Die menschliche Verständigung ist geprägt durch die Prinzipien der Relevanz und Ökonomie: Wir bringen in der Regel nur das zum Ausdruck, was wir für notwendig halten, damit der Partner unsere Intentionen erfasst, und sagen ihm nur etwas, wovon wir annehmen, dass er es nicht sowieso schon weiß. Andererseits braucht der Gesprächspartner für das Verstehen stets bestimmte Teile seines stillen Wissens – wobei wir Gebrauch davon machen; uns darauf verlassen. So ist es nicht verwunderlich, dass ständig das „Problem“ auftritt, was wir denn ausdrücken müssen, was wir uns ersparen können, welches gemeinsame Wissen wir voraussetzen dürfen bzw. was wir aktivieren oder in Erinnerung bringen müssen?
Unser Verständnis einer Äußerung ist stets von dem bestimmt, was sich aus dem sprachlichen Ausdruck selbst ergibt und aus dem, was wir dem jeweiligen Kontext im weitesten entnehmen.3
Das „Problem“ wurde durch die Jahrhunderte unter dem Stichwort „Ellipse“ behandelt. Eine sprachliche Ellipse liegt grob gesprochen dann vor, wenn bestimmte Teile eines Satzes latent bleiben bzw. weggelassen werden, die zum Verstehen der Äußerung notwendig sind. Allerdings hat man – aus guten Gründen – diese Definition immer eingeschränkt, da nicht alles, was im gemeinsamen Wissen aktiviert werden muss und in der Äußerung bleibt, als Ellipse angesehen wurde.
Man orientiert(e) die Ellipse vielmehr an einem Vollständigkeitsbegriff – dem Ideal des expliziten Satzes, den wir im Verstehensprozess aktivierend rekonstruieren. Der Sprecher kann bei seiner Äußerung bestimmte Elemente weglassen, die der Hörer, sofern er die betreffende Sprache beherrscht, aus dem Kontext ergänzen kann. Im Mittelpunkt der Betrachtungen soll die Frage stehen, inwiefern und mittels welcher Art Satzglieder syntaktisch entbehrlich bzw. Gliedteile (=Wortarten) weggelassen (getilgt) werden können.
Jeweiliges soll durch Beispiele belegt und hinterfragt werden, wobei es vorab jedoch gilt eine Zusammenschau der verschiedenen Ellipse-Arten zu geben, um erwachsend daraus Anstoß nehmen zu können.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Arten der Ellipse und verwandte Phänomene
- Aufschriften und ähnliches
- Feste Ausdrücke
- Textsortenellipsen
- Lexikalische Ellipsen
- Adjazenzellipsen
- Koordinationsellipsen
- Kontextkontrollierte Ellipsen — Vorüberlegungen
- Typen und Beschränkungen der „coordination reduction"
- Besonderheit(en) des „gapping"
- Charakterisierung des „right node raising"
- Situationelle Ellipse
- Schlusswort
- Literaturangabe
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit dem Phänomen der Ellipse in der deutschen Sprache, insbesondere im Kontext der Satzstruktur und der Bedeutungskonstitution. Ziel ist es, verschiedene Arten von Ellipsen zu analysieren und ihre grammatischen und semantischen Eigenschaften zu erforschen. Die Arbeit untersucht, wie elliptische Äußerungen im Kontext interpretiert werden und welche Faktoren die Rekonstruktion des „Weggelassenen" ermöglichen.
- Arten der Ellipse und ihre Eigenschaften
- Kontextuelle und situationelle Ellipsen
- Syntaktische und semantische Beschränkungen von Ellipsen
- Die Rolle des „stillen Wissens" bei der Interpretation von Ellipsen
- Die Funktion von Ellipsen im Text und in der Kommunikation
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Grundzüge der Kommunikation und die Bedeutung des „stillen Wissens" für das Verstehen sprachlicher Äußerungen dar. Das Kapitel „Arten der Ellipse und verwandte Phänomene" gibt einen Überblick über verschiedene Erscheinungsformen von Ellipsen, die in der Literatur behandelt werden. Es werden Beispiele für Aufschriften, feste Ausdrücke, Textsortenellipsen, lexikalische Ellipsen, Adjazenzellipsen und Koordinationsellipsen vorgestellt.
Im Kapitel „Kontextkontrollierte Ellipsen — Vorüberlegungen" werden die verschiedenen Arten von Beschränkungen für kontextuelle Ellipsen erläutert, darunter syntaktische, semantische und stilistische Faktoren. Das Kapitel „Typen und Beschränkungen der „coordination reduction"“ beschäftigt sich mit der Reduktion von Wiederholungen in koordinierten Satzgliedern. Es werden die Vorwärts- und Rückwärtsellipse sowie die Regeln der „coordination reduction" anhand von Beispielen analysiert.
Das Kapitel „Besonderheit(en) des „gapping"“ behandelt die Auslassung des Verbs in Satzkoordinationen. Es werden verschiedene Fälle von „gapping" untersucht, darunter die Verbauslassung in Verb-Zweit-Sätzen, Fragen und Imperativen sowie in gesamtnegierten Sätzen.
Das Kapitel „Charakterisierung des „right node raising"“ beschreibt eine besondere Art von Ellipse, bei der identische Konstituenten am rechten Rand koordinierter Sätze getilgt werden. Es werden Beispiele für RNR-Ellipsen vorgestellt und ihre Eigenschaften erläutert.
Das Kapitel „Situationelle Ellipse" befasst sich mit kontextunabhängigen elliptischen Ausdrücken, die in der Situation interpretiert werden müssen. Es werden Beispiele für situationelle Ellipsen aus dem Alltag vorgestellt und ihre semantische Interpretation im Kontext erläutert.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Ellipse, die Satzstruktur, die Bedeutungskonstitution, das „stille Wissen", die Kommunikation, die Kontextualisierung, die Interpretation, die Reduktion, die Tilgung, die „coordination reduction", das „gapping", das „right node raising", die Vorwärts- und Rückwärtsellipse, die Textsortenellipsen, die lexikalischen Ellipsen, die Adjazenzellipsen und die situationellen Ellipsen.
- Quote paper
- Lukas Scholz (Author), 2002, Überblick zu sprachwissenschaftlichen Ellipsen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/12053
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