Wie lassen sich Kriege überhaupt erklären? Das ist die Frage, die sich all jene stellen, die glauben hinter dem „Warum“ von Gräueltaten, Mord und Raub eine Erklärung finden zu können. Man könnte diese Frage sehr schnell abtun und sagen, dass es sich nicht lohne, nach einem Ursprung zu fragen, wenn doch die Gegenwart, die Folgen des Krieges, so verehrend sind, dass selbst mit der besten Kriegerklärung nur leeres Kopfschütteln herrschen wird. Egal ob Kriege nun gerecht sind oder nicht, egal, ob ihr Ursprung vielleicht eine Rechtfertigung darstellen könnte, für all das, was da kommen möge, es bleibt ein Verbrechen an der Menschheit.
Selbst die kühnsten Machtstrategen werden feststellen müssen, dass der Wert eines geborenen Menschen, dem eines getöteten überwiegt, denn nicht das Ziel oder der Zweck des Mordes ist ausschlaggebend für die Bewertung, sondern das Ergebnis. In jedem Falle verliert der Mensch.
Darum soll diese Hausarbeit keine Rechtfertigung für jedwede Kriege darstellen. Es handelt sich nur um ein Gedankenexperiment. Es geht darum zu ergründen, ob Begriffe in etwa das entstehen lassen können, was man als Begründung kennt. Es geht darum den Grund, den Boden der Ursachen, zu erblicken, wie Kriege entstehen und ob es zur Natur des Menschen gehört oder äußere Einflüsse daran beteiligt waren und sind.
Die Geschichte der Menschheit nachzuzeichnen wird dabei unmöglich sein, jedoch wird sich in dieser Hausarbeit auf Thomas Hobbes, John Locke und Jean-Jacques Rousseau berufen werden, welche einen theoretischen Einstieg in die Anthropologie des Menschen liefern und mit ihren Konzepten einen Weg bereiten, der zumindest auf einige Aspekte der Frage, wie sich Kriege erklären lassen, eine Antwort bereit zu halten scheint.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Mögliche Kriegsmotive
3 Der Naturzustand
3.1 Thomas Hobbes
3.2 Fazit zu Hobbes
3.3 John Locke
3.4 Fazit zu Locke
3.5 Jean-Jacques Rousseau
3.6 Fazit zu Rousseau
4 Eigentum bei John Locke
4.1 Entstehung des Eigentums
4.2 Begrenzung des Eigentums
4.3 Die Entstehung des Geldes
4.4 Das Konfliktpotenzial des Eigentums
5 Zusammenfassung
6 Quellen
6.1 Primärliteratur
6.2 Sekundärliteratur
1 Einleitung
Wie lassen sich Kriege überhaupt erklären? Das ist die Frage, die sich all jene stellen, die glauben hinter dem „Warum“ von Gräueltaten, Mord und Raub eine Erklärung finden zu können. Man könnte diese Frage sehr schnell abtun und sagen, dass es sich nicht lohne, nach einem Ursprung zu fragen, wenn doch die Gegenwart, die Folgen des Krieges, so verehrend sind, dass selbst mit der besten Kriegerklärung nur leeres Kopfschütteln herrschen wird. Egal ob Kriege nun gerecht sind oder nicht, egal, ob ihr Ursprung vielleicht eine Rechtfertigung darstellen könnte, für all das, was da kommen möge, es bleibt ein Verbrechen an der Menschheit.
Selbst die kühnsten Machtstrategen werden feststellen müssen, dass der Wert eines geborenen Menschen, dem eines getöteten überwiegt, denn nicht das Ziel oder der Zweck des Mordes ist ausschlaggebend für die Bewertung, sondern das Ergebnis. In jedem Falle verliert der Mensch.
Darum soll diese Hausarbeit keine Rechtfertigung für jedwede Kriege darstellen. Es handelt sich nur um ein Gedankenexperiment. Es geht darum zu ergründen, ob Begriffe in etwa das entstehen lassen können, was man als Begründung kennt. Es geht darum den Grund, den Boden der Ursachen, zu erblicken, wie Kriege entstehen und ob es zur Natur des Menschen gehört oder äußere Einflüsse daran beteiligt waren und sind.
Die Geschichte der Menschheit nachzuzeichnen wird dabei unmöglich sein, jedoch wird sich in dieser Hausarbeit auf Thomas Hobbes, John Locke und Jean-Jacques Rousseau berufen werden, welche einen theoretischen Einstieg in die Anthropologie des Menschen liefern und mit ihren Konzepten einen Weg bereiten, der zumindest auf einige Aspekte der Frage, wie sich Kriege erklären lassen, eine Antwort bereit zu halten scheint.
