Der Begriff Expressionismus stammt vom lateinischen Wort expressio (Ausdruck) und bedeutet 'Ausdruckskunst'. Die Expressionisten lehnten sich gegen die Tradition des 19. Jahrhunderts auf, das schon lange kritisiert wurde, aber bisher nicht in einer solchen Schärfe . Auch Naturalisten, Neuromantiker und Impressionisten standen den damaligen Entwicklungen kritisch gegenüber, aber sie hatten sich eher leidend als polemisch verhalten. Die ablehnende Haltung gegenüber der Zeit wandelte sich bei den Expressionisten von Resignation zu einer ganz entschiedenen Verneinung. Sie kritisierten aktuelle zeitliche Entwicklungen wie zum Beispiel die Industrialisierung und Urbanisierung.
In expressionistischen Gedichten findet man dementsprechend den Bruch mit der Tradition neben der Beibehaltung traditioneller lyrischer Formen. Expressionisten wollten vor allem Gefühle darstellen und ihre Gedichte waren durch eine extrem subjektive Sprache, Ekstase und Pathos gekennzeichnet. Ein typisches Merkmal der Zeit sind eine große Metaphorik und Farbsymbolik. Häufig fanden auch hässliche oder schockierende Elemente ihren Platz, wie zum Beispiel in den Gedichten von Gottfried Benn oder Georg Heym. Manche Autoren machten Sprachexperimente, missachteten grammatische Regeln und verwendeten häufig Neologismen . Der Autor August Stramm zeichnete sich beispielsweise durch die völlige Missachtung der traditionellen lyrischen Formen, Grammatik und Sprache aus. Wichtige Expressionistische Themen waren die Großstadt, der Ich-Zerfall, der Weltuntergang, Tod, Verfall, Krankheit und der Krieg.
Im Folgenden wird erst auf das Thema des Krieges allgemein eingegangen. Nach einem Überblick über die geschichtlichen Entwicklungen der Zeit werden die Gefühle der Menschen genauer dargestellt. Danach folgt eine ausführliche Interpretation von drei repräsentativen Gedichten: „Der Krieg“ von Georg Heym, „Patrouille“ von August Stramm und „Grodek“ von Georg Trakl. Abschließend soll der Umgang der Autoren mit dem Motivkreis verglichen werden.
Inhaltsverzeichnis
1) Einleitung
2) Der Krieg im Expressionismus
3) Interpretationen
3.1) Der Krieg, Georg Heym
Interpretation
3.2) Patrouille, August Stramm
Interpretation
3.3) Georg Trakl, Grodek
Interpretation
4) Abschlussbetrachtungen
5) Literatur
1) Einleitung
Der Begriff Expressionismus stammt vom lateinischen Wort expressio (Ausdruck) und bedeutet 'Ausdruckskunst'. Die Expressionisten lehnten sich gegen die Tradition des 19. Jahrhunderts auf, das schon lange kritisiert wurde, aber bisher nicht in einer solchen Schärfe[1]. Auch Naturalisten, Neuromantiker und Impressionisten standen den damaligen Entwicklungen kritisch gegenüber, aber sie hatten sich eher leidend als polemisch verhalten. Die ablehnende Haltung gegenüber der Zeit wandelte sich bei den Expressionisten von Resignation zu einer ganz entschiedenen Verneinung. Sie kritisierten aktuelle zeitliche Entwicklungen wie zum Beispiel die Industrialisierung und Urbanisierung.
In expressionistischen Gedichten findet man dementsprechend den Bruch mit der Tradition neben der Beibehaltung traditioneller lyrischer Formen. Expressionisten wollten vor allem Gefühle darstellen und ihre Gedichte waren durch eine extrem subjektive Sprache, Ekstase und Pathos gekennzeichnet. Ein typisches Merkmal der Zeit sind eine große Metaphorik und Farbsymbolik. Häufig fanden auch hässliche oder schockierende Elemente ihren Platz, wie zum Beispiel in den Gedichten von Gottfried Benn oder Georg Heym. Manche Autoren machten Sprachexperimente, missachteten grammatische Regeln und verwendeten häufig Neologismen[2]. Der Autor August Stramm zeichnete sich beispielsweise durch die völlige Missachtung der traditionellen lyrischen Formen, Grammatik und Sprache aus. Wichtige Expressionistische Themen waren die Großstadt, der Ich-Zerfall, der Weltuntergang, Tod, Verfall, Krankheit und der Krieg.
