Einleitung
Das Fernsehen ist in unserer medienkommunikativen Gesellschaft ein ungemein entscheidener Machtfaktor. Es ist das wichtigste und somit mächtigste Medium: „Das Fernsehen ist – trotz der umfangreicheren Radionutzung und der gewachsenen Bedeutung des Internets- noch immer das Leitmedium der gesellschaftlichen Kommunikation.“
Der in diesem Zusammenhang vom Grundgesetz ausgehende Schutz der Konsumenten durch die Rundfunkstaatsverträge hat in Deutschland, seit dem 1984 eingeführten dualen Rundfunksystem eine heftig diskutierte Rundfunkmedienlandschaft geschaffen, in der Kultur immer auch im Zusammenhang mit den sogenannten Zuschauer- Quoten diskutiert wird. Der immer währende Streit zwischen beiden „Lagern“ bezieht sich auf den Umgang der öffentlichen Rundfunkgelder, durch die das öffentlich- rechtliche Rundfunksystem finanziert wird. Vor allem die Kultur muss sich immer wieder mit den hohen Kosten und deren Legitimierung auseinandersetzen. Die Frage: „Lohnt sich Kultur?“ spezifiziert Uwe Kammann so: „Es ist, letzten Endes, die Frage nach dem Sinn und der Relevanz von Hochkultur (ungeachtet heutiger Spreizungen des Kulturbegriffs).“
ARTE ist als expliziter Kultursender prädestiniert, Kultur im Fernsehen zu repräsentieren und ist somit auch geeignet, die damit verbundenen Probleme und Chancen aufzuzeigen. Das es im Fall des supranationalen Fernsehkultursenders ARTE letztlich doch um mehr geht als um die oben formulierte Frage nach dem Sinn von Hochkultur, werde ich in der folgenden Arbeit versuchen zu erläutern. ARTE ist nämlich von großer politischer Bedeutung, insbesondere für die Europäische Union: erfolgreiche (Völker)- Integration(spolitik) und ein gemeinschaftliches Kulturverständnis bedingen sich gegenseitig. ARTE ist der Versuch über die Thematisierung der europäischen Kulturvielfalt ein übernationales europäisches Kulturverständnis (im Sendegebiet) zu schaffen. Meine Vermutung, dass in diesem Zusammenhang der außenpolitische französisch- deutsche Blick auf Europa und die Welt sich im Programm von ARTE wiederfindet, werde ich am Ende meiner Arbeit in einer (kleinen) Analyse des Fernsehprogramms von ARTE versuchen zu bestätigen.
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Inhaltsverzeichnis
Einleitung
1. ARTE- ein politisches Kind
2. Arte, seit 1992
2.1. Kulturkarambolage
2.2. ARTE- eine kleine Bilanz
3. ARTE- deutsch französische Europa-, Kultur- Politik
3.1 Der Zusammenhang zwischen kommunikativen Systemen und gesellschaftspolitischen Integrationsprozessen
3.2 Staatsnähe
4. Analyse
4.1 Kommentar zur Analyse
Fazit
Quellenverzeichnis
Einleitung
Das Fernsehen ist in unserer medienkommunikativen Gesellschaft ein ungemein entscheidener Machtfaktor. Es ist das wichtigste und somit mächtigste Medium: „Das Fernsehen ist – trotz der umfangreicheren Radionutzung und der gewachsenen Bedeutung des Internets- noch immer das Leitmedium der gesellschaftlichen Kommunikation.“ [1]
Der in diesem Zusammenhang vom Grundgesetz ausgehende Schutz der Konsumenten durch die Rundfunkstaatsverträge hat in Deutschland, seit dem 1984 eingeführten dualen Rundfunksystem eine heftig diskutierte Rundfunkmedienlandschaft geschaffen, in der Kultur immer auch im Zusammenhang mit den sogenannten Zuschauer- Quoten diskutiert wird. Der immer währende Streit zwischen beiden „Lagern“ bezieht sich auf den Umgang der öffentlichen Rundfunkgelder, durch die das öffentlich- rechtliche Rundfunksystem finanziert wird. Vor allem die Kultur muss sich immer wieder mit den hohen Kosten und deren Legitimierung auseinandersetzen. Die Frage: „Lohnt sich Kultur?“ spezifiziert Uwe Kammann so: „Es ist, letzten Endes, die Frage nach dem Sinn und der Relevanz von Hochkultur (ungeachtet heutiger Spreizungen des Kulturbegriffs).“ [2]