2 Mögliche Kriegsmotive
Begibt man sich zum ersten Mal auf die Suche nach einer Antwort auf die Frage, wie sich Kriege erklären lassen, so führt einen der Weg, nachdem man meint ausreichend nachgedacht zu haben, dahin, dass man sich die Fakten aufzählt, die nach eigenem Ermessen zu Kriegen führen würden.
Vielleicht wird man zudem noch versuchen den Begriff Krieg zu definieren, wobei man allerdings schon an die ersten Grenzen stoßen wird. Sowohl Clausewitz, als auch die Arbeitsgemeinschaft Kriegsursachenforschung (AKUF) werden einem keine befriedigende Definition bieten können. Man wird sich wahrscheinlich einfach mit seinem eigenen Gefühl, was Kriege angeht, zufrieden geben und umreißt diesen beispielsweise grob als gewaltsam ausgetragenen Konflikt zwischen Menschengruppen.
Es folgt der Schluss, dass viele Kriege wegen wirtschaftlichen Interessen geführt werden, aber auch, dass politisches oder ideologisches Hegemoniestreben dafür verantwortlich seien. Ebenso expansives Machtstreben oder sogar die Ablenkung von innerpolitischen Missständen könnten mögliche Gründe dafür sein, dass Kriege entstehen.
Gibt man sich dann damit zufrieden, die Gründe für Kriege gefunden zu haben, wird man seinem Ziel, die Frage nach der Entstehung zu beantworten, weiter entfernt sein, als man es am Anfang war. Es sei denn man schaffe es zu erkennen, dass das vermeintliche Wissen in Wirklichkeit Unwissen ist, dann wäre es ein erster Schritt, denn alle diese Gründe, die sich durchaus als Motive für die Kriegsentstehung anführen lassen, entgehen einer entscheidenden Überlegung: jener nämlich, dass sie zwar Gründe für Kriege sein können, nicht aber dass sie hinreichend notwendige Bedingungen dafür sind!
Solche Interessenkonflikte, die mit hoher Wahrscheinlichkeit zu Auseinandersetzungen führen, können auch mit anderen Mittel geregelt werden, wobei Krieg nicht das erste Mittel der Wahl ist.
Eine Alternative wäre schlicht die zwischenmenschliche Kommunikation, also eine Art Aufklärung, die, wenn man dieses Prinzip auf Massen überträgt, bei ideologischen Konflikten zu Toleranz mahnen könnte. Oder man nehme die Möglichkeit wirtschaftliche Vorteile durch die Regeln des Marktes zu erlangen und nicht den Regeln des Schlachtfeldes.
Warum es aber trotzdem immer wieder zu Kriegen kommt und ob die Natur des Menschen, Konflikte stets mit Gewalt zu regeln, daran Schuld sein könnte, soll im Folgenden, in dieser Hausarbeit, erörtert werden.
Um jedoch die Entstehung von Kriegen beurteilen zu können, muss man ihnen in ihrer Wiege begegnen, um objektiv mögliche Gründe herauszuarbeiten. Daher stellt sich alsbald die Frage, ob es einen Zustand gibt, in dem wir Menschen ohne Krieg sind.
Der Frieden wäre hier die wahrscheinlich häufigste Antwort darauf, aber dieser ist für die Ergründung des Krieges eher ungeeignet. Frieden ist immer das abwesend-sein von Krieg, ohne Krieg kein Frieden und umgekehrt. Es muss also eine Zeit geben haben, in der es keinen Krieg gab, andernfalls müsste gesagt werden, dass es in der Natur des Menschen läge Krieg zu führen. Hat also der Mensch nicht per se die Schuld, so gibt es eine Zeit ohne Krieg, in der es auch den Menschen gibt. Theoretische Konzepte dafür gibt es zu Hauf. Als theologisches Beispiel wäre es der Garten Eden, in der Philosophie käme hingegen der Naturzustand in Frage. Da dieser Naturzustand für eine rationale Ergründung des Kriegsmotives, in seiner ersten Ausprägung, am geeignetsten scheint, wird sich fortan hier damit beschäftigt werden.
3 Der Naturzustand
Der Naturzustand wurde seit seiner Entstehung als theoretisches Konstrukt genutzt um bestimmte gesellschaftliche Zusammenhänge anthropologisch erklären zu können. Er galt in Opposition zum biblischen Erklärungsmodell als jenes, welches die Entwicklung des Menschen ohne Sündenfall darstellte. Um den Naturzustand nun in den Kontext des Krieges zu setzen, muss zunächst geklärt werden, welches Konzept des Naturzustandes dafür am geeignetsten scheint. Zunächst wird bei Hobbes Naturzustandskonzeption begonnen und dann über Locke hin zu Rousseau geprüft, welche Aspekte für die Frage nach der Entstehung der Kriege sinnvoll verwendet werden könnten.