Im Folgenden wird erst auf das Thema des Krieges allgemein eingegangen. Nach einem Überblick über die geschichtlichen Entwicklungen der Zeit werden die Gefühle der Menschen genauer dargestellt. Danach folgt eine ausführliche Interpretation von drei repräsentativen Gedichten: „Der Krieg“ von Georg Heym, „Patrouille“ von August Stramm und „Grodek“ von Georg Trakl. Abschließend soll der Umgang der Autoren mit dem Motivkreis verglichen werden.
2) Der Krieg im Expressionismus
Durch die historischen Entwicklungen gehört der Krieg zu einem der wichtigsten expressionistischen Themen. Unter Kaiser Wilhelm II. erlebte das deutsche Reich eine unruhige Zeit. Der Staat wurde zunehmend militarisiert, was sich an Uniformen, Militärparaden und der Verherrlichung der deutschen Nation zeigte. Innenpolitische und soziale Probleme wurden weitgehend vernachlässigt, während die deutsche Außenpolitik recht turbulent geführt wurde. Im europäischen Konkurrenzkampf um die noch freien Gebiete der Welt griff auch das Deutsche Reich ein, um sich Kolonien zu sichern. Dieser Imperialismus führte zum Wettrüsten der Großmächte in Europa. Nach der Abkehr von Bismarcks Bündnispolitik kam es zu einer Destabilisierung des europäischen Kräftegleichgewichts. Das Deutsche Reich mischte sich auch in mehrere Krisen ein, wie in die Marokkokrisen 1905/06 und 1911 und in die Balkankriege 1912 und 1913. Die wichtigsten Staaten Europas hatten also politische Auseinandersetzungen und wirtschaftliche Spannungen und der Krieg lag überall atmosphärisch in der Luft[3].
Viele Menschen hatten schon vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs schlimme Vorahnungen und das Gefühl, einem Abgrund entgegen zu laufen. Nietzsche und andere hatten vor einer europäischen Krise gewarnt[4]. Die Wiederentdeckung des Halleyschen Kometen, der sich 1910 wie alle 66 Jahre der Erde näherte, war ein weiterer Grund für die düstere Untergangsstimmung, weil viele einen Zusammenstoß mit der Erde befürchteten. Die Befürchtungen der Menschen schlugen sich schon 1911 in einigen expressionistischen Gedichten nieder, die bereits das Thema des Krieges behandelten, zum Beispiel in Georg Heyms Gedicht „Der Krieg“ (1911) und in Jakob van Hoddis` berühmten „Weltende“ (1911).
Die Annahme, in einer apokalyptischen Zeit zu stehen, verband sich häufig mit der Vorstellung und der Hoffnung, dass ein kommender Krieg die kritisierte Gesellschaft vernichtet, damit sie erneuert werden könnte[5]. Aus Heyms Gedicht „Der Krieg“ geht hervor, dass die Expressionisten den Krieg visionär herbei redeten oder vor ihm warnten. Der Krieg wurde jedoch nicht vorausgesehen, sondern ist nach Große als Metapher zu verstehen, die für Veränderung und Aufbruch zu etwas Neuem steht[6].
1914 herrschte zu Beginn des Krieges eine kollektive Euphorie vor, auch unter den Expressionisten. Der Kriegsausbruch wurde nicht nur in Deutschland begeistert gefeiert[7]. Die meisten Dichter, die in den Krieg zogen, betrachteten ihn als die einzige Möglichkeit zur Veränderung der Welt und des Menschen. In den Gedichten vor 1914 findet man dementsprechend teilweise eine gewisse Kriegsfaszination[8]. Der Krieg wurde auf zwei Arten beschrieben: als Purgatorium[9], wie in Heyms „Der Krieg“ oder in Georg Trakls „Grodek“ und als Aufbruchsmetapher wie in Ernst Stadlers „Der Aufbruch“[10].
Viele Expressionisten, die teils begeistert in den Krieg gezogen waren, fielen in den ersten Monaten, wie Alfred Lichtenstein, Ernst Stadler, Ernst Wilhelm Lotz und August Stramm, während sich Georg Trakl nach der Schlacht bei Grodek das Leben nahm[11]. Die Kriegsschauplätze lagen besonders im Osten und Westen Deutschlands, die Fronten erstarrten schnell und es kam zu Stellungskriegen. Vor allem im Westen wurden grausame Materialschlachten ausgetragen, viele Millionen Menschen starben. Die Kriegseuphorie wandelte sich in einen schrecklichen Kampf ums Überleben, der unter schlimmsten Bedingungen geführt wurde. Durch die grausame Realität schlug die Begeisterung der Menschen schnell in Angst und Schrecken um, was in eine Orientierungslosigkeit mündete[12]. Viele Expressionisten kamen aus dem Krieg als Pazifisten zurück und einige nahmen danach aktiv an der Novemberrevolution teil[13].
