Das Thema „Lärm in Kindertagesstätten“ ist in den letzten Jahren zunehmend in den Blickpunkt des öffentlichen und wissenschaftlichen Interesses gerückt. Untersuchungen haben gezeigt, dass in vielen Kindertagesstätten großer Handlungsbedarf besteht. Es wurden Lärmpegel gemessen, bei denen an industriellen Arbeitsplätzen Gehörschutz bereitzustellen ist (Buch & Frieling, 2001). Raumakustische Bedingungen haben vielfältige Auswirkungen auf das psychische, körperliche und soziale Wohlbefinden. Lärmbelastung kann zu Störungen der Kommunikation führen und Denkvorgänge unterbrechen, wodurch das Spiel- und Lernverhalten von Kindern erheblich beeinträchtigt werden kann.
Die Raumakustik befasst sich mit den Auswirkungen der baulichen Gegebenheiten eines Raumes auf die in ihm stattfindenden Schallergebnisse. Hierbei können bauliche Faktoren der Kindertagestätten maßgeblich zur Lärmentstehung beziehungsweise Lärmentlastung beitragen. In Räumen mit guter Akustik werden Geräusche so weit gedämpft, dass sie nicht als störend empfunden werden, die Verständigung wird erleichtert und die allgemeine Belastung von Kinder und ErzieherInnen sinkt.
Immer noch spielen raumakustische Kriterien bei der Planung und Sanierung von Kindertagestätten nur eine untergeordnete Rolle (Klatte, Meis, Janott, Hilge & Schick, 2002, S. 1).
Die Kriterienauslese für die Qualitätsstandards in Deutschen Kindergärten scheinen immer noch nach dem Grundsatz:
„Sieht gut aus, aber hört sich schlecht an!“ (Ruhe, 2001, S. 88).
zu funktionieren.
Inhalt
1. Einleitung
2. Mensch – Umwelt – Kindergarten
2.1 Ökologische Sichtweise
2. 2 Kindergarten als Sozialisationsinstanz
2.3 Funktion von Kindergarten
2.4 Die Bedeutung der Kommunikation im Vorschulalter
2.5 Spiel und Entwicklung
3. Wahrnehmung und Lärm
3.1 Funktion von Wahrnehmungsprozessen
3.2 Das Ohr
3.3 Sprachwahrnehmung
3.4 Lärm
3.4.1 Lärm im Kindergarten
4. Bauen für Kinder
4.1 Gesetzliche Regelungen für den Bau von Kindergärten
5. Raumakustik
5.1 Schall
5.2 Messung von Lärm durch die logarithmische Einheit Dezibel
5.3 Schallausbreitung in einem Raum
5.4 Nachhall
5.5 Praxisbeispiel
6. Wie laut sind Deutsche Kindergärten
6.1 Lärmsituation
6.2 Lärmimmissionen: Spitzenpegel
6.3 Lärmimmissionen: Beurteilungspegel am Arbeitsplatz
6.4 Nachhallmessungen
6.5 Gesetzliche Vorschriften
6.6 Zusammenfassung
7. Auswirkungen
7. 1 Auswirkung von Fluglärm auf das vegetativ-hormonelle System von Kindern
7.2 Auswirkungen auf die Anfangslesefähigkeit
7.2.1 Voraussetzungen zum Lesen Lernen
7.2.2 Hypothese
7.2.3 Methode
7.2.4 Durchführung
7.2.5 Ergebnisse
7.2.6 Schlussfolgerungen
7.3 Auswirkungen auf das Kurzzeitgedächtnis
7.4 Auswirkungen auf die pädagogische Qualität
7.5 Auswirkungen auf die Sprachentwicklung
7.6 Wie beeinflusst die Raumakustik ausgewählte Momente der Entwicklung?
8. Resümee
9. Abbildungsverzeichnis
10. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Das Thema „Lärm in Kindertagesstätten“ ist in den letzten Jahren zunehmend in den Blickpunkt des öffentlichen und wissenschaftlichen Interesses gerückt. Untersuchungen haben gezeigt, dass in vielen Kindertagesstätten großer Handlungsbedarf besteht. Es wurden Lärmpegel gemessen, bei denen an industriellen Arbeitsplätzen Gehörschutz bereitzustellen ist (Buch & Frieling, 2001). Raumakustische Bedingungen haben vielfältige Auswirkungen auf das psychische, körperliche und soziale Wohlbefinden. Lärmbelastung kann zu Störungen der Kommunikation führen und Denkvorgänge unterbrechen, wodurch das Spiel- und Lernverhalten von Kindern erheblich beeinträchtigt werden kann.