3.1 Thomas Hobbes
Thomas Hobbes wurde 1588 in England geboren und veröffentlichte sein Hauptwerk Leviathan 1651, in welchem er auch, als einer der ersten, den Naturzustand konzipierte.
Für ihn sind im Naturzustand alle Menschen von Natur aus gleich. Allerdings herrscht für ihn „ausserhalb von Staatswesen […] immer ein Krieg eines jeden gegen jeden“[1].
>>DAS UNGEMACH SOLCH EINES KRIEGES Was immer die Folgeerscheinungen einer Zeit des Krieges sind, wo jeder jedem feind ist, sind daher gleichfalls Folgeerscheinungen einer Zeit, in der die Menschen ohne andere Sicherheit leben als die, mit der ihre eigene Kraft und ihre eigene Erfindungsgabe sie ausstatten. In solchem Zustand gibt es keinen Platz für Fleiß, denn seine Früchte sind ungewiß, und folglich keine Kultivierung des Bodens, keine Schiffahrt oder Nutzung der Waren, die auf denn Seeweg importiert werden mögen, kein zweckdienliches Bauen, keine Werkzeuge zur Bewegung von Dingen, deren Transport viel Kraft erfordert, keine Kenntnis über das Antlitz der Erde, keine Zeitrechnung, keine Künste, keine Bildung, keine Gesellschaft, und, was das allerschlimmste ist, es herrscht ständige Furcht und die Gefahr eines gewaltsamen Todes; und das Leben des Menschen ist einsam, armselig, widerwärtig, vertiert und kurz.<<[2]
Er beschreibt, dass die menschliche Natur aus Konkurrenz, Misstrauen und Ruhmsucht bestehe. Dieser Zustand, den er beschreibt, trägt also alle Zeichen eines Albtraumes der Menschen. Der Naturzustand ist also kein Zustand, der dem göttlichen Garten Eden gleich kommt, sondern es ist ein Zustand, indem wir Menschen unserer schlechten Natur am nächsten sind und dieser frönen. Es gibt, so Hobbes, keine natürlichen Herrschaftsverhältnisse wie bei Aristoteles. Es kann jeder jeden im Kampf um knappe Güter töten, aber es gibt auch solche Menschen, die Spaß am töten anderer haben, die gerne ihre Macht über die Ohnmächtigen erstrecken. Eins ist ihnen jedoch allen gemein, dass sie ein steter Drang nach immer mehr Macht treibt, welcher erst mit dem Tode endet.
Das einzige natürliche Recht, welches Hobbes diesem Naturzustand entnehmen kann, ist jenes, dass jeder Mensch alle Mittel einsetzen darf um, einzig und allein, sein eigenes Leben zu sichern.[3] Das sich daraus ergebende Naturgesetzt kommt demnach einer Verbotsregel gleich, die das eigene Leben sichern soll und von der Vernunft ermittelt wird.[4] Gleichsam ist es aber auch der Aufruf zum Krieg, wenn er das einzige Mittel ist um den Frieden wieder her zu stellen, denn Frieden ist das oberste Ziel und jedes Mittel zu seiner Erlangung ist gerade recht gewählt.[5]
Der Unterschied von Recht und Gesetz wird von Hobbes darin gesehen, dass das Recht eine Freiheit und das Gesetz eine Pflicht des Menschen darstelle.
Das Dilemma besteht nun darin, dass im Kriegszustand kaum eine Einigung möglich sein wird, glaubt man Hobbes Konzeption der menschlichen Natur. Denn nach seiner Auffassung müsse jener, der sich rücksichtslos verhalte, jener sein, der sich stets im Vorteil befinde. Veranschaulicht man dies mit dem Gefangenendilemma, so wird klar, dass jener der sich rücksichtlos gegen einen anderen verhält, im Vorteil oder aber auch ihm gleich gestellt sein kann, nicht aber im Nachteil, da dieser nur eintritt, wenn man sich nicht rücksichtslos verhält. Jemand, der sich also nicht an die natürlichen Gesetze hält ist im Vorteil. Allerdings relativiert dieses Prinzip sich sehr schnell, da der Kriegszustand Unsicherheiten mit sich bringt, die den Gewinn nicht zum Vorteil werden lassen.
[...]
[1] Leviathan S. 104
[2] Leviathan S.105
[3] vgl. ebd. S.107
[4] vgl. ebd. S.107f.
[5] vgl. ebd. S. 108
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- Steffen Bergmann (Autor), 2008, Wie lassen sich Kriege erklären?, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/120594
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