3) Interpretationen
3.1) Der Krieg, Georg Heym
Aufgestanden ist er, welcher lange schlief,
Aufgestanden unten aus Gewölben tief.
In der Dämmrung steht er, groß und unerkannt,
Und den Mond zerdrückt er in der schwarzen Hand.
In den Abendlärm der Städte fällt es weit,
Frost und Schatten einer fremden Dunkelheit,
Und der Märkte runder Wirbel stockt zu Eis.
Es wird still. Sie sehn sich um. Und keiner weiß.
In den Gassen faßt es ihre Schulter leicht.
Eine Frage. Keine Antwort. Ein Gesicht erbleicht.
In der Ferne wimmert ein Geläute dünn
Und die Bärte zittern um ihr spitzes Kinn.
Auf den Bergen hebt er schon zu tanzen an
Und er schreit: Ihr Krieger alle, auf und an.
Und es schallet, wenn das schwarze Haupt er schwenkt,
Drum von tausend Schädeln laute Kette hängt.
Einem Turm gleich tritt er aus die letzte Glut,
Wo der Tag flieht, sind die Ströme schon voll Blut.
Zahllos sind die Leichen schon im Schilf gestreckt,
Von des Todes starken Vögeln weiß bedeckt.
Über runder Mauern blauem Flammenschwall
Steht er, über schwarzer Gassen Waffenschall.
Über Toren, wo die Wächter liegen quer,
Über Brücken, die von Bergen Toter schwer.
In der Nacht er jagt das Feuer querfeldein
einen roten Hund mit wilder Mäuler Schrein.
Aus dem Dunkel springt der Nächte schwarze Welt,
Von Vulkanen furchtbar ist ihr Rand erhellt.
Und mit tausend roten Zipfelmützen weit
Sind die finstren Ebnen flackend überstreut,
Und was unten auf den Straßen wimmelt hin und her,
Fegt er in die Feuerhaufen, daß die Flamme brenne mehr.
Und die Flammen fressen brennend Wald um Wald,
Gelbe Fledermäuse zackig in das Laub gekrallt.
Seine Stange haut er wie ein Köhlerknecht
In die Bäume, daß das Feuer brause recht.
Eine große Stadt versank in gelbem Rauch,
Warf sich lautlos in des Abgrunds Bauch.
Aber riesig über glühnden Trümmern steht
Der in wilde Himmel dreimal seine Fackel dreht,
Über sturmzerfetzter Wolken Widerschein,
In des toten Dunkels kalte Wüstenein,
Dass er mit dem Brande weit die Nacht verdorr,
Pech und Feuer träufet unten auf Gomorrh.
Interpretation
Das Gedicht „Der Krieg“ von Georg Heym stammt aus dem Jahr 1911 und setzt sich drei Jahre vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges mit dem Thema des Krieges auseinander. Georg Heym, der schon 1912 im Alter von 24 Jahren bei einem Unfall ums Leben kam, hat die Schrecken des Krieges im Gegensatz zu seinen Altersgenossen nicht mehr erlebt[14].
Heym stellt in diesem Gedicht den Krieg als personifiziertes schwarzes Monster dar und schildert die Situation vor dem Krieg, die Kriegsbegeisterung der Menschen, die beim Ausbruch des Krieges in Ungewissheit und Angst umschlägt. Anschließend geht er auf die grausamen Folgen eines Krieges ein, die in der totalen Vernichtung enden. Man kann drei Sinnabschnitte ausmachen: Die ersten 4 Strophen stellen die Kriegsvorbereitungen dar, Strophe 5 bis 9 schildern Zerstörungsvorgänge des Kriegs und die letzten beiden Strophen zeigen ein Bild der Verwüstung.
[...]
[1] Vgl. Martini: 1948: 21.
[2] Wortneuschöpfungen.
[3] Vgl. Vietta, 1976: 117.
[4] Vgl. Martini: 1948: 28.
[5] Vgl. Bekes, 1991: 68.
[6] Vgl. Große: 1988: 48.
[7] Vgl. Vietta, 1976: 118.
[8] Vgl. ebd.: 117-118.
[9] Fegefeuer.
[10] Vgl. Große, 1988: 44-48.
[11] Vgl. Vietta, 1976: 118-119.
[12] Vgl. ebd.: 118.
[13] Vgl. Große, 1988: 48.
[14] Vgl. Große, 1988: 45.
- Citar trabajo
- Angelina Kalden (Autor), 2008, Der Krieg in der Lyrik des Expressionismus, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/120431
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