Die Raumakustik befasst sich mit den Auswirkungen der baulichen Gegebenheiten eines Raumes auf die in ihm stattfindenden Schallergebnisse. Hierbei können bauliche Faktoren der Kindertagestätten maßgeblich zur Lärmentstehung beziehungsweise Lärmentlastung beitragen. In Räumen mit guter Akustik werden Geräusche so weit gedämpft, dass sie nicht als störend empfunden werden, die Verständigung wird erleichtert und die allgemeine Belastung von Kinder und ErzieherInnen sinkt.
Immer noch spielen raumakustische Kriterien bei der Planung und Sanierung von Kindertagestätten nur eine untergeordnete Rolle (Klatte, Meis, Janott, Hilge & Schick, 2002, S. 1).
Die Kriterienauslese für die Qualitätsstandards in Deutschen Kindergärten scheinen immer noch nach dem Grundsatz:
„Sieht gut aus, aber hört sich schlecht an!“ (Ruhe, 2001, S. 88).
zu funktionieren.
Die vorliegende Arbeit fokussiert das akustische Raumklima als ein zu beachtendes architektonisch- bautechnisches Qualitätsmerkmal. Ausgehend von der ökologischen Sichtweise wird zunächst die Bedeutung des Kindergartens als Sozialisationsinstanz beschrieben und auf allgemeine Rahmenbedingungen eingegangen. Dabei werden auch die Kommunikation und das Spiel im Vorschulalter thematisiert. Weiters wird die Funktion der Wahrnehmung im Allgemeinen und die akustische Wahrnehmung im Besondern erläutert. Im Anschließenden wird das Hören in Bezug auf die Sprachentwicklung thematisiert. Weiters werden wichtige raumakustische Begriffe wie Schall und Nachhall erläutert. Als eine der wenigen systematisch durchgeführten Lärmmessungen in Kindertagestätten wird die Analyse von Buch & Frieling (2001) dargestellt, welche alarmierend hohe Lärmimmissionen gemessen hat. Aufgrund dieser hohen Lärmbelastung können irreversible Schädigungen des Gehörs nicht ausgeschlossen werden.
Weiters gibt es eine Anzahl von Untersuchungen die belegen, dass Lärm eine negative Wirkung auf die Entwicklung von laut- und schriftsprachlichen Funktionen hat. Auch sind kognitive Funktionen von einer zu lauten Umgebung negativ betroffen.
Untersuchungen im Feld, bezüglich des Spiel- und Lernverhalten von Kindern in lauten Kindertagestätten, gibt es bis dato noch keine. Jedes Spiel- und Lernverhalten setzt jedoch Kommunikation voraus, was wiederum den Schluss zulässt das eine Störung der Kommunikation durch Lärm auch zu negativen Effekten bei den Spiel- und Lernverhalten führen kann. Es wird im Abschluss eine Modellvorstellung über Wirkungszusammenhänge zwischen schlechter Raumakustik und ausgewählten Momenten der Entwicklung diskutiert und Anregungen für zukünftige Untersuchungen gegeben.
2. Mensch – Umwelt – Kindergarten
2.1 Ökologische Sichtweise
Charakteristisches Merkmal der ökologischen Sichtweise ist die Herstellung eines Bezugs zwischen dem Menschen und der konkreten Umwelt. Erleben und Verhalten von Menschen werden in Bezug auf die räumlich-materielle Gegebenheit der Umwelt hin analysiert. Dabei sind die Beziehung und der Austausch zwischen Mensch und Umwelt sowie die sozialisierenden Faktoren und deren Auswirkungen von hauptsächlichem Interesse. Dies bedingt nicht, dass soziale und kulturelle Einflussfaktoren ausgeklammert würden. Das wäre auch gar nicht möglich, weil physische, soziale und soziokulturelle Umwelt vielfältig miteinander verwoben sind. Es bedeutet jedoch, dass die physische Umwelt bei der Wirkungsanalyse ganz ausdrücklich einbezogen wird. Umwelt und Verhalten werden nicht als getrennte Komponenten angesehen, die unabhängig voneinander erforscht werden können. Die Beziehung zwischen Mensch und Umwelt wird darüber hinaus als zweiseitig aufgefasst: Der Mensch ist nicht nur passiver Reizempfänger, sondern aktiv tätig – auch im Hinblick auf Umweltgestaltung (Flade, 1998, S. 11).
