive für die Urlaubsreise (Auswahl) in %
Tabelle 2: Reiseabsichten im Hinblick auf Dritte-Welt-Reisen in % (in (...)= schon einmal dagewesen)
1 Einleitung
Immer mehr Menschen aus Industrieländern reisen in Länder der Dritten Welt und verursachen dort sowohl positive als auch negative Auswirkungen auf die Natur und die Menschen des jeweiligen Entwicklungslandes. Als positive Effekte werden meistens die ökonomischen Effekte, in Form des Deviseneffektes, des Beschäftigungs- und Einkommenseffektes und des regionalen Ausgleichseffektes, gesehen. Bei den ökologischen und soziokulturellen Auswirkungen kann man allerdings davon ausgehen, dass zumindest bei den üblichen Tourismusformen die negativen Effekte des Tourismus überwiegen. Der Schwerpunkt dieser Arbeit sind die soziokulturellen Auswirkungen, wobei eine Annäherung an die Frage der „Kulturverträglichkeit“ des Dritte-Welt-Tourismus erzielt werden soll.
2 Die Entwicklung des Tourismus bis zur Entstehung des Dritte-Welt-Tourismus
In dem Schema der Entwicklung des internationalen Küstentourismus werden vier Zonen der Tourismusentwicklung unterschieden. Seit 1750 verbreitete sich der Küstentourismus von England aus an der Nord- und Ostsee (Zone I). Hauptgruppe der Reisenden bildete die britische Aristokratie und im 19. Jahrhundert folgte das durch die Industrialisierung reich gewordene Großbürgertum. In dieser ersten Phase entstanden die ersten großen Hotels und ausgedehnte Wohngebiete für den Tourismus entlang der Küsten. Ebenfalls im 19. Jahrhundert entwickelte sich am Mittelmeer, begünstigt durch den Bau der Eisenbahn, die zweite Zone des Tourismus. Um die Jahrhundertwende nahmen auch Beamte und Angestellte am Tourismus teil, die sich jedoch keine teuren Hotels leisten konnten und so wurden vom einheimischen Mittelstand Privatzimmer und Übernachtungsmöglichkeiten in Pensionen angeboten. Als Vorläufer des Massentourismus wurde im Dritten Reich und in der UdSSR der Sozialtourismus organisiert. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam es nach 1950 zu einem rasanten Anstieg des Tourismus, vor allem im Mittelmeergebiet. Eine weitere Entwicklung, die die Entwicklung in den Fremdenverkehrsorten ankurbelte war die starke Zunahme des Binnentourismus. Die Erfindung des Düsenflugzeuges führte dann in den 60er Jahren zur Entwicklung der mediterranen Gegenküste als dritte Zone des Tourismus. Kurz darauf konnte durch große Langstreckenjets die vierte Zone des Tourismus erschlossen werden und so entstand der Tourismus in Ländern der Dritten Welt. (vgl. Gormsen 1983, S.609-612)
Abbildung 1: Schema der zeitlichen und räumlichen Entwicklung des internationalen Küstentourismus
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Gormsen 1983, S. 613
Allerdings gab es noch weitere Faktoren, die die Entwicklung des Dritte-Welt-Tourismus förderten. Einige von ihnen sind in Übersicht 1 dargestellt.
Übersicht 1: Ausgewählte Faktoren zur Entwicklung des Tourismus in der Dritten-Welt
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Gormsen 1983, S. 612
3 Dritte-Welt-Reisende
Um die Auswirkungen des Dritte-Welt-Tourismus zu untersuchen, ist es notwendig, auch kurz auf die Touristen einzugehen, welche in die Länder der Dritten-Welt reisen. Allerdings soll hier nicht die soziodemographische Struktur der Reisenden untersucht werden, sondern es ist ausreichend, die Motive für die Urlaubsreise und in Hinblick auf die Planung des Dritte-Welt-Tourismus die zukünftigen Reiseabsichten darzustellen.
3.1 Reisemotive
Die Hauptmotive der Dritte-Welt-Reisenden sind die Exotik der Gebiete, „Abenteuer sowie besondere Erlebnisse“ und „andere Menschen sowie andere Sitten“ kennen zu lernen. Aber auch „körperliche Anstrengung“ und der Besuch von „Sehenswürdigkeiten“ zählen zu den Gründen für eine Dritte-Welt-Reise.
Eine besondere Gruppe bilden die Ägypten-Reisenden, die eine spezifische Motiva-tionsstruktur aufweisen. Für sie sind vor allem das „kulturelle Angebot sowie Sehenswürdigkeiten“ und „geistige Bereicherung“ die Triebfeder der Reise.