ARTE ist als expliziter Kultursender prädestiniert, Kultur im Fernsehen zu repräsentieren und ist somit auch geeignet, die damit verbundenen Probleme und Chancen aufzuzeigen. Das es im Fall des supranationalen Fernsehkultursenders ARTE letztlich doch um mehr geht als um die oben formulierte Frage nach dem Sinn von Hochkultur, werde ich in der folgenden Arbeit versuchen zu erläutern. ARTE ist nämlich von großer politischer Bedeutung, insbesondere für die Europäische Union: erfolgreiche (Völker)- Integration(spolitik) und ein gemeinschaftliches Kulturverständnis bedingen sich gegenseitig. ARTE ist der Versuch über die Thematisierung der europäischen Kulturvielfalt ein übernationales europäisches Kulturverständnis (im Sendegebiet) zu schaffen. Meine Vermutung, dass in diesem Zusammenhang der außenpolitische französisch- deutsche Blick auf Europa und die Welt sich im Programm von ARTE wiederfindet, werde ich am Ende meiner Arbeit in einer (kleinen) Analyse des Fernsehprogramms von ARTE versuchen zu bestätigen.
1. ARTE- ein politisches Kind
Die dritten Programme des öffentlich- rechtlichen Fernsehens waren ursprünglich als Bildungs- und Kulturprogramme entwickelt worden. Sie entwickelten sich dann in den siebziger und achtziger Jahren weitgehend zu Vollprogrammen mit spezifischen Schwerpunkten. [3] Dass ARTE mit einer großen Konkurrenz auf dem deutschen Fernsehlandschaft zu kämpfen hat liegt unter anderem an diesen „Kulturwurzeln“ der dritten Programme. Betrachtet man sich die dritten Programme etwas genauer, so wird ihr regionaler Charakter im Vergleich zu ARTE offensichtlich. Die dritten Programme bilden im Prinzip das Kultur- Gegenstück zu ARTE. Sie thematisieren regionale Kultur, ARTE europäische.
Einen europäischen Kulturfernsehkanal zusätzlich zu den regional aktiven dritten ins Leben zu rufen, verfolgt die Politik, seit es die technischen Möglichkeiten für ein solches Projekt gibt. Das ZDF hatte bereits1981 detaillierte Pläne für ein europäisch orientiertes Kulturprogramm. Am 1.12.84 war es dann soweit und der Fernsehkanal 3Sat startete als ein gemeinsam produziertes Sprachraumprogramm und „Komplementärprogramm mit kultureller Schwerpunktsetzung“ von ZDF (Deutschland) ORF (Österreich) SRG (Schweiz). Seit 1.12.93 ist die ARD zusätzliches Mitglied von 3 Sat. [4]
3Sat ist als positives Beispiel unter vielen Misserfolgen zu sehen. Als unüberwindbare Hürde stellte sich die, für 3Sat als Sprachraumprogramm nicht relevante, Sprachbarriere und die damit zusammenhängenden Kosten der Übersetzung und Untertitelung heraus. So wurde beispielsweise das 1985 gegründete Europa TV Nach 14 Monaten wieder eingestellt: Finanzierungsschwierigkeiten und hohe Kosten der verschiedenen Sprachfassungen waren der Grund. Der vielleicht schwerwiegendste Grund für das scheitern von Europa TV war, dass weder Frankreich noch Großbritannien sich dem Projekt anschlossen. [5] Es war offensichtlich, dass die Finanzierung eines Fernsehkanals über einen Sprachraum hinaus zumindest zwei finanzstarke Länder brauchte.