Seit dem Ende der 60er Jahre ist die vorschulische institutionelle Förderung in den westlichen Industrieländern in den Blickpunkt des wissenschaftlichen Interesses gerückt. (Colberg-Schrader & Derschau, 1998, S. 335-336). Aber erst in den letzten Jahren sind vereinzelt Untersuchungen im Bereich der Kinderbetreuung und der Wirkung ihrer gebauten Umwelt durchgeführt worden (vgl. Birkner, 2004). Gerade Kinder erleben die Wechselbeziehung zwischen Mensch und Raum sehr intensiv. „Sie erfahren Räume ganzheitlich, d.h. mit ihrem ganzen Körper und all ihren Sinnen, und nehmen so die durch die räumliche Gestaltung vorgegebenen Möglichkeiten und Grenzen viel aktiver und umfassender wahr als Erwachsene" (Walden & Schmitz, 1999, S.11).
2.2 Kindergarten als Sozialisationsinstanz
Als öffentlich geplante Umwelt mit professionell organisierter Erziehungsleistung für drei- bis sechsjährige Kinder ist der Kindergarten in Deutschland zu einer weitgehend selbstverständlichen Sozialisationsinstanz geworden. Durch den Rückgang der Kinderzahlen in den Familien, den größeren Altersabstand zwischen den Geschwistern und das Fehlen von Spielkameraden in der Nachbarschaft, sind dauerhafte Spielgruppen in der Umgebung selten geworden (Hüttenmoser, 1996, S. 35-36). Angesicht dieses Wandels der Lebensverhältnisse von Kindern wird der Kindergarten zunehmend als Begegnungsort und Lebensraum gesehen. Im Kindergarten entstehen dauerhaft Spielgruppen, die für die Sozialisation von Kindern von grundlegender Bedeutung sind. „Der Kindergarten hat insofern heute seine sozialisierende Bedeutung vor allem als Ort, wo Kinder andere Kinder treffen und wo auch solchen Erfahrungen Raum gegeben werden muss, die sich früheren Generationen außerhalb der Aufsicht von Erwachsenen in der Geschwistergruppe, in der Nachbarschaft, auf der Straße erschlossen“ (Colberg-Schrader & Derschau, 1998, S. 342-343).
Ein Kindergarten in der Umgebung bietet den Kindern die Möglichkeit die Umwelt zu erschließen und soziale Kontakte zu pflegen (vgl. Mundt, 1980, Engelbert, 1986). Auch können sich Elternkontakte entwickeln – ein Aspekt der in der Zukunft an Bedeutung gewinnen wird, da soziale Netze durch die wachsende Differenzierung von Lebensbedingungen eher dünner werden. Eltern können sich außerfamiliäre Kontakte und neue Formen von sozialen Netzen aufbauen.
Vonseiten der Tageseinrichtungen können die Nachteile des organisierten und inszenierten Kinderlebens in den modernen Gesellschaften nur verringert werden, wenn Kindern Raum für selbstgestaltetes Kinderleben und unbeaufsichtigtes Kinderspiel geschaffen, die Tendenz zur Verschulung reduziert, die Einrichtung als Ort der Begegnung geöffnet, und in nachbarschaftliche Lebenszusammenhänge eingebunden wird (Neumann, 1998, S. 34).
In den frühen 70er Jahre wurde eine europaweite Reformdiskussion über den Bildungsauftrag von Vorschuleinrichtungen geführt. Als Gegenzug zu einseitig kognitiv ausgerichteten Förderprogrammen wurde der „Situationsansatz“ entwickelt, der lebensbezogene und reale Situation von Kindern und Familien in den Mittelpunkt der pädagogischen Arbeit stellt. Es soll den Kindern geholfen werden, mehr Autonomie und Kompetenz in Situationen zu erlangen, ihre Handlungsmöglichkeiten besser zu erkennen und sich selbständiger und sachkundiger verhalten zu können. (Oberhuemer & Ulich, 1997, S. 90).
2.3 Funktion von Kindergarten
Kindergärten haben eine Bildungs-, Erziehungs-, und Betreuungsfunktion. Die Gruppenräume sind meistens in verschiedene Bereiche aufgeteilt und das Material und die Möbel sind entsprechend ausgewählt, um vielseitige Lernprozesse zu ermöglichen. Es werden Spielaktivitäten die von der Eigeninitiative der Kinder ausgehen gefördert, genauso aber auch spezifische Inhalte durch eine Vielfalt von didaktischen-methodischen Lernformen vermittelt, die eine vielseitige und persönlichkeitsbildende Entwicklung der Kinder fördern sollen. Dazu gehören soziale, emotionale, kognitive, kreative, sprachliche, motorische und ethische Lernerfahrungen (Oberhuemer & Ulich, 1997, S. 89).
