„Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“ (Borchmeyer 1989, Seite 370).
Wer hat ihn nicht schon einmal gehört, diesen berühmten Satz aus der Feder des Horaz, welcher auch im Werk Immanuel Kants seine Anwendung fand? Doch was genau meint dieser Satz? Inwiefern erfordert es Mut, den eigenen Verstand zu nutzen? Und was meint Kant, wenn er zur Aufklärung schreibt, sie sei „… der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit“ (Borchmeyer 1989, S. 366)?
Die Aufklärung in Deutschland nach Thomasius und Kant
„Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“ (Borchmeyer 1989, Seite 370).
Wer hat ihn nicht schon einmal gehört, diesen berühmten Satz aus der Feder des Horaz, welcher auch im Werk Immanuel Kants seine Anwendung fand? Doch was genau meint dieser Satz? Inwiefern erfordert es Mut, den eigenen Verstand zu nutzen? Und was meint Kant, wenn er zur Aufklärung schreibt, sie sei „… der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit“ (Borchmeyer 1989, S. 366)?
In seiner Fallstudie zur Aufklärung in Deutschland befasst sich Werner Schneiders in erster Linie mit dem Beginn und dem Ende ebendieser Epoche, also vor allem mit Immanuel Kant und Christian Thomasius.
Der Beginn der circa ein Jahrhundert andauernden deutschen Aufklärungszeit lässt sich am Ende des 17. Jahrhunderts festmachen, als Auftakt hierfür könnte man laut Schneiders möglicherweise das Jahr 1687 betrachten, als Christian Thomasius in seinem deutschsprachigen Programm über die „Nachahmung der Franzosen“ (Schneiders 1995, S. 27-28) deutlich forderte, die deutsche Kultur müsse erneuert werden (ebd. S. 27).
Alles in allem habe die deutsche Aufklärung wohl als eine Art Reformbewegung im Protestantismus begonnen, so Schneiders. Zum einen habe die Gesellschaft der Nachkriegsgeneration nach dem 30-jährigen Krieg nun auf einen Umbruch gedrängt und wollte die bestehenden veralteten Strukturen aufbrechen. Zum anderen sei in dieser Zeit auch immer wieder die Forderung nach allgemeiner Glaubensfreiheit angeklungen, was letztlich zu der Forderung nach Denk- und Handlungsfreiheit habe führen müssen. Somit finden wir in der Aufklärung erste Versuche, sich von der starken Vorherrschaft der Kirche zu emanzipieren, was laut Schneiders gewissermaßen an das Ideengut von Luthers Revolution anknüpft.
Besonders deutlich wird dies auch bei seiner Auseinandersetzung mit den aufklärerischen Gedanken Thomasius’. Dieser betrachte die Lehre des Priestertums jedes Einzelnen (Schneiders 1995, S. 24) als eine der Hauptleistungen Luthers, und übertrage dieses nun auf den Vernunftgebrauch im Allgemeinen. Es stehe demnach also jedem Einzelnen zu, sich seiner eigenen Vernunft selbstständig zu bedienen.
Thomasius und andere Aufklärer, so Schneiders, setzten auf die natürliche Vernunft des Menschen und kämpften für diese. Sie betrachteten die Aufklärung als geistig-moralische, eher weltliche Erneuerung mit dem Ziel einer Grunderneuerung sowohl in Moral und Kultur als auch in Politik und ganz besonders in der Religion. Kurz um: Von der Aufklärung erhoffte man sich eine Erneuerung und Veränderung des Lebens auf ganzer Linie.
Grundgedanke war dabei, durch eine „Verbesserung des Verstandes“ (Schneiders 1995, S. 27) auch den Willen zu verbessern, und somit letztlich die gesamte Gesellschaft zu reformieren. Anders gesagt sei das Ziel die Selbstbefreiung und Loslösung der Menschen von Autoritäten und alten Traditionen gewesen, und damit eine umfassende Erneuerung des Menschen quasi durch sich selbst.
Thomasius betrachte die Aufklärung gewissermaßen als einen Erziehungsprozess oder eine Bildungsbewegung in der Gesellschaft, so Schneiders (Schneiders 1995, S. 29). Dabei gehe er, wie viele seiner Mitstreiter, davon aus, dass Aufklärung kaum direkt von oben, also von den Herrschenden, oder unten, aus dem gemeinen Volk, ausgehen könne. Dieter Borchmeyer zitiert dazu passend einen kurzen Briefausschnitt Schillers an den Prinzen von Augustenburg. Der Mensch müsse zunächst einmal „warm wohnen, und satt zu essen haben“ (Borchmeyer 1989, S. 370), ehe man beginne, ihn aufklären zu wollen (ebd.).
- Quote paper
- Maja Schulz (Author), 2007, Die Aufklärung in Deutschland nach Thomasius und Kant, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/120686
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