2. Arte, seit 1992
Deutschland und Frankreich schickten sich an, genau diese zwei Partnerländer zu sein. In einem Memorandum am 31.10.1988 sprachen sich die Länder der Bundesrepublik Deutschland für einen deutsch- französischen Fernsehkulturkanal als Keimzelle eines europäischen Fernsehkulturkanals aus. [6]
Am 30 Mai 1992 begann der deutsch französische Kultursender ARTE mit seinem Programm. ARTE war anfangs auch als ein Wirtschaftsprojekt geplant: „Die Gründung des EKK [EKK steht für Europäischer Kultur Kanal, ist gleichbedeutend mit ARTE] war neben dem Anliegen, die kulturelle und politische Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Frankreich zu fördern, auch technopolitisch motiviert.“ [7] ARTE war Teil einer deutsch- französischen Kooperation auf dem Gebiet der Satellitentechnologie und gleichzeitig sollte die europäische Fernsehnorm D2 MAC gefördert werden. Anders als der Fernsehsender an sich, der aufgrund seiner bilingualen Form ein weltweit einmaliges Experiment war, blieben beide technopolitischen Projekte, Sattelitentechnologie und die Fernsehnorm, teure Misserfolge.
2.1. Kulturkarambolage
Der deutsche Begriff „Kultur“ ist nicht die wirkliche Übersetzung des französischen „culture“. Die Bedeutung des deutschen Kulturbegriffs im weiten Sinne, der nicht nur Kunst und Kunstwerk sondern auch die soziale Komponente und somit die „Gesamtheit von Lebensäußerung“ [8] bezeichnet, entspricht dem französischen Wort „civilisation“. Dieser „Zentralbegriff im französischen Denken“ [9] (gemeint ist „civilisation“) bleibt aber stark national bezogen.
Aus diesen verschiedenen Auslegungen des Kulturbegriffs resultieren verschiedene Auffassungen von „Medienkultur“- Definitionen und verschiedene Formen eines gesellschaftlichen Auftrags an den (öffentlich rechtlichen) Rundfunk. In Deutschland sorgen die öffentlich rechtlichen Rundfunksysteme für eine sogenannte „Grundversorgung“. Es verpflichtet sich, dem Bürger Meinungsvielfalt und Grundinformationen zu bieten: staatsunabhängig, nicht kommerziell, gemeinwohlverpflichtet. Es gilt das „Gebot des Binnen- und Außenpluralismus.“ [10]
In Frankreich verhält es sich folgendermaßen: „Eingebettet in ein kompliziertes System medienrechtlich fixierter Quotierungen der Herkunft von audivisuellen (und auch auditiven) Programmen, das als Kultur- und medienpolitisches Instrument zum Schutz und zur Pflege der französischen Sprache sowie als Abwehrmechanismus gegen konkurrierende US- Amerikanisierung der Rundfunkprogramme dient, spielt der französische Rundfunk und besonders das Fernsehen die Rolle eines Promoters der nationalen Kultur- bzw. Medienindustrie Frankreichs (cf. Auch Machill 1997b) . Die Verquickung von Fernsehen und nationaler Kultur- bzw. Medienindustrie (...) soll die „creation audio- et televisuelle“ subventionieren und alimentieren sowie die elektronischen Massenmedien in den Dienst der auswärtigen Kulturpolitik stellen (cf. Gräßle 1995:26-29).“ [11]
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[1] Knut Hickethier „Einführung in die Medienwissenschaft Medienkultur“ Stuttgart/Weimar 2003
Kap. 15, S.1.
[2] Uwe Kammann „Ausnahme culturelle- 10 Jahre ARTE und die Folgen: Was nun?“ in
epd medien Nr 41/42 1.6.2002, S.7.
[3] Vgl. K. Hickethier a.a.O. Kap.15.3., S.7.
[4] Dieter Schmid „Der Europäische Fernsehkulturkanal ARTE- Idee und Rechtsgestalt nach deutschem und europäischem Recht“ 1997 Berlin, S.53ff.
[5] Dieter Schmid a.a.O., S. 60,61.
[6] Vgl. Dieter Schmid a.a.O., S.62.
[7] Vgl. Dieter Schmid a.a.O., S.46.
[8] Oliver Hahn „Arte- der europäische Kulturkanal: eine Fernsehsprache in vielen Sprachen“ 1997 München, S.299.
[9] Gloker (1967:33) zitiert bei Oliver Hahn a.a.O. S.299.
[10] Oliver Hahn a.a.O., S.301.
[11] Oliver Hahn a.a.O., S.300.
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