2.4 Die Bedeutung der Kommunikation im Vorschulalter
Zwischen zwei und drei Jahren haben Kinder die einfachsten Regeln des Dialogs und den Gebrauch der ersten Wörter entdeckt (Bruner, 1987). Im Kindergarten kommen Kinder mit Gleichaltrigen und anderen Erwachsenen Personen in Kontakt, mit denen sich neue sozial-interaktive Prozesse ergeben. Kinder beginnen sich für Kinder zu interessieren und treten im Spiel mit ihnen in einen verbalen Austausch. Um eine Beziehung mit anderen Kindern herstellen und aufrechterhalten zu können, müssen sie lernen, ihre kommunikativen Absichten unter Berücksichtigung der Bedürfnisse und Absichten anderer zu gestalten. Dies ist ein vielschichtiger Entwicklungsprozess der eng mit kognitiven, sozialen und sprachlichen Fähigkeiten verwoben ist. Die sprachliche Kommunikation von Vorschulkindern ist somit nicht nur Ausdruck der sprachlichen Entwicklung, sondern ein Merkmal der Gesamtentwicklung. „Das Spezielle im Gebrauch der Sprache liegt darin, dass diese ab dem dritten Lebensjahr eine wesentliche Rolle zur Unterstützung der weiteren kognitiven und sozialen Entwicklung einnimmt“ (Zollinger, 1995, S. 37). Durch die Sprache können Kinder ihr Wissen über Dinge, ihre Beziehungen und Gefühle zu anderen Kindern und erwachsenen Personen zum Ausdruck bringen. Auch können sie über Dinge sprechen, die nicht gegenwärtig sind, sie beginnen Fragen zu stellen, erkundigen sich nach abwesenden Personen und Gegenstände (Zollinger, 1995).
Durch die Interaktionen und Spielaktivitäten der Kinder und die gewünschte Eigeninitiative ist der Lärmpegel in den Innenräumen oft sehr hoch. Die pädagogische Form des offenen und selbstbestimmten Spielens stellt für die Entwicklung der Kinder einen wichtigen Prozess dar. Kinder zur absoluten Ruhe und Disziplin aufzufordern um den Lärmpegel zu senken wäre der falsche Weg. Vielmehr ist es notwendig, alle raumgestalterischen Möglichkeiten auszuschöpfen, damit negative Begleiteffekte dieser positiven Entwicklung minimiert werden. Für die Sprachentwicklung brauchen Kinder optimale Hörbedingungen. Es muss den Kindern die Möglichkeit geboten werden, ihre Lern- und Kommunikationserfahrungen in einer dafür geeigneten Umwelt zu machen.
Es bestehen jedoch erhebliche Forschungsdefizite bezüglich der Frage der Bedeutung und Ausgestaltung der frühen Peer-Interaktionen im Vorschulalter. Der bisherige Fokus in der Forschung lag vorrangig auf der Interaktion zwischen Kleinkindern und Mutter. Die untersuchten Fragestellungen behandelten meist Themen die auf die Beziehungen in der Familie selbst gerichtet waren. Es wurden zwar im Kindergarten Ansätze zur Gestaltung des Miteinanders von Kindern entwickelt, die Bedeutung der Beziehungen der Kinder untereinander ist bis heute jedoch nicht Gegenstand umfassender wissenschaftlicher Betrachtung (Colberg-Schrader & Derschau, 1998, S. 343).
2.5 Spiel und Entwicklung
Von verschiedenen Merkmalen des Symbol- und Rollenspiels wird angenommen, dass sie indirekt die sozial-kognitive Entwicklung beeinflussen. Das Spiel ist eine lebensnotwendige Aktivität des Kindes (Oerter, 1993, S. 13), der ein wechselseitiger Prozess darstellt. Denn durch das Spiel wird die Entwicklung von verschiedenen Fähigkeiten gefördert und diese Fähigkeiten sind wiederum Voraussetzung für weitere Entwicklungsschritte. Im Symbol- und Rollenspiel wird realen Gegenständen eine fiktive Bedeutung gegeben, welches ein erster Schritt zum abstrakten Denken darstellt (Wygotski, 1980, S. 438).
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- B.A. Sabine Kaspar (Autor), 2008, Auswirkungen der Architektur auf das Spiel - und Lernverhalten von Kindern im Kindergarten, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/120648
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