Eine weitere gesondert ausgewiesene Gruppe stellen die Südostasien-Reisenden dar. Bei ihnen überwiegt das Interesse an „exotischen Gebieten“, das Verlangen nach „Abenteuer und Erlebnissen“, das Kennen lernen von „anderen Menschen und anderen Sitten“, aber leider auch das Motiv „Erotik und Sex“. (vgl. Becker 1995, S.9/ 10 und Tabelle 1, S.4)
Tabelle 1: Motive für die Urlaubsreise (Auswahl) in %
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Becker 1995, S.9
Weiterhin kann bei den Dritte-Welt-Reisenden eine Vorliebe für das „Meer im Süden“, für „Inseln im Süden“ und für das „Meer in tropischen Gebieten“ festgestellt werden. (vgl. Becker 1995, S.10)
3.2 Reiseabsichten in Dritte-Welt-Länder
Bisher haben schon 18,3% der deutschen Bevölkerung Fernreisen unternommen und 32,8% planen eine Fernreise für die nächsten Jahre. Vor diesem Hintergrund muss also mit einer weiteren Zunahme der Dritte-Welt-Reisen gerechnet werden. Deshalb ist es auch besonders wichtig, die Auswirkungen zu kennen und weiter zu untersuchen. Erst wenn man einen Überblick über die Effekte besitzt, können gezielte Konzepte zu umwelt- und sozialverträglichen Tourismusformen erstellt werden. In Tabelle 2 wird ebenfalls deutlich, dass Ziele wie Tunesien, die sich zu einem billigen Ziel des Massentourismus entwickelt haben, für Besucher, die schon einmal dort waren, uninteressant geworden sind. (vgl. Becker 1995, S.11 und Tabelle 2, S.5)
Tabelle 2: Reiseabsichten im Hinblick auf Dritte-Welt-Reisen in % (in (...)= schon einmal dagewesen)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Becker 1995, S.12
4 Auswirkungen des Dritte-Welt-Tourismus
Der Tourismus in Länder der Dritten-Welt hat auf verschiedene Bereiche des Landes sowohl positive als auch negative Auswirkungen. Diese Auswirkungen sind abhängig vom sozioökonomischen Entwicklungsstand des Landes, von den touristischen Erscheinungsformen, dem individuellen Konsum- und Investitionsverhalten der Nach-Frager und Anbieter und der Kontrolle über die Besitzverhältnisse von Boden und Kapital. Hierbei besteht die Möglichkeit der Einflussnahme durch die staatliche Politik und durch eine Steuerung der Tourismuswirtschaft. Die durch den Tourismus betroffenen Bereiche können in die Bereiche Ökonomie, Soziokultur und Ökologie untergliedert werden, wobei jedoch der Schwerpunkt dieser Arbeit auf den soziokulturellen Auswirkungen liegen soll. Diese Effekte des Dritte-Welt-Tourismus werden noch einmal in der Übersicht 2 dargestellt und es wird hier deutlich, dass die soziokulturellen Auswirkungen nicht isoliert von den ökonomischen und ökologischen Auswirkungen betrachtet werden können, da sich die verschiedenen Auswirkungen untereinander beeinflussen.
Übersicht 2: Die Effekte des „Dritte-Welt-Tourismus“ und ihre Einflußfaktoren
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Schumann 1994, S.15
4.1 Sozioökonomische Auswirkungen
Ein wichtiges und altes Argument für den Dritte-Welt-Tourismus ist die Stärkung der Wirtschaftskraft in Entwicklungsländern durch den internationalen Tourismus. Mit dem Tourismus werden Devisen erwirtschaftet, Arbeitsplätze geschaffen und ein Beitrag zum Ausgleich regionaler Disparitäten geleistet. (Schumann 1994, S.16)
4.1.1 Deviseneffekt
Die entscheidende Größe ist hier der Nettodeviseneffekt, „der aus der Differenz zwischen allen vom Tourismus induzierten Deviseneinnahmen und den Devisenausgaben, die zur Erstellung und Unterhaltung des touristischen Angebotes in den Zielgebieten notwendig sind“ (Schumann 1994, S.16) resultiert. Staatliche Vorleistungen mit Devisenabfluss entstehen vor allem bei der Finanzierung der allgemeinen und der touristischen Infrastruktur. Weitere Devisenabflüsse ergeben sich aus der Zusammenarbeit mit ausländischen Konzernen der Reisebranche und durch den Import von Dienstleistungen und Konsum- und Investitionsgütern. „Die Höhe des Nettodeviseneffektes ist abhängig von der jeweiligen Tourismusform“ (Schumann 1994, S.16). So verursacht der Aufbau von Luxustourismus weitaus höhere Devisenabflüsse als der so genannte „Einfachtourismus“. Weiterhin ist der wirtschaftliche Entwicklungsstand eines Landes wichtig für die Höhe des Nettodeviseneffektes. Daher wird versucht, durch Importsubstitution, insbesondere in den vorgelagerten Produktionsbereichen, den Nettodeviseneffekt so hoch wie möglich zu halten. (vgl. Schumann 1994, S.16/ 17)
Das Argument der goanischen Regierung für die Förderung des Tourismus lautet, dass es in Goa immer weniger Minen gibt und die übrige Industrie instabil ist. Die Folge daraus ist eine ständig steigende Bevölkerungszahl bei einer gleichzeitigen Rezession vieler kleiner Betriebe, wodurch der Tourismus als letzte Hoffnung betrachtet wird. Jedoch verschweigt die Regierung, dass die Investitionen, welche in die Tourismusindustrie fließen, auf Kosten anderer Wirtschaftszweige, wie zum Beispiel der Landwirtschaft, gehen. Außerdem fließen die Gewinne in der Regel nur an wenige Geschäftsmänner und kommen nicht der Bevölkerung zu Gute. (vgl. Almeida 1989, S.106) Das Beispiel Goa zeigt, dass Deviseneinnahmen noch immer als hauptsächliche Rechtfertigung zur Förderung des Tourismus benutzt werden. Dabei muss eine nicht unwesentliche Minderung der Deviseneinnahmen durch Devisenabfluß für Importe und Kreditzinsen zum Aufbau des Fremdenverkehrs und zur Versorgung der Touristen mit Gütern berücksichtigt werden. Vor allem in der Anfangsphase des Fremdenverkehrs ist der tourismusbedingte Devisenabfluß relativ groß. (vgl. Gormsen 1983, S.612/ 613)
[...]
- Citar trabajo
- Joachim Kolb (Autor), 1996, Soziokulturelle Veränderungen in Entwicklungsländern durch den Tourismus, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/120723
-
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X. -
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X. -
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X. -
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X. -
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X. -
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X. -
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X. -
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X. -
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X.